Schlagwortarchiv für: Hagel

Mit Pauken und Trompeten in den Herbst?

Okay, der Titel mag vielleicht etwas reißerisch klingen, aber so ganz aus der Luft gegriffen, ist er vielleicht auch nicht. Denn wie im gestrigen Thema des Tages bereits beschrieben, greift in den Abendstunden im Zusammenhang mit Tief ANNELIE ein mächtiger Gewitterkomplex auf den Südwesten Deutschlands über. Er verlagert sich in der Nacht zum Sonntag nordostwärts und zieht Sonntagvormittag über die Ostsee ab. Vor allem vom Südwesten bis in die Mitte ausgreifend drohen dabei regional (extrem) heftiger Starkregen, schwere Sturm- bis Orkanböen und größerer Hagel. Die Folge können Überschwemmungen, vollgelaufene Keller und Unterführungen sowie umstürzende Bäume sein. Weiter von der Mitte in den Nordosten sinkt das Risiko für heftige Böen und Großhagel deutlich ab, mit heftigem Starkregen und örtlichen Überflutungen muss aber weiterhin gerechnet werden.

Doch bevor der Gewitterkomplex zuschlägt, wird aus Süden zunächst einmal noch sehr feuchte und heiße Mittelmeerluft nach Deutschland geleitet. In der Süd- und Südosthälfte steigt die Temperatur verbreitet auf über 30 Grad, im Süden sogar auf Höchstwerte um 33 Grad.

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst

Nach Abzug des Komplexes am Sonntagvormittag kann man zwar schon von einer Wetterberuhigung sprechen, es bleibt aber auch am Sonntag unbeständig mit schauerartigen Regenfällen und einzelnen Gewittern. Allerdings strömt von Westen mit Durchzug von ANNELIESs Kaltfront deutlich kühlere Meeresluft ins Land, wie man schön in den Abbildungen 1 bis 3 sehen kann. Am Sonntag sind in der Westhälfte nur noch Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad drin, was regional durchaus bis zu 10 Grad Unterschied im Vergleich zum heutigen Samstag darstellen. Im Osten werden zwar nochmals um 30 Grad erwartet, am Montag liegt dann aber auch dort die 25-Grad-Marke außer Reichweite. Generell stellt sich in der neuen Woche ein Temperaturniveau ein, das meist nur noch mäßig warme Höchstwerte

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst 1

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst 2

zwischen 17 bis 23 Grad erlaubt. Dazu bleibt es ziemlich unbeständig und es wird windig.

Was sich schon fast wie Herbst anhört, ist eigentlich nichts weiter als ein typischer mitteleuropäischer Sommer. Für alle, die es dann aber doch gerne eine Spur wärmer haben: Zum Ende der kommenden Woche gibt es Hinweise, dass das Temperaturniveau wieder etwas nach oben geht – genauso wie allerdings auch die Unsicherheiten.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.06.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Unwetterrückschau

Am gestrigen Dienstag war in Sachen Wetter einiges geboten! Wie bereits im Thema des Tages vom vergangenen Montag beschrieben, konnte sich über der nördlichen Mitte des Landes eine Luftmassengrenze ausbilden. Sie trennt feucht-warme Subtropikluft im Süden von deutlich trockenerer und kühlerer subpolarer Meeresluft. Im Bereich und am südlichen, warmen Rand der Luftmassengrenze konnten sich schwere Gewitter entwickeln, die über die breite Mitte des Landes zogen. Darunter war auch die ein oder andere Superzelle zu finden. Bei Superzellen handelt es sich um rotierende Gewitter, die aufgrund ihres hohen Organisationsgrades oft sehr langlebig sind. Nicht selten gehen sie mit Böen bis Orkanstärke, großem Hagel, heftigem Starkregen und manchmal auch Tornados einher. Daher gilt die Superzelle als eine der gefährlichsten Gewitterarten.

DWD Unwetterrueckschau 1

Ähnliche Begleiterscheinungen waren auch am gestrigen Dienstag dabei: Neben lokal heftigem Starkregen kam es zum Teil auch zu großem Hagel mit Korngrößen von rund 5 cm und schweren Sturm- bis mindestens orkanartigen Böen. “Mindestens” deshalb, da die höchste gemessene Böe 110 km/h betrug (Neu-Ulrichstein, Hessen). Es ist aber davon auszugehen, dass vereinzelt auch noch etwas höhere Böen auftraten, die aber nicht vom DWD-Messnetz erfasst wurden.

Zudem gab es mehrere Meldungen zu potentiellen Tornados, die unter anderem auch über die DWD-WarnWetter-App abgesetzt wurden – an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön für die zahlreichen (Un-)Wettermeldungen! Während es von einem Fall im Raum Hildesheim (Niedersachsen) Videoaufnahmen gibt, die den Tornado gegen 20 Uhr zeigen, ist dies bei zwei anderen Fällen in Kirtorf (Hessen, gegen 14.15 Uhr) und Gröditz (Sachsen, gegen 18.45 Uhr) zumindest bisher nicht der Fall. Ein Tornado kann im Allgemeinen nur bestätigt werden, wenn Bild- oder Videomaterial vorliegen, das eindeutig den Tornado zeigt, oder nach einer gründlichen Analyse der aufgetretenen Schäden. Aufgrund der vorherrschenden atmosphärischen Bedingungen und den vorliegenden Radardaten wäre aber zumindest der Tornado in Kirtorf plausibel. Der Fall in Gröditz deutet nach aktuellem Stand dagegen eher auf eine heftige Fallböe der Gewitterzelle hin. Aber egal ob Tornado oder Fallböe – es traten in beiden Fällen enorme Schäden auf.

DWD Unwetterrueckschau

Die ersten Gewitterzellen griffen gegen 11 Uhr von Frankreich und Belgien auf Rheinland-Pfalz und das Saarland über und zogen im weiteren Verlauf nordostwärts. Über Mittelhessen entwickelte sich dann gegen 14 Uhr die erste heftige Zelle, die sich weiter ost-nordostwärts bewegte und über Kirtorf schließlich zu dem Tornadoverdacht führte. Sie war eingebettet in einen Multizellencluster (Konglomerat mehrerer Gewitterzellen), der gegen 17.30 Uhr Leipzig erreichte und gegen 18.45 Uhr – wie angesprochen – Gröditz. Gegen 20.30 Uhr zog der Komplex nach Polen ab.

Doch damit nicht genug denn über Thüringen und Sachsen-Anhalt schossen bereits die nächsten Gewittertürme in die Höhe, die vor allem in der ersten Nachthälfte auch Sachsen und die Südhälfte Brandenburgs mit einer “Lichtershow” versorgten. Gegen 1.30 Uhr waren aber auch diese Gewitter nach Polen abgezogen. Im Westen kam derweil bereits das nächste Gebiet mit schauerartigen Regenfällen und einzelnen kräftigen Gewittern auf, das unter Abschwächung bis in die Mitte vorankam. Auch im Südwesten ging es in der vergangenen Nacht los mit der Blitzerei: Vom Oberrhein bis nach Oberfranken und ins Vogtland entwickelte sich eine Schauer- und Gewitterlinie, die sich erst im heutigen Vormittagsverlauf auflöste.

Auch in den kommenden Tagen bleibt es unruhig beim Wetter. Morgen stehen vor allem die Südwesthälfte, am Freitag dann weite Teile Deutschlands im Fokus kräftiger Gewitter.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wie entsteht Hagel?

Hagel verursacht oftmals erhebliche Schäden und gehört in Deutschland zu den schadensträchtigsten Wetterereignissen überhaupt, allerdings sind die Ereignisse mit besonders schlimmen Auswirkungen eher selten. Vor allem die hohe Bewegungsenergie (kinetische Energie) der Hagelgeschosse führt an Gebäuden, Fahrzeugen und landwirtschaftlichen Flächen zu großen Schäden. Beispielsweise verursachte das “Münchner Hagelunwetter” am 12.07.1984 Versicherungsschäden von mehreren hundert Millionen Euro.
Am heutigen Dienstag und in der kommenden Nacht zum Mittwoch sind die Bedingungen für die Hagelbildung in Deutschland sehr günstig. Vor allem in einem breiten Streifen quer über der Mitte des Landes können sich einzelne Superzellen samt großem Hagel mit Korngrößen um 5 cm entwickeln. In der nachfolgenden Grafik sind die Bereiche, in denen die Wahrscheinlichkeit für die Bildung schwerer Gewitter deutlich erhöht ist, dargestellt.

DWD Wie entsteht Hagel

Großer Hagel bildet sich dabei nur in hochreichenden organisierten Gewitterzellen wie beispielsweise Superzellen, Multizellen, Gewitterlinien oder mesoskaligen konvektiven Systemen. Der Grund dafür ist, dass sich nur bei hohen Vertikalgeschwindigkeiten, bei einer langen Aufenthaltsdauer in der Wolke und einem hohen Flüssigwassergehalt große Hagelkörner bilden können.

Damit sich im ersten Schritt ein Hagelkorn entwickeln kann, setzt das voraus, dass sich kleine Eispartikel in der Atmosphäre bilden. Dies nennt man Nukleation. Dabei können sich die Eisteilchen bereits bei Temperaturen knapp unter 0 °C formieren, indem Wassertröpfchen an Eiskeimen anfrieren. Damit das kleine Hagelkorn (Nuklei) weiter anwachsen kann, müssen sich weitere Tröpfchen oder Eisteilchen anlagern. Diesen Vorgang nennt man Akkreszenz. In der Grafik wird der Vorgang der Entstehung aufgezeigt.

DWD Wie entsteht Hagel 1

Um ein weiteres Wachstum des Hagelkorns zu erreichen, müssen sich weitere unterkühlte Wassertröpfchen an das Hagelembryo anlagern. Dies geschieht besonders im Bereich des Aufwindes, denn hier können durch den Vertikalwind besonders viele unterkühlte Tröpfchen herangeführt werden. Für das Wachstum des Hagelkorns ist es dabei maßgeblich entscheidend, wie lange sich das Hagelembryo im Bereich der unterkühlten Tröpfchen halten kann. Besonders in Superzellen können sich sehr große Hagelsteine bilden, denn durch die lange Verweildauer im spiralförmigen Aufwindschlauch können sich sehr viele unterkühlte Wassertröpfchen an ein Hagelkorn anlagern. Das bedeutet, dass die Akkreszenzrate relativ hoch ist.

Sicherlich haben Sie auch schon festgestellt, dass Hagelkörner unterschiedlich aussehen und aufgebaut sind. Verantwortlich dafür ist, ob das Anwachsen des Hagelkorns trocken oder feucht erfolgt. Beim trockenen Wachstum werden kleine Luftbläschen in das Hagelkorn eingeschlossen und die entstehende Hagelschicht erscheint opak (undurchsichtig). Durchsichtig hingegen wird das Hagelkorn beim feuchten Wachstum. Oftmals kommt es bei der Hagelentstehung zu einem Wechsel der angesprochenen Wachstumsarten, sodass ein Hagelkorn aus durchsichtigen und undurchsichtigen Schichten besteht.

Ist das Hagelkorn schwer genug geworden und überwiegt die Gravitationskraft (Erdanziehungskraft) gegenüber der Auftriebskraft, die das Hagelkorn durch starke Aufwinde erfährt, fällt das Hagelkorn zu Boden und kann die eingangs erwähnten großen Schäden verursachen.

Diplom Meteorologe Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Erneut teils kräftige Gewitter und heftige Starkregenfälle mit Unwettergefahr!

Die Ursache für das anhaltende unbeständige Wetter mit wiederkehrender Unwettergefahr liegt in einem nahezu stationären, sich immer wieder erneuernden Höhentief über West- und Mitteleuropa. Deutschland gelangt am morgigen Dienstag erneut auf die Vorderseite des mit dem Höhentief korrespondierenden Höhentroges in eine südliche bis südöstliche Strömung. Dabei werden aus dem Mittelmeerraum feuchtwarme und energiereiche Luftmassen herangeführt. Gleichzeitig entwickelt sich auf der Südostseite des  von den Alpen ausgehend ein Bodentief, welches sich im Laufe des Dienstags nach Nordwesten in Richtung Benelux verlagert.

DWD Erneut teils kraeftige Gewitter und heftige Starkregenfaelle mit Unwettergefahr

Dadurch setzt bereits in der Früh im Südwesten Regen ein. Dieser kann bereits gewittrig durchsetzt sein. Mit Verlagerung des Bodentiefs nach Nordwesten entwickeln sich im Tagesverlauf auf der Nordseite des Tiefs in der schwülwarmen Luftmasse teils kräftige Schauer und Gewitter mit erhöhtem Unwetterpotenzial durch heftigen Starkregen. Örtlich können bei kräftigen Entwicklungen auch kleiner Hagel und Sturmböen mit von der Partie sein. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings eindeutig auf dem Starkregen. Gerade in einem Streifen von Südostbayern über Franken bis zur Eifel sind in Verbindung mit Gewittern unwetterartige Niederschlagsmengen innerhalb von wenigen Stunden möglich.

DWD Erneut teils kraeftige Gewitter und heftige Starkregenfaelle mit Unwettergefahr 1

Dabei können in einem Zeitraum von 12 Stunden örtlich um 40 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Lokal eng begrenzt sind auch Mengen bis 80 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen. Nach jetzigem Stand werden die Hochwassergebiete im Saarland und Rheinland-Pfalz von den höchsten Mengen nicht getroffen. Der Schwerpunkt der unwetterartigen Niederschläge liegt voraussichtlich von Nordostfrankreich bis nach Benelux. Dort sind lokal Mengen über 80 Liter pro Quadratmeter möglich. Es gibt allerdings noch einige Unsicherheiten bezüglich der genauen Lage und Intensität. Deshalb können sie sich jederzeit auf unserer oder in der Warn Wetter App informieren.

In der Nacht lässt der Starkregen allmählich nach und der Schwerpunkt verlagert sich in die westliche Mitte des Landes. Von Südwesten gibt es im Laufe der Nacht längere Regenpausen. Dort fließt zudem etwas kühlere Luft ein, sodass am Mittwoch dort nur noch um 20 Grad erreicht werden. Im Nordosten bleibt dagegen auch am Mittwoch noch die schwülwarme Luftmasse erhalten. Dort treten in Verbindung mit der Kaltfront des nun über Benelux liegenden Bodentiefs erneut teils kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen auf. Allerdings ist dort das Unwetterpotenzial im Vergleich zum Dienstag im Südwesten etwas geringer.

Auch im weiteren Verlauf der Woche bleibt uns die Großwetterlage erhalten. Erst zum Wochenende deutet sich eine zögerliche Umstellung der Wetterlage an. Damit sind auch in den nächsten Tagen örtlich kräftige Gewitter mit Unwettergefahr nicht ausgeschlossen.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sonne satt am Muttertag

Das ausgedehnte Hochdruckgebiet UWE mit Schwerpunkt über der südlichen Ostsee bestimmt heute das meist ruhige Wettergeschehen in Deutschland. Seit der Auflösung von Nebel- und Hochnebelfeldern in manchen nördlichen Regionen scheint fast überall die Sonne. Dabei steigt die Temperatur in der Südwesthälfte auf Höchstwerte zwischen 23 und 28 Grad, sonst auf 20 bis 23 Grad. Allerdings macht sich an der Ostsee bei auflandigem Ostwind noch das kalte Meerwasser bemerkbar – daher wird dort die Marke von 20 Grad nicht erreicht. Alles in allem sehr gute Randbedingungen um den heutigen Muttertag im Freien zu verbringen.

DWD Sonne satt am Muttertag

Der Tag zu Ehren der Mütter ist global gesehen nicht einheitlich festgelegt und wird von den verschiedenen Ländern an ganz unterschiedlichen Tagen des Jahres begangen. So feiern einige Nationen den Muttertag bereits im Februar oder März, andere hingegen erst in der zweiten Jahreshälfte. In den deutschsprachigen Ländern und den meisten Nachbarstaaten hat sich allerdings der 2. Sonntag im Mai eingebürgert. Dieser Termin im Mai bringt mit sich, dass die Spanne an möglichem Wetter eine sehr große ist. So kann es Mitte Mai durchaus auch nochmal ziemlich kühl sein, länger anhaltender Regen wäre im Mai auch keine besondere Ausnahmeerscheinung. Außerdem könnten schon die ersten kräftigen Gewitterlagen auftreten, die dem Freizeitspaß unter freiem Himmel schnell ein Ende setzen würden. Dieses Jahr braucht man sich in den meisten Regionen aber keine Sorgenfalten bezüglich der Wetterentwicklung machen.

Eine kleine Ausnahme gibt es aber am heutigen Sonntag: In unseren Wetter- und Warnlageberichten ist nämlich von einem geringen Schauer- und Gewitterrisiko im Bereich des Schwarzwaldes und der östlichen Mittelgebirge (Erzgebirge, Oberpfälzer- und Bayerischer Wald) zu lesen. Doch warum ist das Risiko gerade dort leicht erhöht? Dies steht in direkter Verbindung mit der Topographie der genannten Regionen. In den verschiedenen Tälern des Berglandes kann die Sonne die maßgebliche Luftmasse etwas schneller erwärmen als in der flachen Ebene (die raschere Bildung von Quellwolken zeugt davon). Dazu trägt zum einen das reduzierte Luftvolumen eines Tales bei, zum anderen gibt es durch die Hänge deutlich mehr „Heizflächen“ (die Luft erwärmt sich nämlich über die Abstrahlung des Bodens) als im Flachland. Besonders groß ist der zweite Effekt, wenn die Sonne den Hang im rechten Winkel bescheint. Dieser Umstand der bevorzugten Gewitterentstehung wird auch als „orographischer Effekt“ beschrieben.

Zur Entstehung von Schauern oder Gewittern ist aber auch noch eine dafür geeignete Luftmasse von Nöten. Dabei sollte der Blick über die Landesgrenze hinaus nach Frankreich gerichtet werden. Dort etabliert sich heute eine Zone flachen Tiefdrucks, die den äußersten Südwesten Deutschlands knapp tangiert. Mit dieser wird etwas feuchtere und für Gewitter ein wenig anfälligere Luft herangeführt. Zusammen mit den vorher genannten orographischen Effekten kann es daher im Schwarzwald für einzelne Schauer und Gewitter ausreichen.

DWD Sonne satt am Muttertag 1

Mit den Gewittern geht es auch zu Wochenbeginn (Montag) weiter. Nach meist sonnigem Tagestart werden die Wolken im äußersten Westen, Südwesten und in Alpennähe sowie im Bayerwald rasch größer und im Tagesverlauf sind dort Schauer und teils starke Gewitter möglich. Diese können örtlich eng begrenzt mit Starkregen um 20 l/qm in einer Stunde einhergehen. Vereinzelt ist auch Unwetter durch heftigen Starkregen mit Mengen um 30 l/qm in kurzer Zeit möglich. Außerdem sind da und dort kleinkörniger Hagel und stürmische Böen dabei. In der Nordosthälfte bleibt es dagegen hochdruckbedingt ruhig mit viel Sonnenschein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Gewitter mit heftigem Starkregen am Donnerstag!

Viel Sonnenschein nur einzelne harmlose Wolkenfelder und frühsommerliche Temperaturen. So gestaltet sich der heutige Tag der Arbeit. Lediglich im Bereich der westdeutschen Mittelgebirge sind ab dem Nachmittag einzelne Gewitter mit lokalem Starkregen, kleinem Hagel und stürmischen Böen möglich. Verantwortlich dafür ist eine über Westdeutschland, die sich im Tagesverlauf etwas nach Westen verschiebt.

Da die Luftmasse vor allem in höheren Schichten recht trocken ist und ein markanter synoptischer Hebungsimpuls zunächst fehlt, sind nur vereinzelte Gewitter im Bereich der Mittelgebirge möglich. Die Osthälfte liegt dagegen unter dem Einflussbereich einer Hochdruckzone über Nord- und Osteuropa. Deshalb sind dort in der stabil geschichteten Luftmasse keine Gewitter möglich und wir dürfen uns bei angenehmen Temperaturen häufig auf einen lupenreinen Maifeiertag freuen. Zum Donnerstag kommt die Tiefdruckrinne in Verbindung mit einem über Westeuropa liegenden nach Nordosten voran.

DWD Gewitter mit heftigem Starkregen am Donnerstag

DWD Gewitter mit heftigem Starkregen am Donnerstag 1

Dabei bildet sich eine Konvergenzlinie aus, die am Nachmittag in etwa von Schwaben über Südhessen bis nach Nordrhein-Westfalen reicht. Dadurch wird die recht feuchte Luftmasse zum Aufsteigen gezwungen und es bilden sich im Vergleich zum Vortag deutlich häufiger teils kräftige Schauer und Gewitter. Durch die relativ schwachen Höhenwinde verlagern sich diese nur langsam und können in Verbindung mit zunehmender Feuchte große Regenmengen produzieren.

DWD Gewitter mit heftigem Starkregen am Donnerstag 2

Somit nimmt die Gefahr von unwetterartigem Starkregen deutlich zu. Örtlich können dabei Niederschlagsmengen um 30 Liter pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit fallen. Aufgrund der zur Konvergenzlinie nahezu parallelen Verlagerung ist teils auch mehrstündiger Starkregen mit noch höheren Mengen nicht ausgeschlossen. Örtliche Überflutungen sind deshalb am Donnerstag durchaus möglich.

Zudem ist lokal auch Hagel mit von der Partie. Aufgrund der geringen vertikalen  können die Gewitter am morgigen Tag nicht zu Superzellen heranwachsen. Deshalb ist großer Hagel sehr unwahrscheinlich. Größere Hagelansammlungen sind aber gerade auch aufgrund eines recht hohen Energie- und Flüssigwassergehalts dennoch lokal nicht auszuschließen. Auch der Wind wird morgen eine eher untergeordnete Rolle spielen. In kräftigeren Entwicklungen und auf der Vorderseite der Rinne im Osten sind zwar stürmische Böen, in kräftigen Gewittern auch Sturmböen mit dabei, schwere Sturmböen oder gar Orkanböen sind aber nicht zu erwarten. Somit liegt das Hauptaugenmerk eindeutig auf den Starkregen!

Das Tiefdruckzentrum (FLURINA) der Rinne verlagert bis zum Abend über Westdeutschland nach Benelux. Dadurch überquert die Kaltfront des Tiefs den Südwesten Deutschlands, weshalb eine Stabilisierung eintritt und die Schauer und Gewitter im Süden in Regen übergehen. Zudem fließt deutlich kältere Luft ein. Die Bewohner der Nordosthälfte dürfen sich dagegen auch morgen wieder über viel Sonnenschein und frühsommerliche Temperaturen freuen. Dort nimmt die Gewitterwahrscheinlichkeit erst am Freitag deutlich zu.

M.Sc. (Meteorologe) Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Frühling legt den Turbo ein – aber der Motor stottert

Eine fast zweiwöchige unterkühlte Wetterphase mit Frost und Schnee liegt nun hinter uns. Zwar gehört eine solche Talfahrt zu einer typischen Aprilachterbahn dazu, dennoch stoßen die Überstunden für Eiskratzer, Schneeschieber & Co auf nur wenig Gegenliebe, und auch die Winterklamotten müssen irgendwann mal gewaschen werden, oder? Die gute Nachricht zuerst: Petrus hat ein Einsehen und beschert uns in den nächsten Tagen einen veritablen Temperatursprung!

Die Umstellung der Großwetterlage geht vom westeuropäischen Tiefdruckgebiet DUNJA aus. Anstatt dass uns ein kalter Nordwind um die Nase weht, dreht die Strömung auf der Vorderseite von DUNJA am Wochenende auf Südwest und macht den Weg frei für deutlich wärmere Frühlingsluft aus Südeuropa (siehe Abbildung 1).

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai 2

Davon profitieren aber nicht alle gleichermaßen, wie anhand der Vorhersage von relativer Sonnenscheindauer und Höchsttemperaturen für Samstag bis Montag (27.-29. April) schnell zu erkennen ist (siehe Abbildung 2). Im Westen und Nordwesten macht sich die Nähe zu Tief DUNJA nachteilig bemerkbar. Ausläufer des Tiefs lenken etwas feuchtere und wolkenreichere Luft heran. Immer wieder kann es zu Schauern oder einzelnen Gewittern kommen, die die Erwärmung etwas dämpfen. Dennoch dürften sich Höchsttemperaturen von rund 20 Grad nach den vielen unterkühlten Tagen angenehm mild anfühlen.

DWD Der Fruehling legt den Turbo ein aber der Motor stottert

Der Süden und Osten dagegen kommt in den Wirkungsradius des Hochs über Osteuropa, sodass die meiste Zeit die Sonne scheint. Das treibt die Temperaturen natürlich ungleich stärker in die Höhe. Spätestens am Sonntag wird die Sommermarke von 25 Grad regional geknackt. Da kann man von Pulli und Winterjacke direkt zu T-Shirt und kurzer Hose wechseln.

Nachdem der Frühling am Montag vor allem in der Nordwesthälfte durch die Kaltfront von Tief DUNJA nochmal einen kleinen Dämpfer erhalten wird, schickt sich das nächste Tief über Westeuropa an, die Warmluftdüse ab Dienstag wieder anzuwerfen. Bei dann generell zunehmenden Sonnenanteilen dürften am Dienstag (30. April) und am Mittwoch (1. Mai) verbreitet Höchsttemperaturen über 25 Grad erreicht werden, im Osten nähern wir uns dann sogar der 30-Grad-Marke (siehe Abbildung 3). Spätestens dann scheint der Frühling also den Turbo einzulegen – doch der Motor stottert trotzdem. Denn das Wetter bleibt vor allem im Westen störanfällig: Die feucht-warme Luft neigt zur Bildung von Schauern und Gewittern, die zunächst zwar eher vereinzelt auftreten, aber wie die Luft sommerlich anmuten und kräftig ausfallen können mit Starkregen, Hagel und Sturmböen.

DWD Der Fruehling legt den Turbo ein aber der Motor stottert 1

Im weiteren Verlauf zeigt der Temperaturtrend eher wieder nach unten und es wird vor allem in der Südhälfte wieder deutlich unbeständiger. Einen neuerlichen Rückfall auf spätwinterliches Wetter ist aber erst mal nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Vom Aprilwetter in den Sommer

Aprilwetter bestimmt derzeit noch das Wettergeschehen in Deutschland. Schuld daran sind die Tiefdruckgebiete SABINE, ROSA und QUILLA, die sich über Nordwesteuropa tummeln und sehr feuchte, aber auch milde Atlantikluft heranführen. Dabei überquert heute zunächst ein umfangreiches Regengebiet Deutschland von West nach Ost. Dahinter folgen im Nachmittagsverlauf aus Westen einige teils kräftige Schauer und Gewitter samt (schweren) Sturmböen, Hagel und vereinzelt Starkregen nach. Über der Mitte des Landes besteht sogar ein geringes Tornadorisiko. Zudem bläst in der Südwesthälfte ein kräftiger, teils stürmischer Südwestwind.

 

Ab Freitag stellt sich die Wetterlage um. Deutschland gerät zunehmend in den Warmsektor eines Tiefdruckkomplexes über Nordwesteuropa. Dieser Tiefdruckkomplex induziert auf seiner Vorderseite, im Zusammenspiel mit einem umfangreichen Hochdruckgebiet über Süd- und Südosteuropa, eine kräftige südwestliche Strömung, mit der für die Jahreszeit extrem warmen Luftmasse aus Nordwestafrika herangeführt werden. Der Höhepunkt der “Hitzewelle” wird am Samstag, im Südosten eventuell erst am Sonntag, erreicht.

 

DWD Vom Aprilwetter in den Sommer

Dadurch, dass nach aktuellen Berechnungen der Saharastaub zunächst über Frankreich verbleibt, werden wohl einige Rekorde für die erste Aprildekade (1. bis 10. April) pulverisiert werden. Der bisherige Rekord stammt mit 27,7 °C in Rheinfelden (Baden-Württemberg) vom 07.04.2011. Der absolute Aprilrekord mit jeweils 32,9 °C vom 28.04.2012 in Bad Mergentheim (Baden-Württemberg) und Kitzingen (Bayern) dürfte nicht geknackt werden. Allerdings muss betont werden, dass diese Aprilrekorde erst Ende des Monats aufgestellt wurden.

Im Detail wird es am morgigen Freitag im Westen und Norden wechselhaft und es regnet zeitweise. Im Nordosten können kräftige Gewitter samt (schweren) Sturmböen, Hagel und Starkregen auftreten. Die Höchstwerte liegen bei 16 bis 20 °C, nur an der See bleibt es etwas kühler. Der Südwestwind bläst spürbar und im Küstenumfeld sowie in Schleswig-Holstein mitunter stürmisch. In der Südosthälfte erwartet uns morgen ein schöner Frühlingstag, an dem sich Sonne und Wolken den Platz am Himmel teilen. Ganz im Süden behält die Sonne die Oberhand. Mit 19 bis 24 °C wird es angenehm warm. Am Oberrhein könnte sogar ein Sommertag mit Werten knapp über 25 °C erreicht werden.

Der Samstag wird landesweit der schönste Tag des Wochenendes. Letzter Regen zieht im Norden und Osten rasch ab und die Sonne kann sich auch dort zunehmend durchsetzen. In den anderen Landesteilen scheint sie noch häufiger und im Süden von früh bis spät. Ein Vorstoß von Saharastaub verbleibt voraussichtlich westlich und südwestlich von Deutschland, wodurch verbreitet Höchstwerte zwischen 24 und 29, am Oberrhein lokal um 30 °C erreicht werden können. Im Norden und Nordosten liegen die Maxima zwischen 19 und 24 °C. Der Wind weht mäßig um Süd, lebt aber gelegentlich stark böig auf. Optimales Grillwetter herrscht dadurch, dass es am Abend in den meisten Regionen noch sehr lange warm und trocken bleibt. Die Nacht zum Sonntag verläuft im Westen und Nordwesten mit Tiefstwerten zwischen 17 und 12 Grad ungewöhnlich mild. Selbst tagsüber lägen diese Werte etwas über dem, was man Anfang April erwarten kann. Im Süden kühlt es hingegen in manch einem Alpental auf niedrige einstellige Werte ab. Ein geringes Gewitterrisiko besteht an der Grenze zu BeNeLux.

Am Sonntag gibt es eine Wetterzweiteilung. In der Nordwesthälfte wird es wechselnd bis stark bewölkt und in einem Streifen von NRW und dem nördlichen Rheinland-Pfalz bis nach Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein treten zeit- und gebietsweise schauerartige Regenfälle auf. Auch einzelne Gewitter können nicht ausgeschlossen werden. Mit maximal 18 bis 23, an der See um 15 °C wird es zwar nicht mehr so warm wie am Vortag, aber immer noch viel zu mild für diese Jahreszeit. Mit jedem Kilometer weiter nach Südosten kann sich die Sonne häufiger durchsetzen, allerdings kann Saharastaub nun für eine Trübung sorgen. Außerdem entstehen im Tagesverlauf über den Bergen Quellwolken. Das Schauer- und Gewitterrisiko bleibt jedoch sehr gering. Die Entwicklung der Höchstwerte ist vom Staubgehalt abhängig und es werden meist zwischen 23 und 29, im Südosten vereinzelt 30 °C erreicht. Oftmals weht mäßiger Südwest- bis Westwind, im Bergland und an der Nordsee sind starke bis stürmische Böen möglich. Im Südosten bleibt es schwachwindig.

Zum Start in die neue Woche bleibt es im Süden und Südosten mit Maxima zwischen 23 und 27 Grad sommerlich warm und freundlich. In den anderen Landesteilen wird es leicht wechselhaft auf allerdings weiterhin hohem Temperaturniveau mit Höchstwerten zwischen 18 und 23 Grad.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Das Niederschlagsradar

RADAR ist die Abkürzung für RAdio Detection And Ranging, auf Deutsch “funkgestützte Ortung und Abstandsmessung”. Ursprünglich wurde Radar ausschließlich für militärische Zwecke genutzt und fand im Zweiten Weltkrieg erstmals breite Anwendung zur Ortung von Schiffen und Flugzeugen. Dabei wurde die Entdeckung von Heinrich Hertz aus dem Jahr 1886 genutzt, der herausfand, dass metallische Gegenstände elektromagnetische Wellen reflektieren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde entdeckt, dass auch Niederschlag Signale im Radar erzeugt. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigten sich Wissenschaftler damit, diese Niederschlagssignale herauszufiltern und spezielle Radarsysteme für die Niederschlagsdetektion zu entwickeln.

Das Funktionsprinzip des Niederschlagsradars ist relativ einfach. Ein Sender sendet gepulste Mikrowellen aus, deren Wellenlänge so gewählt ist, dass sie an Niederschlagspartikeln wie Regentropfen, Schneeflocken, Graupel und Hagel reflektiert und zum Radar zurückgestreut werden. Anschließend wird das zurückgestreute Signal, das nur einen Bruchteil der Energie des gesendeten Signals hat, am Radar mithilfe einer Antenne empfangen und gemessen. Aus der Antennenposition und der Laufzeit des Signals ergibt sich die Position der reflektierenden Hydrometeore. Die Geschwindigkeit der Mikrowellen wird dabei unter Berücksichtigung des Brechungsindex der Luft korrigiert.

DWD Das Niederschlagsradar 1

Die Radarbilder des Deutschen Wetterdiensts, die von 17 Radarmessstationen frei zugänglich und auf diversen Wetterseiten zu sehen sind, zeigen die entfernungskorrigierte Intensität des zurückgestreuten Signals, gemessen in Dezibel (dBZ). Die Skala ist logarithmisch, das heißt 2 dBZ sind die 10-fache Intensität wie 1 dBZ. Doch wie lässt sich das interpretieren: Das Beispielbild zeigt eine sommerliche Gewitterlage. Die Farbskala ist an die Skala in der Warnwetter-App angelehnt. Hellblaue Werte (1 bis 15 dBZ) zeigen zumeist leichten Sprühregen oder nur ein paar Tropfen Regen. Unter Grün (rund 15 – 30 dBZ) kann man sich einen leichten bis mäßigen Landregen vorstellen, der bei Gelb (ab 30 dBZ) schon in kräftigere Intensität übergeht. In diesem Fallbeispiel sieht man dies an den kräftigeren Schauern zwischen Alb und Allgäu. Interessant wird es, wenn die Farbe ins Rot geht. Dies bedeutet Reflektivitäten von über 45 dBZ, die fast nur in Schauern und Gewittern erreicht werden. Ab da nimmt das Starkregenpotenzial deutlich zu. Am auffälligsten ist dies in diesem Beispiel im Gewitterkomplex über Südbayern der Fall. An seiner Südostseite geht die Reflexivität ins „Blaue“ (> 55 dBZ), dies ist meist bei Hagel der Fall. Dieser blaue Bereich war in diesem Fall einem größeren Hagelunwetter zuzuordnen. Die Schauer und Gewitter in Mittel- und Norddeutschland sind weniger heftig. Die Fläche mit roten und blauen Reflektivitäten ist dort viel kleiner.

DWD Das Niederschlagsradar

Um die Niederschlagsintensität zu messen, erfolgt eine Umrechnung des empfangenen Signals in l/m² pro Stunde. Diese Umrechnung erfolgt durch Z-R-Beziehungen, wobei Z für die Reflektivität des Signals (dBZ) und R für die Regenrate (l/m² pro Stunde) steht. Diese Beziehungen wurden durch langjährige Messung empirisch gewonnen, ist aber besonders in Gewittern, die Hagel enthalten, auch zu einem gewissen Maße ungenau. Um die Genauigkeit zu erhöhen, werden die aus dem Radar gemessenen Niederschlagsraten mit Stationsmeldungen verglichen und entsprechend kalibriert. So lässt sich relativ gut die Niederschlagsmenge flächendeckend bestimmen.

DWD Das Niederschlagsradar 2

Niederschlagsradare bieten jedoch noch weitere Möglichkeiten. Die Radarbilder können zeitlich animiert werden, um die Verlagerung des Niederschlags und die Zugrichtung von Gewittern abzuschätzen. Mithilfe des mathematischen Verfahrens des “optischen Flusses” kann diese Bewegung sogar in die Zukunft projiziert werden, was genaue Vorhersagen von 15 Minuten bis zu einer Stunde ermöglicht. Der Deutsche Wetterdienst betreibt sogenannte dual-polarimetrische Radare. Diese können darüber hinaus über den Dopplereffekt sogar die Windgeschwindigkeit messen, den Wasser- und Eisgehalt einer Wolke bestimmen und aus der Depolarisation sogar Aussagen über die Art des Niederschlags treffen. So kann man unterscheiden, ob eine Wolke Hagel, große oder kleine Tropfen, Graupel oder Schnee enthält. Mittels der vertikalen Temperaturschichtung und Temperaturmessungen an Wetterstationen und Glättemeldeanalgen lässt sich dann ableiten, ob der Niederschlag als Regen oder Schnee am Boden ankommt.

DWD Das Niederschlagsradar 3

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetter fährt Achterbahn

Das bisher wetterbestimmende Hochdruckgebiet QUITERIA hat sich mittlerweile nach Osteuropa zurückgezogen und verliert damit zunehmend seinen Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland. Dafür hat heute Tief JAN mit Kern über Großbritannien das Zepter in die Hand genommen. An seiner Vorderseite strömt heute noch warme und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum ein, sodass im Osten nochmals Höchstwerte zwischen 26 und 30 Grad erreicht werden können. Auch sonst wird es mit 24 bis 28 Grad erneut spätsommerlich warm. Eine erste Kaltfront liegt dabei am Nachmittag über der Osthälfte des Landes und sorgt vor allem im Süden und Südosten für teils kräftige, schauerartig verstärkte und mitunter gewittrig durchsetzte Regenfälle. Lokal fallen dabei 20 bis 30, punktuell um 40 l/qm in einer oder wenigen Stunden. Sonst sind Schauer eher selten.

Erst am Abend droht von Westen neues Ungemach. Dann zieht eine zweite Kaltfront samt kräftigen Schauern und Gewittern auf. Bei diesen Gewittern ist Starkregen mit Mengen um 20 l/qm in kurzer Zeit und kleinkörniger Hagel möglich. Augenmerk muss vor allem auf die stürmischen Böen und eventuell Sturm- oder sogar schweren Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 70 und 90 km/h gelegt werden. Die Gewitter verlagern sich in der Nacht unter deutlicher Abschwächung ostwärts.

DWD Wetter faehrt Achterbahn 1

Am morgigen Dienstag verstärkt sich der Druckgradient zwischen tiefem Luftdruck über Nordeuropa und hohem Luftdruck über Südeuropa. Dies ist an der Drängung der Isobaren im nachfolgenden Bild gut zu erkennen.

DWD Wetter faehrt Achterbahn 2

Durch die Verschärfung des Druckgradienten lebt der Südwest- bis Westwind in weiten Teilen des Landes deutlich auf. Insbesondere im Westen, Nordwesten und Norden sind bis in tiefe Lagen steife Böen zu erwarten. An der Nordsee und generell im Bergland drohen stürmische Böen und Sturmböen, auf den Inseln auch einzelne schwere Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten um 100 km/h.

Die Niederschlagsneigung lässt in den meisten Landesteilen jedoch deutlich nach und nur an den Alpen regnet es anfangs noch etwas. Die Sonne kann sich dabei häufig zeigen, hauptsächlich in einem breiten Streifen vom Schwarzwald bis zur Uckermark. Im äußersten Norden und Nordwesten, später auch weiter im Binnenland regnet es aus dichter Bewölkung zeitweise. Mit Höchstwerten um 19 Grad im Nordwesten entsteht dort fast schon ein herbstlicher Wettereindruck. Sonst liegen die Höchstwerte mit 20 bis 24 Grad oftmals 4 bis 8 Grad unter denen des Vortags. Insgesamt ist der September deutschlandweit derzeit etwa 5 Grad wärmer als im vieljährigen Mittel.

Am Mittwoch geht es mit den Temperaturen dann schon wieder aufwärts. In der Südosthälfte steht in vielen Orten mit Höchstwerten über der 25-Grad-Marke der nächste Sommertag ins Haus. Meist reicht es für 26 oder 27 Grad. Im Nordwesten und Norden wird es mit 22 bis 24 Grad ebenfalls angenehm warm. Regen ist am Mittwoch selbst im Norden die Ausnahme und in weiten Teilen des Landes kann ein schöner Spätsommertag genossen werden: Vor allem im Süden scheint die Sonne teils über 10 Stunden lang. Nur an der Donau können sich Nebelfelder mitunter zäh halten.

DWD Wetter faehrt Achterbahn 3

DWD Wetter faehrt Achterbahn 4

Im weiteren Verlauf der Woche wird es von Westen her deutlich wechselhafter und zeitweise windig. Am Donnerstag steht im Osten und Süden nochmals verbreitet ein Sommertag ins Haus. Ab Freitag sind die Sommertage erst einmal gezählt und es werden maximal noch 17 bis 22 Grad erreicht.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst