Sieben Wochen wechselhaft mit Gewittern?

Bauernregeln zum Siebenschläfertag gibt es viele: „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“, „Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne“ oder mein persönlicher Favorit: „Werden die sieben Schläfer nass, regnet’s noch lange Fass um Fass“.

Entgegen der weitverbreiteten Vermutung hat das gleichnamige Nagetier nichts mit der Bauernregel zu tun. Seinen Namen verdankt der Siebenschläfertag vielmehr einer alten Legende. Dieser nach sollen sieben junge Christen in der Zeit der Christenverfolgung in einer Höhle lebendig eingemauert worden und in einen tiefen Schlaf gefallen sein. Nach etwa 200 Jahren wurden sie dann zufällig entdeckt, wachten auf und bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten, starben jedoch wenig später. Den sieben Schläfern wurde daraufhin der 27. Juni als Gedenktag im katholischen Heiligenkalender gewidmet.

Und was hat das nun mit dem Wetter zu tun?

Der Siebenschläfertag gilt als meteorologische Singularität, also als Witterungsregelfall. Etabliert sich dabei hoher Luftdruck über Skandinavien oder entsteht eine Hochdruckbrücke über die Britischen Inseln hinweg bis zum Azorenhoch, führt das in Mitteleuropa oft zu trockenem und sehr warmem Badewetter. Wird hingegen bei einer sogenannten „zyklonalen Westlage“ feuchte Atlantikluft nach Mitteleuropa geführt, ist der Regenschirm durchaus auch mal ein sinnvoller Begleiter. Dann stellt sich eine wechselhafte und eher kühle Witterung ein.

Die Siebenschläfer-Bauernregel hat eine im Vergleich zu anderen meteorologischen Singularitäten vergleichsweise hohe Trefferquote. Statistische Auswertungen ergaben, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit der Siebenschläferregel bei der erstgenannten „Schönwetter-Variante“ zwischen 55 und 60 % liegt, bei unbeständigen Westwetterlagen trifft die Bauernregel sogar mit 62 bis 70 % zu. Dabei ist die Trefferquote im Alpenvorland höher als in Norddeutschland.

Ganz so einfach ist es leider nicht: Offiziell gilt zwar der 27. Juni als Siebenschläfertag, berücksichtigt man die gregorianische Kalenderreform, fällt er aber auf den 7. Juli (1582 gab es eine etwa zehntägige Verschiebung). Außerdem sollte man es mit dem Siebenschläfertag nicht ganz so genau nehmen und sich dabei nicht auf einen bestimmten Tag festlegen, sondern vielmehr den gesamten Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli berücksichtigen.

Was heißt das jetzt für unser Wetter?

Diese Woche wird sich das Wetter recht wechselhaft gestalten, immer wieder treten gebietsweise Schauer und Gewitter auf, regional kommt es zu Unwettern. Ab der Nacht zum Freitag schwenkt ein Tiefausläufer über Deutschland hinweg und sorgt für etwas Regen. Das Ganze spielt sich meist im sommerlichen Temperaturbereich ab, wobei die 30-Grad-Marke vor allem am Donnerstag und Sonntag regional geknackt werden kann. Typisches mitteleuropäisches Wetter eben.

In der kommenden Woche könnte sich dann aber eine allmähliche Umstellung der Großwetterlage andeuten. Deutschland gelangt mehr und mehr in eine westliche bis nordwestliche Strömung, wodurch eher mäßig-warm temperierte Luftmassen ihren Weg nach Deutschland finden sollten. Entsprechend stehen dann Temperaturen von 30 Grad und kräftige Gewitter mit heftigen Starkregenfällen wohl erst einmal nicht mehr auf dem „Wetterprogramm“. Bleibt nur noch abzuwarten, ob uns diese gemäßigte Witterung dann auch wirklich sieben Wochen begleiten wird.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es nur wenig Sinn macht, das Wetter der nächsten Wochen an einem bestimmten Tag festzumachen. Mit hundertprozentiger Sicherheit lässt sich wohl nur sagen: „Fliegt der Bauer übers Dach, ist der Wind weiß Gott nicht schwach“.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.06.2022

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