Gewittersaison in den Startlöchern

Im Schwarzwald haben die lokal ersten stärkeren Gewitter des Jahres am Gründonnerstag eine erste Duftmarke gesetzt und Hagel bzw. Hagelansammlungen und Starkregen gebracht. Diese ersten “Nadelstiche” von Gewittern sommerlicher Prägung haben erahnen lassen, dass bei nun allmählich weiter steigenden Temperaturen die Gewittersaison nicht mehr fern ist. Aber wann beginnt diese eigentlich?

Um das beurteilen zu können, hilft eine kleine statistische Auswertung von Gewittertagen von vier recht willkürlich ausgewählten Städten in Deutschland (vorbehaltlich möglicher Fehlmessungen durch die Automatisierung). Dabei soll Hamburg repräsentativ für den Norden stehen, Frankfurt für den Westen, Stuttgart für den Süden und Potsdam für den Osten. So gibt es im April im Durchschnitt im Norden einen Gewittertag, im Süden dagegen schon zwei.

Die Hauptsaison der Gewitter geht jedoch erst im Mai los und dauert bis zum August. Dann kann an 3 bis 7 Tagen pro Monat mit einem Gewitter gerechnet werden. Auch in diesen Monaten lässt sich ein Nord-Süd-Gefälle feststellen: im Norden 3 bis 5, im Süden 5 bis 7 Gewitter pro Monat. Die Fluktuation der Gewittertage von Jahr zu Jahr ist durchaus beachtlich: So gab es beispielsweise im gewitterträchtigen Jahr 1974 in Frankfurt an 54 Tagen Gewitter, in den gewitterarmen Jahren 1962,1998 und 2015 aber nur an 15 Tagen.

In den gewitterstärksten Monaten Juni und Juli steigt die Anzahl der Gewittertage allgemein auf 4 bis 7. Mit knapp 6 Tagen zeigt sich der Juni in Frankfurt als der Monat mit den meisten Gewittertagen, bei den anderen ausgewählten Städten ist es der Juli. Dabei kommt Stuttgart in diesem Monat auf beinahe 7 Gewittertage, Potsdam und Hamburg auf etwa 5.

Im September geht die Gewittertätigkeit wieder deutlich zurück und erreicht fast das April-Niveau. In den Monaten Oktober bis März gibt es in Deutschland nur noch selten Blitz und Donner. Mehr als ein Gewitter pro Monat ist dann statistisch die Ausnahme. Interessant ist aber, dass im Winter im Norden Gewitter häufiger sind als im Süden – dort begünstigt das wärmere Meer die Entwicklung. Im Sommer dagegen sorgt das Meer küstennah für kühlere Temperaturen – und damit auch für weniger Gewitter.

Die meisten Langzeitvorhersagen verschiedener Wettermodelle gehen für die nächsten drei Monate (Mai, Juni und Juli) von etwas zu trockenen Verhältnissen aus und berechnen im Durchschnitt bis zu 50, lokal vereinzelt sogar bis zu 100 l/qm weniger Niederschlag relativ zum Mittel des Zeitraums 1993-2016. Das wäre ein Hinweis auf häufig hochdruckdominierte Wetterlagen, bei denen Gewitter hintenanstehen müssten und die Saison dadurch eher schwach ausfallen würde. Allerdings sei auch angemerkt, dass Langzeitvorhersagen keine präzisen Wettervorhersagen sind, sondern nur Wahrscheinlichkeiten z.B. für trockenere oder nassere Verhältnisse angeben, sodass diesbezüglich sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 16.04.2022

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