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Mit Tief ORINOCO drohen am Wochenende ergiebige Regenfälle

Der Frühsommer macht weiter Pause. Nachdem Hoch VOLKER das Wetter heute zumindest in einigen Regionen vorübergehend beruhigt und trockener gestaltet, setzt sich in der zweiten Wochenhälfte wieder Tiefdruckeinfluss mit sehr unbeständigem und allenfalls mäßig warmem Wetter durch.

Maßgeblich dafür verantwortlich zeigt sich das vom Nordatlantik aufziehende Tief ORINOCO, dessen Ausläufer uns schon in der Nacht zum Mittwoch von Westen erreichen. Sie ziehen am Mittwoch mit Regenfällen ostwärts und erreichen abends schließlich auch die Oder und den Inn. Dahinter stellt sich in instabiler Nordatlantikluft am Donnerstag und Freitag wechselhaftes Schauerwetter ein. Auch einzelne Gewitter sind mit dabei, die örtlich Starkregen bringen können. Doch das ist noch gar nichts, da kommt noch sehr viel mehr Regen!

Tief ORINOCO fühlt sich nämlich so richtig wohl in Mitteleuropa und nistet sich am Wochenende hier bei uns ein. Auf der Vorderseite schaufelt es sehr feuchte und warme Mittelmeerluft über dem östlichen Mitteleuropa nordwärts. Diese gleitet von Südosten und Osten her über die in Deutschland lagernde, von Westen einfließende und kühlere Atlantikluft auf. Dabei entstehen mächtige Wolkenpakete, aus denen mitunter sehr ergiebiger Regen fallen kann. Da noch nicht ganz klar ist, wo das Tief seine Zelte am Ende aufschlägt, ist auch noch nicht abzuschätzen, welche Regionen von den stärksten Regenfällen betroffen sein werden und wie hoch die Regenmengen tatsächlich ausfallen.

DWD Mit Tief ORINOCO drohen am Wochenende ergiebige Regenfaelle

Unter gebührender Berücksichtigung der Vorhersageunsicherheiten scheinen aber vor allem die südlichen, östlichen und die mittleren Landesteile im Fokus zu stehen. Dort simulieren die Modelle zurzeit den meisten Regen (siehe Abbildung). Bis Montag können durchaus verbreitet 40 bis 60 l/qm zusammenkommen. Gebietsweise sind aber noch deutlich höhere Mengen zwischen 60 und 100 l/qm möglich. Aktuell noch mit Vorsicht zu genießende Extremberechnungen gehen in der Spitze sogar von rund 150 l/qm aus. Das würde in vielen Regionen in etwa dem 1- bis 2-fachen des Monatsniederschlages für Mai innerhalb von zwei Tagen bedeuten. Diese Wassermassen gelangen in die Bäche und Flüsse und lassen die Pegel kräftig ansteigen. An einigen Flussläufen droht damit Hochwasser.

Erst zu Beginn der nächsten Woche zeichnet sich von Nordwesten her eine zögerliche Wetterberuhigung an. Beständiges und trockenes Frühsommerwetter ist aber dennoch nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.05.2024
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Gewittertief “Flurina”

Am gestrigen Donnerstag, den 02. Mai 2024, bildete sich auf der Vorderseite eines Höhentroges eine Tiefdruckrinne aus, die von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz und Hessen bis zum Westausgang des Ärmelkanals reichte. Eingebettet in diese Tiefdruckrinne lag das Tief “Flurina”. Dies wirkte zunächst noch recht harmlos, schien doch anfangs bei teils sommerlichen Temperaturen häufig die Sonne. Dabei konnte sich allerdings im Bereich der Tiefdruckrinne ordentlich Energie aufbauen. Zusammen mit einer ausreichend verfügbaren Feuchte bildeten sich so im Tagesverlauf zahlreiche kräftige Gewitter aus. Wegen der eher schwachen Höhenströmung ergab sich eine geringe Zuggeschwindigkeit der Gewitterzellen, was die Gefahr für Starkregen deutlich erhöhte. So blieb es nicht nur bei markanten Gewittern mit Starkregen, lokal eng begrenzt musste sogar vor extrem heftigem Starkregen gewarnt werden. Auch Hagel konnte zeitweise beobachtet werden, wie man beispielsweise den Nutzermeldungen aus der WarnWetter-App entnehmen konnte.

DWD Gewittertief Flurina

Im Laufe des Abends wuchsen die Gewitter immer weiter zusammen, sodass sich auch größere Bereiche mit Starkregen formierten, im Laufe der Nacht ließ die Intensität dann aber allmählich nach. Bis zum heutigen Freitagvormittag hielten die Regenfälle im Westen an, um bis zu den Mittagsstunden dann in Richtung Niederlande abzuziehen.

Besonders betroffen von den Gewittern waren Gebiete in Baden-Württemberg, Nordwest-Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen sowie im westlichen Nordrhein-Westfalen. Der Spitzenreiter aus dem DWD-Messnetz am gestrigen Tag war die Station in Bad-Neuenahr mit 59 Litern pro Quadratmeter (kurz: l/qm) innerhalb einer Stunde, gemessen gegen 19 Uhr. Dies entspricht ungefähr dem Niederschlag eines Monats, der dort innerhalb von einer Stunde niederging.

DWD Gewittertief Flurina 1

Gleichzeitig ist dies auch die Station mit dem größten Tagesniederschlag. Dort kamen innerhalb von nur 24 Stunden 89 l/qm zusammen. Auch in Bad Camberg im Hintertaunus (Hessen) fielen 86 l/qm, in Dahlem-Schmidtheim in der Eifel (NRW) kamen rund 80 l/qm zusammen. Die radarbasierte Niederschlagssummenabschätzung deutet an, dass die Mengen punktuell sogar noch etwas höher ausgefallen sein können.

Am heutigen Freitagmorgen wird auch das Ausmaß der Schäden allmählich klar. Nicht nur im bereits 2021 von einer Flutkatastrophe heimgesuchten Bad Neuenahr liefen Keller voll und wurden Straßen überflutet, in zahlreichen weiteren Orten kam es zu ebenfalls zu Überschwemmungen. Tückisch waren beispielsweise vollgelaufene Unterführungen, die mit dem Auto nicht mehr zu durchfahren waren. So mussten vereinzelt Menschen aus ihren schwimmenden Autos gerettet werden. Besonders dramatisch traf es zahlreiche Bewohner in Bad Homburg. Diese wurden in ihren Häusern eingeschlossen, weil der Wasserpegel des Eschbach rasant angestiegen war. Innerhalb von einer Stunde stieg der Pegel von 40 cm auf 254 cm an. Im baden-württembergischen Bisingen verwandelten sich hingegen die Straßen in reißende Flüsse. Dort sorgten die Unwetter ebenfalls für große Schäden.

DWD Gewittertief Flurina 2

Am heutigen Freitag zieht das Unwettertief “Flurina” über die Nordsee in Richtung Großbritannien ab. Der Regen im Westen Deutschlands klingt dabei ab und es setzen sich einige Auflockerungen durch. Anders sieht es im Osten und Nordosten Deutschlands aus. Dort hält sich noch die wärmere und feuchtere Luft. In dieser bilden sich am Nachmittag erneut örtliche Gewitter. Lokal eng begrenzt ist auch unwetterartiger Starkregen dabei nicht ganz ausgeschlossen.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nasser Winter

Einleitung – Grauer und nasser Winter

In diesem Winter ist es nicht nur häufig grau gewesen, es ist auch einiges an Regen gefallen. Die Folge war wiederholt Hochwasser: Sicher ist den meisten auch noch das Hochwasser in vielen Landsteilen von Ende Dezember bis in den Januar in Erinnerung. Auch kürzlich sind die Pegel nach einer neuerlichen Dauerregenlage nochmal vielerorts über die Hochwassermarken geklettert.

Veränderung der Niederschläge in den vergangenen Jahrzehnten

Höchste Zeit mal einen kurzen Blick auf den aktuellen Stand des Niederschlags zu werfen. Seit Beginn des meteorologischen Winters hat es im Mittel über ganz Deutschland an 54 von 82 möglichen Tagen geregnet oder in anderen Worten: An zwei von drei Tagen gab es Niederschlag. Interessant sind aber besonders die Niederschlagsmengen.

In der folgenden Grafik sieht man die durchschnittlichen Niederschlagsmengen der Monate Dezember, Januar und Februar und den Gesamtwinter für die zwei Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020. Man erkennt, dass die Winterniederschläge im Zeitraum 1991 bis 2020 im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 zugenommen haben. Die Winter sind also im Mittel nasser geworden.

DWD Nasser Winter

Aktueller Winterniederschlag im Vergleich zu Rekorden und den Referenzperioden

Für den aktuellen Winter sind die Niederschläge in Form von roten Linien und die jeweilige Abweichung dazu in Prozent vom Mittel 1991-2020 eingetragen. Für Februar und den Gesamtwinter sind die Mengen nur vorläufig, den auch in den verbleibenden neun Tagen kann noch einiges an Niederschlag fallen.

Man erkennt, dass alle Wintermonate zum Teil deutlich nasser ausgefallen sind, als im vieljährigen Mittel. Das gilt ganz besonders für den Dezember 2023. Im Mittel über ganz Deutschland sind 72 % mehr Niederschlag gefallen als üblich. Dabei waren die Abweichungen im Norden und Osten am höchsten (hier nicht gezeigt). In Brandenburg fiel die doppelte Menge (+100 %), in Sachsen-Anhalt (+125 %) und Niedersachsen (+133 %) war es sogar mehr als die doppelte Monatsmenge im Vergleich zu 1961-1990.

Schaut man auf die Gesamtbilanz des Winters, dann sticht ganz klar das Jahr 1948 (Winter 1947/48) mit 304 l/qm als Flächenmittel über ganz Deutschland hervor. Das war direkt nach dem „Hungerwinter 1946/47“, einem der kältesten Winter in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn. Im Winter 1947/48 war es hingegen deutlich milder und vor allem niederschlagsreich. Ganze 66 % mehr Niederschlag gab es in jener Saison, wobei die größten positiven Anomalien im Süden und Südosten anzutreffen waren. Die Folge war häufiges Hochwasser. Das vor allem den Süden und Südwesten des Landes betraf. So liest man beispielsweise an der Saar von einer „Jahrhunderthochwasser“ zum Jahreswechsel 1947/48. Damals wurde zur Hilfe der Flutopfer sogar eine Briefmarkenserie aufgesetzt. Auch im Osten gab es im März als Folge des nassen Winters ein schweres Hochwasser, an der Oder war es eines der folgenreichsten der Neuzeit. Neben dem Niederschlag war aber auch Treibeis für das Hochwasser verantwortlich.

DWD Nasser Winter

In jedem Fall ist der Winter 1947/48 mit Abstand auf Platz 1, gefolgt von 1993/94 und 1994/95 mit jeweils 278.6 l/qm im Deutschlandmittel. Der derzeitige Winter 2023/24 ordnet sich derzeit auf Platz 6 ein. Es ist aber mit Blick auf die noch zu erwartenden Niederschläge gut möglich, dass er am Ende auf Platz 5 oder 4 ins Ziel läuft.

Räumliche Verteilung der Niederschläge

Schauen wir nun noch auf die räumliche Verteilung. In der Grafik wurde Deutschland dafür nach Bundesländern unterteilt. Es wurde jeweils das Rekordjahr mit der Rekordmenge sowie der aktuelle Stand eingetragen. Man sieht, dass in der Südosthälfte der Winter 1947/1948 das Maß aller Dinge war, während nach Westen und Nordwesten die Winter 1993/1994 bzw. 1994/95 zu Buche schlagen. Daneben tauchen noch die Winter 1986/87 (Sachsen-Anhalt) und 1959/50 (Mecklenburg-Vorpommern) auf.

DWD Nasser Winter 1

Setzt man den aktuellen Winter im Vergleich hinzu, so ist zu erkennen, dass dieser im Süden und Südwesten weit weg von den Rekordwerten entfernt ist. Je weiter man nach Norden und Osten kommt, desto näher rücken die Rekordwerte in Reichweite. In einigen Regionen sind schon jetzt neue Niederschlagsrekorde für den Winterniederschlag zu verzeichnen. In Brandenburg und Niedersachsen wurden die bisherigen Rekorde bereits im Flächenmittel übertroffen. Dort ist es also der nasseste Winter seit Aufzeichnungsbeginn. In Sachsen-Anhalt steht man kurz davor den Rekord zu knacken. In Mecklenburg-Vorpommern wird es knapp.

Entwicklung der Bodenfeuchte

Die großen Niederschlagsmengen haben natürlich dazu geführt, dass sich die Bodenfeuchte deutlich erholt hat. In einigen Regionen stehen aufgrund übersättigter Böden noch immer große Flächen unter Wasser. Auch in tieferen Schichten hat die Dürre in großen Landesteilen ein Ende. Kritisch sieht es allenfalls noch in der Mitte des Landes aus.

DWD Nasser Winter 2

Ausblick

Schauen wir noch kurz auf die Aussichten. Auch in den nächsten Tagen bleibt es unbeständig. Die Prognose der Niederschlagssumme bis Monatsende zeigt, dass in einigen Regionen noch so einige Liter pro Quadratmeter zu den bisherigen gezeigten Mengen noch hinzukommen. Die endgültigen Zahlen folgen dann zum Monatsende.

DWD Nasser Winter 3

Damit wird der Winter 2023/24 nicht nur als einer der mildesten Winter in die Geschichtsbücher eingehen, sondern in einigen Regionen auch als einer der nassesten. Er bestätigt damit den Trend hin zu größeren Niederschlagsmengen in den Wintermonaten.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.02.2024
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Eisstau – Überflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ende Dezember 2023 sowie Anfang des neuen Jahres war es bei uns in Mitteleuropa ungewöhnlich mild und es regnete länger andauernd. Im Thema des Tages vom 18. Januar 2024 wurde auf diese milde und feuchte Witterungsperiode näher eingegangen und der hydro-klimatologische Bericht vorgestellt (siehe ). Als sich die Witterung Anfang Januar umstellte und in Deutschland eisige Frostnächte vorhergesagt wurden, erreichten uns zahlreiche Anfragen, wie sich der Frost auf das Hochwasser in Teilen Deutschlands auswirken würde. Im Zuge dessen wurden Erinnerungen an lang zurückliegende Winter wach, in denen Eisstaus auf Flüssen bei uns in Deutschland mit Beginn einer milden Witterungsphase zu Überflutungen führten (siehe ).

Gefriert das Wasser eines Flusses im Winter und steht zum Ende der Jahreszeit die warme Witterung bevor, steigt die Gefahr für Eisstau und das Risiko für Überflutungen in der Umgebung. Eisstaus entstehen, wenn die Eismassen in einem Fluss dessen Transportkapazität übersteigen. Der Prozess beginnt, wenn ein Fluss in strengen Wintern komplett von einer dicken Eisschicht überzogen wird. Das von Ufer zu Ufer reichende Eis wächst weiter und kann Tage, Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben. Natürlich verändert es sich mit jeder Wetteränderung, dehnt sich aus oder schmilzt.

Durch folgende Prozesse bricht diese massive Eisschicht im Verlauf des Winters/Frühlings auf und die Eisschmelze setzt ein: Zum einen sorgen steigende Temperaturen und die zunehmende solare Einstrahlung dafür, dass das Eis zu tauen beginnt. Zum anderen lassen aufkommender Regen sowie Schneeschmelze den Wasserstand steigen, was wiederum Druck auf das Eis ausübt und zu einem Aufbrechen der Eisfläche führt.

Manchmal taut das Eis durch längere Wärmeperioden nur allmählich, bricht auf, fließt ab und stellt für das Flusssystem sowie die Infrastruktur keine größere Gefahr dar. Zuweilen kann es aber auch passieren, dass die Eisschmelze weniger organisiert erfolgt. Dann kann es zum sogenannten “Eisstau” kommen. Eisschollen türmen sich im Fluss und an den Ufern auf und es kommt nicht selten zu Überflutungen in der näheren Umgebung.

Wie genau passiert diese unorganisierte Eisschmelze?

Wenn das Eis zu schmelzen beginnt, bricht es in große Schollen auf und bewegt sich mit dem fließenden Wasser flussabwärts. Es kann über die Ufer treten, wodurch sich die Eismenge im Fluss verringert. Gelangt es aber an Engstellen im Fluss, wie einer Flussbiegung, stößt es an Brückenpfeiler oder rutscht es über sehr flache Stellen des Gewässers mit geringem Gefälle, können die Eisschollen verkanten, dadurch ihre Geschwindigkeit verringern und letztlich sogar komplett stoppen. Das Wasser fließt hingegen weiter und transportiert weitere Eisschollen, die sich dann nach und nach zurückstauen. Findet das Wasser im Flussbett keinen Weg mehr unter dem Eis hindurch und an den Eisschollen vorbei, staut es sich flussaufwärts und ergießt sich über das angrenzende Land. Dies führt schlussendlich zu Hochwasser im Fluss und kann in schwerwiegenden Überschwemmungen in der Umgebung münden, da Wasser, Eis und Geröll aus dem Flussbett verdrängt werden.

DWD Eisstau Ueberflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ein Eisstau kann sich nur durch Abschmelzen oder durch genug Druck aufgrund steigender Wasserpegel auflösen. Bis das Eis nicht komplett abgeschmolzen ist, kann ein Eisstau jedoch immer wieder entstehen. Setzt sich das aufgestaute Eis beim Abtauen sehr plötzlich in Bewegung, ist die Gefahr einer aufkommenden Flutwelle recht groß. Dass es beim Auflösen eines Eisstaus nur kaum oder gar keine Auswirkungen gibt, ist aber ebenfalls durchaus möglich.

Eisstaus kommen bei uns in Deutschland selten vor. Die Winter sind oft zu mild. In Kanada oder den USA hingegen sind Eisstaus mit Überschwemmungen im Winter häufiger an der Tagesordnung, wie jüngst in kleinerem Umfang nahe Florence, Colorado/USA (siehe ).

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2024
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Hintergrundbericht zum Weihnachtshochwasser

Ende des Jahres 2023 kam es in einigen Regionen Deutschlands zu länger anhaltenden und wiederholten Niederschlägen, meist in Form von Regen. Vor allem in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt fielen vom 19. Dezember 2023 bis 05.Januar 2024 teils mehr als die üblichen Niederschlagsmengen für Dezember und Januar. Zwar wurden keine Allzeitrekorde gebrochen, aufgrund der Ausdehnung der Niederschläge und der ungewöhnlich langen Andauer waren aber etliche Regionen über längere Zeit überschwemmt. In einigen Ortschaften wurden Dämme errichtet, um über die Ufer tretende Flüsse aufzuhalten.

Neben der ausführlichen Betrachtung der Wetterlage, die von Tiefdruckgebieten geprägt war, gibt es in der Ausarbeitung (Link siehe unten) auch etliche Mess- und Beobachtungswerte sowie Vergleiche zu anderen Wetterlagen und Regenperioden. Auch auf die Wiederkehrzeit der Ereignisse, also ihre Häufigkeit in der Historie und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens, wird eingegangen. Dabei wurden in kurzer Zeitspanne (7 Tage) lokal hundertjährige Wiederkehrzeiten berechnet.

DWD Hintergrundbericht zum Weihnachtshochwasser

Ob der Klimawandel für das Hochwasser verantwortlich ist, lässt sich nicht abschließend klären. Fakt ist, dass wärmere Oberflächentemperaturen und Meere zu mehr Feuchtigkeit in der Luft führen. Diese Feuchtigkeit macht sich dann im Niederschlag bemerkbar, der in entsprechend größerer Menge fallen kann. Statistisch betrachtet haben die Niederschläge im Zeitraum von 1882 bis 2023 in den Wintermonaten stark zugenommen. In den Sommermonaten lässt sich hingegen keine statistische Signifikanz finden.

DWD Hintergrundbericht zum Weihnachtshochwasser 1

Abschließend gibt es in der hydro-klimatologischen Einordnung noch eine Betrachtung des europäischen Wetters im gleichen Zeitraum. Denn nicht nur in Deutschland gab es überdurchschnittlich viel Regen, auch zum Beispiel in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz kam es im Dezember zu ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen.

Aktuell herrscht in Deutschland zunehmend Winterwetter und Hochwasser ist vielerorts kein Thema mehr. Allerdings setzt sich in der neuen Woche aus Südwesten wieder milde und feuchte Luft durch. Damit kommen wieder mehr Regenfälle auf und an kleineren Flüssen kann sich aufgrund der noch gesättigten Böden kleines Hochwasser einstellen.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2024
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Der Alpenraum im Fokus

Vor wenigen Wochen erschien bereits der dritte Bericht zum Alpenklima (Sommerhalbjahr 2023: Klimazustand in den Zentral- und Ostalpen), der von den drei nationalen Wetterdiensten Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, Geosphere Austria und dem Deutschen Wetterdienst gemeinsam und regelmäßig herausgegeben wird. Der Alpenraum als hochsensibles Gebiet ist ganz besonders von verändernden Klimabedingungen betroffen, die dort auch zunehmend sichtbar werden. Nicht nur die Gletscher verlieren beständig an Masse, sondern auch höhere Durchschnitttemperaturen mit längeren heißen Phasen und teils katastrophale Starkregenereignisse machen sich im Leben der dortigen Bevölkerung bemerkbar. Da diese Veränderungen nicht an den Landesgrenzen Halt machen und den gesamten Alpenraum betreffen, ist es umso wichtiger grenzübergreifende Informationen zur Verfügung zu stellen. Die Klimaentwicklung in den einzelnen Ländern wird so genau beobachtet und in einen größeren Kontext gestellt, um diesen wertvollen Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum vor den Auswirkungen des Klimawandels besser schützen zu können.

DWD Der Alpenraum im Fokus 2

Der Bericht zum vergangenen Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober 2023) zeigt eindrücklich drei verschiedene, teils einschneidende Wetterereignisse: extreme Niederschläge im August, erneut viele neue Temperaturrekorde und eine lange herbstliche Wärmeperiode zum Abschluss sowie die Messung einer neuen Rekordhöhe der Nullgradgrenze. Anfang August 2023 fielen in Südösterreich und den angrenzenden Gebieten in Italien und Slowenien Rekordniederschläge. Das ursächliche Italientief (ZACHARIAS) sorgte über mehrere Tage hinweg für die Heranführung von feuchtwarmen Luftmassen, die unweigerlich in einem regionalen Hochwasserereignis mündeten. Beispielsweise regnet es am Loibl (Grenzgebiet zwischen Kärnten und Slowenien) 266 l/qm in 48 Stunden, in Ferlach (Kärnten) 213 l/qm im selben Zeitraum (zur Einordnung: die Warnschwelle des Deutschen Wetterdienstes für extrem ergiebigen Dauerregen liegt bei 90 l/qm in 48 Stunden). Statistisch treten solche Niederschlagsmengen seltener als einmal in 100 Jahren auf. Zum Ende des Monats brachte schließlich ein weiteres Italientief (ERWIN) auch in manchen anderen Regionen des Berichtsgebiets Starkniederschläge, teilweise erneut mit Jährlichkeiten von über 100 Jahren. Überflutungen, Erdrutsche und Schäden an der Infrastruktur waren vor allem in der Schweiz und Westösterreich die Folge.

DWD Der Alpenraum im Fokus 1

Die erste Hitzewelle des Sommers 2023 wurde im Juli verzeichnet. Auf der Vorderseite eines Langwellentroges (siehe Wetter- und Klimalexikon des DWD) über Nordwesteuropa wurde extrem warme Luft aus Nordafrika in den Alpenraum geführt. Die Temperaturen am 3109 m hohen Sonnblick Observatorium (Österreich) knackten zum fünften Mal seit Messbeginn 1886 die 15 °C-Marke (am 11. Juli 2023 mit 15,7 °C ein neuer Temperaturrekord). Eine weitere längere Hitzewelle während der zweiten Augusthälfte war auch in den mittleren und oberen Troposphärenschichten durch ungewöhnlich hohen Temperaturen charakterisiert. In der Nacht vom 20. auf den 21. August 2023 erreichte die Nullgradgrenze in der freien Atmosphäre über der Schweiz die Rekordhöhe von 5298 m. Der bisherige Rekord von 5184 m vom 25. Juli 2022 wurde damit bereits im Folgejahr deutlich übertroffen. In Oberschleißheim liegt 2023 ebenfalls ein neuer Augustrekord vor (5064 m am 21. August), bis dahin wurden Nullgradgrenzen über 5000 m nur im Juni und Juli erreicht. Seit 1959 ist die Nullgradgrenze in Payerne (Schweiz) um gut 90 m pro Dekade gestiegen mit Auswirkungen unter anderem auf Wasserversorgung und Biodiversität.

DWD Der Alpenraum im Fokus

Das Ende des Sommerhalbjahres wurde schließlich durch eine lange Wärmeperiode geprägt. Der September war mit Abstand der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn, das Temperaturmittel an der Zugspitze lag 5,5 °C über dem vieljährigen Septembermittel und 1,3 °C über dem bisherigen Rekord aus dem Jahre 2006. Der Oktober rangierte lokal unter den Top 3. Die prägenden Wetterereignisse im Sommerhalbjahr 2022 und im Winter 2022/23 können in den ebenfalls verfügbaren Berichten zum Alpenklima eingesehen werden. Unterstützt durch viele Abbildungen und Tabellen sowie näheren Erläuterungen kann man in die Welt der alpinen Klimatologie richtig eintauchen. Schauen Sie bei Interesse einfach mal rein.

Hinweis: Dieses Thema des Tages basiert auf der Pressemitteilung vom 12. Dezember 2023 und den bisher erschienenen Bulletins „Alpenklima“ (siehe Links). Kontakte zu den verschiedenen Autorinnen und Autoren sind aus den Berichten zu entnehmen.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.01.2024
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Turbulentes Wetter zum Jahresstart

Zunächst einmal Ihnen allen ein frohes neues Jahr, liebe Leserinnen und Leser! Sind Sie gut ins neue Jahr gekommen? Unsere Warnkarte startet auf jeden Fall gut gefüllt ins neue Jahr. Darin zu finden sind Warnungen vor zum Teil ergiebigem Dauerregen und Wind. Heute tagsüber steht dabei zunächst einmal der Wind im Fokus, der sich vor allem in der Mitte und dem Süden sehr lebhaft, im Bergland mitunter auch stürmisch präsentiert. Ansonsten zeigt sich das Neujahrswetter häufig von seiner unbeständigen und wolkenreichen Seite. Im Südosten laden dagegen weitgehend trockene Bedingungen und etwas Sonnenschein zu einem Neujahrsspaziergang ein.

DWD Turbulentes Wetter zum Jahresstart

Verantwortlich für unser Wetter ist dabei Tiefdruckkomplex COSTA über den Britischen Inseln – noch! Denn über dem Atlantik nähert sich langsam aber sicher Tief DIETMAR, dessen Ausläufer in der kommenden Nacht zum Dienstag mit teils kräftigem Regen auf Deutschland übergreifen. Verstärkt werden diese Regenfälle durch ein kleinräumiges Sturmtief, das sich am Südrand von DIETMAR formiert und in der Nacht zum Mittwoch bereits über der Nordsee liegt.

DWD Turbulentes Wetter zum Jahresstart 1

In der Folge kommt es ab der Nacht zum Dienstag bis in den Mittwoch hinein verbreitet zu teils kräftigem und vor allem in den Mittelgebirgen zu langanhaltendem und mitunter ergiebigem Regen. Mit Blick auf die aktuelle Hochwassersituation in Teilen Deutschlands sind das natürlich alles andere als gute Nachrichten. Aktuelle Infos dazu finden Sie übrigens unter. Kleiner Nebenschauplatz: In den östlichen Mittelgebirgen kann es zu Beginn der Niederschläge, also ab Dienstagfrüh, erst einmal ein paar Zentimeter Neuschnee geben, ehe sie beim Übergang in Regen wieder ruckzuck wegtauen.

Tja und das Sturmtief trägt den Wortteil “Sturm” nicht umsonst im Namen, denn an seiner Südflanke wird es am Dienstag und Mittwoch in weiten Teilen des Landes sehr windig bis stürmisch, auf den Bergen und an der Nordsee droht schwerer Sturm. Aber nicht nur an der Südflanke, auch an der Nord- beziehungsweise Nordostflanke des Tiefs wird es stürmisch, was hauptsächlich die Ostsee betrifft. Über Skandinavien thront nämlich ein kräftiges Hochdruckgebiet, sodass sich zwischen den beiden Druckgebilden ein kräftiger Druckgradient aufbauen kann.

DWD Turbulentes Wetter zum Jahresstart

Welchen Weg das Sturmtief danach einschlägt, ist noch sehr unsicher. Einig ist sich die Modellwelt dagegen, dass es sich im Laufe des Mittwochs langsam abschwächt. Von einer Wetterberuhigung kann man aber nicht wirklich sprechen, denn zum einen bleibt es auch am Mittwoch und Donnerstag weiterhin sehr unbeständig mit zum Teil kräftigen Schauern und zum anderen zum anderen wird es am Donnerstag im Süden noch einmal sehr windig.

Summiert man die Niederschlagsmengen von der kommenden Nacht zum Dienstag bis Donnerstag auf, so kommt man verbreitet auf 15 bis 30 l/qm, vom Südwesten bis in den Nordwesten und über Teilen der Mitte auf etwa 30 bis 50 l/qm und im Weststau mancher Mittelgebirge auf 50 bis 80 l/qm innerhalb von 48 bis 60 Stunden. Das muss allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn in der Nacht zum Freitag soll nach jetzigem Stand bereits das nächste Tief mit Niederschlägen von Westen auf Deutschland übergreifen. Die genaue Zugbahn dieses Tiefs ist allerdings noch sehr unsicher, genauso wie die damit zusammenhängenden Niederschlagsschwerpunkte.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Weihnachten 2023: Regen, Wind und mild

Das Weihnachtsfest ist nun fast vorbei, der Weihnachtsbaum nadelt noch nicht, die Geschenke sind alle verteilt und hoffentlich gut angekommen, der Festtagsbraten war ein voller Erfolg und der Weihnachtsspaziergang konnte auch genossen werden. Das alles natürlich idealerweise mit einer schneebedeckten Landschaft verbunden. So oder so ähnlich klischeebehaftet würde zumindest für die Autorin ein schönes Weihnachtsfest aussehen. Aber gut, meistens kommt es ja anders… In diesem Jahr kam es allerdings für relativ viele Mitmenschen anders als gewünscht: Viele Bewohner vor allem der nördlichen und mittleren Landesteile müssen mit den Folgen der andauernden Niederschläge, vor allem am Erzgebirge auch mit dem zusätzlichen Abschmelzen der Schneedecke, kämpfen und teilweise das eigene Heim verlassen. Viele Hilfs- und Rettungskräfte waren und sind noch im Einsatz – und nicht am heimischen Weihnachtsbaum, um die Hochwassersituation an den angeschwollenen und häufig über die Ufer getretenen Flüssen möglichst gut zu überstehen. Daher soll an dieser Stelle geschaut werden, welche Regenmengen in den vergangenen Tagen insgesamt und an den (bisherigen) Weihnachtstagen im Speziellen zu verzeichnen waren.

Der Einstieg in die Dauerregensituation fand bereits in der Vorweihnachtswoche am Mittwochabend (20.12.) bzw. in der Nacht zum Donnerstag (21.12.) statt. Erst am heutigen Mittag des 2. Weihnachtstages (26.12.), also knapp sechs Tage später, konnten die letzten Dauerregenwarnungen auslaufen. Damit findet zwar aus meteorologischer Sicht die Unwetterlage ein Ende, die vor allem im Nordwesten und Teilen der Mitte herrschende Hochwassersituation bleibt aber zunächst weiter bestehen und kann sich nur verzögert entspannten. Genaue Informationen zur Hochwasserlage findet man bei den Hochwasserzentralen der jeweiligen Bundesländer. Die folgende Abbildung zeigt die aus den Radarmessungen abgeleiteten Niederschlagsmengen der vergangenen Woche. Aufgrund der langen Andauer der Niederschläge zeigt die Wochensumme die Gesamtsituation recht eindrücklich.

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild

Der Hauptfokus der Niederschläge liegt klar im Nordwesten des Landes mit flächig über 60 l/qm in sieben Tagen und Spitzenwerten von 150 bis 200 l/qm. Aufsummierte Stationswerte zeigen im Bereich des Teutoburger Waldes/Eggegebirges (NRW) und am Harz auch örtlich Werte um 260 l/qm in den vergangenen sieben Tagen. Auch in anderen Regionen fiel gebietsweise sehr viel Regen, im höheren Bergland bzw. in den östlichen Mittelgebirgen auch zeitweise Schnee. Darauf soll an dieser Stelle aber nicht eingegangen werden. An Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag gab es gebietsweise erhebliche Regenmengen, die Top 3 der 24-stündigen Regenmengen sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild 1

Dabei lässt sich festhalten, dass absolute Tagesrekorde nicht aufgestellt wurden. Der Rekordwert der 24-stündigen Regenmenge für Heiligabend stammt mit 66,2 l/qm aus dem Jahr 1995 und wurde in Dachsberg-Wolpadingen (Baden-Württemberg) gemessen. Der Rekord für den 1. Weihnachtsfeiertag stammt aus Braunlage (Niedersachsen) mit 55,4 l/qm in 24 Stunden aus dem Jahr 1974.

Neben dem Regen spielte auch der Wind seit Tagen und auch an den Weihnachtstagen eine signifikante Rolle, verbreitet wurden Windwarnungen fällig. Der Höhepunkt dieser Windentwicklung lag aber bereits in der Vorweihnachtswoche und wurde bereits in den Themen des Tages vom 20. und 22. Dezember  thematisiert.

Außerdem wird dieses Weihnachtsfest bezüglich der Temperaturen als ein relativ mildes in die Geschichtsbücher eingehen. Nachfolgend seien für den Heiligabend 2023 und den 1. Weihnachtsfeiertag die Top 3 der gemessenen Höchstwerte genannt:

Absolute bzw. deutschlandweite Rekorde für den 24./25. Dezember wurden damit nicht aufgestellt, diese stammen für den Heiligen Abend mit 18,9 Grad aus Freiburg (Baden-Württemberg, südliches Rheintal) im Jahr 2012 bzw. für den 1. Weihnachtsfeiertag aus Piding in Bayern (Berchtesgadener Land) mit 19,3 Grad im Jahr 2013. Dennoch wurden an einigen Stationen neue Tagesrekorde aufgestellt, vor allem im Südosten und Osten des Landes.

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild 2

Am heutigen 2. Weihnachtstag bleibt uns zumindest aktuell ein Blick auf Höchstwerte und 24-stündige Niederschlagsmengen noch verwehrt. Abgerechnet wird ja bekanntlich zum Schluss. Fest steht aber, dass es weiterhin relativ mild ist und gebietsweise erneut stürmisch. An den Küsten und im höheren Bergland treten teils auch Sturmböen auf. Hinsichtlich der Niederschläge kann allerdings eine deutliche Entspannung festgestellt werden. Heute tagsüber fallen vor allem in den zuvor stark betroffenen Regionen kaum noch Niederschläge. Und auch wenn gegen Mittwoch früh im Westen neuer Regen aufkommt, der sich im Tagesverlauf auf den Nordwesten bis Norden ausbreitet, werden im Vergleich zu den Vortagen deutlich geringere Regenmengen erwartet. Eine erneute Verschärfung der Hochwassersituation ist daher voraussichtlich nicht zu erwarten.

Abzuwarten bleibt allerdings die Wetterentwicklung im weiteren Wochenverlauf, in der sich ein Fortbestand der wechselhaften, teils windigen und überwiegend milden Witterung andeutet. Details dazu sind aber noch mit größeren Unsicherheiten behaftet. Sowohl markante Regenmengen als auch erneut recht flächige Wind- bzw. Sturmwarnungen sind dabei nicht ausgeschlossen.

(Hinweis: Alle Abbildungen sind auf der Homepage des DWD unter zu finden.)

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.12.2023
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Sturm LINUS: Erst peitschender Regen, dann Flockenwirbel

Die Tiefdruckserie, die uns nun schon seit einiger Zeit sehr unbeständiges, nasses und teils stürmisches Wetter bringt, möchte einfach nicht abreißen. Am gestrigen Donnerstag und in der Nacht zum Freitag sorgte Sturmtief LINUS, das international auf den Namen FREDERICO getauft wurde, für ordentlich Wirbel und Schweißtropfen auf den Stirnen der Warnmeteorologen.

Das kleine, aber intensive Randtief rauschte am gestrigen Donnerstag vom Nordatlantik heran und brachte zunächst der französischen Atlantikküste Böen bis Orkanstärke. Die Wetterstation Le Talut auf der Insel Belle-Île registrierte eine Orkanböe von 143 km/h. Im Tagesverlauf zog LINUS über den Norden Frankreichs ostwärts und erreichte am späten Abend Südwestdeutschland.

Schon im Vorfeld streckte LINUS seine Fühler in Form großflächiger Regengebiete zu uns aus. Vor allem in Südwest- und Süddeutschland regnete es langanhaltend und kräftig. Im Schwarzwald, auf der Alb und im Alpenvorland kamen zwischen Donnerstag- und Freitagmittag verbreitet 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter zusammen, in Staulagen örtlich 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter (siehe Abbildung 1, links). Da die Böden von der nassen Witterung bereits gesättigt waren, floss das Wasser größtenteils in die Flüsse und ließ die Pegel dort erneut in die Höhe schnellen. Nicht nur kleine Flüsse und Bäche traten über die Ufer, sondern auch an größeren Flüssen wie Rhein, Donau und Co. werden infolge der Regenfälle teilweise Hochwasser-Meldehöhen überschritten. Aktuelle Hochwasser-Informationen und -Warnungen gibt es im Länderübergreifenden Hochwasser Portal(LHP / siehe: weitere Informationen zum Thema).

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel

An der Südflanke des Tiefs, das sich in der Nacht in etwa auf einer Linie von Offenburg nach Passau ostwärts verlagerte, frischte der Westwind stürmisch auf und peitschte den Regen durch die Luft. Zwischen Südschwarzwald und südlichem Alpenvorland wurden verbreitet Sturmböen bis 85 km/h, örtlich schwere Sturmböen um 100 km/h beobachtet (siehe Abbildung 1, rechts). Auf exponierten Gipfeln ging es natürlich noch heftiger zur Sache: Der Feldberg im Schwarzwald beispielsweise meldete eine extreme Orkanböe von 168 km/h. Insbesondere Bäume, die noch belaubt waren und in aufgeweichten Böen standen, hatten mit dem Sturm zu kämpfen und stürzten um.

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel 1

Am Freitagmorgen hat sich das Tief bereits nach Osten verabschiedet. Rückseitig drehte der Wind auf Nordwest, sodass kältere Luft bis zu den Alpen vorstoßen konnte. Die Niederschläge gingen folglich bis auf rund 600 m in Schnee über. In Lagen oberhalb von 800 m konnte sich eine dünne Schneedecke ausbilden. In Hochlagen ab 1000 m im Schwarzwald und in den Alpen wuchs die Schneedecke bis Freitagvormittag um 10 bis 20 cm (siehe Abbildung 2). An den Alpen schneit es noch bis in die Nacht zum Samstag hinein weiter, sodass nochmal ein paar Zentimeter zusammenkommen. Zumindest dort könnte man von einem “Hauch von Winter” sprechen.

Auch in den kommenden Tagen will die Tiefdruckserie nicht abreißen, es bleibt sehr unbeständig und nass. Vor allem im Süden deutet sich bis Wochenbeginn wieder einiges an Regen an und zumindest in Lagen unterhalb von 2000 m schmilzt vieles vom Schnee dahin. An den Flüssen bedeutet das erneut ansteigende Hochwassergefahr!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2023
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