Nächster Mildschub
Derzeit sehen die Prognosen der Kurzfrist – im Prinzip bis Anfang der kommenden Woche – zumindest im Bergland wieder recht winterlich aus. Dort kommt es in den nächsten zwei Tagen gebietsweise noch zu einem recht ordentlichen Neuschneezuwachs im zweistelligen Bereich. Somit könnte man sich in den Mittelgebirgen nicht nur der weißen Pracht erfreuen, sondern auch noch sportlich aktiv werden. Auch im Flachland, gerade in der Mitte und im Süden, wird die Landschaft mal vorübergehend weiß angezuckert. Diese meist dünne Schneedecke sollte aber jeweils im Tagesverlauf wieder weitgehend verschwinden beziehungsweise sich in etwas höher gelegene Lagen zurückziehen. Von solchen Entwicklungen ausgenommen ist wohl der Westen und Nordwesten des Landes, wo bereits am Sonntag (09.01.2022) hinter den Fronten von Tief DOREEN mildere Luft einsickert. Zu Beginn der nächsten Woche beruhigt sich das Wetter unter Zwischenhocheinfluss vorübergehend. Im Süden und Osten hält sich der Schnee in den Bergen noch tapfer, zumal zumindest die Nächte dort weiterhin frostig bleiben werden.
Interessanter wird es zur Wochenmitte, wenn sich die Großwetterlage grundlegend umstellt. Dann soll sich ein kräftiges Hoch knapp westlich der Britischen Inseln etablieren. Dieses sowohl am Boden als auch in der Höhe mächtige und großräumige Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt in der Folge noch etwas ostwärts und reicht somit bis nach West- sowie das südliche Mitteleuropa. Dadurch gelangt vor allem die Nordhälfte Deutschlands in eine straffe westliche Grundströmung. Und nicht nur das, in höheren Luftschichten (etwa am Oberrand der Grenzschicht in 850 hPa = in ca. 1400 bis 1500 m Höhe) dreht die Strömung mehr auf nordwestliche Richtung, mit der über die Nordsee und um das Hoch herum im Uhrzeigersinn teils subtropische Luftmassen angezapft werden. Diese können sich aufgrund recht stabiler Schichtung nicht eins zu eins bis zum Boden durchsetzen (in einigen Schichten vom Boden bis 850 hPa herrscht Temperaturzunahme mit der Höhe vor, die Bildung einer Inversion verhindert also die ideale Durchmischung). Nichtsdestotrotz sind am Donnerstag und Freitag im Nordwesten und Westen örtlich Tageshöchstwerte um 10 Grad möglich! Es werden allerdings auch dort keine Sonnentage erwartet, ganz im Gegenteil: Die Nordseeluft ist zum einen recht feucht, zum anderen ziehen im Grenzbereich zu tiefem Luftdruck über Skandinavien auch Störungen über Norddeutschland, die Regen und Wind im Gepäck haben. Nach Süden hin kommt die milde Luft zunächst noch nicht so recht voran. Hier herrscht meist ruhiges, zu Nebel neigendes Wetter mit Nachtfrösten und niedrigeren Tageshöchstwerten.
Apropos Grenzbereich zu tiefem Luftdruck und der Kaltluft über Skandinavien: Am übernächsten Wochenende (15./16.01.2022) könnte mit einigen Unsicherheiten behaftet vielleicht der nächste Schub Kaltluft aus dieser Richtung an die Tür klopfen.
Bis dahin ist aber noch hinreichend Zeit und das Wetter wie gesagt alles andere als uninteressant.
Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.01.2022
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