Erneut „Wasser marsch“

Tief MANFRED, das vor allem in höheren Luftschichten ausgeprägt ist, hat gestern das Wetter-Zepter in die Hand genommen und gebietsweise für heftige Regenfälle gesorgt. Es verlagerte sich von der Nordsee über Mitteldeutschland hinweg und befindet sich nun im Grenzbereich zwischen Polen und Tschechien. Die über Deutschland liegende Luftmasse war dabei sehr feucht und auch instabil geschichtet, sodass es am gestrigen Sonntag gebietsweise zu teils heftigen Gewittern kam. In der vergangenen Nacht wuchsen diese Gewitter zunehmend zusammen und verlagerten sich als größeres zusammenhängendes Regengebiet in den Osten des Landes. Hier kam und kommt es aktuell (Stand: 23.08.2021, 10:30 Uhr MESZ) immer noch zu länger andauernden Niederschlägen, die sich kaum verlagern. Diese sind oftmals schauerartig verstärkt, wodurch Stundensummen von 5 bis 10 l/qm, teils auch um 15 l/qm erreicht werden. Erst am Nachmittag bzw. Abend schwächen sich die Niederschläge deutlich ab und verlagern sich zunehmend in Richtung Erzgebirge und Oberlausitz. Regional sind von Ostthüringen bis zur Niederlausitz und südlich davon bis zum Abend nochmals 20 bis 30, punktuell um 40 l/qm möglich.

Genau in diesem Bereich sowie rund um den Spreewald schüttete es vergangene Nacht bereits wie aus Eimern und es fielen von gestern Nachmittag bis heute morgen 60 bis 80 l/qm, punktuell auch etwas über 100 l/qm. Spitzenreiter ist dabei Wettin-Löbejün-Neutz, nördlich von Halle an der Saale, wo beachtliche 113 l/qm innerhalb von 24 h vom Himmel prasselten. Das ist fast das Doppelte des durchschnittlichen Monatsniederschlags im August für diese Region, denn er liegt bei ungefähr 60 bis 70 l/qm. Auch in Belgershain, südöstlich von Leipzig fielen knapp über 100 l/qm. Das Rhein-Main-Gebiet war punktuell ebenfalls von sehr starken Niederschlägen betroffen, wobei dort mehrere durchziehende Gewitter am Sonntagnachmittag und -abend für die lokal sehr hohen Niederschlagsmengen verantwortlich waren. Vor allem ein Streifen vom Taunus über das nördliche Frankfurt bis hinüber nach Hanau war davon betroffen. Hier liefen auch einige Keller voll. An der Station Mühlheim am Main wurden knapp 62 l/qm in wenigen Stunden registriert. Auch sonst regnete es in Deutschland verbreitet und in der Fläche kamen 5 bis 20 l/qm vom Himmel. Nur im äußersten Norden und Nordosten blieb es überwiegend trocken.

In der Grafik ist links die absolute Gesamtniederschlagsmenge und rechts die relative Gesamtniederschlagsmenge seit dem 01.08.2021 abgebildet. Dabei werden die bisher gemessenen Niederschläge ins Verhältnis gesetzt zu den bis zum 23. August im vieljährigen Mittel zu erwartenden Niederschlägen. Durch die Schauer- und Gewitterlage der vergangenen Wochen treten auf kleinem Gebiet recht große Unterschiede auf. Dies spiegelt sich durch die inhomogene Verteilung der Niederschlagssummen auch in der Grafik wieder, wenngleich einige Schwerpunkte auszumachen sind. Das wäre zum einen der Nordwesten des Landes, wo es vor allem zur Monatsmitte zu teils länger anhaltenden und gewittrigen Niederschlägen kam. Außerdem zeigt sich ein Schwerpunkt im südlichen Sachsen-Anhalt und daran angrenzend, was auf die Niederschläge der vergangenen 24 Stunden zurückzuführen ist. Über die südliche Mitte zogen seit der Nacht zum Sonntag einige schauerartig verstärkte und teils gewittrige Regengebiete hinweg. Und die positive Abweichung im Südosten Bayerns ist vor allem auf die Dauerregenfälle anfangs des Monats zurückzuführen. Zu trocken ist es in weiten Teilen NRWs, am Erzgebirge und auch im Südschwarzwald, wobei dort die Messdaten durch einen längeren Ausfall des Feldberg-Radars fehlerhaft sein können. Insgesamt zeigt sich auch im August das Muster dieses Sommers: Eher zu nass als zu trocken.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.08.2021

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