Starke Pilz-Saison durch ideales Sommer-Wetter?
Wer in den vergangenen Tagen und Wochen einen Ausflug in den Wald unternommen hat oder im heimischen Garten über den Rasen gegangen ist, konnte sie schon wieder häufig entdecken: Pilze! Champignon, Pfifferling, Steinpilz, Marone und Morchel, um nur einige wichtige Pilze heimischer Wälder zu benennen, haben derzeit Hauptsaison. Und das Wetter bzw. die Witterung in diesem Sommer war nahezu ideal für das Sprießen der Pilze.
So fiel der Sommer 2021 niederschlagsreich aus und übertraf mit bundesweit 310 Litern Regen pro Quadratmeter im Mittel das Sommersoll der neuen internationalen Referenzperiode 1991 bis 2020 von rund 240 Litern pro Quadratmeter um satte 29 %. Die Gleichung „Verregneter Sommer = gutes Pilzwachstum“ ist unter Pilzsammlern durchaus bekannt. Medienberichte zufolge erwarten deshalb einige Pilz-Experten (nicht alle) in diesem Herbst fette Beute.
Pilze lieben jedoch nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch die Wärme. Zwar fiel der Sommer in Sachen Temperatur durchschnittlich aus, zu heiß mögen es die Pilze aber wiederum auch nicht. Heiße Tage (meteorologisch gesehen ein Tag mit einer Höchsttemperatur von 30 Grad oder mehr) gab es in diesem Sommer allerdings nicht allzu viele.
In den ersten Septembertagen brachten die Hochdruckgebiete GAYA und HERMELINDE nun wieder sommerlich-warmes, trockenes und nachts ziemlich frisches Wetter (und nebenbei auch den Biergartenbesitzer vor allem tagsüber bestes „Pils-Wetter“). Damit sind die Bedingungen für das Pilzwachstum derzeit nicht ganz optimal, mit Tief QUILLAN kommen am heutigen Donnerstag jedoch neue Niederschläge auf, wobei es vorerst warm bleibt. Das dürfte dem Pilzwachstum in den kommenden Wochen einen neuen Schub verleihen. Freilich reagieren Pilze nicht immer sofort auf die Witterungsverhältnisse, sondern zum Teil ein paar Tage zeitversetzt.
Wer nun also Pilze sammeln möchte, sei aber gewarnt. Es besteht die große Gefahr, dass man statt essbarer Pilze einen giftigen mitnimmt! Es gibt nämlich zu vielen essbaren Pilzen ein giftiges Gegenstück, das dem ungiftigen Partner zum Verwechseln ähnlich sieht. Weil Pilze außerdem als Lebewesen gelten, die oft eine Symbiose mit einem Baum eingehen, sollte man nur solche Exemplare sammeln, bei denen man bei der Bestimmung bezüglich der Giftigkeit sicher ist – oder sich Rat bei einem Experten einholen. Zudem ist es in den meisten Bundesländern untersagt, mehr als ein Kilo der kostbaren Fracht pro Tag und Person aus dem Wald zu holen!
Und wann endet die Pilz-Saison? Viele Pilzarten erleiden bei Frost einen irreparablen Schaden, der sich an verfärbten Huträndern oder matschigen Stellen zeigt. Das Eiweiß wird an diesen Stellen durch den Frost und das nachfolgende Auftauen zersetzt, ein Verzehr solcher geschädigter Pilze ist eindeutig nicht zu empfehlen! Frost ist allerdings bei meist zweistelligen Tiefstwerten in den kommenden Nächten vorerst überhaupt kein Thema. Ab Mitte des Monats steigt rein klimatologisch das Potenzial für erste Nachtfröste jedoch immer mehr an, zuerst im Südosten, bis Mitte Oktober auch im Nordwesten.
Aber selbst nach Frost kann man sich weiterhin auf Pilzsuche begeben. So muss die Suche selbst im Winter nicht erfolglos bleiben. Es gibt einige Arten wie die Austernseitlinge, die Judasohren und die Samtfußrüblinge (siehe Grafik), die dann Saison haben und im winterlichen Wald bei Schnee und Eis gefunden werden können, auch wenn sie dann rar sind.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.09.2021
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