Das tagelang in vielen Regionen vorherrschende trockene Wetter wird bis zum Wochenende durch ein vor allem in höheren Atmosphärenschichten ausgeprägtes Tief zum Teil beendet. Dieses Höhentief sorgt für Schauer und Gewitter insbesondere in der Osthälfte und bringt stellenweise viel Nass von oben. Der Westen bekommt es durch zunehmenden Tiefdruckeinfluss in der kommenden Woche ebenfalls mit Regengüssen zu tun. Bei starken Wasserschwällen von oben könnte man auf die Idee kommen, Wasser zu sparen und angesichts der Wärme (oder Hitze) draußen zu duschen oder sich einfach nur durch die Regentropfen abzukühlen. Stellt sich die Frage, welche Temperatur das herunterfallende Wasser hat?
Dafür betrachten wir zunächst die Wolken, aus denen die Regentropfen zur Erde fallen. Pro 100 m nimmt die Temperatur mit der Höhe um etwa 0,65 Grad ab, womit es in den Wolken kälter ist als am Boden. Fallen die Regentropfen nun kalt zur Erde, nehmen sie aufgrund ihrer geringen Größe (und im geringen Maße auch durch die Form, Fallgeschwindigkeit, et cetera) aber rasch die Temperatur der Umgebungsluft an.
Auf dem Weg zum Boden kommt es jedoch auch zur Verdunstung eines kleinen Teils des Regentropfens, da die Umgebungsluft ja meist trockener ist als der Regentropfen. Die Verdunstung entzieht dem Tropfen Wärme, sodass die Temperatur letztlich doch unter der Umgebungstemperatur liegen wird. Der Effekt ist umso größer, je trockener die Umgebungsluft ist, weil dann mehr verdunsten kann. In sehr trockener Umgebung kann sogar der komplette Regen noch in der Luft verdunsten und kommt dadurch gar nicht erst am Boden an.
Den Effekt der Verdunstungsabkühlung kann man übrigens spüren, wenn man aus einem Schwimmbecken oder Badesee kommt und der Wind (falls vorhanden) das Wasser auf der Haut verdunsten lässt. Das fühlt sich dann kalt an.
Schätzungen zufolge liegt die Temperatur des Regens in einem Sommergewitter anfangs durchaus bei 18 bis 19 Grad, ansonsten ist der Regen in dieser Jahreszeit um einiges kälter.
In den Zwischenjahreszeiten werden wohl kaum 10 Grad erreicht.
Im Winter können die Regentropfen sogar eine Temperatur von unter 0 Grad haben, wenn sie beim Herunterfallen durch Schichten mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt fallen und keine Gefrierkerne vorhanden sind. Die unterkühlten Wassertropfen gefrieren dann allerdings schlagartig am Boden oder an Gegenständen, weil diese wie Gefrierkerne (Kontaktgefrieren) wirken. Aber wer duscht schon im Winter draußen, wenn selbst der Sommerregen nur was für Hartgesottene ist?
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.06.2023
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