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Auf den Spuren eisiger Kälte

Auch heute Morgen war bei häufig mäßig bis strengem Frost auf dem Weg zur Arbeit erstmal Frieren angesagt. In den östlichen Mittelgebirgen wurden sogar Tiefstwerte von unter -15 Grad gemessen. Grund dafür ist ein Hochdruckgebiet über Schottland, welches mit einer nordöstlichen Strömung kalte Festlandsluft aus Nordosteuropa nach Deutschland führt. Auch in den kommenden Nächten gibt es im Osten und in einigen Mittelgebirgstälern erneut strengen Frost von deutlich unter -10 Grad.

Diese Temperaturen sind für unsere Breiten in der aktuellen Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Ganz anders schaute das Ganze vor einigen Tagen in Skandinavien aus. Dort wurden teils sogar unter -40 Grad gemessen (siehe Abbildung 1). Die Station Enontekio registrierte am Mittwochmorgen sogar eisige -44,3 Grad. Damit wurde dort die tiefste Temperatur seit Januar 1999 verzeichnet. Verantwortlich für die große Kälte war ein kräftiges Kältehoch, dass aufgrund der stark negativen Strahlungsbilanz und windschwachen Bedingungen für eine markante bodennahe Auskühlung über Skandinavien sorgte.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte

Welche Bedingungen müssen nun gegeben sein für große Kälte bei uns in Deutschland?
Zunächst einmal ist dabei die passende Wetterlage entscheidend. Idealerweise liegt dabei ein kräftiges, blockierendes Hochdruckgebiet über Nordwest/Nordeuropa, das sich bis in das Nordpolarmeer erstreckt. Auf seiner Rückseite kann nun mit östlichen Winden über den Landweg eisige Luft polaren Ursprungs über Osteuropa nach Mitteleuropa strömen. Für besonders kalte Nächte ist zudem der Hochdruck über Nordeuropa ausgeprägter und das Mittelmeertief nur schwach. Dadurch ergeben sich nur geringe Druckunterschiede und wenig Wind. In den windstillen Nächten kann sich somit die eingeflossene arktische Luftmasse über den Schneeflächen noch weiter auskühlen, sodass Temperaturen im Bereich der Rekorde möglich sind. Ein Beispiel hierfür ist die Wetterlage aus dem Jahre 1956, an die sich vermutlich nur noch die älteren Leser erinnern werden. Etliche Allzeitrekorde wurden damals vor allem in der Südhälfte Deutschlands registriert. So meldete die Station in der Münchner Innenstadt am 10. Februar 1956 -25,4 Grad Celsius. Zudem lag damals in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas eine geschlossene Schneedecke. Über den Schneeflächen konnte sich die Luftmasse noch stärker abkühlen. Am Alpenrand und in einigen Mittelgebirgstallagen wurden deshalb sogar Tiefstwerte von unter -30 Grad verzeichnet.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte 1

Im Vergleich dazu kann die aktuelle Witterung noch als mild bezeichnet werden. Aktuell haben wir allerdings eine zumindest ähnliche Wetterlage. Im meteorologischen Fachjargon spricht man dabei von einer antizyklonalen Nordostlage. Hierbei kommen die Luftmassen von Nordosten und dabei dominiert der antizyklonale Einfluss in Form eines kräftigen Hochdruckgebietes über Nordeuropa. An der Südostflanke des Hochs strömt kalte Festlandsluft arktischen Ursprungs nach Deutschland. Im Vergleich zur Wetterlage von Februar 1956 reicht die Hochdruckzone allerdings nicht bis weit ins Nordpolarmeer, sodass die Luftmassen von Ostskandinavien und Nordwestrussland einströmen und nicht direkt vom Nordpolarmeer. Außerdem fehlt momentan über Mittel- und Osteuropa gebietsweise auch eine geschlossene Schneedecke und die Luftdruckunterschiede zwischen dem Hoch über Schottland und dem tiefen Luftdruck über dem Mittelmeerraum sind recht markant. Dadurch weht aktuell ein mäßiger bis frischer Nordostwind. Deshalb fällt die aktuelle Kälte insgesamt deutlich moderater aus und wir liegen recht weit entfernt von neuen Temperaturrekorden.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Turbulente Vorweihnachtswoche

Eines ist sicher, der heutige Montag wird wettertechnisch der ruhigste Tag der Woche. Über dem Süden und der Mitte verweilt das Hochdruckgebiet FIONA, das sich von der Iberischen Halbinsel bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Aufgrund einer sehr ausgeprägten Inversion kann sich dort aber nicht überall die Sonne durchsetzen. Gebietsweise halten sich vor allem in den Flussniederungen mitunter dichte Nebelfelder und dazu ist es mit Temperaturen um 1 Grad feuchtkalt. Ungewöhnlich mild ist es auf den Bergen. Aktuell (14 Uhr MEZ) werden beispielsweise in den höheren Lagen Süddeutschlands Temperaturen um 13 Grad erreicht. Der Norden liegt hingegen unter schwachem Tiefdruckeinfluss und das Wetter gestaltet sich leicht wechselhaft, aber auch mild.

DWD Turbulente Vorweihnachtswoche

In der kommenden Nacht weiten sich Nebel- und Hochnebelfelder im Süden wieder aus. In den tiefen Lagen droht dann auch wieder Frost und regional Reifglätte. Der Regen vom Tage kommt im Laufe der Nacht südwärts voran und erreicht in den Frühstunden auch die nördliche Mitte. Unter den kompakten Wolken bleibt es mit 9 bis 2 Grad frostfrei.

Am Dienstag nimmt der Tiefdruckeinfluss auch in der Mitte langsam zu, während sich im Süden noch länger schwacher Hochdruckeinfluss halten kann. Sonnenschein ist jedoch nicht garantiert, denn Nebel- und Hochnebelfelder lösen sich mitunter nur zäh auf. Der Südwestwind legt mit Ausnahme des Südens langsam etwas zu.

Ab Mittwoch liegt dann ganz Deutschland wieder unter dem Einfluss von Tiefdruckgebieten, die sich über Nordwest- und Nordeuropa tummeln. Von besinnlicher Vorweihnachtszeit hält das Wetter überhaupt nichts. Gebietsweise viel Regen sowie eine beginnende Sturmlage stehen auf dem Programm.

DWD Turbulente Vorweihnachtswoche 1

Der erste Höhepunkt ist wohl am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag zu erwarten. Verbreitet kommt es dann bis ins Tiefland zu (schweren) Sturmböen zwischen 70 und 90, örtlich auch um 100 km/h (Bft 8-10). Auf den Bergen und an den Küsten treten orkanartige Böen und Orkanböen zwischen 110 und 130 km/h (Bft 11-12) auf. Es sollten also sich im Freien befindliche geschmückte Weihnachtsbäume und sonstige Dekorationen auf jeden Fall gesichert werden!

Ein weiteres Augenmerk liegt auf dem Niederschlag. Immer wieder kommt es insbesondere ab Mittwoch zu teils länger anhaltenden Niederschlägen, die nur in den höheren Lagen zeitweise als Schnee niedergehen. Vor allem in den Weststaulagen der Berge und gebietsweise in der Nordhälfte werden vom heutigen Montag bis Samstagabend in der Fläche 40 bis 70, lokal auch über 100 l/qm prognostiziert. Das entspricht teils mehr als dem Monatsniederschlag, womit Hochwasser weiterhin ein Thema bleiben wird. Auch in den restlichen Regionen wird es mit Mengen zwischen 15 und 40 l/qm recht nass.

DWD Turbulente Vorweihnachtswoche 2

Ein Ausblick auf die Weihnachtstage zeigt, dass es spannend bleibt. Die Wetterlage bietet großes Überraschungspotential. Von zeitweiligem schauerartigen Schneefall, über eine Sturmlage bis hin zu Dauerregen ist alles möglich. Eine nachhaltige Schneedecke bis ins Flachland ist aber eher unwahrscheinlich. Doch mehr dazu in den kommenden Themen des Tages.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die milde Luft klopft an die Tür

Der Winter hat gerade erst begonnen (der 1. Dezember ist der meteorologische Winteranfang), zeigt uns aber schon mal, was er draufhat: Nach dem Schneechaos im Südostdeutschland hat sich das Wetter dank des Hochs DUNJA zumindest vorübergehend beruhigt. Unter teils klarem Himmel sind die Temperaturen durch die mächtige Schneedecke im Südosten des Landes auf Gefrierfachniveau gesunken mit Werten häufig zwischen -12 und -19 Grad.

Von Westen „klopft“ jedoch die milde Atlantikluft mit Tief SANI mit Kern über dem Ärmelkanal an. Da kalte Luft schwerer ist als warme Luft, hat die Atlantikluft viel Arbeit vor sich, um die eingeflossene Kaltluft wegzuräumen. Dies geschieht nicht immer glimpflich. Wenn ein Tief ins Spiel kommt, kann es dann zu einer Glatteislage führen.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer

Im Laufe des Montagnachmittags weiten sich die Niederschläge von Tief SANI von Südwesten nordostwärts aus. Bis Dienstagmorgen bleiben nur der äußerste Nordosten und Südosten noch trocken.

Zunächst fällt nur Schnee, ab dem Nachmittag mischt sich aber auch zunehmend Regen darunter. Das liegt daran, dass in höheren Luftschichten von Westen wärmere Luft herangeführt wird. Am Boden hält sich aber zum Teil weiter die Kaltluft. Es kommt also gebietsweise zu einer erhöhten Glatteisgefahr, vor allem im westlichen Bergland und je weiter man nach Osten kommt. Besonders gefährdet sind ab den Abendstunden bis Dienstagfrüh die Regionen zwischen Main und Donau. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Glatteissituation vereinzelt auch unwetterartig ausfällt. Nach Norden und Nordosten fällt etwas Schnee. Nur entlang des Rheins und ganz im Westen bleiben die Temperaturen in der Nacht zum Dienstag über null Grad, ansonsten liegen sie meist in den Frostbereich. Im Südosten Bayerns kann es erneut strengen Frost auftreten.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer 1

Zu erwähnen ist auch der Wind: Mit der Annäherung des Tiefs SANI frischt der südöstliche Wind vor allem in den Kammlagen der Mittelgebirge und auf den Alpengipfeln auf. Es werden zwar keine hohen Windgeschwindigkeiten erwartet, aber in Kombination mit dem noch lockeren Schnee kann es zu Schneeverwehungen kommen.

Am Dienstag liegt der Kern des Tiefs über Nordwestdeutschland. Dabei fließt wieder etwas kältere Luftmassen ein. Im Bergland oberhalb von 400 bis 600 m fällt dann wieder Schnee. In tieferen Lagen entspannt sich bei positiven Temperaturen um 5 Grad die Glättesituation. Lediglich im Nordosten und ganz im Norden sowie ganz im Südosten fällt bis unten Schnee. In der Nacht zum Mittwoch bleiben wir immer noch unter dem Einfluss von Tief SANI. Dabei werden weitere Niederschläge erwartet, die teils bis in tieferen Lagen als Schnee fallen. Entsprechend muss mit Glätte durch überfrierende Nässe oder Schnee gerechnet werden.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer 2

Zur Wochenmitte zieht das Tief langsam nach Polen ab und von Westen macht sich ein Zwischenhoch bemerkbar. Entsprechend verlagern sich die Niederschläge mehr in den Osten. Die Milderung setzt sich aber nur zögerlich durch. Ganz im Osten und Südosten hält sich die kalte Luft mit Temperaturen um 0 Grad, ansonsten werden Höchstwerte zwischen 3 und 7 Grad erreicht. In der Nacht zum Donnerstag gibt es aber verbreitet Frost zwischen 0 und -7 Grad. Dabei bleibt es meist trocken.

Am Donnerstag versucht ein neues „mildes“ Atlantiktief auf Deutschland überzugreifen. Gegenüber steht aber das „kalte“ Hoch über Russland. Es bleibt spannend, in wie weit sich die milde Luft nach Osten durchsetzt und wie nachhaltig wird sie sein. Es gibt auch Modellprognosen, in denen die Kaltluft relativ schnell zurückkehrt.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst