Schneefall beendete Rekordhitze in Denver/Colorado
Rekordwärme wurde Anfang September in Denver/Colorado am Fuße der Rocky Mountains in den USA vermeldet. Wenige Stunden später konnten hier und da Schneemänner gebaut werden. Was war passiert?
Angesichts der doch eher typisch winterlichen Wettererscheinungen hierzulande, möchte die Autorin heute noch mal einige Monate zurück und einige tausend Kilometer nach Westen auf den nordamerikanischen Kontinent blicken: Etliche Rekorde wurden im September in Denver/Colorado aufgestellt. Einerseits gab es in der 1609 Meter hoch gelegenen Stadt dieses Jahr 75 Tage mit mehr als 90°F (etwa 32°C). Ebenso war es am 5. September dort mit 101°F (ca. 38°C) so warm wie noch nie in einem September zuvor. Zudem wurde die 100-Grad-FAHRENHEIT-Marke in Denver so spät im Jahr noch nie überschritten.
Was jedoch wenige Tage darauf passierte, war wiederum mehr als beachtlich! Während am 7. September bei immerhin noch 34°C Höchsttemperatur das Spätsommerwetter genossen werden konnte, wurde weniger als 24 Stunden später eine Temperatur um den Gefrierpunkt gemessen und gebietsweise fiel Schnee.
Was war passiert?
Die Spätsommerhitze Anfang September wurde durch einen breiten Höhenrücken entlang der Westküste verursacht. In einer heißen, trockenen Luftmasse mit geringen Luftdruckgegensätzen bestimmte Absinken das Wetter. Trockenheit und Hitze, die seit Mitte April im Südwesten der USA das Wetterbild beherrschten, setzten sich bis in die erste Septemberdekade fort. Es passt zu dieser rekordträchtigen Geschichte, dass der stabile Höhenrücken erst durch die zwei Taifune MAYSAK und HAISHEN verschoben wurde, die während der ersten Septembertage jeweils im 8000 bis 9000 Kilometer entfernten Korea und Japan auf Land trafen. Beide Stürme induzierten Störungen in den kräftigen Polarfrontjet, der von Japan direkt nach Nordamerika zeigte. Diese Störungen wurden über den Nordpazifik rasch nach Nordamerika geführt und wuchsen zu kräftigen Trögen an. Ihnen gelang es, die langanhaltende Dominanz des Höhenrückens über dem Westen der USA endlich zu brechen. So sorgte ein kräftiges Höhentief in der Nacht vom 7. auf den 8. September für einen Kaltlufteinbruch sondergleichen. Eine Kaltfront mit polarer Kaltluft arktischen Ursprungs im Gepäck schwenkte vom Bundesstaat Wyoming kommend südwärts nach Colorado. Sie brachte nicht nur in höher gelegenen Regionen Schnee mit sich. In Denver wurden immerhin 2 bis 3 Zentimeter Schnee gemessen. Beeindruckender als der Anblick von Schnee, nachdem man am Vortag noch am Pool lag, war jedoch der sehr deutlich spürbare Temperaturrückgang um satte 60 Grad Fahrenheit (entspricht 33 Grad bzw. Kelvin).
Solch ein Temperatursturz ist für Denver nicht ganz unüblich. Erst letztes Jahr vom 9. auf den 10. Oktober fiel die Temperatur in weniger als 24 Stunden um 63 Grad Fahrenheit. Der Zeitpunkt des Auftretens ist jedoch selten. Normalerweise treten diese starken Temperaturschwankungen erst in den Wintermonaten auf. Der Allzeitrekord für solch einen Temperaturrückgang in Denver wurde übrigens am 25. Januar 1872 aufgestellt. Damals sank die Temperatur innerhalb von 24 Stunden um 66 Grad Fahrenheit von 8°C (46°F) auf -29°C (-20°F).
Im Sinne der Barrierefreiheit: Dem Thema des Tages ist eine Grafik beigefügt, welche die gemessene Temperatur vom 5. bis 8. September 2020 in Denver/Colorado zeigt und den Temperatursturz verdeutlicht.
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.12.2020