Eine schwache Kaltfront und lokale Gewitter sorgen gebietsweise für Entspannung bei der Waldbrandgefahr
Zurzeit geben sich über Nordwestrussland, Nordeuropa und dem Nordatlantik die Tiefdruckgebiete „die Klinke in die Hand“. Tief YANNICKA ist dabei am heutigen Freitagmittag (13.05.) südöstlich des Weißen Meers anzutreffen, Tief ZOEY überquert das europäische Nordmeer und südlich von Grönland liegt der Tiefdruckkomplex ASTRID.
Zu YANNICKA haben wir in Deutschland aktuell ein besonderes Verhältnis. Immerhin ist ihre Kaltfront in der Nacht zum gestrigen Donnerstag über den Norden gezogen und hat gebietsweise für einen recht frischen Wind gesorgt. Aber nicht nur das. Entgegen der Erwartungen fast aller Wettervorhersagemodelle war bis weit in die zweite Hälfte der vorvergangenen Nacht in einem Streifen von Südniedersachsen bis an die Oder auch eine rege Blitzaktivität zu verzeichnen, gekoppelt an teils kräftige Niederschläge. Mit 16 l/qm bekam innerhalb des DWD-Messnetzes die Station Kremmen – Groß Ziehten (BB) am meisten Regen ab.
In der beigefügten Abbildung ist auf der rechten Seite der aus dem DWD-Radarverbund abgeleitete 48-stündige Niederschlag bis heute Morgen um 02 Uhr MESZ dargestellt. Dabei sind drei Schwerpunkt auszumachen – Schleswig-Holstein, die besagte Region nördlich von Berlin sowie Südbayern und das südliche Baden-Württemberg. In der letztgenannten „Ecke“ brachten vor allem die Schauer und Gewitter des gestrigen Donnerstags und der vergangenen Nacht den Regen. Im Norden hingegen war es tatsächlich die o. e. Kaltfront.
Was auch immer der meteorologische Auslöser für den Regen ist – er freut vermutlich nicht nur die Landwirte, sondern auch die Förster. Denn immerhin sorgt das Nass für einen Rückgang der Waldbrandgefahr. Der Waldbrandgefahrenindex des DWD wurde an dieser Stelle u.a. schon am 20.4.2022 thematisiert- auch mit der ergänzenden Information, dass die örtlichen Behörden und nicht der DWD vor der Waldbrandgefahr warnen.
Der Index ist in seiner aktuellsten Version für den heutigen Freitag auf der linken Seite der beigefügten Abbildung zu sehen. Am niedrigsten ist der dort, wo am meisten Regen gefallen ist bzw. der Index schon vor den Regenfällen nicht sehr hoch war – im Süden und im äußersten Norden. Aber auch die Schauer- und Gewitter zwischen Südniedersachsen und der Oder sind zu erkennen. Zwar nicht als zusammenhängende Linie, aber als Zone leicht bis mäßig verringerter Waldbrandgefahr im Vergleich zu den Gebieten nördlich, insbesondere aber südlich davon. Im südlichen Brandenburg bleibt der Index weiterhin sehr hoch.
Dass in der Mitte Deutschlands, also von der Eifel und der Saar im Westen bis zur Lausitz und nach Nordbayern im Osten kein Niederschlag zu verzeichnen war, lieg vor allem daran, dass die Front sich auf ihrem Weg nach Süden nicht als „Modellathlet“ präsentierte. Für auffrischenden Wind hat es zwar gereicht, aber die Frontpassage ging in den genannten Gebieten trocken über die Bühne.
Für alle, die weiterhin auf Regen warten, lassen die Vorhersagemodelle aber Licht am Ende des Tunnels erkennen. Am Montag und Dienstag der kommenden Woche sollen von Südwesten Schauer und Gewitter hereinziehen. Noch sind sich die Modelle bezüglich der Niederschlagsschwerpunkte und der genauen zeitlichen Entwicklung nicht einig. Aber dass es Niederschläge geben wird (bei denen nach jetzigem Stand der Nordosten vielleicht wieder „hinten runter“ fallen könnte), darüber ist man sich im „Zoo der Vorhersagemodelle“ einig.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.05.2022
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