Europawetter
Das heutige Thema des Tages beschäftigt sich mit dem aktuellen Wetter in Europa.
Die Wetteraussichten für Deutschland in dieser Woche wurden an dieser Stelle ja schon am gestrigen Montag beschrieben. Und es hat sich an diesen Prognosen auch nichts Wesentliches geändert. Wechselhaft, windig, teils auch stürmisch und dazu verbreitet Regen, der auch mal länger anhalten kann. Kurz gesagt: herbstliches „Schmuddelwetter“.
Wer diesem „Schmuddelwetter“ entgehen will, muss sich in die richtige Richtung bewegen. Da wir es aktuell – auch das wurde gestern im Thema des Tages schon thematisiert – mit einer Westwetterlage zu tun haben, kommt das windige Regenwetter aus Westen. Die Schlussfolgerung, dass es den Iren, Briten, Niederländern und Belgiern auch nicht besser geht als uns liegt nicht nur nahe, sondern sie ist auch richtig. Auch für sie gibt es aus der Wetterküche nur wechselhaftes Schauerwetter bei Höchstwerten um 15 Grad, siehe Grafik.
„Willkommen im Club“ heißt es auch für unsere östlichen Nachbarn von Polen und Tschechien bis nach Weißrussland und zum Baltikum. Selbst im Westen Russlands und in der Ukraine ziehen teils dichte Wolken durch, aus denen immer wieder Regen fällt. Dabei zeigt sich bezüglich der Temperatur der typische kontinentale Effekt: Der warme Atlantik ist weit weg, die von dort kommenden Luftmassen kühlen sich über Mittel- und Osteuropa ab, und am Ende erreichen die Temperaturen in Russland am Tag nur noch einstellige Werte.
Das gleiche – sprich einstellige Temperaturmaxima – gilt auch für Skandinavien und somit für den hohen Norden. Dabei liegen die Maxima in Lappland und in Nordwestrussland schon bedrohlich nahe am Nullpunkt. Das heißt nicht nur, dass dort nachts mit Frost zu rechnen ist, sondern auch, dass die Niederschläge dort zum Teil als Schnee fallen. In der Folge simuliert unser globales Vorhersagemodell ICON sowohl auf dem Kamm der skandinavischen Alpen, als auch in Lappland und in Nordwestrussland schon eine dünne Schneedecke.
Ob es dafür tatsächlich reicht, hängt von vielen Faktoren ab, u.a. auch vom Bodenwärmestrom, also von der Wärme, die noch im Boden gespeichert ist. Die Vorhersagen deuten aber auf jeden Fall darauf hin, dass im Norden Europas so langsam der „Einwinterungsprozess“ in Gang kommt. Hilfreich bei diesem Prozess ist der zu beobachtende deutliche Rückgang der Tageslänge in diesen Regionen. Im nordnorwegischen Hammerfest beispielsweise verkürzt sich die Tageslänge aktuell von Tag zu Tag um 9 Minuten, in einer Woche sind die Tage demnach schon eine ganze Stunde kürzer. Dies hat natürlich Auswirkungen auf den Strahlungshaushalt und damit auch auf die Temperaturen. Somit ist Nordeuropa derzeit vielleicht für Winter- und Schneeliebhaber eine Reise wert, mit kuscheligen Temperaturen können die Nordmänner- und frauen aber nicht aufwarten.
Es bleibt als mögliches Ziel für Sonnenfans das Mittelmeer, also der Weg nach Süden. Hochsommerlich mit Tageshöchstwerten um 30 Grad ist es aber auch dort nur noch im Süden der Türkei sowie in Teilen Spaniens. Ansonsten bieten die Mittelmeerländer oftmals spätsommerliche Maxima um 25 Grad. Dabei ist es von Spanien bis zum Balkan oft freundlich, von der Türkei und Griechenland bis nach Tunesien dagegen gibt es die – für das herbstliche Mittelmeer durchaus typischen – Schauer und Gewitter. Dabei liegen die Wassertemperaturen im Mittelmeer noch oftmals bei badetauglichen 25 Grad, nur in der Adria, im Löwengolf und im Golf von Genua sind es nur noch um 20 Grad, letzteres Werte, die auch für das südliche Schwarze Meer gelten.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.10.2019