Nobelpreis geht an Meteorologen Klaus Hasselmann
Warmer Applaus schlug ihm entgegen, als der frisch gekürte Nobelpreisträger für Physik, Klaus Hasselmann, im einst von ihm geleiteten Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg geehrt wurde. Es ist vor allem seine Bescheidenheit und Verschmitztheit mit der er sowohl die Studenten vor Ort als auch Millionen von Nachrichtenzuschauern an den TV Geräten und Smartphones dieser Welt für sich einnimmt.
Was war passiert? Das Nobelkomitee trat vor in Stockholm vor die Presse und verkündete die diesjährigen Nobelpreisträger für Physik. Neben dem japanischstämmigen US-Amerikaner Syukuro Manabe und dem Italiener Giorgio Parisi fiel auch der Name des gebürtigen Hamburger Klimaforschers Klaus Ferdinand Hasselmann. In diesem Fachgebiet ist es die zweite Auszeichnung eines Deutschen in Folge. Bereits im vergangenen Jahr war unter anderem der deutsche Astrophysiker Reinhard Genzel für Forschungen zu schwarzen Löchern und supermassiven kompakten Objekten mit dem Preis geehrt worden. Übergeben werden die Preise traditionell erst am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Wer ist Klaus Hasselmann? Klaus Ferdinand Hasselmann wurde am 25. Oktober 1931 in Hamburg geboren. Seine Kindheit verbrachte er überwiegend in England, wohin seine Familie während der Zeit des Nationalsozialismus auswanderte. Nach seinem Abschlussexamen kehrte er im August 1949 nach Deutschland zurück und studierte zwischen 1950 und 1955 Physik und Mathematik an der Universität Hamburg. Anschließend promovierte er im am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung an der Uni Göttingen bevor er 1963 an die Uni Hamburg zurückkehrte und dort habilitierte. Wenige Jahre später kennzeichnen Führungspositionen als Direktor des Instituts für Geophysik und Planetarische Physik an der Uni Hamburg, die eingangs erwähnte knapp 25-jährige Leitung als Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (1975-1999) und nicht zuletzt als wissenschaftlicher Direktor des frisch gegründeten Deutschen Klimarechenzentrums (1988-1999) seinen Werdegang. Zur Jahrtausendwende ging er in den wohlverdienten Ruhestand, die Bindung zu seiner beruflichen Leidenschaft blieb bis heute bestehen – und wurde nun mit dem knapp eine Millionen Euro dotierten Nobelpreis geehrt.
Woran arbeitete er? Klaus Hasselmanns Doktorarbeit beschäftigte sich mit einer „Methode zur Bestimmung der Reflexion und Brechung von Stoßfronten und von beliebigen Wellen kleiner Wellenlängen an der Trennungsfläche zweier Medien“. Sein Lieblingsthema bis heute: die Teilchentheorie. Er forschte auch an den komplexen Wechselwirkungen von Ozeanwellen. Wenn man sich die Wasseroberfläche als eine solche Trennungsfläche vorstellt, an der komplexe Wechselwirkungen zwischen Ozeanen und Atmosphäre tagtäglich stattfinden, so ist der Bogen zur Klimamodellierung schnell gespannt. Bereits 1976 entwickelte Hasselmann ein stochastisches Klimamodell, in dem Zufallsfluktuationen für die Variabilität des Klimas sorgen. Diese interne Variabilität im Klimasystem macht es so schwierig, natürliche und menschliche Faktoren und deren Einflüsse zu trennen. Mit seiner entwickelten Methode gelang es in späteren Klimaberechnungen den anthropogenen (also menschengemachten) Einfluss auf die globale Erwärmung nachzuweisen. Die Jury der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften sprach in Stockholm von „bahnbrechenden Beiträgen zum Verständnis komplexer physikalischer Systeme“, konkret „für das physikalische Modellieren des Klimas der Erde, die quantitative Analyse von Variationen und die zuverlässige Vorhersage der Erderwärmung“. Auch wir sagen: Herzlichen Glückwunsch.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.10.2021
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