Tag der Freude
Die größte Freude für Meteorologen und Meteorologinnen ist natürlich eine korrekt eingetroffene Prognose. Aber man freut sich auch schonmal über Regen, der gegen die Büroscheiben platscht. Gerade wenn es tage- oder wochenlang trocken war. Auch der Aufzug von Gewitterzellen, die sich vom Büro im 6. Stock in Offenbach aus sehr gut beobachten lassen, bringt den ein oder anderen Freudejauchzer hervor. Da werden gestandene Männer zu kleinen Kindern, die sich die Nase am Fenster platt drücken, so wie früher am Schaufenster eines Spielzeugladens.
Freude bereiten auch die kleinen Gesten, die uns per Mail oder Nachricht in den sozialen Medien erreichen. Wenn Menschen uns von ihren Erlebnissen mit der Natur berichten, Bilder oder kurze Videos schicken. Von Zeit zu Zeit erreichen uns auch Karten oder Briefe, im Zuge der Digitalisierung hat das allerdings stark abgenommen. Manch einer hat sogar Freude daran, am Telefon der alten Dame zum zehnten Mal zu erklären, dass das Gewitter heute nicht bei ihr am Ort auftreten wird.
Ins Leben gerufen wurde der Tag der Freude wahrscheinlich in den 80er-Jahren. Von wem und aus welchem Anlass ist nicht überliefert. Im Jahre 2012 hat die UNO auch einen Weltglückstag beschlossen. Dieser wird jedes Jahr am 20 März begangen. Er steht quasi in Konkurrenz zum Tag der Freude, die wir uns aber nicht nehmen lassen wollen.
Grund zur Freude hat in dieser Woche jeder, der sich von Schauern und Gewittern begeistern lässt und dem Temperaturen über 25 Grad ein Gräuel sind. Tief UNAI über Skandinavien lenkt nämlich feuchte und kühle Luft zu uns.
Dabei ist es am heutigen Montag noch am wärmsten mit Höchstwerten bis 30 Grad in der Lausitz. Im weiteren Wochenverlauf gibt es tagsüber maximal 24 Grad, oft auch unter 20 Grad. Nachts kühlt es teils unter 10 Grad ab. Erst am Freitag dieser Woche sind wieder sommerliche Maxima der Temperatur zu erwarten. Dann werden im Süden und über der Mitte 25 bis 29 Grad erwartet. Im Norden ist es naturgemäß etwas kühler.
Schauer und Gewitter bringen bis zum Ende der Woche überall etwas Regen. Vor allem im Süden, aber auch im Norden regnet es mitunter längere Zeit. Das bereitet der Natur besondere Freude, denn das Niederschlagsdefizit, das vor allem im Osten und über Teilen der Mitte Deutschlands immer noch besteht, kann so etwas gemildert werden.
Die obige Grafik veranschaulicht das Niederschlagsdefizit. Sie vergleicht die bisher gefallene Regenmenge im Juli (links, ermittelt aus Radardaten) mit den normierten Niederschlagsmengen aus vergangenen Messungen der Jahre 1971 bis 2000. Zu erkennen ist, dass im Osten im Juli am wenigsten Niederschlag fällt. Das lässt sich auch aus den bisherigen Messungen lesen, allerdings fehlen zur Norm von 25 bis 50 Liter pro Quadratmeter im Monat noch gut 20 bis 30 Liter, und der Monat hat nur noch 7 Tage.
Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.07.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst