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Winterzwischenbilanz – Großteil der Kälte eigenproduziert

Einleitung

Der Januar ist fast zu Ende und damit auch zwei Drittel des meteorologischen Winters. Höchste Zeit einmal kurz Zwischenbilanz zu ziehen. Wenn man die letzten Wochen Revue passieren lässt, dann muss man ganz nüchtern feststellen, dass es richtigen Winter kaum gegeben hat. Dennoch gab es auch längere kalte Phasen, teils mit Dauerfrost auch in tiefen Lagen. Wie dies sein kann, soll in weiterer Folge näher erläutert werden.

Wie man kalte Luft bekommt | Advektion

Es gibt letztlich zwei Möglichkeiten, um Kälte zu erzeugen. Entweder kalte Luft wird von irgendwoher herangeführt (Advektion) oder die Kälte wird vor Ort selbst „produziert“. Advektion kalter Luft kann es entweder aus Norden geben (maritim geprägte, eher feuchte Kaltluft) oder aus Osten (kontinental geprägte, eher trockene Kaltluft). Die einzige Lage, bei der es durch Advektion kalter Luft aus Norden in Folge einer Grenzwetterlage nennenswert Schnee gegeben hat, war zu Beginn des Jahres mit Tief Charly (09.01.). Gebietsweise gab es dadurch über der Mitte des Landes auch in tiefen Lagen nennenswert Schnee. Davon abgesehen hat der Winter aber bisher nicht wirklich viel Schnee parat, wie auch die Karte mit der bisher höchsten Schneehöhe des Winters an ausgewählten Stationen zeigt (beachte: Es wird immer um 07 MEZ am Morgen gemessen). In tiefen Lagen stehen oft nur weniger klägliche Zentimeter zu Buche (wenn überhaupt), die auch oft nur von kurzer Dauer waren.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene höchste Schneedecke an ausgewählten Wetterstationen. Die Schneedecke wird immer morgens um 06 UTC (7 MEZ) gemessen.

Eine Ostlage, bei der kalte Luftmassen von Russland über Osteuropa bis nach Deutschland geführt werden, gab es in diesem Winter bisher noch gar nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl der Dezember, als auch der Januar in diesen Regionen deutlich wärmer ausgefallen sind, als im vieljährigen Mittel, sodass selbst dort kaum Kaltluft vorhanden ist.

Wie man kalte Luft bekommt | Eigenproduktion

Trotzdem gab es auch in diesem Winter kältere Phasen, wie in der vergangenen Woche, als es in einigen Regionen im Tiefland mehrere Tage Dauerfrost (Eistage) gegeben hat. Dies kann man auch in der Bilanz der bisher in diesem Winter aufgetretenen Frost- und Eistage erkennen, die in der folgenden Grafik für ausgewählte Stationen dargestellt ist. An vielen Stationen in Deutschland gab es schon einen oder mehrere Dauerfrosttage. In Frankfurt am Main waren es bisher vier Stück, wobei 30 Frosttage zu Buche stehen (Schnitt Gesamtwinter Frankfurt 10 bzw. 44). Das sind zwar keine sonderlichen hohen Werte, aber sie zeigen, dass der Winter in Deutschland kein Totalausfall ist – zumindest von der Temperatur her.
Der Grund für die kalten Phasen war aber die „Eigenproduktion“ der Kaltluft und die schon mehrfach in den vergangenen Themen des Tages erläuterten Inversionswetterlagen.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene Anzahl an Eistagen (Tage mit Maxima unter 0 Grad, links) und Frosttagen (Tage mit Minima unter 0 Grad, rechts) an ausgewählten Wetterstationen.

Wie funktioniert die Eigenproduktion?

Immer wieder gab es in diesem Winter kräftige Hochdruckgebiete über Mitteleuropa und Deutschland. Im Winter führt dies aufgrund der langen Nächte dazu, dass sich die bodennahen Schichten sehr stark abkühlen können. Der fehlende Wind verhindert darüber hinaus, dass sich die bodennahe Kaltluft mit höheren Luftschichten mischen kann, sodass sich die bodennahe Kaltluft wie zäher Schleim halten kann – oft verbunden mit Nebel und Hochnebel. In höheren Lagen ist es dann im Gegenzug sehr mild.
Schön zu sehen ist dies, wenn man sich einfach mal zwei Zeitreihen in diesem Winter nebeneinanderlegt. In der Grafik ist dies beispielhaft für den Brocken und Mainz Lerchenberg geschehen. Dargestellt sind die Höchsttemperaturen an jedem Tag. Man erkennt insgesamt drei länger andauernde Inversionswetterlagen, bei denen es auf dem Brocken wärmer gewesen ist als in Mainz am ZDF Sendestudio.

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Auf der Grafik sind die Zeitreihen der Maximumtemperatur für Mainz-Lerchenberg und den Brocken dargestellt, beginnend ab dem 1.Dezember.

Neue Temperaturrekorde oben wie unten

Durch die vorherrschenden Großwetterlagen gab es in diesem Januar nicht nur in tiefen Lagen neue Temperaturrekorde, sondern auch in höheren Lagen. Die folgende Karte zeigt erneut für ausgewählte Stationen die bisher in diesem meteorologischen Winter gemessene Maximumtemperatur. Es lässt sich kaum unterscheiden, welche Station eine Flachland- und welche eine Berglandstation ist.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene höchste Schneedecke an ausgewählten Wetterstationen. Die Schneedecke wird immer morgens um 06 UTC (7 MEZ) gemessen.

Während in der vergangenen Woche (19.01.) bei der letzten kräftigen Inversionslage auf einigen Berggipfeln neue Januarrekorde aufgestellt wurden (z.B. Neuhaus am Rennweg: 13.0 °C (alt:11.5 °C) oder Schmücke :13.8 °C (alt: 10.8 °C)), fielen am gestrigen Samstag bei einer windigen Südwestlage dann in tiefen Lagen die Januarrekorde. Auf der Grafik sieht man die Nachmittagstemperaturen um 14 Uhr MEZ und eine Liste mit Stationen, die den bisherigen Rekord eingestellt oder in den meisten Fällen übertroffen haben. Man erkennt zudem, dass es sich bei den Wetterstationen zum Teil um sehr alte Messreihen handelt.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene Anzahl an Eistagen (Tage mit Maxima unter 0 Grad, links) und Frosttagen (Tage mit Minima unter 0 Grad, rechts) an ausgewählten Wetterstationen.

Ausblick

Auch in der Folge ist von wirklichem Winter nicht viel zu sehen. Die neue Woche startet mit einer sehr mild Südwestwetterlage bei der oft Höchstwerte im zweistelligen Bereich erwartet werden. In der zweiten Wochenhälfte beruhigt sich das Wetter zwar, die dann wieder einfließende Polarluft ist aber weder wirklich kalt, noch kann sie sich im Zuge einer neuen, starken Inversionslage vor Ort nennenswert abkühlen.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Weiter mild – wo steckt der Winter?

Dass es für die Jahreszeit viel zu warm ist, wurde ja in den vergangenen Tagen auch hier im Thema des Tages schon ausreichend beschrieben. Ein weiteres Kapitel zu dieser Geschichte hat die vergangene Nacht hinzugefügt. Denn die war im Westen von außergewöhnlich hohen Minimumtemperaturen geprägt.

Um die nächtlichen Tiefsttemperaturen zu ermitteln, wird in der Regel ein Zeitraum von 18 Uhr UTC bis 06 Uhr UTC des Folgetages gewählt (UTC = koordinierte Weltzeit). Dies entspricht in Mitteleuropa und damit auch in Deutschland im Winter einem Zeitraum von 19 Uhr bis 07 Uhr MEZ.

Insbesondere im Frühwinter, wenn die Tage recht kurz sind, kann sich dabei das Problem ergeben, dass die tiefsten Temperaturen der Nacht erst nach 07 Uhr MEZ auftreten. Sie werden somit in dem betrachteten Zeitfenster nicht erfasst. Damit ist die Angabe der Tiefsttemperatur für das Zeitfenster zwar korrekt, es ist aber eben nicht die tiefste Temperatur der gesamten Nacht. Diese wird dann dem frühen Vormittag zugeschlagen und purzelt somit aus dem betrachteten Zeitraum heraus (wie in Abbildung 1, in welcher der „Tiefstwert 2“ kleiner ist als der „Tiefstwert 1“, der der tiefsten Temperatur des Zeitfensters 18 Uhr bis 06 Uhr entspricht).

DWD Weiter mild wo steckt der Winter

Will man, beispielsweise bei klimatologischen Betrachtungen, die tiefsten Temperaturwerte ermitteln, so ist das hier skizzierte Problem recht einfach zu lösen. Denn der Wert, für den man sich interessiert, wird dann in der Regel als Tiefstwert dem folgenden Zeitraum 06 Uhr bis 18 Uhr zugeschlagen. Er geht also nicht verloren.

Problematischer und richtig knifflig wird es, wenn man aus einem Pool von Minimalwerten, die man jeweils in den Zeiträumen von 06 Uhr bis 18 Uhr und von 18 Uhr bis 06 Uhr ermittelt hat, den höchsten herausfiltern will. Würde man so vorgehen, dann wäre in der Abbildung 1 der „Tiefstwert 1“ das höchste Minimum. Denn es rutscht als niedrigster Wert des Zeitfensters 18 Uhr bis 06 Uhr mit in die Auswertung – und behält dort gegen den eigentlichen tiefsten Wert der Nacht, den „Tiefstwert 2“, die Oberhand. Das Problem ist, dass der „Tiefstwert 1“ nur durch die Zerlegung der Temperaturkurve zu einem Tiefstwert wird, er aber mit Blick auf die gesamte Temperaturkurve überhaupt keinen Tiefstwert darstellt. Ein Lösungsansatz für dieses Problem ist ein sogenanntes 15-Stunden-Minimum, bei dem die gesamte Temperaturentwicklung des Morgens Berücksichtigung findet.

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Die folgenden Aussagen sind, entsprechend dem oben gesamten, unter dem Vorbehalt einer abschließenden Prüfung zu sehen. Es ist aber sicher, dass die Tiefstwerte der vergangenen Nacht außergewöhnlich mild ausgefallen sind. Dies zeigt auch die Abbildung 2, in welcher die Tiefstwerte des Zeitraums Donnerstag, 15.02.2024, 18 UTC bis Freitag, 16.02.2024, 06 UTC dargestellt sind. Die Frage, ob dies tatsächlich die Minima der Nacht gewesen sind, soll hier offengelassen werden. Klar ist aber, dass die tatsächlichen Tiefstwerte, wenn überhaupt, kaum tiefer gelegen haben dürften. Sowohl in Duisburg als auch in Bochum lagen die Werte bei 12,7 Grad, kaum kühler war es mit 12,6 Grad in Essen (rote Markierung). Wer jetzt auf die städtische (Ruhrgebiets-) Wärmeinsel verweist, der findet etwas weiter östlich in Werl sogar eine Messung 12,9 Grad (ebenfalls rot markiert, Abbildung 2).

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Dass das nicht winterlich ist, darüber muss man nicht diskutieren. Aber wo steckt der Winter denn dann? Beispielsweise in Skandinavien. Die Abbildung 3 zeigt links die aktuellen Schneehöhen in Europas Norden. Im Skandinavischen Gebirge liegen vereinzelt bis zu zwei Meter Schnee, ansonsten sind es meist 50 bis 100 cm. Auf der rechten Seite sind die erwarteten Höchstwerte für den morgigen Samstag abgebildet. Im Süden Skandinaviens bleibt es frostfrei, dort bekommt man auch ein wenig von der milden Atlantikluft ab, die uns die aktuell milde Phase beschert. Im Norden und der Mitte steht dagegen Dauerfrost auf der Agenda, die tiefsten Temperaturen werden dabei einerseits in den Skandinavischen Alpen, andererseits im Norden erwartet, wo die Tageslänge mit knapp 8 Stunden (z. B. Tromsö in Nordnorwegen) weiterhin sehr bescheiden ausfällt.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Winterliche Kälte

In den letzten Tagen und Wochen war unser Wetter bestimmt von Tiefdruckgebieten und dem Zustrom milder und feuchter Luftmassen. Nun hat sich das Blatt gewendet. Ein umfangreiches Hochdruckgebiet sorgt für deutliche Wetterberuhigung. Tiefdruckgebiete werden nach Ost- und Südeuropa abgedrängt und haben maximal am Rande noch einen geringen Einfluss auf das Wetter in Deutschland.

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Hoch HANNELORE hat einen langen Atem. Sie war bereits Ende 2023 auf unseren Wetterkarten als Hoch über Nordskandinavien zu finden. Seitdem drehte sie sich über Nordeuropa und zapfte dabei kalte Luft arktischen Ursprungs an. Eigentlich tragen in diesem Jahr die Hochdruckgebiete männliche Vornamen. Hoch ARBO, erstes getauftes Hoch des Jahres 2024, wurde aber von HANNELORE quasi „verschluckt“. Am vergangenen Wochenende verlagerte sich HANNELORE südwärts und dehnt sich nun über Südskandinavien weiter süd- und westwärts aus.

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Sie bringt die arktische Luft über eine nordöstliche Strömung auch zu uns. Zu sehen ist dies gut an der Temperatur auf dem 850 Hektopascal-Niveau. Es liegt grob gesagt in einer Höhe von rund 1400 m über uns. Die blaue Färbung gibt eine Temperatur unter 0 Grad an. Teilweise liegt der Zustrom auch unter -10 Grad. Da im Hochdruckgebiet die Luft nach unten gedrückt wird, sinkt diese kalte Luft in Richtung Boden und bei uns herrschen winterliche Temperaturverhältnisse. Auch in den kommenden Tagen gibt es noch einen Zustrom kalter Luft, wenngleich sich die Temperatur etwas erhöht.

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Durch den hohen Luftdruck und den Zustrom kontinentaler Luft aus Ost beziehungsweise Nordost lösen sich die Wolkenreste immer mehr auf. Dadurch kann nachts die langwellige Strahlung ungehindert die unteren Luftschichten passieren und so die Luft am Boden maximal auskühlen. Dabei treten nachts teils Tiefstwerte unter -10 Grad – also strenger Frost- auf. Tagsüber scheint zwar auch oft die Sonne, durch den niedrigen Sonnenstand reicht dies aber nicht, um die Luft deutlich zu erwärmen. So gibt es auch am morgigen Dienstag sowie gebietsweise noch am Mittwoch Dauerfrost, also Höchstwerte unter dem Gefrierpunkt.

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In der zweiten Wochenhälfte sickert von Norden her mildere Luft ins Land. Hoch HANNELORE zapft nämlich auf ihrer Westseite milde Atlantikluft an, die sie im Uhrzeigersinn um ihr Zentrum im Wochenverlauf auch zu uns führt. Mit der mehr nördlichen Strömungsrichtung findet auch wieder ein Zustrom feuchterer Luft statt. Es bilden sich dann vermehrt Wolken, die die Ausstrahlung nachts verhindern. Bis dahin ist es aber hochwinterlich kalt.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Winter ist eingekehrt

Winterwetter hat in Deutschland Einzug gehalten und uns erwartet auch in den kommenden Tagen winterliches Wetter. Einen ersten richtigen Auftakt bis in tiefe Lagen bescherte uns das Schneetief „Oliver“. Es zog am gestrigen Montag und in der vergangenen Nacht von Belgien kommend über den Westen und die Mitte Deutschlands nach Bayern. Es hatte einiges an Niederschlag im Gepäck, der regional bis in die Niederungen in Schnee überging. Im wurde bereits ausführlich auf die Entstehung des Tiefs und dessen Zugbahn eingegangen, ebenso wie auf die Luftmassen, die für den Wintereinbruch verantwortlich waren. Wer also Genaueres über die Hintergründe erfahren möchte, dem sei dieses Thema sehr empfohlen.

Heute ziehen wir eine erste Bilanz. Bereits am gestrigen Morgen setzten im Westen, etwa von der Eifel bis zur Pfalz Schneefälle ein. Im Tagesverlauf breiteten sich diese quer über die Mitte aus und erfassten am Abend und in der darauffolgenden Nacht auch Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Südbrandenburg und den Norden und Osten Bayerns. In der Mitte hielten die Schneefälle auch die ganze Nacht über an. Vielerorts konnte sich in den genannten Regionen so eine mehr oder weniger mächtige Schneedecke ausbilden – zumindest in den Niederungen die erste ihrer Art in diesem Winterhalbjahr.

Vergleicht man die gemessenen Schneehöhen von Montag, 7 Uhr (MEZ), mit denen vom heutigen Dienstag, 7 Uhr (MEZ), kann man den Neuschneezuwachs eindrucksvoll erkennen (Abbildung 1). Vor allem quer über der Mitte Deutschlands kam teils einiges an Schnee zusammen. Etwa oberhalb von 300 bis 400 m über Meeresniveau (ü.NN) fielen bis zum Dienstagmorgen vielerorts 10 bis 15, stellenweise auch um 20 cm Neuschnee, oberhalb von 500 m örtlich noch mehr. Während es entlang des Rheins etwas zu mild für Schnee war, reichte es selbst im schneearmen Rhein-Main-Gebiet für eine dünne Nassschneedecke, ebenso wie im Thüringer Becken und in der Leipziger Tieflandsbucht.

DWD Der Winter ist eingekehrt

Ein besonderer Hotspot war Hessen und der Nordosten von Rheinland-Pfalz, vor allem die Staulagen von Westerwald und Taunus (Abbildung 2). Zum einen hielt dort der Schneefall besonders lange an (rund 18 Stunden), zum anderen war er tagsüber zum Teil recht kräftig. Die sogenannte Niederschlagsabkühlung sorgte dafür, dass bereits tagsüber die Temperatur auf etwa 0 Grad abfiel und dadurch die Schneefallgrenze bis in die Täler absank. All dies führte dazu, dass sich dort bis auf etwa 200 m ü.NN. herab eine 10 bis 20 cm mächtige Schneedecke ausbilden konnte. In Waldbrunn-Lahr (280 m) wurden am Morgen 25 cm gemessen, im Wiesbadener Stadtteil Auringen (263 m) waren es 17 cm und in Bad Homburg (255 m) 16 cm – um nur ein paar Beispiele zu nennen.

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Der nasse und dadurch sehr schwere Schnee brachte teils erhebliche Probleme mit sich. Er lastete so schwer auf den Bäumen, dass diese teilweise unter der Schneelast zusammenbrachen. Auch die aufgeweichten Böden aufgrund der ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen der vergangenen sechs Wochen trug mit dazu bei, dass einige Bäume umstürzten. Feuerwehr und Polizei wurden am gestrigen Abend und bis in den heutigen Tag hinein ordentlich auf Trab gehalten (z.B. im Rheingau-Taunus-Kreis).

Nördlich der Mittelgebirge war es zwar kalt genug für Schnee, der Schneefall war dort aber zu schwach, um mehr als ein bisschen „Puderzucker“ auf Autos, Wiesen und Dächer zu hinterlassen. Im Südwesten und südlich der Donau fiel in tieferen Lagen überwiegend Regen, da südlich des Tiefs etwas mildere Luft einsickerte.

Auch in den kommenden Tagen geht es winterlich weiter. In der kommenden Nacht zum Mittwoch greift schon das nächste Schneetief namens „Quintius“ von der Nordsee kommend auf den Nordwesten über. Es hat vor allem für den Norden und Nordwesten Schnee im Gepäck, der teils schauerartig fällt. Dort ist verbreitet mit ein paar Zentimeter Schnee zu rechnen. Möglicherweise formieren sich schmale Schauerstraßen, in denen innerhalb weniger Stunden strichweise sogar 5 bis 15 cm fallen könnten. Am wahrscheinlichsten ist dies in einem Streifen vom Emsland bzw. Westmünsterland über das Osnabrücker Land und Ostwestfalen bis zum Weserbergland.

Am morgigen Mittwoch kommen die Schneefälle weiter ost- und südostwärts voran. Sie erreichen dann auch den Osten, die Mitte und bis zum Abend etwa die Donau. Dabei lassen sie aber an Intensität nach. Dennoch kann es vor allem in den Mittelgebirgen regional ein paar Zentimeter Neuschnee geben. In den Niederungen ist eher nasskaltes Schmuddelwetter zu erwarten, da dort tagsüber die Temperaturen wieder in den Plusbereich gehen (1 bis 4, entlang des Rheins auch um 5 Grad).

Weitere Tiefs bringen am Donnerstag und Freitag vor allem dem Süden Niederschläge. Mit den Temperaturen geht es noch ein Stück nach unten. Vielerorts stellt sich leichter Dauerfrost ein. Über den Gefrierpunkt steigen die Temperaturen tagsüber dann nur noch ganz im Süden, entlang des Rheins und an den Küsten. Die genauen Zugbahnen der Tiefs sind allerdings noch etwas unsicher. Somit ist noch unklar, wie weit die Schneefälle nach Norden ausgreifen. Bei einer nördlichen Zugbahn wären auch die mittleren Landesteile mit Schneefällen betroffen und ganz im Süden könnte der Niederschlag in den Niederungen wieder in Regen übergehen. Bei einer südlicheren Zugbahn bliebe es in der Mitte trocken, dafür käme dann der Niederschlag auch im Süden überwiegend als Schnee vom Himmel. Auch wenn es bezüglich der Details noch Unsicherheiten gibt, so bleibt uns das eher winterliche Wetter in weiten Teilen Deutschlands bis mindestens zum ersten Adventswochenende erhalten.

Zum Abschluss noch ein paar ausgewählte Schneehöhen mit Schwerpunkt auf tiefe und mittlere Lagen, Dienstag, 28.11.2023, 7 Uhr (MEZ):

Ort Höhe Schneehöhe
Waldbrunn-Lahr (Kreis Limburg-Weilburg) 280 m 25 cm
Bad Marienberg (Westerwaldkreis) 547 m 23 cm
Pisach-Laaber (Kreis Neumarkt i.d. OPf.) 517 m 21 cm
Heinrichsthal (Kreis Aschaffenburg) 446 m 20 cm
Neukirchen-Hauptschweda (Schwalm-Eder-Kreis) 500 m 20 cm
Wiesbaden-Auringen (Wiesbaden) 263 m 17 cm
Gedern-Schönhausen (Wetteraukreis) 414 m 17 cm
Heiligenstadt-Kalteneber (Kreis Eichsfeld) 447 m 17 cm
Bad Homburg (Hochtaunuskreis) 255 m 16 cm
Beuren (Kreis Trier-Saarburg) 505 m 15 cm

Dr. rer. nat Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst