Die Low-Level SWC
Die Low-Level Significant Weather Chart (Low-Level SWC) ist eine Vorhersagekarte, die dem Luftverkehr dient. Sie soll es den Pilot:innen erleichtern ihre Flüge zu planen. Die Karte erstreckt sich dabei von den Britischen Inseln bis zum Balkan und von Nordspanien bis zum Baltikum. Auf der Karte sind die Wetterverhältnisse im Luftraum zwischen dem Boden und FL245 (Flightlevel 245; englisch für Flugfläche 245; in ca. 7 km Höhe) für einen bestimmten Zeitraum abgebildet. Von Relevanz für den Flugbetrieb sind dabei signifikante Wettererscheinungen wie beispielsweise Schnee, Regen, Gewitter usw., Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete sowie Fronten samt ihren Zugrichtungen. Weiterhin wichtig ist die Lage der Vereisungs-, Starkwind- und Turbulenzgebiete. Außerdem stecken in der Karte Informationen zur Lage der Nullgradgrenze, den Sichtverhältnissen, der signifikanten Bewölkung sowie Warnungen zur Ausbreitung von radioaktivem Material oder auch Angaben zu Vulkanaktivitäten. Die Veröffentlichung der Low-Level SWC erfolgt alle vier Stunden und damit sechs Mal am Tag. Es gibt dabei eine aktuell gültige Karte sowie einen Outlook (Vorhersage). Erstellt werden die Karten von den Flugwetterberater:innen der Flugwetterzentrale in Frankfurt und einmal am Tag auch in Hamburg. Gibt es eine signifikante Änderung der Prognose, so muss die aktuell gültige Karte korrigiert beziehungsweise berichtigt werden. Widmen wir uns nun ein paar Parametern der Low-Level SWC.
Zuallererst sind die Wettergebiete von Interesse, die durch grüne Wellenlinien in den Karten gekennzeichnet sind. Sie beinhalten Angaben zu signifikantem Wetter, der Sichtweite, Wolkenunter- und obergrenzen und dem Auftreten von signifikanten Wolkenarten. Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, um diese Wettergebiete in die Karte einzuzeichnen. Außerdem kann unterschieden werden zwischen den Grundbedingungen im betrachteten Gebiet und Abweichungen, die nur in einem bestimmten Teilgebiet auftreten. Gebiete, in denen Vereisung erwartet wird, werden mit einer roten strich-punktierten Linie gekennzeichnet. Es sind dann Informationen enthalten, wie stark die Vereisung sein wird und in welchem Höhenbereich es zur Vereisung kommt. Ähnlich verhält es sich mit den Turbulenzgebieten. Sie werden mit einer blau-gestrichelten Linie abgegrenzt. In diesen Gebieten gibt es Informationen zur Intensität der Turbulenz und zum Höhenbereich. Die Angaben zur Turbulenz beinhalten Wolkenturbulenz (außer bei Konvektion), Low-Level Turbulenz und Clear Air Turbulenz (Turbulenz bei klarer Luft). Sowohl bei der Vereisung als auch bei der Turbulenz gilt, dass mindestens eine mäßige Intensität erreicht werden muss, damit die Gebiete in der Karte erfasst werden. Des Weiteren wird die Nullgradgrenze in Hektofuß über Normalnull angegeben. Liegt die Nullgradgrenze am Boden, so wird SFC (engl. Abkürzung für surface, was Boden bedeutet) als Untergrenze verwendet. Es kann durchaus sein, dass es beispielsweise im Winter bei einer aufziehenden Warmfront mehrere Nullgradgrenzen gibt. Dann werden die höchste Nullgradgrenze sowie die signifikanten negativen Temperaturbereiche darunter angegeben. Auch das Windmaximum (im Normalfall der Jetstream) ist auf der Karte abgebildet und zwar als dick ausgezogene Linie mit Richtungspfeil. Es sind auf der Linie dann die Maximalgeschwindigkeit als Windpfeil sowie die Höhe des Windmaximums in Flightlevel angegeben. Eine Darstellung des Pfeils erfolgt erst ab einer Windgeschwindigkeit von mindestens 80 Knoten (etwa 148 km/h). Dies waren nun nur einige der wichtigsten Parameter, die auf der Low-Level SWC abgebildet werden. Sie sehen also, dass so eine Karte durchaus sehr komplex aufgebaut ist und sehr viele Informationen beinhaltet. Es erfordert also ein umfangreiches meteorologisches Sachverständnis auf Basis der Flugwetterberatung sowie eine sehr gute dreidimensionale Datenlage.
Eine solche Low-Level SWC wird dabei nicht nur in Deutschland erstellt, sondern es gibt beispielsweise auch eine spezifische Low-Level SWC für den Alpenraum, eine SWC für ganz Europa, die in London erstellt wird, eine SWC für Europa und den Nordatlantik, die in Washington angefertigt usw. Die Prognosekarten bilden dabei neben verschiedenen Regionen auch jeweils unterschiedliche Höhenbereich ab.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.11.2021
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