In eigener Sache: Neuerscheinung über das Leben und Wirken von Gustav Hellmann

Größen wie Alfred Wegener oder Vilhelm Bjerknes mögen noch geläufig sein – aber Gustav Hellmann? Der Gelehrte ist selbst unter Meteorologen meist nur wegen des gleichnamigen Regenmessers bekannt. Doch Prof. Dr. Gustav Hellmann (1854-1939) war nicht nur Leiter des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts und leidenschaftlicher Historiker, sondern betrieb auch intensive Niederschlagsforschungen und war maßgeblich an der Schaffung eines Netzes zuverlässiger meteorologischer Beobachtungen beteiligt. Angesichts der bedeutsamen Forschungsarbeiten und großen Hinterlassenschaften erscheint es also fast verwunderlich, dass seine Spuren verblasst sind und er nicht im kollektiven Gedächtnis geblieben ist.

Im Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes ist nun eine umfassende Publikation über Gustav Hellmann erschienen, die durch Einblicke in sein Leben und durch eine Zusammenschau seiner wichtigsten Werke das Andenken Hellmanns erneuern möchte. Der Autor Dr. Joachim Pelkowski führte dazu über mehr als vier Jahre akribische Recherchearbeiten durch: Das Wälzen historischer Schriften in seiner Privatbibliothek gehörten genauso dazu wie Reisen nach Berlin zur Staatsbibliothek oder das (unverhoffte) Auffinden Hellmanns Grabstätte. Herausgekommen ist ein zweiteiliger Band mit dem Titel “Gustav Hellmann – Preußens ergiebigster Meteorologe”, wobei sich der erste Teil dem “Leben und Wirken” widmet, während Teil 2 “Eine Werkschau” darstellt.

Das insgesamt 650 Seiten starke Werk ist so aufgebaut, dass jedes Kapitel einzeln gelesen werden kann: Wer sich in aller Kürze über Hellmanns berufliches Wirken informieren will, liest Kapitel 1. Wer sich tiefergehend für das berufliche und private Leben des Meteorologen interessiert, findet im zweiten und längsten Kapitel nicht nur Antworten, sondern auch den ein oder anderen schmunzelerregenden Brief von der Mutter an den jungen Hellmann. In Kapitel 3 wird das Bild seines Lebens eingebettet in ein Umfeld von Fachgenossen, zu denen er engere Beziehungen pflegte oder die sein Wirken in irgendeiner Weise begleitet haben. Es folgen Hintergründe zur Gründung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft in Kapitel 4, bei der Gustav Hellmann Gründungsmitglied war. Die Leserschaft, die ihn als Urheber seines berühmten Regenmessers kennt (der teils auch heute noch unverändert verwendet wird), und nur dazu Auskunft wünscht, liest Kapitel 5 im ersten Teilband.

Der zweite Teilband schließt mit einer Schau Hellmanns wichtigster Arbeiten an – eine Werkschau. Dem berühmten Regenwerk gebührt dabei genauso ein eigenes Kapitel wie dem Oderwerk über Vb-Wetterlagen oder dem 1921 veröffentlichten “Klimaatlas von Deutschland”, der eine richtungweisende und erstmalige Publikation zur Klimakunde darstellte. Der Autor schreibt zum zweiten Teilband: “Nicht bloß Verzeichnis seiner Schriften, die zahlenmäßig an die 400 heranreichen, sondern vielmehr mehrstimmig referierende “Ergographie” will der zweite Teil dieser Schrift sein. Darin kommen vor allem urteilsfähige zeitgenössische Fachgelehrte zu Wort. Zu einem “Denker” im landläufigen Sinne wird man Hellmann kaum erheben können, aber in seinen Schriften wird gewiss ein klarer, gründlicher und geistreicher Kopf “sichtbar”. Sie sind der Schlüssel zum Verständnis seiner Persönlichkeit.”

Sie sind neugierig geworden oder noch auf der Suche nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk für historisch und meteorologisch Interessierte? Die zwei Teilbände sind seit dem 17.12.2021 über den Wettershop des DWD (www.dwd-shop.de) und im Buchhandel erhältlich. Zugegeben, die Preise von 165 EUR (Teilband 1) bzw. 145 EUR (Teilband 2) löst bei Schnäppchenjägern vermutlich erst einmal Schnappatmung aus, ergeben sich (wie häufig bei wissenschaftlichen Publikationen kleiner (Selbst)Verlage) jedoch aus der hohen Seitenzahl bei gleichzeitig geringer Auflage. Doch es lohnt sich: Denn eindrucksvoll ist dieser Band in der Reihe “Geschichte der Meteorologie in Deutschland” nicht nur wegen seiner großen wissenschaftshistorischen Bedeutung und Verwendung bisher unveröffentlichter Quellen, sondern auch durch das besondere Talent des Autors, die deutsche Sprache in seinem Facettenreichtum und seiner Schönheit mit geistreicher Leichtigkeit zu Papier zu bringen. Zitate über oder von Gustav Hellmann als Einstieg eines jeden Kapitels erscheinen dabei wie ein ästhetisches, poetisches i-Tüpfelchen.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.12.2021

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