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„Frühlingshafte“ Milde und fehlendes Eis in der Arktis

In der Arktis war es zuletzt deutlich milder als für die Jahreszeit üblich. Anders als gewöhnlich hat sich die Eisfläche Anfang Februar verkleinert statt vergrößert. Aktuell ist die Eisfläche so klein wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn zu diesem Zeitpunkt im Jahr.

Im März wird gewöhnlich das Maximum der arktischen Meereisbedeckung erreicht. Etwas mehr als einen Monat vorher stellte sich eine ungewöhnliche Wetterlage über der Arktis ein. Vom Atlantik wurde milde Luft mit Sturmtiefs weit nach Norden geführt und erreichte schließlich auch den Nordpol. Die dort lagernde Kaltluft wurde von der zentralen Arktis an die Randbereiche gedrängt und gelangte insbesondere über dem nordamerikanischen Kontinent weit nach Süden.

Die vergleichsweise milde Luft führte in den zentralen Bereichen der Arktis zu sehr hohen positiven Temperaturabweichungen gegenüber dem langjährigen Mittel. Im Mittel von 1958 bis 2002 sind nördlich von 80 Grad Nord zu dieser Zeit etwa -30 Grad zu erwarten. Im Rahmen des „Wärmevorstoßes“ stieg die Temperatur in diesem Bereich auf -10 Grad. Die positive Abweichung betrug also 20 Kelvin (Abbildung 1). Dies sind Temperaturen, wie sie im Mittel erst im Mai erreicht werden. Aktuell sind die Temperaturen rund um den Nordpol zwar um 10 Kelvin gegenüber dem Wärmehöhepunkt gefallen, sind damit aber weiterhin deutlich höher, als sie es im Mittel der Vergangenheit waren.

Abb 1: Tägliche Mitteltemperatur nördlich von 80 Grad Nord (orange) – Klimamittel (blau)

Abb 1: Tägliche Mitteltemperatur nördlich von 80 Grad Nord (orange) – Klimamittel (blau)

Im Laufe der aktuellen Woche gibt es einen erneuten Transport milder Luft aus südlichen Breiten gen Norden. Diesmal findet der Vorstoß vom Pazifik aus statt und soll ab Donnerstag die Polregion erreichen. Kurzfristig kommt es dort also zu keiner Normalisierung der Temperaturen. Die kältesten Luftmassen auf der Nordhemisphäre findet man aktuell in Kanada und im Norden der USA. Im Nordwesten der USA liegen die Temperaturabweichungen heute bei etwa -20 Kelvin. Die Höchstwerte liegen dort heute nur bei -20 Grad Celsius.

Temperatur in 850 Hektopascal (etwa 1500 Meter Höhe) über der Nordhemisphäre

Temperatur in 850 Hektopascal (etwa 1500 Meter Höhe) über der Nordhemisphäre

Solche massiven positiven Abweichungen am Nordpol sind zwar alles andere als die Regel, kamen aber auch in den vergangenen Jahren schon vor. Einen ähnlich markanten Wärmeeinschub am Pol gab Ende Februar 2018 und im Februar des vergangenen Jahres war es auch Anfang Februar vergleichsweise mild in dieser Region.

Die Wetterlage führte aber nicht nur zu einem Ausräumen der dort lagernden Kaltluft, sondern hatte auch Auswirkungen auf das arktische Meereis. Ausgehend von einer bereits verhältnismäßig geringen Ausdehnung des Eises kam zu einem zu dieser Jahreszeit untypischen Schrumpfen der Eisfläche (Abbildung 2). Dies ist zum Teil auf Schmelzprozesse an den südlichen Rändern der Eisfläche auf der europäischen Seite zurückzuführen. Den größten Anteil dürfte aber der starke südliche Wind und das daraus folgende Verschieben des Eises nach Norden gehabt haben. Das Eis wurde also in diesem Bereich kompakter. Mit aktuell etwa 13,5 Millionen Quadratkilometer Eisfläche (Ozeanfläche mit mindestens 15 Prozent Eisanteil) fehlen gegenüber dem Mittel von 2011-2020 etwa 700.000 Quadratkilometer Eis. Gegenüber dem Mittel von 1979-1990 sind es etwas mehr als 3 Millionen Quadratkilometer Eis weniger. Seit Aufzeichnungsbeginn gab es kein Jahr, in dem Anfang Februar weniger Ozeanfläche mit Eis bedeckt war als in diesem Jahr. Angesichts der wenigen Wochen, in denen es noch zu einem Anwachsen der Eisfläche kommen kann, bevor es zu mild wird, ist ein neuer Negativrekord der maximalen winterlichen Eisausdehnung in diesem Jahr wahrscheinlich.

Meereis bedeckte Flaeche Arktis im Jahresverlauf

 

Etwas Förderliches für die Eisfläche hatte die angesprochene Wetterlage aber auch. Mit den starken südlichen Winden vom Nordatlantik Richtung Pol verringerte sich der Export von Eis aus der Arktis über die Framstraße nach Süden. Über die Framstraße, zwischen Grönland und Spitzbergen wird mehr oder weniger kontinuierlich Eis nach Süden transportiert, das unweigerlich irgendwann schmilzt. Der starke Südwind hat diesen Export vorerst verlangsamt. Dies ist aber nur ein kleiner positiver Beitrag gegenüber der großen Fläche, die an Eis fehlt.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Extremwetter abseits des Scheinwerferlichts

Über das Wettergeschehen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft sind wir Europäer für gewöhnlich medial sehr gut informiert. Egal ob extreme Niederschläge im Mittelmeerraum, ein Orkan über Nordwesteuropa oder heftige Schneefälle über Skandinavien – man bekommt hierzulande eine Vielzahl an Berichten und Bildern dazu „serviert“ bzw. kann sich diese einfach und rasch besorgen. Selbst die Wettervorgänge in den Vereinigten Staaten sind häufig Bestandteil der hiesigen Berichterstattung. Fixstarter dafür ist fast jeder Hurrikan sowie der eine oder andere stärkere Tornadooutbreak. Nun liegt Washington, D.C. bekanntlich etwa 6700 km Luftlinie von unserer Hauptstadt Berlin in westlicher Richtung entfernt – wissen Sie aber auch so gut Bescheid über die meteorologischen Vorgänge in einem ähnlich weit entfernten Gebiet in Richtung Osten? Die Luftlinie zur Hauptstadt der Mongolei (Ulaanbaatar) ist mit knapp 6200 km sogar kürzer als nach Washington, aber das dortige meteorologische Geschehen ist für uns Mitteleuropäer doch eine ganz „andere Welt“.

Die Mongolei liegt im Bereich des zentralasiatischen Hochlandes und bildet zwischen der Russischen Föderation und der Volkrepublik China einen sehr dünn besiedelten Binnenstaat, wobei 40 % der Gesamtbevölkerung (etwa drei Millionen) in der Hauptstadt wohnen. Die geographische Lage bringt mit sich, dass das Klima sehr kontinental geprägt ist. Prägend sind dabei eine große Schwankungsbreite der monatlichen Durchschnittstemperaturen (heiße Sommer, sehr kalte Winter) und der meist geringe Niederschlag (im Jahresverlauf ungleich verteilt). Die Folge davon sind ausgedehnte Steppengebiete, die im Süden in die Wüste Gobi übergehen.
DWD Extremwetter abseits des Scheinwerferlichts

Die oft nomadisch lebende Landbevölkerung muss damit sowohl mit den landschaftlichen, als auch den klimatologischen Randbedingungen ihr Leben bestreiten. Dazu gesellen sich aber immer häufiger Extremwetterereignisse, die meist zu viel Not und Leid führen. Ein solches wiederkehrendes Ereignis ist für die Region so prägend, dass es einen eigenen Namen bekommen hat: Dsud (andere Schreibweise: Dzud, engl: zud). Dieser Begriff beschreibt außergewöhnlich harte Winterbedingungen, die zwischen Oktober und Mai auftreten und zu fehlenden Weidemöglichkeiten führen können. Die Tiere der Nomaden werden dabei von Tag zu Tag schwächer und sterben zwangsläufig an Erschöpfung, Verhungern oder durch Erfrieren. Nicht selten kommt es dabei zu einem Massensterben.

Allerdings gibt es mehrere Ausprägungen des Dsud. Beim sogenannten „Weißen Dsud“ fällt so viel Schnee, dass die Tiere nicht mehr an das Steppengras herankommen können. Besonders erschwerend kann dabei der Windeinfluss sein, der die Schneeoberfläche verdichtet. Betrifft dieses Ereignis nur eine kleine Region, können die Hirtenfamilien mit den Tieren noch in ein anderes Gebiet ziehen. Ein großflächiges Auftreten von großen Schneemengen kann demgegenüber aber zu sehr schwerwiegenden Folgen führen. Ebenfalls gefürchtet ist der „Eis-Dsud“, bei dem die (Schnee-) Oberfläche von einer Eisschicht überzogen wird. Dies passiert einerseits durch einen Kaltlufteinbruch nach einer Schmelzperiode oder durch gefrierenden Regen. Doch auch der Mangel an Schnee kann zu Problemen führen: Beim schwarzen Dsud führt die fehlende Isolation des Schnees zu einem Gefrieren der Wasserläufe. Durch damit nicht mehr gewährleistete Wasserversorgung können Mensch und Tier rasch in Not geraten. Der kalte Dsud ist dagegen klassisch durch sehr tiefe Temperaturen charakterisiert. Extrem niedrige Temperaturen und starker eisiger Wind hindern Tiere am Grasen. Zudem verbrauchen diese einen Großteil ihrer Energie um ihre Körperwärme aufrecht zu erhalten.

DWD Extremwetter abseits des Scheinwerferlichts 1

Besonders nachteilig wirken sich aber auch vorangehende, sehr trockene Sommer aus. Langanhaltende Dürre führt schon vor dem Winter zu einer schlechten Nährstoffversorgung der Schafe und Ziegen, damit gehen diese mit einem nicht ausreichenden Gesundheitszustand in die kalte Jahreszeit. Außerdem hindert Dürre die Hirten bei der Anlegung von Futterreserven als Wintervorsorge. Zudem können auch Überweidung (zu viele Tiere auf engem Raum) und nachfolgende Versteppung der Landschaft zu Problemen bei der Futterbeschaffung führen.

Während historisch gesehen etwa alle 10 Jahre ein Dsud auftrat, sanken die Abstände in der letzten Zeit auf wenige Jahre, teils gab es mehrere solcher Extremwinter hintereinander. Wenn man bedenkt, dass Mensch und Tier etwa 5 bis 10 Jahre benötigen sich davon zu erholen, kann diese Entwicklung zu einer substantiellen Bedrohung der nomadischen Lebensweise führen. Beispielsweise waren nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) im Winter 2023/24 über 258.000 Menschen – darunter über 100.000 Kinder – von den Auswirkungen des Dsud betroffen, da neben den landwirtschaftlichen Einschränkungen auch die Straßen durch starken Schneefall blockiert wurden und Kinder keinen Zugang zu lebenswichtigen Gesundheits-, Ernährungs-, Bildungs- und Sozialdiensten hatten. Die Anzahl der ums Leben gekommenen Tiere wird mit etwa 1,5 Millionen geschätzt (staatlichen Notstandskommission). Zudem explodierten die Futterpreise mit gravierenden finanziellen Folgen für die Hirten.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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