Nach den Gewittern ist vor den Gewittern

Am gestrigen Montag (16.05.2022) gab es in Deutschland die erste großräumige Gewitterlage dieses Jahres. Verantwortlich dafür war Tief BORA. Es sorgte dafür, dass eine feuchtwarme Luftmasse zunächst in den Westen und Südwesten, später auch weiter östlich einfließen konnte. Durch den hohen Feuchte- und Energiegehalt der Luftmasse bildeten sich einige teils heftige Schauer und Gewitter. Insbesondere war dies entlang einer Konvergenzzone der Fall, denn dort floss die Luft aus unterschiedlichen Richtungen zusammen und wurde zum Aufsteigen gezwungen. Die Konvergenzzone, und mit ihr die Gewitter, verlagerte sich dabei nur langsam nordostwärts. Heftiger Starkregen war die Folge.

Beispielsweise fielen in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) zwischen 14 Uhr und 16 Uhr 39 l/qm. In Mühlheim-Kärlich (Rheinland-Pfalz) nordwestlich von Koblenz gab es sogar 37 l/qm in nur einer Stunde (17-18 Uhr) und auch in Pegau (Sachsen) südwestlich von Leipzig wurde mit 30 l/qm zwischen 20 und 21 Uhr das Unwetterkriterium für Gewitter mit heftigem Starkregen (mehr als 25 l/qm in einer Stunde) erfüllt. Auch sonst reichte es laut Radar punktuell für Mengen über 25 l/qm in einer Stunde, oder über 40 l/qm in mehreren Stunden.

In der vergangenen Nacht erfolgte etwa entlang der Elbe ein Übergang der Schauer und Gewitter in teils kräftigen, mitunter noch gewittrig durchsetztem Regen. Die höchsten Niederschlagsmengen wurden vom Alten Land bis zur Schleswigschen Geest und von der Leipziger Tieflandsbucht bis zum Lausitzer Bergland gemessen. Dort fielen von gestern Abend bis heute Morgen (17.05.2022) oftmals zwischen 10 und 25 l/qm in 12 Stunden.

Heute beruhigt sich in weiten Teilen das Wettergeschehen, denn Hoch YANNIS mit Schwerpunkt über Nordeuropa weitet seinen Einfluss auf Deutschland aus. Lediglich in Teilen der östlichen Mitte lagert noch eine feuchtere und leicht instabil geschichtete Luftmasse, sodass es dort heute Nachmittag noch zu teils starken Gewittern kommt. Die Unwettergefahr durch heftigen Starkregen ist jedoch gering.

Am Mittwoch liegt der Schwerpunkt des Hochs dann über dem östlichen Mitteleuropa und an seiner Westflanke kann somit eine sehr warme Luftmasse mit Ursprung im Mittelmeerraum angezapft werden und es bleibt meist trocken. Nur am unmittelbaren Alpenrand und im Emsland besteht ein geringes Schauerrisiko.

Am Donnerstag wird die Luftmasse dann immer feuchter und zunehmend labil. Besonders im Westen und Nordwesten drohen am Nachmittag und Abend unwetterartige Gewitter mit heftigem Starkregen, Hagel, Sturmböen und einer hohen Blitzfrequenz. Auch im Schwarzwald und am Alpenrand sind kräftige Gewitter möglich. Die Gewitter schwächen sich in der Nacht nur langsam ab. Örtlich sind dann wieder Regenmengen von 20-40 l/qm in einer Stunde oder etwas mehr möglich.

Am Freitag besteht dann voraussichtlich über der nördlichen Mitte und dem Norden deutlich erhöhtes Unwetterpotential. Allerdings muss die genaue Zugbahn des dafür verantwortlichen Gewittertiefs noch abgewartet werden. Es brodelt auf jeden Fall in der Wetterküche und Spannung ist mehr als geboten.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.05.2022

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