DWD Hurrikan Triumvirat

Hurrikan – Triumvirat

Die Kolleginnen und Kollegen vom National Hurricane Center in Miami haben aktuell alle Hände voll zu tun. Mit KIRK, MILTON und LESLIE tummeln sich aktuell gleich drei Hurrikane über dem Nordatlantik und dem Golf von Mexiko. Die Abbildung 1 zeigt deren Position um 04:57 AM EDT. Da die Eastern Daylight Time unserer Sommerzeit um 6 Stunden “hinterherläuft”, ist die Karte somit vom heutigen Montag um 10:57 MEST.

DWD Hurrikan Triumvirat

Aktuell am weitesten von jeder Landmasse entfernt zieht KIRK über dem Nordatlantik allmählich nach Osten. Er wird zur Zeit zwar noch als Hurrikan geführt, seine recht weit nördlich gelegene Zugbahn führt ihn aber zunehmend über kühlere Meeresgebiete, so dass ihm die Energiezufuhr abhanden kommt. Somit nimmt er mehr und mehr die Form einer Zyklone der mittleren Breiten an. Schon heute Abend verliert er voraussichtlich seinen Hurrikan-Status, was nichts anderes bedeutet, als dass er keine Orkanböen mehr im Gepäck hat. Obendrein zeugen auch die Wolkenformationen auf seiner Nordseite schon von großräumiger Warmluftadvektion, wie sie für großräumige außertropische Systeme typisch ist.

KIRK steht in Deutschland aber nicht wegen seiner (ohnehin zeitlich limitierten) Eigenschaften als Hurrikan im Fokus, sondern mehr aufgrund der Tatsache, dass er als kräftiges Tiefdruckgebiet bis nach Mitteleuropa wandert. Zuerst soll er den Nordwesten der Iberischen Halbinsel streifen, danach über Frankreich und Deutschland hinweg bis zur westlichen Ostsee ziehen. Inzwischen rücken die Vorhersagemodelle bezüglich der voraussichtlichen Zugbahn von KIRK auch schon etwas mehr zusammen – Unsicherheiten bleiben aber auch weiterhin. Als grobe Marschrichtung ist angedacht, dass KIRK ausgangs der Nacht zum Donnerstag von Frankreich her auf den Südwesten (Saarland, Hunsrück, Pfalz) übergreift, um dann über Hessen und Ostwestfalen hinweg Mecklenburg anzusteuern, das am Abend erreicht werden soll.

Die möglichen Auswirkungen waren schon gestern hier ein Thema, und es bleibt dabei, dass im Tiefbereich und südlich bzw. südöstlich davon bis ins Flachland Sturmböen auf der Agenda stehen, exponierte Gipfel bringen es wohl auf die volle Orkanstärke. Dazu sind auch Schauer und teils kräftige Gewitter mit von der Partie. Die Gebiete der stärksten Böen sind aber nicht identisch mit den Gebieten der stärksten Regenfälle. Letztere befinden sich im Bereich des Tiefs sowie nördlich davon, was einer sich dort einstellenden Gegenstromlage (gegensätzliche Windrichtung bodennah und in der Höhe) geschuldet ist. KIRK wird danach in Skandinavien erwartet, immer noch als Sturmtief und immer noch mit reichlich Regen im Gepäck. Abbildung 2 (Quelle: NOAA – National Oceanic and Atmospheric Administration) zeigt groß die von verschieden Modellen simulierte Verlagerung von KIRK, in den kleineren Bildern rechts erkennt man oben den Rückgang der maximalen Böen und unten den Druckanstieg.

DWD Hurrikan Triumvirat 1

Von KIRK nun wieder zurück zu den anderen Hurrikan-Vertretern, von denen Leslie am wenigsten Sorgen bereitet. Er verlagert sich auf dem Atlantik nach Nordwesten, wobei er einen großen Respektabstand zu allen Küstenzonen hält. Luft- und Schifffahrt werden ihn in gebührendem Abstand passieren, so dass sein Gefährdungspotential überschaubar bleibt.

Anders sieht es bei MILTON aus. Aus dem südlichen Golf von Mexiko weisen ihm die Modelle zuerst den Weg nach Osten. Dabei passiert er ausgangs der kommenden Nacht und am morgigen Vormittag unserer Zeit die Nordküste der Halbinsel Yukatan. Laut der Kollegen und Kolleginnen der NOAA tut er dies als Hurrikan der Stufe 4 (nach der Saffir-Simpson-Skala; entspricht Windgeschwindigkeiten in der Spitze über 210 km/h). In der Abbildung 3 wird er entsprechend mit dem Buchstaben “M” für Major bezeichnet, andere Modelle erwarten ihn aber etwas schwächer.

DWD Hurrikan Triumvirat 2

Wie auch immer, von dort geht es unter Intensivierung weiter nach Nordosten, wo ihn einzelne Modelle sogar in die Kategorie 5 und damit in die höchste Kategorie einsortieren. Glücklicherweise soll er sich, bevor er an der Westküste Floridas auf Land trifft, schon wieder ein wenig abschwächen. Sein Zerstörungspotential dürfte aber immer noch enorm sein, und dies in einer Region, die erst vor kurzem von Hurrikan HELENE getroffen wurde.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.10.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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