Schirokkosturm
Eine besonders stark ausgeprägte Tiefdruckaktivität im Mittelmeerraum sorgt zurzeit für „Unruhe“ in Teilen Südeuropas. Die Wetterlage bleibt dort in den nächsten Tagen weiterhin angespannt.
Durch eine besonders stark ausgeprägte Tiefdruckaktivität im zentralen Mittelmeerraum kommen die betroffenen Regionen wie Italien, Albanien, Kroatien, Tunesien und Algerien zurzeit nicht zu Ruhe. Starkniederschläge, Sturm und hoher Seegang sorgen für große Beeinträchtigungen im Land- und Luftverkehr sowie in der Schifffahrt.
In dieser Jahreszeit ist es quasi normal, dass im Mittelmeer durch das noch relativ warme Wasser Tiefdruckgebiete „gute Nahrung“ finden um sich zu verstärken und viel Feuchtigkeit anzusammeln.
Seit drei Tagen tobt Tief „Detlef“ über dem zentralen Mittelmeerraum. Sein Kern lag am gestrigen Dienstag im Meeresgebiet zwischen Sizilien, Sardinien und Tunesien. Es ist inzwischen nach Nordosten gezogen, liegt aktuell über dem Adriatischen Meer und hat sich dabei etwas abgeschwächt.
Als Tief „Detlef“ am gestrigen Dienstagabend seinen Höhepunkt erreicht hatte, wehte der Schirokko, ein Süd- bis südöstlicher Wind, über Ostsizilien, Kalabrien, Apulien und über dem Ionischen sowie Adriatischen Meer besonders heftig. Schwere Sturm- bis Orkanböen sorgten für erhebliche Schäden. Bei Schirokko sind die Regionen wie die Straße von Messina und die Lagune von Venedig besonders betroffen.
In der Straße von Messina erreicht der Schirokko durch den Kanaleffekt oft Sturmstärke. Etliche Bäume wurden durch das Ereignis in den Städten Messina und Reggio Calabria entwurzelt und die Fährverbindung zum Festland war durch den hohen Seegang stark beeinträchtigt.
Die Lagune von Venedig hingegen bekommt bei Schirokko erhöhte Wasserstände, denn das Meer wird durch den anhaltenden stürmischen Wind in die Lagune gedrückt und kann schlecht abfließen, ähnlich wie bei einer Sturmflut in Hamburg. Am Dienstagabend erreichte dadurch der Wasserstand am San Marco Platz in Venedig 188 cm über dem Normalpegel, der zweithöchste Wert seit 1966, als der Wasserstand bei +194 cm lag. Der Bürgermeister von Venedig hat dementsprechend den Notstand aufgerufen.
Ein Teil der Feuchtigkeit vom Tief „Detlef“ schwappt am heutigen Mittwoch mit einer südlichen Strömung über die Alpen und sorgt in Südostdeutschland für anhaltende Niederschläge, die oberhalb von 600 bis 800 m als Schnee fallen, das erste nennenswerte Schneeereignis der neuen Wintersaison. Bis heute früh sind in den Alpen und im Bayerischen Wald 5 bis 15 cm Neuschnee gemessen worden, und es kommen bis heute Abend nochmals 5 bis 10 cm Neuschnee dazu.
In den nächsten Tagen bleibt es im westlichen und zentralen Mittelmeerraum weiterhin sehr wechselhaft und es droht am kommenden Wochenende das nächste Sturmtiefereignis mit zum Teil ergiebigen Niederschlägen in Teilen Italiens, in Südfrankreich und an der Adria, starken Schneefällen in den Südalpen und Schirokkosturm in Italien. Die Lage bleibt also weiter angespannt.
Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.11.2019
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