Sie fragen, wir antworten
Um die Frage zu klären, warum der Deutsche Wetterdienst trotz strahlenden Sonnenscheins über Tage hinweg keine Warnung vor UV-Strahlung herausgibt, tasten wir uns langsam ans Thema heran.
Zunächst zur UV-Strahlung allgemein:
Die Sonne ist die stärkste Quelle der ultravioletten elektromagnetischen Strahlung im Wellenlängenbereich zwischen 100 und 400 Nanometern. Das Spektrum der UV-Strahlung umfasst die drei Bereiche UVA (315-400 Nanometer), UVB (280 bis 315 Nanometer) und UVC (100 bis 280 Nanometer).
UVC-Strahlung ist die kurzwelligste Strahlung und für den Menschen am schädlichsten. Glücklicherweise absorbieren Ozon, Wasserdampf, Sauerstoff und Kohlendioxid beim Durchgang des Sonnenlichts durch die Atmosphäre das gesamte UVC und auch den größten Teil des UVB. Die UVA-Strahlung wird von der Atmosphäre jedoch nicht so stark gefiltert. Sie macht etwa 95 Prozent der UV-Strahlung aus, die die Erdoberfläche erreicht.
UVA kann in die tieferen Hautschichten eindringen und ist für den sofortigen Bräunungseffekt verantwortlich, sie sorgt aber auch für Hautalterung und Faltenbildung. Des Weiteren kann die UV-Strahlung Krebs verursachen. Häufige und starke Sonnenbestrahlung mit Sonnenbrand, besonders im Kindes- und Jugendalter, fördern die Bildung des tückischen malignen Melanoms, des schwarzen Hautkrebses, mit einer hohen Rate an Metastasen. Dieser ist nur bei Früherkennung heilbar. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Anzahl der Hautkrebspatienten alle 10 Jahre verdoppelt.
Der UV-Index:
Die erwartete sonnenbrandwirksame UV-Strahlung wird im Wesentlichen aus dem Sonnenstand, anhand der Ergebnisse der numerischen Wettervorhersagen, den Ozonvorhersagen des niederländischen Wetterdienstes (KNMI) und einer Aerosolklimatologie berechnet. Aus diesen Berechnungen ergibt sich der UV-Index. Die Skala des UV-Index übersetzt die Stufen in Strahlungsstärke und enthält Schutzempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
UV-Index | Strahlungsstärke | Schutz |
---|---|---|
1 bis 2 | schwach | kein Schutz erforderlich |
3 bis 5 | mittel | Schatten suchen, als Schutz erforderlich: Hut, T-Shirt, Sonnenbrille, Sonnencreme |
6 bis 7 | hoch | Schatten suchen, als Schutz erforderlich: Hut, T-Shirt, Sonnenbrille, Sonnencreme |
8 bis 10 | sehr hoch | zusätzlicher Schutz erforderlich: Aufenthalt im Freien möglichst vermeiden |
11 bis 12 | extrem | zusätzlicher Schutz erforderlich: Aufenthalt im Freien möglichst vermeiden |
Das Warnmanagement des DWD bei UV-Warnungen:
Eine Warnung vor UV-Strahlung gibt der Deutsche Wetterdienst immer dann heraus, wenn der Index ungewöhnlich hoch ist. Die Ungewöhnlichkeit kann in der Jahreszeit oder der Region begründet sein.
So gilt zum Beispiel für den Frühsommer und das Frühjahr: Der Index muss in der Größenordnung von 20 Prozent über dem Dekadenmittel liegen und der Index mindestens den Wert 5 erreichen.
Bei der regionalen Einordnung müsste eine hohe bis sehr hohe UV-Belastung (Stufe 7 bis 10) vorliegen UND die langjährige Häufigkeit des Auftretens dürfte nur um 1 Prozent der Tage liegen. Es muss sich also um ein sehr seltenes Ereignis in der entsprechenden Region handeln.
Warnungen vor UV-Strahlung dieses Jahr:
Da in den letzten Tagen weder eine jahreszeitlich noch eine regional außergewöhnliche UV-Belastung bestand, gab es auch noch keine Warnungen.
Am Sonntag wird im Süden Deutschlands vor allem Richtung Hochrhein und Bodensee mit einer sehr hohen UV-Belastung gerechnet. Die regionale Verteilung ist jedoch nicht ungewöhnlich und daher wird es voraussichtlich keine Warnung vor UV-Strahlung geben. In den übrigen Landesteilen liegt die UV-Belastung im mittleren bis hohen Bereich, was keiner Warnung bedarf.
In der kommenden Woche nehmen die Wolkenanteile zu, die UV-Belastung daher ab und es ist nicht mit der Ausgabe einer UV-Warnung zu rechnen. Dennoch sollten Sie nach obiger UV-Index-Tabelle einen geeigneten Sonnenschutz verwenden.
Dipl. Met Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2023
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