Ein kurzer Blick auf ein Forschungsprojekt
Forschungsprojekte sind die Grundlage aller Weiterentwicklung in einem Fachgebiet und die Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Forschungsrichtungen zum Verständnis des “Großen-Ganzen” heutzutage unverzichtbar – einen Beitrag dazu soll die Messkampage “Swabian MOSES” leisten, die heute kurz vorgestellt wird.
Das aktuelle Wetter bietet durchaus Spannung: Wo und wann treten Schauer und Gewitter auf und wo fallen diese dann vor allem in Bezug auf den Parameter Starkregen unwetterartig oder gar extrem aus? Allerdings ist das schon seit Tagen so und wurde an dieser Stelle schon aus dem einen oder anderen Blickwinkel beleuchtet. Daher bleiben wir zwar im heutigen Thema des Tages durchaus im Bereich von Gewittern, Blitzen, Starkregen und Hagel, wir blicken aber zumindest ein wenig auf ein sehr interessantes Forschungsprojekt namens “Swabian MOSES”, das auch noch eine Vielzahl weiterer, nicht oder zumindest nicht unmittelbar meteorologischer Aspekte untersuchen soll.
In der Anfang Mai herausgegebenen Pressemitteilung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) heißt es: “Extreme Wetterereignisse wie starke Gewitter, Hagel oder Hitzeperioden haben in den letzten Jahren auch in Deutschland zugenommen und verursachen teils große wirtschaftliche und infrastrukturelle Schäden. Die komplexen physikalischen Prozesse, die beim Entstehen dieser Wetterereignisse ablaufen, untersucht die Helmholtz-Initiative MOSES, an der auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt ist. Ziel der nun startenden und vom KIT koordinierten Messkampagne “Swabian MOSES” ist es, die Ursachen, Auswirkungen und Wechselwirkungen hydro-meteorologischer Extreme ganzheitlich zu untersuchen. Im Untersuchungsgebiet in Baden-Württemberg treten sowohl Gewitter als auch Hitze- und Dürreperioden häufig auf.”
Das Untersuchungsgebiet umfasst Teile der Schwäbischen Alb, des Neckartals und die sogenannte Filderebene südlich von Stuttgart. Die Messkampagne wird mit einem mobilen und modular aufgesetzten Beobachtungssystem namens MOSES (Modular Observation Solutions for Earth Systems) realisiert und umfasst verschiedenste Messinstrumente. Die “schwäbische” Messkampagne “Swabian MOSES” findet also im Südwesten Deutschlands statt -streng genommen auch in Teilen Württembergs- und konzentriert sich zum einen auf die in der Region relativ häufig auftretenden und teils auch sehr kräftig ausfallenden Gewitter mit Starkregen und Hagel, zum anderen auf die Untersuchung von Hitzewellen und Dürren. Die teils hochkomplexen Messgeräte, zum Beispiel auch mobile Radargeräte zur Niederschlagserfassung, wurden an verschiedenen Standorten aufgestellt. Des Weiteren wurden mit anderen Messgeräten oder -fühlern auch ganze Sensornetzwerke aufgebaut, mit denen nun zum Beispiel die Bodenfeuchte oder mit sogenannten Distrometern als Ergänzung zum Radar und mittels optischer Verfahren auch die Zusammensetzung des Niederschlags (Größe, Art) registriert werden kann. Zusätzliche Informationen an Tagen mit besonders vielen oder auch kräftigen Gewittern erhofft man sich vom Einsatz zweier Forschungsflugzeuge der Technischen Universität Braunschweig. An der Messkampagne sind weitere Forschungszentren und Universitäten mit verschiedensten Messsystemen beteiligt, der Deutsche Wetterdienst beteiligt sich z. B. mit zusätzlichen Radiosondenaufstiegen am Standort Stuttgart-Schnarrenberg.
Die Forschungsaspekte und -ziele der Messkampagne, die bis etwa Mitte September gehen soll, sind dabei sehr vielfältig: Verbesserung von Vorhersagen und Frühwarnsystemen hinsichtlich Gewitter, Starkregen und Hagel, Untersuchung des Zusammenspiels von Dürrephasen und nachfolgendem Starkregen (Stichwort: Aufnahmevermögen von ausgetrockneten Böden, Oberflächenabfluss, lokale Sturzfluten), (Weiter-) Entwicklung von Schadens- und Risikomodellen für die Versicherungswirtschaft, Auswirkungen (Hitze-/Dürrestress) und Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen bzw. angepasste Neupflanzungen, Eintrag von Stoffen durch Starkregen und Überflutungen in Fließgewässer u.v.m.
Ein noch detaillierterer Einblick in das höchst spannende Projekt würde den Rahmen sprengen, es sei aber mit den nachfolgenden Links auf die Homepage des KIT verwiesen, wo viele weiterführende Informationen sowie aktuelle Messdaten zu finden sind:
Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.06.2021
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