Frühsommer kontra Spätwinter! Ist denn schon April?
Während am Samstag noch überwiegend Zwischenhocheinfluss vorherrschend war und für Wetterberuhigung sorgte, kommt nun wieder mehr Schwung in die Wetterküche. Hoch INKEN war zu schwach, um sich nachhaltig über Mitteleuropa zu halten und wandert stattdessen in den Balkanraum. Auch das Azorenhoch breitet sich lieber ostwärts über den Mittelmeerraum aus, als die mitteleuropäischen Regionen zu beglücken. Somit ist der Weg für die Tiefdruckautobahn frei. Über dem Nordatlantik tummeln sich zahlreiche Tiefs, die nur darauf warten, endlich Richtung Europa vorzudringen.
Anstatt aber einzeln nacheinander aufzuziehen, verlagern sich die Tiefs als Komplex vom Atlantik nach Nordwest- und Nordeuropa. Dabei überqueren wiederholt die Ausläufer der Tiefs auch Deutschland. Den Anfang macht am heutigen Sonntag die Warmfront von Tief EWALD II nordwestlich von Schottland. Allerdings ist der Ausläufer noch recht schwach unterwegs, hat aber schon einen Schwung mildere Atlantikluft im Gepäck. Entsprechend gehen die Niederschläge rasch von Schnee in Regen über. Zudem kann auch der Wind schon etwas zulegen.
So richtig zur Sache geht es aber erst, wenn die Ausläufer von Tief FLURIN zum Montag auf Deutschland übergreifen. Zunächst ist das die Warmfront, die schon ausgangs der Nacht das Land erreicht und im Norden und der Mitte das Wetter regnerisch gestaltet. Da der Wind auf Südwest dreht, kann warme Mittelmeerluft den Weg nach Deutschland finden, sodass im Südwesten zum ersten Mal verbreitet die 20-Grad-Marke geknackt werden kann.
Da aber auch der Wind ordentlich auftrumpft, kommt die Wärme als laues Lüftchen daher. Insgesamt wird der Montag nördlich der Donau windig bis stürmisch. An der See und im Bergland herrscht Sturm. Mit der warmen Luft rücken auch die sommerlichen Wetterphänomene in den Fokus. Im Süden sowie der südlichen Mitte können starke Gewitter auftreten, die lokal mit Sturmböen und Starkregen einhergehen können. Dazwischen kann aber auch die Sonne häufiger mal scheinen, sodass bevorzugt in der Südwesthälfte ein frühsommerliches Feeling Einzug hält.
Der Dienstag legt dann noch einen Zahn zu. Auf der Südflanke von FLURIN erreicht das Sturmfeld Deutschland. Stürmische Böen oder Sturmböen schieben dabei wieder kühlere Luft ins Land. Vor allem in Hochlagen, an der See sowie bei kräftigen Schauern und Gewittern im Nordwesten sind auch schwere Sturmböen möglich.
Diese potentiellen Gewitter kommen dann aber wieder als Marke Wintergewitter daher und können als Begleiterscheinung Graupel bringen. Auch sonst gehen die Schauer im Bergland wieder zunehmend als Schnee nieder. Im Südwesten werden zum Vortag teilweise 10 Grad tiefere Höchstwerte prognostiziert. Somit geht die Achterbahnfahrt vom Frühsommer in den Spätwinter rasant weiter. Derartige Wetterschwankungen sind eigentlich für den April typisch.
Der Mittwoch ist bei zahlreichen Schneeschauern und einstelligen Höchstwerten sowie leichtem bis mäßigem Nachtfrost wieder eindeutig dem Spätwinter zugeordnet. Dabei peitscht im Norden und Osten weiter ein starker bis stürmischer Wind über das Land.
Ab Donnerstag geht es voraussichtlich wieder Richtung Frühling, vielleicht auch Frühsommer. Auf der Vorderseite eines ausgeprägten Tiefdruckwirbels über dem Ostatlantik soll erneut sehr milde Subtropikluft nach Deutschland transportiert werden, sodass am Freitag im Südwesten bei recht viel Sonne wieder Höchstwerte um 18 Grad in Aussicht sind. In der Nordhälfte soll es bei Werten um 13 Grad ebenfalls mild aber auch unbeständig weitergehen. Spannende Zeiten mit wildem Ritt durch die Jahreszeiten…
Dipl. Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!