Eine kleine Hommage auf den Regen
Am vorletzten Tag des meteorologischen Sommers blicken die Sonnenfans vermutlich etwas bedrückt auf die letzten Wochen zurück: Grau in Grau zeigte sich oft der Himmel, mancherorts regnete es sogar tagelang durch. “Das ist gut für die Natur” sagen die einen – “und die Schlangen vor den Eisdielen sind kürzer” trösten sich die anderen. Aber so wirklich toll finden die meisten Regen trotzdem nicht, vor allem nicht im Urlaub. Aber warum eigentlich? Viele Kinder lieben doch (noch) Regenwetter; durch Pfützen zu springen und total durchnässt im Regen zu tollen ist für sie meist mit mehr Spaß und Glück verbunden als Eitel-Sommer-Sonne-Sonnenschein-Wetter. Aber wann hat sich das geändert? Wer hat uns Erwachsenen beigebracht, Regen wäre schlechtes Wetter?
Anstatt die Schultern hochzuziehen und missmutig zu werden, könnten wir das “miese Wetter” auch mal mit anderen Augen sehen; denn Regen ist ja nichts anderes als Leben spendendes Wasser, ohne das kein Leben auf der Erde möglich wäre. Eigentlich wäre das schon Grund genug, dem Regen etwas wohlgesonnener gegenüber zu stehen. Aber es gibt weitere positive Aspekte, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Regen verbindet. Etwa Wanderer, die in einer Hütte Unterschlupf suchen und zusammenrücken, wenn es draußen gießt (okay, zumindest in der Vor-Corona-Zeit). Regen erzeugt Nähe und nicht ohne Grund schüttet es in romantischen Filmszenen oft wie aus Eimern.
Niederschlag verleiht Szenen etwas Besonderes, nicht nur etwas Düsteres, sondern auch etwas Sinnliches. Woody Allen schrieb einmal: “Wer sich meine Filme ansieht, wird feststellen, dass so gut wie nie die Sonne scheint, sondern der Himmel immer grau ist. Ich liebe es einfach, wenn es draußen regnerisch ist.”
Und mal ehrlich: Würden wir uns noch über Sonnenschein freuen, wenn es jeden Tag sonnig wäre? Oft ist es ja gerade die Abwechslung, die reizvoll ist.
Wem das zu abgestumpft klingt, dem sei hinzugefügt, dass Regen nicht nur schlau macht (australische Forscher fanden heraus, dass Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit bei Regenwetter dreimal höher ist als bei Sonnenschein), sondern auch schön. Sprühregen ist gut für den Teint und so kann “frau” mittlerweile in Drogeriemärkten sogar kleine Sprühfläschchen mit Wasser kaufen, die dank geschickter Vermarktung teuer unter Namen wie “Eau Mineral Rafraichissant” verkauft werden. Sparfüchse könnten da beim nächsten Nieselregen auch einfach das Gesicht gen Himmel richten.
Und wer nun immer noch nicht so wirklich von den guten Seiten des Regens überzeugt ist, der sei an die alte und etwas banale Redewendung erinnert: “Auf Regen folgt Sonnenschein”. In unserem Fall bewahrheitet sich diese “Weisheit” ab Wochenmitte, wenn das bei den Britischen Inseln schon in den Startlöchern stehende Hoch GAYA für uns wetterbestimmend wird.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.08.2021
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