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Das Strahlungsjahr 2023

Im Jahr 2023 wurde in Deutschland eine mittlere Jahressumme der Globalstrahlung von 1.144 kWh/m² erreicht. Mit diesem Wert reiht sich das vergangene Jahr in die Liste der zehn strahlungsreichsten Jahre seit Beginn der zuverlässigen Datenverfügbarkeit 1983 auf Platz 6 ein. Das Jahr 2022 bleibt in dieser Rangfolge mit 1.227 kWh/m² der Spitzenreiter, gefolgt von 2018 mit 1.207 kWh/m² und 2003 mit 1.197 kWh/m². Die strahlungsärmsten Jahre waren 1987 mit 950 kWh/m² und 1984 mit 970 kWh/m².

DWD Das Strahlungsjahr 2023

Die räumliche Verteilung der Globalstrahlung in Deutschland zeigt Abbildung 1. Deutlich erkennbar ist die Zunahme der Globalstrahlung von Nordwesten in Richtung Süden. Dabei wurden die niedrigsten Werte im Sauerland und an der Wesermündung mit 1.021 bis 1.040 kWh/m² erreicht. Die höchsten Strahlungssummen zeigten sich an der Grenze zu Frankreich mit bis zu 1.288 kWh/m² gefolgt von der Bodenseeregion sowie der Gebiete südlich der Donau mit 1.261 bis 1.280 kWh/m². Mit Ausnahme des Nordwestens wurde der Dekadenmittelwert von 1.114 kWh/m² aus dem Zeitraum 2011 bis 2020 deutschlandweit übertroffen.

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In der Abbildung 2 sind die mittleren Jahressummen der Globalstrahlung zwischen 1983 und 2023 aufgetragen (blaue Punkte). Dabei ist ein eindeutiger Aufwärtstrend von 3,6 kWh/m² pro Jahr (blaue Trendlinie) seit 1983 zu erkennen. Die Zunahme wird zusätzlich durch die Dekadenmittel (orange Linien) verdeutlicht, wobei der Zeitraum 1983 – 1990 wegen der Vereinfachung ebenfalls als Dekade eingezeichnet wurde, auch wenn es sich hierbei nur um 7 statt 10 Jahre handelt. Lag die mittlere Globalstrahlungssumme pro Jahr anfangs noch bei 1.014 kWh/m²-Kilowattstunden pro Quadratmeter- (1983 – 2000), so fällt sie in der letzten Dekade um 100 kWh/m² höher aus. Das Jahr 2023 (rechter blauer Punkt nahe der blau eingefärbten Trendlinie) liegt 30 kWh/m²-Kilowattstunden pro Quadratmeter- über dem Mittelwert von 1.114 kWh/m²-Kilowattstunden pro Quadratmeter- der Dekade 2011 bis 2020. Vom 30-jährigen Mittel 1.086 kWh/m² des Zeitraums 1991 bis 2020 weicht die 2023er Jahressumme um 58 kWh/m² ab. Bereits mit Ablauf des Monats Oktober wurde dieser Mittelwert um ca. 17 kWh/m² überschritten (Summe von Januar bis Oktober 2023: 1.103 kWh/m²).

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Abbildung 3 gibt einen Überblick über die Monatssummen der Globalstrahlung (orange Balken) für das Jahr 2023 im Vergleich zu den mittleren Monatssummen des Zeitraumes 1991 – 2020 (schwarze Punkte). Erwartungsgemäß steigt der Strahlungsgewinn im Jahresverlauf bis zum Monat Juni an, um dann wieder abzunehmen. Dabei stechen die Monatssummen von Juni und September im Jahr 2023 hervor, da sie deutlich über der mittleren Monatssumme liegen. Mit 199 kWh/m² wurde im Juni der dritthöchste Monatswert seit Beginn der Messungen erreicht. Höhere Werte gab es lediglich im Juni 2016 mit 200 kWh/m² sowie im Juli 2006 mit 203 kWh/m². Die Strahlungssumme im September hat mit 124 kWh/m² den bisherigen Spitzenwert von 112 kWh/m² aus dem Jahr 2012 getoppt. Höhere Monatssummen als im langjährigen Mittel wurden außerdem in den Monaten Februar, Mai, Juli und Oktober registriert. Die restlichen Monate verzeichneten ein Strahlungsdefizit, wobei im Januar lediglich im Jahr 1983 weniger Strahlung empfangen wurde als 2023. Die deutschlandweite Verteilung der Globalstrahlung des Jahres 2023 entspricht überwiegend der mittleren Verteilung des 30-jährigen Zeitraums von 1991 bis 2020 (Globalstrahlungskarten zum Download finden sie).

Dipl.-Meteorologin Annett Püschel in Zusammenarbeit mit MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Energieinput von oben

Ein maßgeblicher Faktor der Strahlungsbilanz in unserem Klimasystem Erde-Atmosphäre ist die sogenannte Globalstrahlung. Unter dieser versteht man die gesamte an der Erdoberfläche auf einer horizontalen Ebene empfangene Solarstrahlung. Die Globalstrahlung setzt sich dabei aus der direkten Strahlung (d.h. jene Strahlung, die Schatten werfen kann) und der gestreuten (diffusen) Sonnenstrahlung aus der Himmelshalbkugel zusammen. Die extraterrestrische Strahlung (d.h. die auf die Atmosphäre auftreffende Strahlung) wird nämlich beim Passieren der Erdatmosphäre verändert und erfährt beispielsweise eine Abschwächung (Extinktion) durch die Streuung/Reflexion an Luftmolekülen, Wolken, Wasser- und Staubteilchen. Zudem erfolgt auch eine Absorption durch Wasserdampf und atmosphärische Spurengase, diese soll an dieser Stelle aber nicht weiter behandelt werden. Als Faustregel gilt, dass bei Sonnenhöhen von mehr als 50° und wolkenlosem Himmel die Globalstrahlung zu ca. 75 % aus direkter Sonnenstrahlung besteht, bei einem deutlich tieferen Sonnenstand (ca. 10°) nur noch zu 33 %. D.h. bei tieferen Sonnenständen überwiegt die diffuse Himmelsstrahlung gegenüber der direkten Strahlung deutlich.

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Die Globalstrahlung kann mit einem sogenannten Pyranometer  sehr gut gemessen werden. Dieses besteht aus für die kurzwellige Strahlung durchlässigen und auch als Witterungsschutz dienenden Halbkugeln und hintereinander geschalteten Thermoelementen (geschwärzte Thermosäule) als Sensor. Die geschwärzten Empfangsflächen der aktiven Lötstellen der Thermoelemente absorbieren die einfallende Strahlung und erwärmen sich gegenüber den passiven Lötstellen innerhalb des Geräts. Die auftretenden Temperaturdifferenzen erzeugen Thermospannungen, die ein Maß für die empfangene Bestrahlungsstärke sind. Mit einer entsprechenden Abschattung (Schattenring) kann mit diesem Gerät auch die diffuse Strahlung bestimmt. Auf jeden Fall ist eine sogenannte Horizontfreiheit, d.h. kein Horizonteinschränkung durch Bäume, Gebäude oder Bergrücken erforderlich.

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Aufgrund der starken Abhängigkeit der Globalstrahlung vom Sonnenstand besteht in unseren Breiten ein immenser Jahresgang. So liegt die mittlere Monatssumme für Deutschland im Zeitraum 1991 bis 2020 für den Monat Dezember beispielsweise unter 20 kWh/m², bei höchstem Sonnenstand in den Sommermonaten Juni und Juli bei über 160 kWh/m² . Außerdem ist in der Abbildung anhand des „Box-Plots“ auch das 25 % und 75 % bzw. das 10 und 90 % Perzentil (d.h. die wahrscheinlichste Schwankungsbreite bzw. der fast maximale Erwartungswert) ersichtlich (Erklärung in der unteren Legende beachten). Für das aktuelle Jahr 2023 lag die Monatssumme im Juni beispielsweise bei sehr hohen 199 kWh/m² und damit deutlich über dem normalerweise erwarteten Wertebereich. Auch im kürzlich abgelaufenen September ist dieser Effekt aufgetreten: die Monatssumme von 124 kWh/m² liegt deutlich oberhalb des Mittelwerts, der bei etwas unter 100 kWh/m² zu finden ist. Diese deutlichen Ausreißer führen nun dazu, dass die mittlere Jahressumme der Globalstrahlung von 1086 kWh/m² (1991 bis 2020) dieses Jahr wahrscheinlich schon im Oktober übertroffen wird. Den absoluten Spitzenrang nimmt im Bezugszeitraum seit 1983 das vergangene Jahr 2022 mit einer Jahressumme von 1227 kWh/m² ein.

Generell ist festzustellen, dass es seit 1983 einen eindeutigen positiven Trend der Jahressummen der Globalstrahlung gibt . Legt man einen linearen Trend in die Datenpunkte ergibt sich eine Steigerung von etwa 3,6 kWh/m² pro Jahr. Das bedeutet, dass in 10 Jahren im Deutschlandmittel 36 kWh/m² hinzugekommen sind. Sehr schön ersichtlich sind auch die zwei „Ausreißer“ in den vergangenen Jahren sowie das Jahr 2003.

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Außerdem unterliegt die Globalstrahlung in Deutschland aufgrund der Geographie und der Geometrie der einfallenden Strahlung einer regionalen Differenzierung. In den Mittelwerten der Jahressummen im Zeitraum von 1991 bis 2020 gibt es im Süden der Bundesrepublik deutlich höhere Werte als im Norden und Nordwesten Deutschlands. Die höchsten Werte der Globalstrahlung werden etwa in einem Streifen vom Bodensee über das Alpenvorland bis zum Inn und der Salzach sowie am Oberrhein und am Neckar erreicht. Im Vergleich zu den geringeren Werten im Norden (knapp über 1000 kWh/m²) werden im Süden fasst 200 kWh/m² im Jahr mehr erreicht.

Die erwähnten Abbildungen sind unter zu finden.

Mag.rer.nat Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.10.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst