Fehlender Durchblick

„Weiße Suppe“, „Brühe“, „alles dicht“ – der Volksmund ist traditionell immer sehr kreativ, wenn es um die Beschreibung von Alltagsphänomenen geht. Spätestens wenn es früh auf dem Weg zur Schule, Uni oder Arbeit wieder frisch wird und man kaum hundert Meter weit schauen kann, weiß man: Der Herbst ist da, und mit ihm der Nebel. Tatsächlich sind die nötigen Bedingungen für die Nebelbildung gar nicht so trivial zu beschreiben, wenn man genau hinschaut. Und sie können mitunter sehr unterschiedlich sein. Auch wenn das Ergebnis am Ende meist gleich aussieht, so unterscheidet man dementsprechend einige Arten von Nebel anhand der Entstehungsgeschichte.

Ein Klassiker – gerade im Herbst – ist der sogenannte Strahlungsnebel. Er entsteht, wenn nachts bei Windstille und klarem Himmel der Boden und bodennahe Luftschichten effizient Wärme abstrahlen können. Dann kühlen sich die darüberliegenden Luftschichten rasch ab, bis sie den Taupunkt erreicht haben. Nachfolgend setzt Nebelbildung ein. Diese Art von Nebel ist dementsprechend häufig recht flach (meist nicht mehr als 100 Meter Mächtigkeit) und löst sich in der Regel mit dem Tagesgang rasch auf.

Eine weitere Art von Nebel ist der Mischungsnebel. Er entsteht, wenn sich zwei unterschiedliche Luftmassen vermischen. Wenn dadurch die Temperatur sinkt und gleichzeitig der Feuchtegehalt steigt, kann am Ende der Taupunkt unterschritten werden und es bildet sich Nebel. Dieses Szenario findet man typischerweise im Bereich von Fronten vor, wo kalte und feuchtwarme Luft aufeinandertreffen. Gleichzeitig wird bodennah der Feuchtegehalt der Luft oft noch durch zuvor gefallenen Niederschlag, der wieder verdunstet, erhöht. Das begünstigt die Nebelentstehung zusätzlich.

Advektionsnebel (von lateinisch „advectare“ – „heranbewegen, -holen“) entsteht, wenn feuchtwarme Luft über einen kalten Untergrund geführt wird. Dann kühlt sich die Luft durch den einsetzen Wärmestrom Richtung Boden von unten her ebenfalls ab. Auch hier entsteht anschließend bei Erreichen des Taupunkts Nebel. Advektionsnebel entsteht bevorzugt im Winterhalbjahr, wenn nach einer kälteren Periode Warmluft herangeführt wird und über dem dann ausgekühlten Boden Wärme abgibt. Oft geschieht dies auch über kalten Wasseroberflächen, insbesondere den nördlichen Meeresgebieten. Dann bildet sich sogenannter Seenebel. Andersherum kann sich auch Nebel bilden, wenn kalte Luft über eine warme Wasseroberfläche geführt wird. Dann setzt aufgrund des hohen Feuchteunterschiedes Verdunstung ein, wobei der Wasserdampf in der kalten Luft anschließend sofort kondensiert. Es bildet sich Nebel, der den Eindruck einer rauchenden Wasseroberfläche erweckt. Deswegen spricht man bei dieser Art von Nebel oft auch von See- oder Meerrauch. Auch Küstennebel, besonders im Herbst und Winter, ist ein Advektionsnebel. Er entsteht, wenn die Landoberfläche nachts bereits stark auskühlt und dann Luft vom wärmeren Wasser über die kalte Landoberfläche streicht.

Ein Spezialfall ist Eisnebel. Dieser entsteht meist erst ab Temperaturen von unter -20 Grad Celsius, wenn aus der Luft heraus der Wasserdampf direkt in Eiskristalle sublimiert. Aufgrund der benötigten tiefen Temperaturen ist diese Form von Nebel in Deutschland ziemlich selten. Wegen der Eigenschaften der Eiskristalle kann Eisnebel aber für seltene optische Phänomene wie zum Beispiel Halos oder Lichtsäulen sorgen.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.10.2021

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