Flächenversiegelung
Jährlich werden in Deutschland 160 Quadratkilometer Boden neu versiegelt – das entspricht circa 22.400 Fußballfeldern. Aber welche Folgen hat das – und welche Rolle spielt hierbei das Wetter?
Beginnen wir mit einer kurzen Erklärung: Von Flächen- oder Bodenversiegelung spricht man, wenn weder Wasser noch Luft den Erdboden erreichen können. Unsere Infrastruktur, wie Straßen, Gebäude und öffentliche Einrichtungen machen den größten Anteil an Versiegelung aus. Aber nicht immer ist Versiegelung sichtbar – eine wichtige Rolle spielen auch unterirdische Bauten wie Keller, Tiefgaragen, Rohre oder Leitungen.
Doch wie sieht eigentlich die Flächennutzung in Deutschland aus? Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2018 zeigen: Vegetation nimmt 83,4 % ein, Siedlungs- und Verkehrsflächen 14,3 % und Gewässer 2,3 %. Wenn Sie nun finden, dass diese Bilanz doch sehr ausgewogen ist, möchte ich Ihnen raten, beim nächsten Spaziergang durch eine Stadt gezielt die Augen offen zu halten, denn in deutschen Städten zeigt sich ein ganz anderes Bild. Besonders in Innenstädten sind nur wenige Grün- oder Parkanlagen vorhanden, schließlich will jeder Quadratzentimeter gut genutzt werden. Satellitenbilder zeigen, dass Städte wie München, Oberhausen oder Hannover zu über 40 % versiegelt sind – mit lediglich 13 % Versiegelung ist Potsdam als positives Beispiel zu nennen.
Welche Rolle spielt dabei nun das Wetter? Stellen wir uns einen heißen Tag mit viel Sonnenschein vor: Über Grünflächen kann Feuchtigkeit verdunsten und sorgt für ein wenig Abkühlung (Stichwort „Verdunstungskälte“). Über versiegelten Flächen hingegen fehlt die natürlich gespeicherte Feuchtigkeit. Das erhoffte Quäntchen Abkühlung bleibt aus – ganz im Gegenteil, durch umstehende Gebäude und reflektierende Flächen kann die Temperatur noch weiter erhöht werden. In Berlin sind im Sommer bis zu 10 Grad Unterschied zwischen Zentrum und Umland möglich. Grund genug, einen solchen Tag ruhiger anzugehen, schließlich fühlen sich ab 32 Grad Celsius schon die Hälfte der Menschen deutlich unwohl.
Neben der Temperatur spielt auch der Regen eine Rolle: Bei Starkregen kann das Wasser nicht in den Boden abfließen, Kanalisationen sind schnell mit der großen Menge an Niederschlag überfordert (auch auf den beigefügten Fotos zu sehen). So kann es lokal zu Überflutungen kommen – und somit auch Menschen und deren Hab und Gut in Gefahr bringen.
Was kann man nun gegen zu viel versiegelte Fläche unternehmen? Ansätze gibt es viele, wie den Flächenverbrauch in Deutschland bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren oder das regionale Verbot von Schottergärten. Aber auch Einzelpersonen können einen Beitrag leisten: Zum Schutz vor Überflutungen hilft unnötig versiegelte Fläche, wie z. B. von Stellplätzen zu entsiegeln – mancherorts wird dies sogar bezuschusst. Auch das Anlegen von mit Rasen bedeckten Sickermulden im Garten wirkt entlastend. Künftige Hausbesitzer können anstelle eines Neubaus ein altes Haus restaurieren oder Dach und Fassaden begrünen. Oder achten Sie doch darauf, bei der Gartengestaltung möglichst viel Grünfläche zu erhalten – die Natur wird es Ihnen danken!
Praktikantin Jasmin Gebhard (B.Sc. Geografie) in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.09.2020