Sommerhalbzeit
Genau heute wird im meteorologischen Sommer zur Halbzeit gepfiffen. Das ist ein guter Zeitpunkt, die ersten 45 der 91 Tage des Sommers Revue passieren zu lassen. Für eine kurze Halbzeitbilanz schauen wir uns die Abweichungen von Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer in Bezug auf die Klimareferenzperiode 1961-1990 an.
Der meteorologische Sommer 2023 startete im Juni mit viel Hochdruckeinfluss. Am Rande blockierender Hochdruckgebiete über Nordwest- und Nordeuropa wurde mit vorwiegend östlicher Strömung oft trockene und kontinental geprägte Luft zu uns geführt, die Sonne schien nicht selten von früh bis spät. Erst zur Junimitte nahm die Tiefdruckaktivität zu, in zeitweise schwül-heißer Luft kam es teils zu heftigen Gewittern, die allerdings selten flächigen Niederschlag brachten. Nach erneutem Hochdruckeinfluss im Laufe der dritten Dekade stellte sich die Wetterlage zum Monatswechsel um. Statt Hochdruckgebieten brachten sich über Nordwest- und Nordeuropa Tiefdruckgebiete in Stellung. An dessen Rand setzte sich mit vorwiegend westlicher Strömung im Norden mal mehr, mal weniger warme, nach Süden zu öfter heiße und bisweilen auch zu teils heftigen Gewittern neigende Luft durch. Flächiger Landregen blieb aber weiterhin aus.
Und was bedeutet das nun unterm Strich für die gemittelten Temperaturen, die Niederschläge und die Summe der Sonnenscheindauer?
Bezogen auf die Klimareferenzperiode von 1961-1990 kann man ganz klar festhalten, dass der bisherige Sommer deutlich zu warm ausfiel (siehe Abbildung 1, links). In der Südhälfte war es besonders warm, dort liegen die Tagesmitteltemperaturen verbreitet 3 bis 4 Grad über dem Durchschnitt. Nach Norden zu gehen die positiven Anomalien zwar zurück, sind meist +2 bis +3 Grad aber immer noch nennenswert. Mit einem Deutschlandmittel der Tagesmitteltemperatur von rund 19 °C und einer Abweichung von etwa +3,1 Grad würde der Sommer auf Platz 4 der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen landen. Bezogen auf die neue Referenzperiode 1991-2020, die dem subjektiven Empfinden wohl noch etwas näherkommt, ist der Sommer mit +2,1 Grad übrigens bisher ebenfalls deutlich zu warm!
Beim Niederschlag zeigt sich ein sehr heterogenes Bild, bedingt durch die eher kleinräumig aufgetretenen Schauer und Gewitter (siehe Abbildung 2, mittig). Teilweise war es extrem trocken, zum Beispiel vom Saarland über Rheinland-Pfalz bis nach Hessen, wo zur Hälfte des Sommers nicht selten weniger als 20 %, also erst ein Fünftel der zu erwartenden Gesamtmengen gefallen sind. Kleinräumig blieben die Regenfässer sogar fast komplett leer. Ansonsten liegen wir in den Mittelgebirgen, wo bevorzugt Schauer und Gewitter entstehen, mit 30-50 % des Niederschlags zumindest etwas näher am Soll. Mehr als 50 % und damit mehr als bis zum jetzigen Zeitpunkt üblich sind in Teilen Nordwest- und Ostdeutschlands gefallen. Die Gebiete mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen überwiegen aber, sodass im Deutschlandmittel nur knapp 35 % des gesamten Sommersolls an Niederschlag zu Buche schlagen, es also signifikant zu trocken war.
Passend dazu liegen wir bei der Sonnenscheindauer meist über 50 %, es war also quasi überall zu sonnig bisher (siehe Abbildung 1, rechts). Allerdings zeigt sich auch hier ein mehr oder weniger deutliches Südwest-Nordost-Gefälle.
Und wie geht es weiter?
Zumindest bezogen auf die Temperatur sehr schwankend, denn die durch nordeuropäische Tiefdruckgebiete geprägte, unbeständige “Westwindwetterlage” setzt sich fort. In der Abbildung 2 erkennt man, dass die gemessene Mitteltemperatur im bisherigen Sommerverlauf (grün) immer über der Mitteltemperatur der Referenzperiode 1961-1990 (schwarz) lag. Bis Ende des Monats setzen sich diese Temperaturschwankungen auf insgesamt etwas niedrigerem Niveau als zuletzt fort, teilweise könnte es sogar mal leicht zu kühl werden. Damit dürften die starken Abweichungen der Mitteltemperaturen des Sommers zumindest etwas abschmelzen.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.07.2023
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