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„Sandwichwetter“ mit neuen Starkregenfällen im Süden?

Der große Dauerregen ist zwar erst einmal Geschichte, beständiges, sonniges und warmes Sommerwetter ist aber weiterhin nicht in Sicht. Vielmehr stellt sich bei uns in Deutschland in den nächsten Tagen bis einschließlich des kommenden Wochenendes eine Wetterdreiteilung ein. Im Norden macht sich die Nähe zu den Tiefdruckgebieten über Nordeuropa bemerkbar. In relativ kühler Meeresluft bleibt es wechselhaft mit Schauern und böigem Wind. In den Nächten kühlt es mitunter auf niedrige einstellige Temperaturen ab, in Bodennähe ist sogar lokal leichter Frost nicht ausgeschlossen. Im Süden ist es zwar deutlich wärmer, mit knapp 25 Grad teils sogar frühsommerlich, allerdings ist die Luft auch schwül und neigt ebenfalls zu Schauern und teils kräftigen Gewittern. Im „Sandwich“ dazwischen liegt die breite Mitte, in der eine vom nahen Ostatlantik bis nach Osteuropa reichende Hochdruckbrücke für meist freundliches, trockenes und mäßig-warmes Wetter sorgt.

In Anbetracht der immer noch angespannten Hochwasserlage wollen wir genauer auf die zu erwartenden Niederschläge in den betroffenen Regionen in Süddeutschland schauen. In Abbildung 1 ist der von Mittwoch (2 Uhr MESZ) bis Dienstag (20 Uhr MESZ) aufsummierte Gesamtniederschlag dargestellt, berechnet durch die Wettermodelle ICONECMWFGFS und UK10. Was direkt ins Auge springt, ist, dass die größten Niederschlagsmengen ausgerechnet im Süden simuliert werden. Das sind keine guten Nachrichten für die Hochwassergebiete. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Modellberechnungen mitunter ziemlich stark im Hinblick auf die genauen Schwerpunkte und die Niederschlagsmengen, was aber bei diesem Vorhersagehorizont nicht verwundert.

DWD Sandwichwetter mit neuen Starkregenfaellen im Sueden

Unter gebührender Berücksichtigung dieser Prognoseunschärfen scheinen aber insbesondere südlich einer Linie Nordbaden-Oberpfalz relativ verbreitet Mengen zwischen 30 und 50 l/qm möglich zu sein, stellenweise auch 50 bis 80 l/qm. Extreme Mengen um oder über 100 l/qm scheinen darüber hinaus nicht ausgeschlossen, vor allem, wenn man sich die Berechnung von GFS ansieht.

Während die Niederschläge bis einschließlich Samstag fast ausschließlich aus Schauern und Gewittern gespeist werden und größere Niederschlagsmengen nur räumlich eng begrenzt auftreten, mehren sich ab Sonntag die Hinweise auf wieder flächigere, schauerartig verstärkte Regenfälle. Schauer und Gewitter sorgen nur für lokal eng begrenzte Sturzflutgefahr, die nicht zuletzt auch aufgrund der vielerorts wasser-gesättigten und wenig aufnahmefähigen Böden aber deutlich erhöht ist. Wirklich problematisch in Bezug auf wieder ansteigende Hochwassergefahr wären aber vor allem die flächigeren Regenfälle ab Sonntag. Doch in Anbetracht der Vorhersageunsicherheiten ist es noch viel zu früh, diese Gefahr wirklich abschätzen zu können.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.06.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Unwetterartige Regen- und Schneefälle in Norditalien

Ruhiges Vorfrühlingswetter ist aktuell bei uns in Deutschland bestimmend. Dazu gibt es einen Mix aus dichten Wolkenfeldern, örtlichem Frühnebel und etwas Sonnenschein. Grund dafür ist eine Hochdruckbrücke, die ausgehend vom Azorenhoch über die Mitte Deutschlands bis zum südlichen Ural reicht.

DWD Unwetterartige Regen und Schneefaelle in Norditalien

Zu Wochenbeginn bestimmte allerdings noch ein  das Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa. Dieser dehnte sich von Skandinavien bis zur Iberischen Halbinsel aus. Ursache hierfür war ein langwelliger  in Verbindung mit einem kräftigen Hochdruckgebiet über Russland. Dieses blockierte die Verlagerung des Troges nach Osten. Dadurch dehnte sich der Höhentrog weiter nach Süden aus und schnürte sich von der Höhenströmung ab, wodurch es über Südfrankreich zu einer Tiefdruckentwicklung kam. Dieses Bodentief mit dem Namen YUE verlagerte sich daraufhin in Richtung Korsika. Auf der Vorderseite wurden dabei milde und sehr feuchte Luftmassen nach Norden geführt, die im Südstau der Gebirge teils unwetterartige Niederschlagsmengen mit sich brachten.

DWD Unwetterartige Regen und Schneefaelle in Norditalien 1

In den letzten 48 Stunden kamen im Südstau der Alpen verbreitet um 100 Liter pro Quadratmeter zusammen. In den Staulagen der nördlichen Apenninen örtlich auch über 150 Liter pro Quadratmeter. Ein Großteil der Niederschläge wurden dabei innerhalb deutlich kürzerer Zeit verzeichnet. Die Station Barga in den Nordapennin registrierte beispielsweise von Montagabend bis Dienstagfrüh in nur zwölf Stunden 93 Liter pro Quadratmeter. Zudem gab es in den höher gelegenen Skigebieten in den Südalpen eine ordentliche Neuschneepackung. Die Schneefallgrenze pendelte dort zwischen 1000 und 1600 Metern. Oberhalb davon fielen vor allem in den südwestlichen Alpen und in Südtirol teils 50 bis 100 cm Neuschnee. In den nördlichen Apenninen lag die Schneefallgrenze etwas höher und damit größtenteils knapp über Gipfelniveau.
Mittlerweile hat sich Tief YUE abgeschwächt und im Verlauf des Tages löst es sich allmählich auf. Gleichzeitig entwickelt sich südlich davon, nahe von Sizilien, ein neues Bodentief (int. EMIL), das in Sizilien, im Norden von Tunesien und Algerien für kräftige Regenfälle sorgt. Vor allem im Norden von Algerien sind dabei ebenfalls unwetterartige Niederschlagsmengen von örtlich deutlich über 150 Liter pro Quadratmeter bis Freitag möglich. Aber auch auf Sizilien und in Süditalien werden verbreitet 30 bis 70 Liter pro Quadratmeter erwartet, was zu einer leichten Entspannung der Trockenheit dort beitragen wird.
Schwere Unwetter im Mittelmeerraum treten bei blockierenden Wetterlagen vor allem im Herbst und in der ersten Hälfte des Winters häufiger auf. Grund dafür ist das vergleichsweise warme Wasser in dieser Zeit. Kommt es dann zu einem Ausgreifen einer atmosphärischen Störung bis in den Mittelmeerraum ist das Potenzial für unwetterartige Entwicklungen gegeben. Ein Beispiel hierfür ist, welches im September 2023 für katastrophale Überschwemmungen in Libyen und Griechenland sorgte.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst