Eine turbulente Wetterwoche steht uns bevor!
Hoch URBAN bescherte uns gebietsweise ein goldenes erstes Oktoberwochenende. Nach kühlen Nächten mit lokalem Luftfrost und teils dichtem Nebel zeigte sich bei herbstlichen Temperaturen in der Nordwesthälfte häufig die Sonne. Doch dieses weitgehend ruhige Wetter ist schon bald wieder Geschichte. Auf dem östlichen Atlantik befindet sich das kräftige Sturmtief GERDA. Die Warmfront des umfangreichen Tiefdruckgebietes nähert sich bereits in der kommenden Nacht zum Montag dem Westen Deutschlands. Gleichzeitig verabschiedet sich Hoch URBAN in Richtung Westrussland. Dies ist der Auftakt für eine milde, niederschlagsreiche und im weiteren Verlauf auch zeitweise stürmische Wetterphase.
Kleinere Randtiefs sorgen bis Mittwoch für immer wieder teils kräftige Regenfälle. Örtlich sind auch einzelne Gewitter mit dabei. Zudem kommt im Laufe des morgigen Montags in den Alpen Föhn auf, sodass direkt am Alpenrand mit Föhnunterstützung am Dienstag sogar bis zu 25 Grad möglich sind. Im Gegensatz zum aktuellen Wochenende ist dann der Südosten und Osten Deutschlands bevorzugt. Dort gibt es auch immer mal wieder längere sonnige Abschnitte und dazu zeigt das Thermometer tagsüber häufig Temperaturen um oder sogar knapp über 20 Grad an.
Richtige Spannung kommt aber ab Mittwoch in Frankreich und im weiteren Verlauf auch in Deutschland ins Wettergeschehen. Ex-Hurrikan KIRK könnte dann teils für eine schwere Sturmlage sorgen. Aktuell befindet sich KIRK noch als Kategorie 2 Hurrikan westlich der Azoren über dem Atlantik. KIRK war am frühen Samstag noch ein starker Hurrikan der Kategorie 4 mit einem Kerndruck von 943 Hektopascal und maximalen Windgeschwindigkeiten von etwa 220 km/h. Nun ist der Hurrikan allerdings in ein Gebiet mit deutlich niedrigeren Wassertemperaturen gezogen. Zudem hat die vertikale Windscherung in der Umgebung zugenommen. Dadurch hat sich seine klassische Struktur mit einem klar definierten Auge und kräftigen konvektiven Zellen um das Auge herum verändert.
Im weiteren Verlauf wird sich der Hurrikan zunächst zu einem tropischen Sturm abschwächen. Anschließend wird er zur Wochenmitte in die Westwindzone eingelagert und kurz darauf in Frankreich auf Land treffen. Dabei wandelt sich das ursprünglich tropische Tief allmählich zu einem klassischem (außertropischen) Tief der mittleren Breiten um – man spricht hierbei im Fachjargon von einer „extratropical transition“. Beim Erreichen der französischen Küste ist die Umwandlung voraussichtlich noch nicht ganz abgeschlossen und der Sturm ist eine Mischung aus einem tropischen Sturm und einem normalen Sturmtief mittlerer Breiten. Er wird damit als hybrides extratropisches Sturmtief am Mittwoch Westeuropa erreichen.
Bezüglich seiner Intensität existieren aber noch größere Unsicherheiten. Während das ICON-Modell KIRK als schweren Sturm mit einzelnen Orkanböen um 130 km/h bis ins Binnenland von Frankreich simuliert, sind die anderen Modell dagegen wesentlich defensiver. Auch was die genaue Zugbahn des Tiefs angeht existieren noch einige Unsicherheiten.
Im weiteren Verlauf verlagert sich das Sturmtief rasch über Frankreich hinweg in Richtung Deutschland. Damit nimmt der Wind voraussichtlich bereits in der Nacht zum Donnerstag im Südwesten deutlich zu. Die wahrscheinlichste Lösung nach aktuellem Stand ist, dass am Donnerstag in der Südwesthälfte und später auch in der Mitte des Landes bis ins Flachland verbreitet stürmische Böen (Bft 8), zwischenzeitlich und vor allem bei Schauern und Gewittern auch Sturmböen (Bft 9) oder sogar schwere Sturmböen (Bft 10) auftreten. Auf den Bergen sind orkanartige Böen (Bft 11) möglich. Zudem gehen mit KIRK teils kräftige Regenfälle einher. Auch einzelne starke Gewitter sind möglich.
Große Schäden wie bei einem ausgewachsenen Hurrikan wird es aber dennoch nicht geben! Trotzdem stehen uns somit nasse und zeitweise auch stürmische Zeiten bevor.
M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.10.2024
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