DWD Eine Warmfront mit Wumms

Eine Warmfront mit Wumms

Die sehr gut ausgeprägte Warmfront von Tief Bernd, das südwestlich von Irland liegt, schwenkt heute nach Nordosten über Deutschland hinweg. Wir blicken auf die Auswirkungen, die zum Teil Erstaunliches offenbarten.

Am gestrigen Samstagabend setzten im Südwesten Baden-Württembergs Schneefälle ein, die sich in der Folge nordostwärts ausbreiteten und dies Stand Sonntagmittag auch weiterhin tun. Nach einer mehrstündigen Schneephase mit meist wenigen Zentimetern Neuschnee ging der Schneefall in Regen über. Verantwortlich dafür war sehr milde Meeresluft, die von Südwesten herangeführt wurde. Diese Warmluft setzte sich aber nicht in allen Höhenschichten gleich schnell durch. In bodennahen Schichten hielt sich die Kaltluft mit südöstlichen Winden wenige Stunden länger. Folglich haben wir eine brisante Gemengelage. Der nun flüssige Niederschlag fiel in eine kalte, meist frostige Grundschicht und auf weiterhin kalte Böden mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt. Die Folgen waren Eisansatz an Gegenständen sowie Glatteis auf Wegen und Straßen. Abgeschwächt wurde die Glatteislage durch den zuvor gefallenen Schnee, der zu stumpferen Oberflächen führte, sofern nicht kurz vor Einsetzen des Regens der Schnee geräumt worden war.

DWD Eine Warmfront mit Wumms

Diese eher ungewöhnliche Schichtung der Troposphäre zeigt beispielhaft der Radiosondenaufstieg von Idar-Oberstein vom 05.01.2025 um 07 Uhr MEZ. Zu diesem Zeitpunkt herrschten zwischen etwa 1200 und 2500 m Höhe positive Temperaturen, während in Lagen darunter die Temperatur noch unter dem Gefrierpunkt lag. Die warme Luft war auf die kalte Luft aufgeglitten und hatte diese noch nicht vollständig verdrängt. Im Diagramm erhält der Temperaturverlauf die Form einer Nase, Meteorologen sprechen daher gerne von einer „warmen Nase“. In der Warmluft gab es einen regelrechten Weststurm mit rund 100 km/h. Am Boden wehte dagegen schwacher Ostwind, mit der weiterhin kalte Luft herangeführt wurde.

DWD Eine Warmfront mit Wumms 1

Mild und kalt lagen dabei gebietsweise sehr dicht zusammen. Um 10 Uhr MEZ beispielsweise waren es an der Station Baden-Baden-Geroldsau bereits 11,1 Grad, im nur etwa 25 km nördlich gelegenen Rheinstetten dagegen nur 0,4 Grad. Mehr als 10 Kelvin Differenz auf so kurze Distanz gibt es, abgesehen von Strahlungsnächten und lokalen Kaltluftseen, selten. Ähnlich beeindruckend war dann der folgende Temperaturanstieg in Rheinstetten. Von 10:20 MEZ bis 11:10 MEZ ging es von 1,9 auf 10,0 Grad hinauf: Knapp 8 Kelvin in gerade mal 50 Minuten. Deutlich werden die unterschiedlichen Wetterzustände auch durch die Meldungen der Nutzer der Warnwetter-App, siehe Abbildung 3.

DWD Eine Warmfront mit Wumms 2

Kurzfristig kommt die milde Meeresluft rasch nach Nordosten voran und bis Montagfrüh hat sie auch Vorpommern erreicht. Dann macht das winterliche Wetter vorübergehend Pause. Mit Höchsttemperaturen verbreitet zwischen 8 und 15 Grad wird es am Montag gar vorfrühlingshaft mild. In den Fokus rückt dann der Wind oder besser gesagt Sturm. Allgemein frischt der Wind in der Westhälfte Deutschlands auf, doch besonders stürmisch wird es, wenn am Nachmittag und Abend ein Sturmfeld mit Sturmböen bis in tiefe Lagen von Südwesten her auf das Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen übergreift. Örtlich kann es sogar zu schweren Sturmböen kommen. In der Folge wandert das Sturmfeld nordostwärts.

M.Sc. Meteorologe Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2025

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