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Der Tag der Entscheidung

Der „D-Day“ (Decision Day) war der erste Tag der Invasion der Alliierten (USA, Kanada, Großbritannien und weitere Verbündete) an der französischen Atlantikküste in der Normandie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Kalendarisch handelte es sich hierbei um den 06. Juni 1944. Diese groß angelegte Militäraktion startete unter dem Decknamen „Overlord“ und beinhaltete die Einnahme deutscher Stellungen in der Normandie und die Errichtung mehrerer Brückenköpfe, um den Nachzug weiterer Truppen zu ermöglichen. Von dort aus sollte dann die Befreiung des westlichen Europas von der Naziherrschaft erfolgen.

Da diese Militäraktion die Überquerung des unberechenbaren Ärmelkanals mit teils nur bedingt hochseetauglichen Transportbooten erforderte, war eine erfolgreiche Landung maßgeblich vom Wetter abhängig. Die Prognose eines geeigneten Zeitfensters mehrere Tage im Voraus war zur damaligen Zeit fast nicht möglich, denn bereits die Vorhersage des nächsten Tages gestaltete sich schwierig. Zumal es sich bei dieser Region um eine handelt, in der das Wetter sehr variabel ist. Aufgrund dieser Variabilität ist eine Vorhersage über mehrere Tage auch heute noch nur begrenzt möglich. Es kann also mit Fug und Recht behauptet werden, dass diese Wettervorhersage im Jahr 1944 eine der wichtigsten in der Geschichte werden sollte.

Zumal das Militär mehrere Grundvoraussetzungen festlegte:

  • Ebbe, um mögliche Unterwasserhindernisse des Feindes erkennen zu können, aber auch Flut, um nicht bereits weit vor der Küste an Land gehen und sich somit früh im Visier der deutschen Maschinengewehre bewegen zu müssen;
  • Trockener und für schwere Fahrzeuge tragfähiger Boden, somit sollte es in den Tagen zuvor wenig bis gar nicht geregnet haben;
  • Gute Lichtverhältnisse beim nächtlichen Einsatz von Transportflugzeugen und Bombern, was vor allem bei Vollmond gegeben wäre;
  • Kein Morgennebel und kaum Wolken für gute Sichtbedingungen der Fallschirmjäger und
  • Auflandiger Wind von maximal 20 km/h, aber keine Windstille.

Im Mai 1944 wurde der D-Day auf den Morgen des 05. Juni terminiert. Anfang Juni war das Wetter sehr wechselhaft, da über dem Atlantik ein Tiefdruckgebiet dem nächsten folgte. Nun sollte der D-Day verschoben werden, aber um den Moment eines Überraschungsangriffs nicht zu versäumen, wurde der D-Day nur um einen Tag verschoben.

Die Vorhersagen wichen damals stark voneinander ab, sowohl bei den Alliierten untereinander als auch im Vergleich zur deutschen Vorhersage. Für den 05. Juni sollte der Chefmeteorologe Eisenhowers recht behalten, denn eine Kaltfront sorgte für viel Wind und Regen und hätte die Militäraktion unmöglich gemacht. Hinter der Kaltfront zeichnete sich für den 06. Juni vorübergehende Wetterberuhigung im Zusammenhang von Zwischenhocheinfluss ab und somit eröffnete sich ein kurzes Zeitfenster für eine mögliche Invasion. Auf deutscher Seite rechnete man weiterhin mit wechselhaftem und stürmischem Wetter. Dies lag auch daran, dass die Deutschen keine Wetterdaten auf dem Gebiet des Atlantiks zur Verfügung hatten.

Somit wurde am 06. Juni das Überraschungsmoment vonseiten der Alliierten genutzt, auch wenn sich das Wetter tatsächlich erst im Tagesverlauf besserte und dadurch viele Soldaten bereits zu Beginn der Landung ihr Leben lassen mussten.

DWD Der Tag der Entscheidung

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.06.2024
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