Schlagwortarchiv für: Kaltfront

Mit Pauken und Trompeten in den Herbst?

Okay, der Titel mag vielleicht etwas reißerisch klingen, aber so ganz aus der Luft gegriffen, ist er vielleicht auch nicht. Denn wie im gestrigen Thema des Tages bereits beschrieben, greift in den Abendstunden im Zusammenhang mit Tief ANNELIE ein mächtiger Gewitterkomplex auf den Südwesten Deutschlands über. Er verlagert sich in der Nacht zum Sonntag nordostwärts und zieht Sonntagvormittag über die Ostsee ab. Vor allem vom Südwesten bis in die Mitte ausgreifend drohen dabei regional (extrem) heftiger Starkregen, schwere Sturm- bis Orkanböen und größerer Hagel. Die Folge können Überschwemmungen, vollgelaufene Keller und Unterführungen sowie umstürzende Bäume sein. Weiter von der Mitte in den Nordosten sinkt das Risiko für heftige Böen und Großhagel deutlich ab, mit heftigem Starkregen und örtlichen Überflutungen muss aber weiterhin gerechnet werden.

Doch bevor der Gewitterkomplex zuschlägt, wird aus Süden zunächst einmal noch sehr feuchte und heiße Mittelmeerluft nach Deutschland geleitet. In der Süd- und Südosthälfte steigt die Temperatur verbreitet auf über 30 Grad, im Süden sogar auf Höchstwerte um 33 Grad.

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst

Nach Abzug des Komplexes am Sonntagvormittag kann man zwar schon von einer Wetterberuhigung sprechen, es bleibt aber auch am Sonntag unbeständig mit schauerartigen Regenfällen und einzelnen Gewittern. Allerdings strömt von Westen mit Durchzug von ANNELIESs Kaltfront deutlich kühlere Meeresluft ins Land, wie man schön in den Abbildungen 1 bis 3 sehen kann. Am Sonntag sind in der Westhälfte nur noch Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad drin, was regional durchaus bis zu 10 Grad Unterschied im Vergleich zum heutigen Samstag darstellen. Im Osten werden zwar nochmals um 30 Grad erwartet, am Montag liegt dann aber auch dort die 25-Grad-Marke außer Reichweite. Generell stellt sich in der neuen Woche ein Temperaturniveau ein, das meist nur noch mäßig warme Höchstwerte

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst 1

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst 2

zwischen 17 bis 23 Grad erlaubt. Dazu bleibt es ziemlich unbeständig und es wird windig.

Was sich schon fast wie Herbst anhört, ist eigentlich nichts weiter als ein typischer mitteleuropäischer Sommer. Für alle, die es dann aber doch gerne eine Spur wärmer haben: Zum Ende der kommenden Woche gibt es Hinweise, dass das Temperaturniveau wieder etwas nach oben geht – genauso wie allerdings auch die Unsicherheiten.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.06.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Gewittertief „Xandria“ im Fokus

Wir schreiben den 21. Juni 2024 und es ist Sommer in Deutschland. Der gestrige Donnerstag notierte dabei als der längste Tag des Jahres, wie interessierte Leser der Rubrik „Thema des Tages“ bereits lesen konnten . Allerdings muss man an dieser Stelle durchaus hervorheben, dass wir bisher einen wechselhaften und recht nassen Frühsommer 2024 erleben. Und auch die hierzulande stattfindende Fußball-Europameisterschaft konnte sich bisher nicht zu einem „Sommermärchen 2.0“ entwickeln. Im Gegenteil: Vor der Partie Türkei gegen Georgien kam es in Dortmund beispielsweise zu heftigen Regenfällen. Und auch einige Fan-Zonen mussten bereits wegen erhöhter Unwettergefahr geschlossen bleiben.

Auch am heutigen Freitag wird sich an der regenreichen Witterung nichts ändern. Tief „Xandria“ zieht heute über den Norden Deutschlands hinweg und erreicht in der kommenden Nacht die Ostsee. Dabei schwenkt das zugehörige Frontensystem über uns hinweg und sorgt für viel Regen und nach Osten zu auch teils für schwere Gewitter.

DWD Gewittertief Xandria im Fokus

Bereits am Freitagvormittag verlagerte sich im Bereich einer sogenannten Tiefdruckrinne, die von Tief „Xandria“ ausgeht, ein Regenband mit eingelagerten Gewittern von Südwesten bis zur Mitte. Aber auch abseits kam es bereits zu kräftigeren Entwicklungen. Im Norden Nordrhein-Westfalens traten kleinräumig Gewitter auf, die sogar direkt über einen Niederschlagsmesser zogen. In Rheinberg am Niederrhein wurden so um 08 Uhr MESZ 40 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/m²) innerhalb einer Stunde registriert, in Lienen-Kattenvenne eine Stunde später 29 l/m². Diese Messwerte verdeutlichen bereits den Feuchtegehalt der Luftmasse, die heute über Deutschland hinwegzieht.

Im weiteren Tagesverlauf bilden sich dann vielerorts im Bereich der Tiefdruckrinne, die weiter in die Osthälfte vorankommt, aber auch an der von Westen herannahenden Kaltfront weitere Schauer und Gewitter aus. Lokal eng begrenzt kann dabei durchaus auch der Unwetterbereich bezüglich Starkregen mit mehr als 25 l/m² in kurzer Zeit erreicht werden.

Das Hauptaugenmerk liegt allerdings im Osten Deutschlands. Insbesondere vom Oberpfälzer Wald bis in die Lausitz, wo die energiereichste Luft zu finden ist, treten ab den Mittagsstunden einzelne schwere Gewitter mit Hagel mit Korngrößen zwischen 3 und 5 cm, schweren Sturm- bis Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 90 und 130 km/h (Bft 10 bis 12) und heftigem Starkregen mit Mengen bis 40 l/qm in kurzer Zeit auf. Zudem kann im Osten ein vereinzelter Tornado nicht ganz ausgeschlossen werden. Zwar sollten sich nur einzelne Gewitter mit dieser Intensität entwickeln, dort, wo diese jedoch auftreten, bietet sich dann jedoch ein hohes Unwetter- und Schadenspotenzial.

DWD Gewittertief Xandria im Fokus 1

Auch bei den heute anstehenden Partien der Euro 2024 muss wieder mit Regen gerechnet werden. Beim Nachmittagsspiel um 15 Uhr in Düsseldorf (Slowakei gegen Ukraine) besteht durchaus ein hohes Schauerrisiko. Einzelne Gewitter können dabei ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Auch bei der Abendpartie um 18 Uhr in Berlin (Polen gegen Österreich) müssen durchaus kräftigere Regengüsse eingeplant werden. Dort kann bei kräftigeren Entwicklungen sogar vorübergehend unwetterartiger Starkregen nicht ganz ausgeschlossen werden. Besonders ins Auge fällt allerdings das Spiel Niederlande gegen Frankreich in Leipzig. Dieses befindet sich inmitten der bereits ausgegebenen Vorabinformation vor schweren Gewittern. Da der Anpfiff dort allerdings für 21 Uhr geplant ist, sollten die Unwetter bereits durch- bzw. vorbeigezogen sein, sodass die Schauer- und Gewitterneigung nur sehr gering ist.

DWD Gewittertief Xandria im Fokus

In der kommenden Nacht zum Samstag räumt die Kaltfront von „Xandria“ die warme und feuchte Luft dann ostwärts aus Deutschland aus. Das Wetter kann sich zum Samstag hin somit beruhigen. Bei wolkigen Verhältnissen sind am Samstag dann lediglich im Nordosten und Osten noch einzelne Schauer möglich. Im Süden sorgen Hebungsantriebe aus höheren Atmosphärenschichten hingegen nochmals für einige Schauer und einzelne Gewitter. Über wenige Stunden kann dort Starkregen auftreten, örtlich auch bis in den Unwetterbereich. Der in München am Samstag stattfindende Christopher Street Day sollte aber weitgehend trocken verlaufen.

Tief „Xandria“ zieht in der Folge weiter in Richtung Baltikum und verliert rasch an Einfluss auf Deutschland. Vom Atlantik streckt dagegen Hoch „Bie“ seine Fühler nach Mitteleuropa aus und sorgt voraussichtlich bis Mitte nächster Woche für ruhiges Hochdruckwetter. Dabei kann sich die Luft bei meist nur wenigen Wolken und vielerorts sonnigen Verhältnissen hierzulande allmählich auf sommerliche Werte mit 25 bis 30 Grad erwärmen. Ab der Wochenmitte gestaltet sich das Wetter dann voraussichtlich in einer von Südwesten einfließenden feuchteren Luft wieder wechselhafter. Bis dahin können wir jedoch zumindest vorübergehend ein Hauch von „Sommermärchen 2.0“ genießen.

DWD DWD Gewittertief Xandria im Fokus

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Tag der Entscheidung

Der „D-Day“ (Decision Day) war der erste Tag der Invasion der Alliierten (USA, Kanada, Großbritannien und weitere Verbündete) an der französischen Atlantikküste in der Normandie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Kalendarisch handelte es sich hierbei um den 06. Juni 1944. Diese groß angelegte Militäraktion startete unter dem Decknamen „Overlord“ und beinhaltete die Einnahme deutscher Stellungen in der Normandie und die Errichtung mehrerer Brückenköpfe, um den Nachzug weiterer Truppen zu ermöglichen. Von dort aus sollte dann die Befreiung des westlichen Europas von der Naziherrschaft erfolgen.

Da diese Militäraktion die Überquerung des unberechenbaren Ärmelkanals mit teils nur bedingt hochseetauglichen Transportbooten erforderte, war eine erfolgreiche Landung maßgeblich vom Wetter abhängig. Die Prognose eines geeigneten Zeitfensters mehrere Tage im Voraus war zur damaligen Zeit fast nicht möglich, denn bereits die Vorhersage des nächsten Tages gestaltete sich schwierig. Zumal es sich bei dieser Region um eine handelt, in der das Wetter sehr variabel ist. Aufgrund dieser Variabilität ist eine Vorhersage über mehrere Tage auch heute noch nur begrenzt möglich. Es kann also mit Fug und Recht behauptet werden, dass diese Wettervorhersage im Jahr 1944 eine der wichtigsten in der Geschichte werden sollte.

Zumal das Militär mehrere Grundvoraussetzungen festlegte:

  • Ebbe, um mögliche Unterwasserhindernisse des Feindes erkennen zu können, aber auch Flut, um nicht bereits weit vor der Küste an Land gehen und sich somit früh im Visier der deutschen Maschinengewehre bewegen zu müssen;
  • Trockener und für schwere Fahrzeuge tragfähiger Boden, somit sollte es in den Tagen zuvor wenig bis gar nicht geregnet haben;
  • Gute Lichtverhältnisse beim nächtlichen Einsatz von Transportflugzeugen und Bombern, was vor allem bei Vollmond gegeben wäre;
  • Kein Morgennebel und kaum Wolken für gute Sichtbedingungen der Fallschirmjäger und
  • Auflandiger Wind von maximal 20 km/h, aber keine Windstille.

Im Mai 1944 wurde der D-Day auf den Morgen des 05. Juni terminiert. Anfang Juni war das Wetter sehr wechselhaft, da über dem Atlantik ein Tiefdruckgebiet dem nächsten folgte. Nun sollte der D-Day verschoben werden, aber um den Moment eines Überraschungsangriffs nicht zu versäumen, wurde der D-Day nur um einen Tag verschoben.

Die Vorhersagen wichen damals stark voneinander ab, sowohl bei den Alliierten untereinander als auch im Vergleich zur deutschen Vorhersage. Für den 05. Juni sollte der Chefmeteorologe Eisenhowers recht behalten, denn eine Kaltfront sorgte für viel Wind und Regen und hätte die Militäraktion unmöglich gemacht. Hinter der Kaltfront zeichnete sich für den 06. Juni vorübergehende Wetterberuhigung im Zusammenhang von Zwischenhocheinfluss ab und somit eröffnete sich ein kurzes Zeitfenster für eine mögliche Invasion. Auf deutscher Seite rechnete man weiterhin mit wechselhaftem und stürmischem Wetter. Dies lag auch daran, dass die Deutschen keine Wetterdaten auf dem Gebiet des Atlantiks zur Verfügung hatten.

Somit wurde am 06. Juni das Überraschungsmoment vonseiten der Alliierten genutzt, auch wenn sich das Wetter tatsächlich erst im Tagesverlauf besserte und dadurch viele Soldaten bereits zu Beginn der Landung ihr Leben lassen mussten.

DWD Der Tag der Entscheidung

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Frühling legt den Turbo ein – aber der Motor stottert

Eine fast zweiwöchige unterkühlte Wetterphase mit Frost und Schnee liegt nun hinter uns. Zwar gehört eine solche Talfahrt zu einer typischen Aprilachterbahn dazu, dennoch stoßen die Überstunden für Eiskratzer, Schneeschieber & Co auf nur wenig Gegenliebe, und auch die Winterklamotten müssen irgendwann mal gewaschen werden, oder? Die gute Nachricht zuerst: Petrus hat ein Einsehen und beschert uns in den nächsten Tagen einen veritablen Temperatursprung!

Die Umstellung der Großwetterlage geht vom westeuropäischen Tiefdruckgebiet DUNJA aus. Anstatt dass uns ein kalter Nordwind um die Nase weht, dreht die Strömung auf der Vorderseite von DUNJA am Wochenende auf Südwest und macht den Weg frei für deutlich wärmere Frühlingsluft aus Südeuropa (siehe Abbildung 1).

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai 2

Davon profitieren aber nicht alle gleichermaßen, wie anhand der Vorhersage von relativer Sonnenscheindauer und Höchsttemperaturen für Samstag bis Montag (27.-29. April) schnell zu erkennen ist (siehe Abbildung 2). Im Westen und Nordwesten macht sich die Nähe zu Tief DUNJA nachteilig bemerkbar. Ausläufer des Tiefs lenken etwas feuchtere und wolkenreichere Luft heran. Immer wieder kann es zu Schauern oder einzelnen Gewittern kommen, die die Erwärmung etwas dämpfen. Dennoch dürften sich Höchsttemperaturen von rund 20 Grad nach den vielen unterkühlten Tagen angenehm mild anfühlen.

DWD Der Fruehling legt den Turbo ein aber der Motor stottert

Der Süden und Osten dagegen kommt in den Wirkungsradius des Hochs über Osteuropa, sodass die meiste Zeit die Sonne scheint. Das treibt die Temperaturen natürlich ungleich stärker in die Höhe. Spätestens am Sonntag wird die Sommermarke von 25 Grad regional geknackt. Da kann man von Pulli und Winterjacke direkt zu T-Shirt und kurzer Hose wechseln.

Nachdem der Frühling am Montag vor allem in der Nordwesthälfte durch die Kaltfront von Tief DUNJA nochmal einen kleinen Dämpfer erhalten wird, schickt sich das nächste Tief über Westeuropa an, die Warmluftdüse ab Dienstag wieder anzuwerfen. Bei dann generell zunehmenden Sonnenanteilen dürften am Dienstag (30. April) und am Mittwoch (1. Mai) verbreitet Höchsttemperaturen über 25 Grad erreicht werden, im Osten nähern wir uns dann sogar der 30-Grad-Marke (siehe Abbildung 3). Spätestens dann scheint der Frühling also den Turbo einzulegen – doch der Motor stottert trotzdem. Denn das Wetter bleibt vor allem im Westen störanfällig: Die feucht-warme Luft neigt zur Bildung von Schauern und Gewittern, die zunächst zwar eher vereinzelt auftreten, aber wie die Luft sommerlich anmuten und kräftig ausfallen können mit Starkregen, Hagel und Sturmböen.

DWD Der Fruehling legt den Turbo ein aber der Motor stottert 1

Im weiteren Verlauf zeigt der Temperaturtrend eher wieder nach unten und es wird vor allem in der Südhälfte wieder deutlich unbeständiger. Einen neuerlichen Rückfall auf spätwinterliches Wetter ist aber erst mal nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein

Die warmen Tage sind in fast ganz Deutschland nun vorerst gezählt. Eine Kaltfront sorgt dafür, dass die aus Nordafrika eingeflossene Warmluft der vergangenen Tage nach Osteuropa abgedrängt wird. Postfrontal kann sich dann maritime Polarluft durchsetzen. Um 06 UTC befand sich die Kaltfront, die zum Tief VANESSA mit Kern über Mittelengland gehört, in etwa auf einer Linie Emsmündung-Siegerland-Vorderpfalz-Klettgau.

DWD Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein

Nun stellen sich sicherlich einige von Ihnen die Frage, warum es nicht ordentlich rumst und kracht an der Kaltfront? Der Temperaturkontrast über Deutschland ist doch sehr ausgeprägt, was sich aktuell beispielsweise in den um 14 Uhr MESZ gemessenen Temperaturen deutlich widerspiegelt. 7 bis 9 Grad in den westlichen Mittelgebirgen stehen 26 bis 28 Grad im äußersten Osten gegenüber. Immerhin eine Temperaturdifferenz von etwa 20 Grad.

DWD Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein 1

Eine Erklärung für ausbleibende konvektive Umlagerungen liegt darin, dass der Wind im Zusammenhang mit einer mäßig bis stark ausgeprägten Druckanstiegswelle bereits vor der Kaltfront auf West gedreht und deutlich aufgefrischt hat. Somit wird die vorgelagerte und potenziell instabil geschichtete Warmluft quasi von unten stabilisiert. Im Zusammenhang damit, dass im höheren Niveau dynamische Antriebe fehlen, um die Warmluft zu „triggern“ und diese Warmluft auch nicht sonderbar feucht ist, da sie durch die Überströmung der Alpen durch den Föhn zusätzlich abgetrocknet wurde, können sich wahrscheinlich keine kräftigen Gewitter entwickeln. Ein geringes Gewitterrisiko bleibt aber trotzdem bestehen.

Die Kaltfront geht vor allem mit einem schauerartigen Regenband einher, das sich am Nachmittag von Schleswig-Holstein bis zu den Alpen erstreckt und am Abend dann auch den äußersten Osten und Südosten erreicht. In den Alpen kann die Schneefallgrenze durch die einfließende maritime Polarluft auf etwa 1000 m absinken und bis morgen Mittag kommen oberhalb von 1000 m 1 bis 5, in Staulagen bis 10 cm zusammen. Der Südwest- bis Westwind bläst vor allem im Norden in der Nacht noch kräftig, an der Nordsee mitunter stürmisch.

Morgen kommt es mit Übergreifen eines Hochkeils von Westen und Südwesten her zu einer deutlichen Wetterberuhigung, wobei die Höchstwerte, die zwischen 11 und 17 Grad liegen, dem entsprechen, was man zu dieser Jahreszeit normalerweise erwartet.

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Start der Gewittersaison?

In der zweiten Hälfte vergangener Woche setzten sich bei uns in Deutschland mit einer südwestlichen Strömung sehr milde Luftmassen durch. So zeigte das Thermometer am vergangenen Donnerstag im Süden und Westen verbreitet Temperaturen über 15 Grad an. Am Oberrhein gab es Höchstwerte nahe 20 Grad. Spitzenreiter war die Station Ohlsbach in der Ortenau mit 19,7 Grad. Am Freitag schwenkte anschließend ein  von den Britischen- Inseln nach Deutschland. Die Kaltfront des damit verbundenen Bodentiefs zog im Laufe des Tages über Deutschland hinweg. Wie bei einer klassischen sommerlichen Gewitterlage bildeten sich dabei im Vorfeld der Kaltfront in der relativ gesehen wärmeren und feuchteren Luftmasse erste kräftige Schauer und einzelne Gewitter. Dabei zündelte es ausgehend von der Ostalb und teils auch im Norden Deutschlands. Die Gewitter im Süden verlagerten sich im weiteren Verlauf über Schwaben bis zum Bayrischen-Wald. Örtlich kam es dabei zu Starkregen und stürmischen Böen. Lokal eng begrenzt war auch kleinkörniger Hagel mit dabei.

DWD Start der Gewittersaison

Direkt hinter der Kaltfront wurde die konvektive Aktivität zunächst durch absinkende Luftbewegungen gedämpft. Mit zunehmender Entfernung hinter der Kaltfront strömten vor allem in der Höhe etwas kühlere Luftmassen mit ein, wodurch es von Frankreich ausgehend gegen Abend zu einem erneuten Aufleben der Schauer und Gewitteraktivität kam. Grund dafür sind die großen Temperaturunterschiede zwischen den bodennahen Luftschichten und der mittleren Atmosphäre, wodurch es zu einer zunehmenden Labilisierung der Atmosphäre kommt. Gerade in Westfrankreich traten am Abend deshalb vermehrt Gewitter auf. Vereinzelt kam es dort auch zu kräftigen Entwicklungen samt Starkregen, kleinem Hagel und Sturmböen. Diese verlagerten sich im Laufe des Abends unter Abschwächung auch in den äußersten Südwesten Deutschlands. Auf dem Weg nach Osten wurden daraus aber aufgrund der fortschreitenden Tageszeit in der energieärmeren Luftmasse schauerartige Regenfälle.

Diese hybride Gewitterlage vom vergangenen Freitag verdeutlicht sehr schön den synoptischen Unterschied zwischen sommerlichen und winterlichen Gewittern. Im Sommerhalbjahr treten starke Gewitter häufig im Vorfeld von Kaltfronten in einer sehr warme bis heiße und feuchte Luftmassen auf. Bei einer günstigen Überlappung von starker mit der energiereichen Luftmasse können Superzellen entstehen, die teils unwetterartige Begleiterscheinungen wie heftigen Starkregen, großen Hagel und schwere Sturmböen mit im Gepäck haben können.

Im Winter treten dagegen Gewitter häufig hinter der Kaltfront auf. Durch die großen Temperaturunterschiede zwischen dem Erdboden und der mittleren Atmosphäre können sich hochreichende Wolken mit Blitz und Donner entwickeln. Diese Gewitter sind allerdings nur kurzlebig, können aber dennoch Sturmböen und teilweise auch Graupel oder kleinen Hagel produzieren. Außerdem werden im Winterhalbjahr vor allem in Verbindung mit Sturm- und Orkantiefs starke Gewitter an Kaltfronten durch kräftige Hebungsvorgänge beobachtet. Aufgrund der starken Windscherung gehen diese häufig mit Sturm- oder sogar Orkanböen einher. Zudem sind in einigen Fällen auch Tornados möglich. Ein bekanntes Beispiel hierfür war die Kaltfront von Orkantief KYRILL, welche am 18.01.2007 über Deutschland zog. An dessen Kaltfront bildete sich eine markante Gewitterlinie aus. Dabei gab es in Mitteleuropa insgesamt 11 bestätigte Tornadofälle.

Großer Hagel und Starkregen mit hohen Niederschlagssummen ist dagegen zu dieser Jahreszeit sehr selten. Vor allem für heftigen Starkregen benötigt es eine Luftmasse mit sehr hohem Feuchtegehalt, was im Winterhalbjahr aus physikalischen Gründen nicht möglich ist. Dazu kommt bei unwetterartigen Starkregenereignissen auch noch eine langsame Verlagerung hinzu. Da im Winter stärkere Gewitter sehr häufig an dynamische Wetterlagen mit einer kräftigen Höhenströmung gekoppelt sind, ist dies äußerst selten der Fall.

M.Sc. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Kenntnisse der Lawinenkunde und des Wetters helfen bei der sicheren Skitourenplanung

In den letzten Jahrzehnten erlebte das Tourengehen einen regelrechten Boom. Auf der Suche nach Natur, Abenteuer und Einsamkeit schätzen viele Wintersportler die Freiheiten, die eine Skitour bietet. Für eine sichere Tourenplanung ist es jedoch wichtig, ein Grundverständnis vom Wetter und der Lawinenkunde zu haben. Die meteorologischen Prozesse beeinflussen die Schneedeckenzusammensetzung und die Entstehung sowie Entwicklung von Schwachschichten. Mit dem Wissen zu den in der Schneedecke ablaufenden Prozessen und dem Wettergeschehen sowie mithilfe der Angaben in den Lawinenlageberichten lassen sich die Gefahren im Gelände besser einschätzen. Zudem wird auch die Auswahl einer sicheren Skitourenroute erleichtert.

Während der vergangenen Woche häuften sich Lawinenauslösungen teils auch mit Personenbeteiligung. Bis zum gestrigen Freitag wurde von den Lawinenwarndiensten in den Hochlagen der Alpen oberhalb etwa 2000 Meter vor einer erheblichen Lawinengefahr gewarnt. Auf der fünf-teiligen Gefahrenstufenskala entspricht dies der Stufe 3. Für Wintersportler im freien Gelände ist diese Gefahrenstufe meist die kritischste Situation, bei der rund die Hälfte aller Lawinentoten zu beklagen sind. Eine optimale Routenwahl ist daher sehr wichtig. Steile Hänge der in den Lawinenbulletins angegebenen Expositionen und Höhenlagen sollten gemieden werden.

Vor allem der Windeinfluss und zeitweise frischer Neuschnee trugen in der vergangenen Woche entscheidend zur erheblichen Lawinenlage bei. Der von dem Geologen Wilhelm Paulcke in den 1930ern geprägte Satz: „Der Wind ist der Baumeister der Lawinen.“ gilt auch heute noch unverändert fort. Unter diesen Voraussetzungen bildeten sich vermehrt neue, zum Teil auch sehr störanfällige Triebschneeansammlungen. Triebschnee lagert sich an windabgewandten Hangseiten vorrangig in windgeschützten Karen oder Mulden ab. Da auf diese Weise größere Schneemengen zusammengetragen werden, können in kurzer Zeit dicke Triebschneedecken entstehen, die zudem nur sehr lose mit den alten Schneeschichten verbunden sind. Insbesondere dort, wo der Triebschnee auf Oberflächenreif oder einer lockeren Schneeoberfläche mit kantigen Schneekristallen zum Liegen kommt. Innerhalb der Triebschneeansammlung selbst weisen die Schneekristalle allerdings eine hohe Bindung auf. Nach dem Windtransport sind die Schneekristalle deformiert und ineinander verhakt, sodass sich dadurch gefährliche Schneebretter entwickeln können.

Des Weiteren wurde Mitte der Woche von Frankreich her eine markante Warmfront nordwärts über die Alpen geführt. Während es über der Mitte Deutschlands dabei zur Ausbildung einer markanten Luftmassengrenze mit einer extrem Eisregenlage und auf der Nordseite zu starken Schneefällen kam, führte der Warmlufteinschub an den Alpen zu einer deutlichen Milderung (siehe auch). Durch die Temperaturzunahme und Anfeuchtung der Schneedecke bis in mittlere und höhere Lagen bis etwa 2400 m verstärkten sich die Schneebretteigenschaften des zuvor gebildeten Triebschnees. Das erhöhte die Störanfälligkeit der Schneedecke in Bezug auf Schneebrettlawinen. Zusätzlich schwächte der Regen die Schneeoberfläche auch in windberuhigten Bereichen. Aus sehr steilem Gelände konnten sich daher vorübergehend auch feuchte und nasse Lockerschneelawinen lösen.

Am Donnerstag wurde die Luftmassengrenze als Kaltfront wieder zurück an und bis zum gestrigen Freitag auch über die Alpen geführt. Damit verbunden wurden etwa 5 bis 15 cm Neuschnee abgeladen. In einigen Staulagen war es auch noch ein wenig mehr. Auch der lebhafte nordwestliche Wind wirkte wieder mit, sodass neue frische Triebschneeansammlungen vor allem im kammnahen Steilgelände entstanden sind. Der frische Triebschnee ist zwar nicht allzu mächtig, dennoch ist die Bindung zur darunterliegenden Schneedecke nur schwach ausgeprägt.

DWD Kenntnisse der Lawinenkunde und des Wetters helfen bei der sicheren Skitourenplanung

Unter Hochdruckeinfluss hat sich die Lawinengefahr zum heutigen Samstag generell entspannt und in den Hochlagen ist eine Rückstufung auf die mäßige Gefahrenstufe (Stufe 2) erfolgt. Dennoch sind Auslösungen von Schneebrettlawinen insbesondere im kammnahen Steilgelände und in zugewehten Rinnen und Mulden durch einen oder mehrere Skifahrer möglich. Neben der Verschüttungsgefahr ist die Absturzgefahr zu beachten.

Woran lässt sich Triebschnee im Gelände erkennen? Besonders charakteristisch für Triebschnee sind seine matte (kein Glitzern der Schneekristalle) und gespannte Oberflächenstruktur sowie die scharfen Kanten, die beim Spuren entstehen. Risse in der Schneedecke, oft neben der Spur, sowie ein stumpfer Widerstand beim Befahren sind ebenfalls ein Indiz für Triebschnee.

DWD Kenntnisse der Lawinenkunde und des Wetters helfen bei der sicheren Skitourenplanung

In tieferen Lagen herrscht derzeit nur eine geringe Lawinengefahr (Stufe 1). Dennoch kann es wegen der zum Teil tiefgreifenden Durchfeuchtung der meist gering mächtigen Schneedecke noch zu einzelnen Gleitschneelawinen kommen

Besonders jenen alpinen Wintersportlern, die sich gerne im ungesicherten Gelände bewegen, seien daher die aktuellen Lawinenlageberichte der verschiedenen Alpenregionen ans Herz gelegt. Zwischen dem Lawinenwarndienst Bayern und dem Deutschen Wetterdienst besteht zudem eine enge Zusammenarbeit. Der Wetterbericht für den Deutschen Alpenraum auf der Homepage des Lawinenwarndienst Bayern wird von den Meteorologen der Regionalen Wetterberatung München verfasst, ebenso sind Lawinenlageberichte und Gefahrenstufen auf der Website und in der WarnWetter-App des Deutschen Wetterdienstes einsehbar.
M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wie sich der 12. Januar in der Vergangenheit von seiner kalten Seite zeigte

In Anlehnung an die Themenreihe „Der Einfluss von Wetter und Klima auf die Menschheitsgeschichte“ (Links zu den beiden bisherigen Teilen siehe unten) geht es heute um den „Schoolchildren’s Blizzard„.

Dieser Schneesturm fegte am 12. Januar 1888 über die US-amerikanischen Bundesstaaten der nordamerikanischen Great Plains und jährt sich am heutigen Freitag somit zum 135. Mal. Er forderte mindestens 200 Todesopfer, wobei die genaue Zahl eher höher liegen dürfte, da viele Menschen noch in den darauffolgenden Wochen an den Folgen ihrer Erfrierungen starben. Unter den Opfern waren viele Schulkinder, was dann auch letztendlich namensgebend für den Schneesturm war. Entweder wurden sie zu Beginn des Schneesturms von den Lehrern nach Hause geschickt oder sie harrten teils unzureichend bekleidet in den schlecht gedämmten Schulgebäuden aus, wo häufig das Heizmaterial ausging.

Bereits wenige Tage zuvor wehte ein Schneesturm über das Land. Der 12. Januar begann hingegen mild und sonnig. Viele Schulkinder wurden daher wieder zur Schule geschickt und die Farmer verrichteten liegengebliebene Arbeiten im Freien. Sie wussten nicht, dass am 11. Januar im Bereich von Alberta (Kanada) ein Bodentief entstanden war. Dieses war nach Montana und nachfolgend in den Nordosten von Colorado gezogen und hatte sich dabei verstärkt. Am 12. Januar gegen 15 Uhr erreichte es den Südosten von Nebraska und gegen 23 Uhr schließlich den Südwesten von Wisconsin. Dessen Warmfront führte zu den milden Bedingungen am Morgen. Der Schneesturm wurde dann durch das Zusammentreffen der (arktischen) Kaltfront mit einer warmen und feuchten Luft aus dem Golf von Mexiko ausgelöst. Die Temperaturen rasten binnen weniger Stunden in den Keller. Es wird davon berichtet, dass auch -40 Grad gemessen werden konnten.

Nachfolgend gab es viele Augenzeugenberichte, wie schnell und wie heftig der Schneesturm aufzog. Ein Augenzeuge beschrieb das Szenario beispielsweise mit großen Baumwollballen, die heranrollten. Sergeant Samuell Glenn, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf einem Flachdach befand, schilderte, dass „die Luft etwa eine Minute lang völlig unbewegt und die Stimmen und Geräusche von der Straße unten wirkten, als drängen sie aus großer Tiefe herauf“. Zudem sei die Luft binnen kürzester Zeit „mit Schnee so fein wie gesiebtes Mehl gefüllt“ gewesen und man hätte selbst Gegenstände in nächster Nähe nicht mehr gesehen. Viele berichteten, dass dem Sturm ein lautes Geräusch verglichen mit einem herannahenden Zug vorausging. Dies kann möglicherweise damit erklärt werden, dass mit den ersten Böen bereits liegender Schnee nach oben gerissen wurde. Die Sichtweiten waren binnen kürzester Zeit stark reduziert, sodass die Orientierung sofort verloren ging. So wurde beispielsweise eine erfrorene Frau nicht weit entfernt von ihrer Haustür aufgefunden, die den Haustürschlüssel noch in der Hand hatte.

Dieses Ereignis wurde später auch in Literatur, Kunst und Musik aufgegriffen. In dem 1986 veröffentlichten Gedichtband „The Blizzard Voices“ erinnert Ted Kooser an zahlreiche Einzelschicksale. Ein halbabstraktes Wandmosaik im Nebraska-State-Capitol-Gebäude erzählt die Geschichte einer Lehrerin, die ihre Schüler mit einer Wäscheleine zusammenband und sicher durch den Sturm führte. Dieses Mosaik soll die Lehrerin Minnie Mae Freeman Penney darstellen, die als eine Heldin dieses Ereignisses gilt, da sie mehrere Kinder rettete. Ihr zu Ehren wurde ein Lied gewidmet.

Nur zwei Monate später wurden die Oststaaten von einem weiteren schweren Schneesturm heimgesucht. Dieser Schneesturm ging als der „Große Blizzard“ von 1888 in die Geschichte ein.

Kalt war es auch am 12. Januar 1987 im schweizerischen La Brévine, aber es herrschten immerhin keine solchen stürmischen Verhältnisse. Dieser Ort liegt im Neuenburger Jura im nahezu komplett abgeschlossenen Vallée de la Brévine. An diesem Tag wurden dort -41,8 Grad gemeldet, was den Kälterekord an einem bewohnten Ort in der Schweiz darstellt. Im Winter sammelt sich die kalte Luft in diesem Tal und kann in Strahlungsnächten (kaum Wolken bei schwachen Windverhältnissen) besonders gut weiter auskühlen. Aufgrund der Tatsache, dass dabei nicht selten Temperaturen von -30 Grad oder weniger erreicht werden, wird dieser Ort auch als „Sibirien der Schweiz“ bezeichnet.

Zum Thema „Kälte“ soll nicht unerwähnt bleiben, dass am morgigen Samstag in Großbritannien das „Fest des Hilarius von Poitiers“ begangen wird. Dieses Fest wird auch als der „kälteste Tag des Jahres“ gefeiert. Die Zusammenhänge sind da schnell erzählt: Der 13. Januar ist der Gedenktag für besagten Bischof und Kirchenlehrer und aus Großbritannien finden sich einige historische Berichte, die ein eisiges Temperaturniveau rund um dieses Datum dokumentieren.

Kalt war es in den letzten Tagen auch hier in Deutschland. So meldete beispielsweise die Station Bad Berka (Flugplatz) bis einschließlich der Nacht zum gestrigen Donnerstag in drei aufeinanderfolgenden Nächten eine Tiefsttemperatur von weniger als -15 Grad. Frostige Nächte gibt es gebietsweise zwar auch weiterhin, zweistellige Minusgrade werden aber allenfalls noch direkt an den Alpen erreicht.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Jahresvorausschau 2024

Tja, was 2024 mit sich bringt, ist eine gute Frage – insbesondere beim Wetter. Lassen Sie uns an dieser Stelle einfach mal wieder den Verstand ausschalten und vogelwild drauflos spekulieren – natürlich wie immer mit einem dicken Augenzwinkern 😉

Januar:
Wintereinbruch in Teilen Deutschlands. Zur Reduzierung von Materialverschleiß greifen bei der Heim-EM der Handballer einige Teams im Training auf Schneebälle zurück.

Februar:
Ob Fastnacht, Fasching, Karneval,
der Name ist doch sch…-egal.
Viel wicht’ger ist, ja sonnenklar:
Das Wetter, das wird wunderbar!

März:
Der DWD plant den operationellen Einsatz von KI in der Vorhersage für in 5 Jahren. „Das entspricht ja der aktuell erwarteten Restentwicklungszeit!“ wird man in 8 Jahren feststellen.

April:
Ein Ruck geht durch Politik und Gesellschaft! Weltweit werden effektive Maßnahmen getroffen, dem menschgemachten Klimawandel gemeinsam und zügig entgegen zu wirken. – April, April…

Mai:
Kühles Schmuddelwetter in Deutschland, noch nie dagewesene Wärme in Nordosteuropa. Beim European Songcontest in Malmö zeigt das Außenthermometer selbst zu später Stunde noch über 20 °C. Icke Hüftgold holt mit „Klima find ick prima“ sensationell den 3. Platz.

Juni:
Zu Ehren des 200. Geburtstag des britischen Physikers William Thomson, 1. Baron Kelvin beschließt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für ein Jahr sämtliche Temperaturangaben in Kelvin anzugeben.

Juli:
Extreme Hitzewelle in Deutschland. Vielfach werden Höchstwerte um 313 Kelvin verzeichnet. Das Endspiel der Fußball-EM zwischen Schottland und England in Berlin wird in den kühleren September verlegt.

August:
Fortdauer der Hitzeperiode in weiten Teilen Europas. Bei den Olympischen Spielen in Paris kommt es bei den Wasserdisziplinen immer wieder zu Unterbrechungen aufgrund von sogenannten „Plantschern“ (Pendant zu „Flitzer“).

September:
„Der Laubbläser kommt!“ schallt es durch die Medienwelt. Tatsächlich sorgt der erste Herbststurm in der Nordhälfte verbreitet für (schwere) Sturmböen. Das Endspiel der Fußball-EM wird in den Oktober verlegt.

Oktober:
Verfrühtes Winterintermezzo im Osten des Landes. Bei Schneematsch und Temperaturen um 273 Kelvin gewinnt Schottland auf nahezu unbespielbarem Platz das Finale der Fußball-EM im Elfmeterschießen mit 1:0.

November:
Mehrwöchige Hochdrucklage! Die Folge: Auf den Bergen Sonne ohne Ende, im Tiefland dagegen oftmals neblig-trübe Tristesse. Im Rhein-Main-Gebiet und an der Donau verzeichnen Apotheken und Supermärkte einen Rekordumsatz bei Vitamin-D-Tabletten.

Dezember:
In einer erneut sehr aktiven atlantischen Wirbelsturmsaison leitet Ex-Hurrikan Tony das traditionelle Weihnachtstauwetter in Deutschland ein. „Problem“: Es gibt gar nichts zum Wegtauen. „Was soll’s…“ sagt man sich auf den zahlreichen Weihnachtsgrillpartys.

Soweit zum nicht wirklich ernstgemeinten Ausblick auf 2024. Ernst wird es dagegen am Dienstag und Mittwoch für einige Teile Deutschlands, wenn teils ergiebiger Dauerregen und Sturm auf der Agenda stehen.

Nun wünscht der Autor Ihnen aber erst einmal – auch im Namen des gesamten Thema-des-Tages-Teams – einen guten und vor allen Dingen gesunden Rutsch ins neue Jahr!

DWD Dipl. Met. Tobias Reinartz

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Winterräder schon montiert?

Für fleißige Leserinnen und Leser unserer Themen des Tages dürfte es keine Überraschung mehr sein: Die Großwetterlage vollführt aktuell einen deutlichen Wechsel ihres Regimes. In unseren Wetterberichten tauchen nun immer häufiger winterliche Begriffe wie Frost und Glätte sowie Schneefall auf. Besonders Autofahrer sind gefordert, sich auf die anderen Rahmenbedingungen einzustellen. Einige dieser Herausforderungen im Zusammenspiel mit den Spezifika der aktuellen Wetterlage sollen heute an dieser Stelle näher beleuchtet werden.

Die Kaltfront von Tief NIKLAS IV mit Kern über dem Baltikum überquerte Deutschland in der Nacht zum heutigen Freitag von Nord nach Süd und befand sich heute Vormittag bereits zwischen der Donau und dem Alpenrand. Wahrscheinlich haben den Kaltfrontdurchgang heute Nacht einige bemerkt, denn dieser war gut ausgeprägt und verbunden mit schauerartig verstärktem Regen sowie deutlich auffrischendem Wind (siehe Abbildung 1). Die Schneephase spielte allerdings bis dahin meist nur in den etwas höheren Mittelgebirgslagen eine Rolle, verbunden mit einer dünnen Neuschneeauflage. Die dortigen Bewohner werden aber wahrscheinlich keine Probleme mit der „Besohlung“ ihrer Autos bekommen haben, denn in diesen Lagen muss zu dieser Jahreszeit jedenfalls mit erstem Schnee gerechnet werden. Ähnliches gilt wohl für die Bewohner am höheren Alpenrand: Dort sinkt die Schneefallgrenze erst im Laufe des Nachmittags langsam die höheren Täler ab, in der Nacht zum Samstag schneit es dort bis in die tiefen Lagen. Außerdem wird der Schneefall dort staubedingt längere Zeit anhalten. Aber insgesamt ist dies eine Situation, die für die Autofahrer allgemein gut einschätzbar ist.

Etwas diffiziler wird die Einschätzung der winterlichen Fahrbahnverhältnisse aber in den anderen Regionen, besonders ab der Nacht zum Samstag. Die Wetterlage bringt charakteristisch mit sich, dass die Niederschläge in den meisten Regionen nicht längere Zeit anhalten, sondern schauerartigen Charakter annehmen und damit räumlich und zeitlich begrenzt sind. Dies bedeutet, dass es zu kürzeren, aber dann teils stärkeren Niederschlagsepisoden kommen kann. Da die Luftmasse von Norden her weiter kälter wird, sinkt auch die Schneefallgrenze im Laufe der Nacht weiter ab. Bei kräftigen Schauern kann es dann durchaus auch bis in Höhenlagen zwischen 300 und 500 m einige Zentimeter Neuschnee geben. Autofahrer müssen sich daher auf eine sich schnell veränderliche Fahrbahnsituation einstellen. Dies gilt nebenbei auch für heute tagsüber, wenn ein paar Graupelschauer oder -gewitter über das Land hinwegziehen. Auch dabei ist kurzzeitige Glättebildung möglich.

DWD Winterraeder schon montiert 1

Doch nicht nur der Schnee könnte Problem machen. Ziehen schauerartige Niederschläge durch, egal ob in flüssiger oder zunächst fester Phase, ist die Fahrbahn natürlich nass. Dazu kommt, dass es bei einem solchen Niederschlagscharakter auch zu schnellem Aufklaren nach Abzug der Schauer kommen kann. Dabei sinkt dann die Fahrbahntemperatur rasch ab und kann durchaus den negativen Bereich erreichen. Ist der Bodenwärmestrom nicht mehr im Stande das Gefrieren zu verhindern, kommt es zu Glätte durch überfrierende Nässe. Die prognostizierten Temperaturen in 5 cm Höhe sind in Abbildung 2 zu sehen. Mit Ausnahme des Westens und Nordwestens werden durchaus Werte erreicht, die für Glätte ausreichen können.

DWD Winterraeder schon montiert

Auch am Samstag und in der Nacht zum Sonntag setzt sich diese Wetterlage mit schauerartigen Niederschlägen fort, dabei wird die Luftmasse aber weiter kälter. Damit kann es passieren, dass selbst in tiefen Lagen sich ein paar Schneeflocken dazugesellen können. Auch dabei ist wieder zu beachten, dass sich bei rascher nächtlicher Auskühlung schnell glatte Straßen einstellen können.

Mittlerweile ist die Mehrzahl der auf den Straßen befindlichen Personenkraftwagen mit Systemen ausgestattet, die automatische Glättehinweise erzeugen. Doch man sollte sich nicht nur auf diese, die meist bei einer Außentemperatur von 4 Grad anspringen, verlassen. Besonders wenn man in starke Schneeschauer hineinfährt kann das Thermometer aufgrund seiner Trägheit durchaus noch höhere Werte als 4 Grad anzeigen, aber es fällt bereits Schnee. Dies gilt insbesondere auch bei möglichen Graupelschauern, die schon oft Unfälle mit mehreren beteiligten Fahrzeugen ausgelöst haben. Außerdem ist zu beachten, dass das Thermometer nach der Ausfahrt aus der Garage einige Zeit braucht, um sich auf die Außentemperatur einzustellen. Wird dies nicht beachtet, kann es sehr schnell passieren, dass beim Ertönen des ersten Warntons das Auto bereits im Straßengraben eingeparkt wurde.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst