Schluss mit der Monokultur
Wir stehen nach wie vor weitgehend unter Hochdruckeinfluss. Es fließt zwar feuchtere Luft ins Land, aber die führt aktuell nur zu Nebel oder hochnebelartiger Bewölkung. In weiten Teilen ist trockene und sehr milde Festlandsluft wetterbestimmend. Nennenswerter Niederschlag ist erst zur Mitte kommender Woche in Sicht. Dann verabschiedet sich der Hochdruckeinfluss und Tiefdruckgebiete übernehmen die Wetterregie. Das bedeutet deutlich weniger Sonne, mehr Wolken und endlich wieder der bereits erwähnte Regen.
Einen Haken hat die Sache allerdings, denn aktuell sieht es so aus, als würden die Mitte und der Süden Regen abbekommen, der Norden hingegen nur kurze Schauer. Grund dafür ist der Zustrom feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum, der vom Tief über Nordosteuropa gebremst wird und nicht bis in die nördlichen Landesteile vordringen kann. Daher muss sich der Norden (vorerst) mit ein paar Schauern in feucht-kalter Luft zufriedengeben. Dies lässt sich auch an der Grafik des akkumulierten (aufsummierten) Niederschlags erkennen. Der Modellvergleich der Niederschlagssumme bis Donnerstagnacht (120 Stunden) zwischen ICON (links), GFS (mittig) und EZMW (rechts) zeigt deutlich die ungleiche Verteilung. Während im Süden und über der Mitte teils mehr als 20 Liter pro Quadratmeter vorhergesagt sind, liegt die Summe im Norden meist nur bei 2 bis 5 Litern pro Quadratmeter.
Temperaturtechnisch befinden wir uns in der kommenden Woche auf dem absteigenden Ast. Von Norden sickert nämlich Stück für Stück kalte Luft ein. Die erfasst in der zweiten Wochenhälfte auch den Süden und räumt die frühlingshafte Wärme aus. In den Nächten kommt es wieder häufiger zu Frost. Und zum Ende der Woche, wenn sich Feuchtigkeit und Kälte “paaren”, kann es im Bergland noch einmal Schnee geben. Vereinzelt kann man auch im Flachland Schneeregen beobachten, aber eine geschlossene Schneedecke wird sich dort voraussichtlich nicht bilden.
Die weiteren Aussichten sind alles andere als sicher. Zwischen Hochdruckeinfluss aus Westen und einer Tiefdruckzone von Skandinavien bis ins Mittelmeer ist alles möglich.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.03.2022
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