Eliassen, ein Leben im ständigen Fluss.

Erneut widmen wir uns im heutigen Tagesthema einem herausragenden Physiker und Meteorologen, der in vielen Fragen als Pionier und Vorreiter der modernen Meteorologie gilt.

Arnt Eliassen wurde am 9. September 1915 in Oslo geboren. Er war ein norwegischer Meteorologe, der einerseits sehr viel zum Verständnis komplexer dynamischer Prozesse in der Atmosphäre und andererseits wesentlich zur verstärkten Nutzung computergestützter Methoden und mathematischer Berechnungsverfahren bei der Wettervorhersage beitrug.

Seine ersten grundlegenden Arbeiten wurden in den 1950-er Jahren als Gastwissenschaftler am „Institute for Advanced Studies“ in Princeton, New Jersey, zusammen mit John von Neumann (siehe https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/8/18.html)durchgeführt. Die Forschungsgebiete dort umfassten u.a. spontane und thermisch angetriebene Zirkulationen sowie die Ausbreitung von Scherungswellen (diese entstehen durch Luftverwirbelung infolge unterschiedlicher Geschwindigkeiten benachbarter Luftschichten), Schwerewellen (diese entstehen durch Dichteunterschiede der Luft) und Schallwellen in thermisch geschichteten Fluiden (wie z.B. die Atmosphäre).

Ein anderes Forschungsgebiet – zur Theorie der atmosphärischen Fronten, war in vielerlei Hinsicht wegweisend und fundamental. Zunächst beschrieb Prof. A. Eliassen theoretisch die Stabilität einer rotierenden Luftströmung mit entsprechenden vertikalen und horizontalen Dichtegradienten (die aus Temperaturgradienten herrühren). Danach wandte er diese Argumentation unmittelbar auf die atmosphärischen Fronten an und konnte somit als erster plausibel und anschaulich erklären, warum sich die Gradienten an Fronten als Konsequenz von lokalen Instabilitäten in großräumigen Luftströmungen herauskristallisieren.

In den Handbüchern der angewandten theoretischen Meteorologie findet man den Namen Arnt Eliassen häufig in Verbindung mit den sogenannten Eliassen-Palm-Strömungen oder auch EP-Flüssen. Diese Luftströmungen (auch Wärme- und Impulsflüsse genannt) wurden erstmals in einem wissenschaftlichen Artikel beschrieben, in dem die vertikale Übertragung der von der Topographie beeinflussten Wellenenergie dargestellt wird.

Eliassen erhielt 1964 die Carl-Gustaf-Rossby-Forschungsmedaille für seine vielen wichtigen Beiträge, gerade im Bereich der Dynamischen Meteorologie.

Weitere Stationen seiner langjährigen und fruchtbaren wissenschaftlichen Karriere waren u.a.:

– Meteorologe am Norwegischen Meteorologischen Institut (1942);

– Ph.D. der Universität Oslo (1950); – Forschungstätigkeit am Institut für Wetter- und Klimaforschung der Norwegischen Akademie der Wissenschaften (1952);

– Lecturer (1953) und Professor für Geophysik an der Universität Oslo (1958).

Zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften, wie auch die der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1970) und der US National Academy of Science (1991), gehören ebenso zu seinem Lebenslauf. Im Jahre 1996 erhielt er den Balzan-Preis „Für seine grundlegenden Beiträge zur dynamischen Meteorologie, die den Fortschritt in dieser Wissenschaft in den letzten fünfzig Jahren stark befördert und stimuliert haben“.

Er starb am 22. April 2000 in Baerum/ Norwegen.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.09.2020

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