Schlagwortarchiv für: Klimawandel

Weiterhin wechselhaftes Sommerwetter

Am heutigen Mittwoch findet man ein Tief namens „Elke“ über der Nordsee. An dessen Südflanke fließt mit einer südwestlichen Strömung schwülwarme Luft nach Deutschland. In diese Strömung eingelagert ist eine sogenannte Konvergenzlinie, die bereits am Vormittag über den mittleren Landesteilen für Schauer und einzelne Gewitter sorgt. Ab den Mittagsstunden können sich dann vielerorts weitere Schauer und Gewitter bilden. Insbesondere im Osten und Nordosten des Landes besteht dabei lokal die Gefahr von schweren Gewittern (Unwetter) mit heftigem Starkregen, Hagel sowie vereinzelt schweren Sturmböen.

DWD Weiterhin wechselhaftes Sommerwetter

Wenngleich in der Nacht zum Donnerstag die Unwettergefahr nachlässt, kommt es weiterhin zu gebietsweise durchziehenden Schauern und Gewittern. Zum Donnerstag fließt dann von Westen und Nordwesten etwas trockenere und kühlere Luft ein. Am Donnerstag selbst bleibt es vor allem im Osten und Süden in der weiterhin recht feuchten Luft bei Höchstwerten bis 29 Grad wechselhaft mit einigen Schauern und Gewittern, die am Abend aber allmählich abklingen. Im Norden und Westen wird es etwas kühler bei 22 bis 26 Grad, meist bleibt es dort niederschlagsfrei.

DWD Weiterhin wechselhaftes Sommerwetter 1

Vorübergehend stellt sich dann in der Nacht zum Freitag unter leichtem Zwischenhocheinfluss eine kurze, niederschlagsfreie Phase ein, bevor ein weiteres Tief namens „Frieda“ zum Freitag von Frankreich und Benelux her weitere kräftige Schauer und Gewitter mit lokaler Unwettergefahr bringt. Diese überqueren Deutschland dann nordostwärts und gehen in der Nacht zum Samstag in der Osthälfte in schauerartigen und gewittrigen Starkregen über, der dort unwetterartig ausfallen kann. Allerdings bestehen derzeit noch einige Unsicherheiten in den Wettermodellen bezüglich des genauen Ablaufs und der räumlichen Verteilung der Niederschläge. Dies wird beispielsweise anhand der 12-stündigen Niederschlagsmengen in der Nacht zum Samstag recht deutlich. Während das deutsche und das britische Wettermodell durchaus unwetterartige Niederschlagsmengen simulieren, zeigen das europäische und amerikanische Modell hingegen nur geringe Niederschläge.

DWD Weiterhin wechselhaftes Sommerwetter

Rückseitig der Gewitter fließt ab der Nacht zum Samstag mit einer westlichen Strömung deutlich kühlere Luft von Westen zu uns ein, die sich dann am Samstag tagsüber auch in den Höchstwerten widerspiegelt: Lediglich im Osten steigt das Thermometer nochmals auf 25 Grad, im Westen und Nordwesten liegen die Temperaturen voraussichtlich nur bei kühlen 16 bis 18 Grad. Das Wettergeschehen kann sich am Wochenende jedoch deutlich beruhigen. Nur im äußersten Norden bleibt es noch wechselhaft und zeitweise windig bis stürmisch. Nach Süden zu ist es hingegen oft niederschlagsfrei. Zum Sonntag dreht die Strömung dann auf südwestliche Richtungen, sodass die Höchsttemperaturen meist wieder auf über 20 Grad ansteigen, im Süden und Osten werden auch wieder die 25 Grad erreicht.

MSc.Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.07.2024
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Kurze Hitze hier, extreme Hitzewelle dort

Am heutigen Dienstag gibt der (Hoch-) Sommer in unseren Breiten vorübergehend richtig Gas: An der Vorderseite von Tief ELKE (der Kern liegt heute etwa über der Keltischen See) werden sehr warme Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Deutschland geführt. Die Temperaturen steigen am heutigen Tag südlich einer Linie Emsland-Uckermark verbreitet auf Werte von mehr als 30 Grad. Im Norden sowie im Bergland bleibt es ein paar Grad kühler. Dabei trägt abseits des äußersten Nordens reichlich Sonnenschein zum hochsommerlichen Wettercharakter bei. Der noch wirksame Einfluss von Hoch DOMINIK über Nordosteuropa sorgt außerdem dafür, dass das Schauer- und Gewitterrisiko ausgesprochen gering bleibt. Nur am westlichen Alpenrand kann ein abendliches Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden. Bereits in der Nacht zum Mittwoch nimmt der Tiefdruckeinfluss von Westen her aber zu, die am Mittwoch von West nach Ost Deutschland passierende Kaltfront sorgt für eine leichte Abkühlung – Werte von mehr als 30 Grad sind dann nur noch im Bereich der Lausitz wahrscheinlich.

DWD Kurze Hitze hier extreme Hitzewelle dort

Während die Hitze bei uns also eher eine „Eintagsfliege“ ist, ist die Situation im Südwesten der Vereinigten Staaten von Amerika eine ganz andere. Bereits seit der letzten Junidekade kommt es vor allem in den Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Arizona zu einer massiven Hitzewelle. Ein sich kaum veränderndes Strömungsmuster ermöglicht zum einen die Heranführung von heißen Luftmassen aus Süden, zum anderen können sich diese vor Ort durch hochdruckbedingten ungestörten Sonnenschein massiv aufheizen. An den letzten Tagen wurden beispielsweise im Kalifornischen Längstal Höchstwerte zwischen 40 und 48 Grad Celsius gemessen. In der Großstadt Las Vegas (Bundesstaat Nevada) stieg das Thermometer sogar vorübergehend auf 49 Grad. Der eindeutige Hitze-Hotspot war aber einmal mehr das sogenannte „Death Valley“ in der Mojave-Wüste. Jene Touristen, die sich noch dorthin trauten, mussten mit Temperaturen von bis zu 53 Grad zurechtkommen.

Das Death Valley („Tal des Todes“) ist Teil des gleichnamigen Nationalparks und liegt zu großen Teilen in Kalifornien. Das Tal liegt tiefer als der Meeresspiegel (tiefster Punkt ist das Badwater Basin mit -86 m; gleichzeitig tiefster begehbarer Punkt der Vereinigten Staaten) und ist von hohen Gebirgsketten umgeben (bis über 4400 m). Am 10.07.2021 wurde die bisher höchste (unbestrittene) Temperatur mit 54,4 Grad in Furnace Creek gemessen. Viele Abenteuertouristen besuchen jedes Jahr diese Region und werden unübersehbar mittels Anzeigetafeln vor den Gefahren der Hitze gewarnt. Beispielsweise kann man sich in einem klimatisierten Auto lange sicher fühlen, aber was passiert, wenn die Klimaanlage ausfallen sollte? Falsche Einschätzungen führen immer wieder zu Todesfällen, auch dieses Jahr kam bei der aktuellen Hitzewelle bereits ein Motorradfahrer ums Leben. Ein Ende der aktuellen extremen Hitzeperiode ist zunächst nicht in Sicht.

DWD Kurze Hitze hier extreme Hitzewelle dort 1

Doch kommen wir nach Deutschland zurück. Die Passage der Kaltfront von Tief ELKE geht nicht geräuschlos vonstatten. Bereits in der Nacht zum Mittwoch kommen in der Westhälfte teils starke Schauer und Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel auf. Vereinzelt sind auch unwetterartige Entwicklungen, besonders im Grenzgebiet zu den Niederlanden und Belgien, möglich. Im Laufe der Nacht verlagern sich die Schauer und Gewitter zur Mitte. Am Mittwoch liegt der Schwerpunkt der Gewitter dann in der Osthälfte, dabei können ähnliche Begleiterscheinungen auftreten. Auch Unwetter durch heftigen Starkregen und Hagel sind örtlich möglich. Während es in Deutschland mit „nur“ noch sommerlichen Temperaturen weitergeht, wird die Hitze nach Südosteuropa abgedrängt – dort stellt sich eine längere Hitzewelle ein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.07.2024
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Leuchtende Nachtwolken, die kältesten Wolken auf der Erde.

Leuchtende Nachtwolken unterscheiden sich von normalen Wolken durch ihre enorme Höhe. Während normale Wolken in der Troposphäre in Höhen bis zu 15 Kilometern zu finden sind, entstehen leuchtende Nachtwolken in der Mesopausenregion, in einer Höhe von 81 bis 87 Kilometern. Diese Region ist die kälteste Zone der Atmosphäre, wo im Sommer Temperaturen von unter -150 °C erreicht werden. Diese extrem niedrigen Temperaturen sind erforderlich, damit in diesen Höhen, trotz der sehr geringen Wasserdampfkonzentration, kleine Eiskristalle an Staubpartikeln kristallisieren können, wodurch die leuchtenden Nachtwolken entstehen.

Das scheinbare Leuchten der Wolken entsteht durch gestreutes Sonnenlicht. Wenn die Sonne etwa 6 bis 16 Grad unter dem Horizont steht, erscheint der Himmelshintergrund bereits dunkel, während die Wolken aufgrund ihrer großen Höhe noch von der Sonne beschienen werden und als leuchtende Nachtwolken erscheinen.

Dieses faszinierende Phänomen wird unter anderem am Leibniz-Institut für Atmosphärenforschung (IAP) in Kühlungsborn erforscht. Das IAP verwendet dazu ein LIDAR-Gerät (Light Detecting And Ranging) in der Arktis, das Laserstrahlen aussendet und die Rückstreuung an den Wolken misst und auswertet. Die entsprechenden Daten können auf der Webseite des IAP eingesehen werden.

Zuletzt konnten sehr helle leuchtende Nachtwolken über Deutschland in der Nacht zum 29. Juni 2024 beobachtet werden. Solch helle Wolken sind hierzulande relativ selten zu sehen. Auch wenn die Aktivität derzeit wieder abgenommen hat, lohnt sich doch nachts immer wieder ein Blick Richtung Norden. Für eine eventuelle Beobachtung bietet sich heute Nacht vielerorts ein klarer Himmel.

Wenn Sie leuchtende Nachtwolken beobachten oder fotografieren möchten, empfiehlt sich die Vorhersageseite des OSWIN-VHF-Radars am Leibniz-Institut für Atmosphärenforschung.

Dieses Radar ist in der Lage, leuchtende Nachtwolken in der Mesosphäre zu detektieren. Wenn in den Grafiken nach Sonnenuntergang starke Reflektivität in etwa 85 Kilometern Höhe auftritt, ist die Chance, leuchtende Nachtwolken in Mitteleuropa zu sehen, ziemlich hoch.

DWD Leuchtende Nachtwolken die kaeltesten Wolken auf der Erde

Diplom Meteorologe Christian Herold

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.07.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

30 Grad in Sicht – aber nur vorübergehend

Am gestrigen Samstag zeigte sich das Wetter in Deutschland sehr turbulent. Neben der Kaltfront des Sturmtiefs DELIA, das sich von England über die Nordsee nach Südskandinavien verlagerte, mischte auch eine vorgelagerte Konvergenz die Luftmasse ordentlich auf. Infolgedessen kam es gebietsweise zu teils kräftigen Schauern und Gewittern. An der Nordsee trat ein schwerer Sturm auf, auf den nordfriesischen Inseln und vereinzelt an der Westküste Schleswig-Holsteins wurden auch orkanartige Böen registriert. Spitzenreiter war dabei Strucklahnungshörn (Schleswig-Holstein) mit einer Böe von 115 km/hBft 11. Dicht darauf folgten List auf Sylt und Hallig Hooge (beide Schleswig-Holstein) mit 114 km/hBft 11 und 113 km/hBft 11. Die stärksten Gewitter traten im Süden und Osten auf. Während es nordöstlich von Bamberg gegen 14:30 Uhr MESZ zu Hagelkörnern mit Korngrößen um 4 cm kam, schüttete es in anderen Gebieten wie aus Eimern, was die nachfolgende Tabelle zeigt:

 

Ort Regenmenge Andauer
Oberschleißheim (BY) 40,7 l/qm 51 min
Nürnberg-Netzstall (BY) 30,1 l/qm 39 min
Fichtelberg Oberfranken-Hüttstadl 26,0 l/qm 56 min
Wendelstein-Kleinschwarzenlohe 25,1 l/qm 27 min

Doch nicht nur an der Nordsee wehte der Wind in Sturmstärke, sondern auch im Umfeld der kräftigen Gewitter gab es Sturm- und vereinzelt schwere Sturmböen.

Ort Windgeschwindigkeit Beaufort
Mühldorf am Inn (BY) 99 km/h 10
Hof-Plauen (BY) 94 km/h 10
Angermünde (BB) 89 km/h 10
Ergersheim-Neuherberg (BY) 87 km/h 9

DWD 30 grad in sicht aber nur voruebergehend

An den Alpen setzte im Nachgang an die Gewitter teils länger anhaltender und schauerartig verstärkter Regen ein, so dass bis heute Früh meist zwischen 15 und 30 l/qm innerhalb von 12 Stunden vom Himmel kamen.

Nach dem turbulenten und wechselhaften Samstag kehrt am heutigen Sonntag größtenteils Ruhe ein. Von Westen her hat sich nämlich Hoch DOMINIK nach Mitteleuropa geschoben und damit die Luftmasse stabilisiert. Hinter der Kaltfront ist nun mäßig warme Atlantikluft eingeflossen. In weiten Teilen des Landes steht somit ein freundlicher Sonntag ins Haus, an dem sich Sonne und Wolken den Himmel teilen. Die Höchstwerte liegen dabei zwischen 19 und 24 Grad. Lediglich im äußersten Süden regnet es bei maximal 15 bis 19 Grad noch öfters. Im Norden spuckt Tief DELIA, das mittlerweile mit seinem Kern etwas nördlich von Oslo liegt (Stand Sonntagmittag), noch ein wenig in die Wettersuppe. Einzelne Schauer und Gewitter stehen dabei auf dem Programm.

Zum Start in die neue Woche macht sich neuerlich eine warme Luftmasse aus dem Mittelmeerraum auf den Weg nach Mitteleuropa. Sommerliche Höchstwerte über 25 Grad und viel Sonnenschein stehen dann auf dem Programm. Nur an den Küsten und im angrenzenden Binnenland bleibt uns das leicht wechselhafte Schauerwetter erhalten. Dort sowie im Westen liegen die Höchstwerte meist zwischen 20 und 25 Grad.

Am Dienstag verstärkt sich die Warmluftzufuhr zwischen einem Tief über West- und Nordwesteuropa und hohem Luftdruck über Osteuropa noch deutlich. Verbreitet wird es hinter einer nach Norden durchschwenkenden Warmfront dann hochsommerlich warm bis heiß, denn die Luft kann direkt aus Südwesteuropa nach Mitteleuropa einfließen. Allerdings ist diese Luftmasse nicht nur sehr warm, sondern auch zunehmend feucht.

DWD 30 Grad in Sicht – aber nur voruebergehend 1

Die 30-Grad-Marke stellt mit Ausnahme des Nordens und Nordwestens kein allzu großes Hindernis dar. Die Sonne lacht oftmals vom Himmel, wenngleich sich hier und da Quellwolken dazu gesellen. Diese können sich am Nachmittag und Abend über dem süd- und südwestdeutschen Bergland sowie im äußersten Westen zu teils kräftigen Schauern und Gewittern ausbauen. Im Norden und Nordwesten fallen aus zeitweise etwas dichterer Bewölkung hier und da ein paar Tropfen und 30 Grad werden dort nicht erreicht.

Ab der Wochenmitte nimmt dann das Schauer- und Gewitterrisiko landesweit wieder deutlich zu. Lokal stehen erneut Unwetter auf dem Programm. Durch die Zufuhr von sehr feuchter Luft fühlt man sich dabei oftmals wie in einer Waschküche und auch nachts bleibt es sehr mild, teilweise stehen auch wieder Tropennächte an.
Maxima von über 30 Grad werden am Mittwoch noch im äußersten Osten und Südosten erwartet, aber auch sonst stehen sommerliche Werte zwischen 24 und 29 Grad auf der Agenda. Lediglich an der Nordsee und bei auflandigem Wind an der Ostsee wird es etwas weniger warm. In den Folgetagen gehen die Höchsttemperaturen dann aber wieder Stück für Stück etwas zurück und selbst die 25-Grad-Marke, die einen Sommertag definiert, wird am Wochenende immer seltener geknackt. Am ehesten ist dies noch im Süden und Osten der Fall.

DWD 30 Grad in Sicht – aber nur voruebergehend 2

Wer stabiles und hochsommerliches Hochdruckwetter sucht, muss sich auf den Weg nach Süd- und Südosteuropa machen. Dort gibt es nämlich badetaugliche 30 bis 40 Grad und viel Sonne. In Mitteleuropa deutet sich über längere Zeit stabiles Hochsommerwetter bis auf Weiteres nicht an.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.07.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tag des Bikinis

Vor 78 Jahren wurde der erste Bikini der Öffentlichkeit präsentiert. Erfinder war/ist der französische Modedesigner Louis Réard. Er wählte damals das Pariser Schwimmbad Piscine Molitor für seine Modenschau. Große Schwierigkeiten bereitete ihm das Finden eines Modells. Sein Bikini – der Name ist angelehnt an das Bikini-Atoll, auf dem zu der Zeit Atomtests stattfanden – war für damalige Zeiten zu freizügig und so musste er auf Micheline Bernardini zurückgreifen. Die damals 19-jährige verdiente ihr Geld als Stripperin im Casino de Paris.

Der durchaus knappe Zweiteiler, den Louis Réard am 05. Juli 1946 vorstellt, entsetzte vor allem die internationale Presse. Das männliche Publikum erfreute sich zu einem Großteil an der dargebotenen Mode. Im Ergebnis an den Aufschrei der Medien wurde der Bikini für einige Jahre an öffentlichen Stränden und in Badeeinrichtungen verboten. Erst in den späten 60er Jahren begann sich diese Art von Bademode durchzusetzen.

Zugegeben, das aktuelle Wetter lädt kaum zum Tragen eines Bikinis im Freien ein. Die letzten Tage und Wochen waren unbeständig mit wiederholten Schauern und Gewittern – bei denen man ein Bad im Freien unbedingt vermeiden sollte – und nur mäßig warmer Temperatur. Die wenigen Tage, an denen sich die Luft auf über 25 Grad erwärmte, schafften es kaum, die Seen adäquat aufzuheizen. Die Wassertemperatur an Nord- und Ostsee liegt aktuell bei 17 bis 19 Grad. Auch die deutschen Binnenseen warten selten mir mehr als 20 Grad auf.

DWD Tag des Bikinis

Leider sind die Aussichten für die kommenden Tage nicht besser. Zwar wird es am morgigen Samstag in der Osthälfte sehr warm mit Höchstwerten bis 31 Grad, von Westen her ziehen aber Schauer und Gewitter auf und ostwärts durch. Grund dafür ist Tiefdruckgebiet DELIA – aktuell mit Zentrum bei den Britischen Inseln – die aus Südwesten feuchte und warme Luft ins Land führt. Hochdruckgebiet CLAUDIO über Osteuropa hält mit feuchter und warmer Luft dagegen (siehe auch Bild unter diesem Abschnitt). Es bildet sich eine Konvergenz, die die feucht-warme Luftmasse hebt und so für Schauer und Gewitter sorgt. Eine zweite Gewitterzone stellt die Kaltfront des Tiefs dar. Sie passiert unser Land in den Nachmittags- und Abendstunden. Dahinter fließt dann deutlich kühlere Luft ein, die am Sonntag nur noch für Maxima zwischen 18 und 23 Grad sorgt.

DWD Tag des Bikinis

Die Gewitter am Samstag sind für einmal keine Wasserbomben. Die grundsätzlich mäßige bis frische Strömung sorgt für Zug der Schauer- und Gewitterzellen. Das lässt nicht genug Zeit, um viel Wasser an einem Ort abzuregnen. Dennoch sind Mengen um 20 l/qm in kurzer Zeit möglich. Bei Mehrfachtreffern von Gewittern an einem Ort können die Mengen auch höher ausfallen. Neben Starkregen kann sich kleinkörniger Hagel bilden, der örtlich in größeren Mengen auftreten kann. Hagelansammlungen sind also möglich. Zudem sind in der frischen Strömung häufiger Sturmböen an den Gewittern wahrscheinlich. Vereinzelt lassen sich auch schwere Sturmböen (um 100 Kilometer pro Stunde) nicht ausschließen.

In der neuen Woche wird mit südwestlicher Strömung wieder wärmere Luft zu uns geführt, zeitgleich gelangt aber auch feuchte Luft zu uns und nach kurzer Zwischenhochphase am Montag wir müssen uns im Wochenverlauf wieder vermehrt auf Schauer und Gewitter einstellen.

Diplom Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.07.2024
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Wahlwetter in Großbritannien

Großbritannien wählt ein neues Parlament, das im Vereinigten Königreich als Unterhaus bezeichnet wird. Seit dem Jahr 1935 fanden alle Unterhauswahlen an einem Donnerstag statt. Damit unterscheidet sich der Wahltermin bei den Untertanen von König Charles III von den Terminen in den meisten westlichen Demokratien. Dort wird überwiegend an Wochenenden gewählt, wie dies vor kurzem auch in Frankreich der Fall war.

Das heutige Wahlwetter gibt sich dabei, zumindest aktuell und gebietsweise, gar nicht wirklich britisch. Denn über weiten Teilen Englands scheint die Sonne. In der ist dazu als Zahlenwert der Sonnenschein zwischen 09 und 10 Uhr MESZ (in Minuten) angegeben. Diesbezüglich schafft es England auf 40 bis 60 Minuten, ebenso übrigens wie die Ostküste Schottlands und die beiden südschottischen Großstädte Edinburgh und Glasgow. Warum ausgerechnet der Südosten und Osten Großbritanniens so viel Sonne abbekommen, wird beim Blick auf die kleine, eingebettete Karte (entnommen aus wikipedia.de) klar. An den Gebirgszügen in Schottland, Nordengland und Wales stauen sich die von Westen und Nordwesten hereinziehenden Wolken, was an der Westküste und den dortigen küstennahen Gebieten dichte Wolken, entsprechend wenig Sonne und auch etwas Regen bedeutet (graue Wolkenbedeckung und grün-gelb-orange Radarreflektivitäten in). Insofern gibt sich das Wetter in Schottland und Wales britischer als in England.

DWD Wahlwetter in Grossbritannien

 

Ein kleines Schmankerl zeigt sich beim Blick auf die Wolkenstrukturen über Wales. Diese zeigen ein streifenförmiges Muster, wobei die Streifen von Nord-Nordost nach Süd-Südwest verlaufen und damit senkrecht zur Windrichtung orientiert sind. Ähnliche, wenn auch nicht ganz so scharf ausgeprägt, zeigen sich die Wolkenmuster über der Irischen See. Es handelt sich dabei um, also stationäre Wellen, die bevorzugt auf der windabgewandten Seite von Gebirgen entstehen. Das wellenförmige, durch das Gebirge erzwungene Auf und Ab der Luftpakete sorgt dafür, dass in gleichmäßigen Abständen vom Gebirgskamm streifenförmige Wolken entstehen. Nebenbei bemerkt: Solche  nutzen Gleitschirm- oder Segelflieger gerne, um Höhe zu gewinnen, was sie dadurch erreichen, dass sie wolkenparallel entlang der Aufwinde der  fliegen.

DWD Wahlwetter in Grossbritannien 1

Aber zurück zum Wahlwetter. Für die westliche bis nordwestliche Strömung sorgt das Tief CAPRICE, das heute Mittag vor der Küste Südnorwegens zu finden ist . Sein Frontensystem überquert den Norden Deutschlands heute von West nach Ost, auf der Rückseite der Front wird Polarluft in einem großen Bogen über Island nach Großbritannien transportiert, wobei sie sich erwärmt (schraffierte Pfeile). Auf der Karte, die von unseren britischen Kollegen stammt, ist südwestlich von Irland auch schon ein neues Tief zu erkennen, welches auf den Namen DELIA hört. DELIA sorgt insbesondere am Samstag über Deutschland für turbulentes Wetter, aber das ist eine andere Geschichte.

Für die Briten, auf denen heute unser Hauptaugenmerk liegt, stellt sich natürlich die Frage, ob der Regenschirm, möglicherweise mit Union-Flag-Muster, mit zum Wahllokal genommen werden muss. Diesbezüglich bringt mehr Klarheit.

DWD Wahlwetter in Grossbritannien 2

Auf der linken Seite sind die 12stündigen Niederschlagsmengen bis heute Abend um 20 Uhr MESZ nach dem britischen Vorhersagemodell UK10, rechts die nach dem DWD-Modell ICONEU abgebildet. Abgesehen vom Norden sollte es in England wohl trocken bleiben, relativ wenig Regen wird auch in Wales und Nordirland erwartet. In Schottland sieht dies dagegen deutlich anders aus. Kräftige Stauniederschläge haben die Modelle vor allem für den Nordwesten auf der Agenda, punktuell rechnen unsere Kollegen sogar mit mehr als 25 mm (Liter pro Quadratmeter) an Regen. Da ist ein adäquater Regenschutz sicherlich angebracht.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.07.2024
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Wenn Druckgradienten die arktische Meereisbedeckung beeinflussen

Der letzte Blick auf die Meeresbedeckung rund um die Polregionen liegt an dieser Stelle schon etwas zurück. Zeitlich gesehen näher wir uns Anfang Juli schon langsam der Mitte des nordhemisphärischen Sommer- und südhemisphärischen Winterhalbjahres an.

Zunächst schauen wir auf die Entwicklung in Arktis in den letzten Monaten. Am 13. März 2024 erreichte das arktische Meereis mit 15,12 Millionen Quadratkilometern seine maximale winterliche Ausdehnung in diesem Jahr. Dieser Wert war der vierzehntniedrigste seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1979. Nach dem Höchststand der Meereisausdehnung trat das Eis in der zweiten Märzhälfte zunächst nur langsam den Rückzug an. Verantwortlich dafür zeichnete sich das vorherrschende atmosphärische Zirkulationsmuster im März 2024. Dieses war gekennzeichnet durch einen starken Druckgradienten (hoher Druck bei Grönland steht niedrigem Druck über West- und Nordosteuropa gegenüber) über der Framstraße östlich von Grönland . Aus dieser Konstellation resultierten starke Winde aus nördlichen Richtungen, womit ein reger Meereisexport aus der Arktis nach Süden begünstig wurde, sodass eine relativ hohe Flächenausdehnung über den arktischen Gewässern erhalten blieb.

DWD Wenn Druckgradienten die arktische Meereisbedeckung beeinflussen

Die Meereisverluste im April und Mai lagen insgesamt im Bereich des langjährigen Durchschnitts, wobei die größten Verluste im April im Beringmeer und im Ochotskischen Meer zu verzeichnen waren. Der Mai war vor allem durch eine ungewöhnlich frühe Öffnung der östlichen Hudson Bay gekennzeichnet. Ursächlich dafür dürfte die Luftdruckverteilung im Mai gewesen sein. Hoher Druck über dem kanadischen Archipel stand niedrigerem Druck südlich davon gegenüber. Dies bedingte vermehrt östliche Winde über der Hudson Bay, die das Meereis nach Westen drückten.

DWD Wenn Druckgradienten die arktische Meereisbedeckung beeinflussen 1

Einschließlich des Mai 2024 beträgt der lineare Abwärtstrend der arktischen Meereisausdehnung für den Monat Mai 31.000 Quadratkilometer pro Jahr bzw. 2,3 Prozent pro Jahrzehnt im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Basierend auf dem linearen Trend seit 1979 hat der Mai 1,61 Millionen Quadratkilometer an Meereis eingebüßt, was in etwa der Größe von Alaska entspricht. Im Juni 2024 war vor allem in der ersten und dritten Dekade eine Beschleunigung des Meereisrückganges zu verzeichnen, während in der Monatsmitte der Eisverlust etwas langsamer von statten ging. Zum aktuellen Zeitpunkt beträgt die Meereisausdehnung 9,62 Millionen Quadratkilometer (01.07.2024). Visuell zeigt die folgende Animation den Meereisrückgang seit dem jahreszeitlichen Maximum Mitte März.

DWD Wenn Druckgradienten die arktische Meereisbedeckung beeinflussen

Von der Arktis legen wir nun gedanklich eine weite Strecke zur Antarktis zurück. Dort schreitet das Wachstum mit dem australischen Winter voran. Im Mai und Juni war die Wachstumsrate im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 zwar langsam, aber immer noch viel schneller als im zurückliegenden negativen Rekordjahr 2023. Am 1. Juli betrug die antarktische Meereisausdehnung 13,12 Millionen Quadratkilometer, was 1,75 Millionen Quadratkilometer unter dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 aber deutlich über der für den 01. Juli 2023 gemessenen Ausdehnung von 12,57 Millionen Quadratkilometern liegt.

DWD Wenn Druckgradienten die arktische Meereisbedeckung beeinflussen 2

Die Eiskante im Mai und Juni lag viel weiter südlich (unter der durchschnittlichen Ausdehnung) im östlichen Rossmeer-Sektor und der Amundsen-See sowie nördlich von Dronning Maud Land. Im Weddellmeer und unmittelbar westlich des Rossmeeres war die Ausdehnung höher (weiter nördlich) als im Durchschnitt. Dies hat zu einem ungewöhnlich asymmetrischen Ausdehnungsmuster um den antarktischen Kontinent geführt.

Das Negativrekordjahr 2023 beschäftigt derweil weiterhin die Wissenschaft. Eine  untersuchte das extrem niedrige antarktische Wintermaximum des vergangenen Jahres anhand von Modelldaten. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein solches Ereignis ohne Klimaerwärmung äußerst unwahrscheinlich ist. Wird der Treibhausgasantrieb mit einbezogen, wird das Ereignis wahrscheinlicher, ist aber immer noch selten. Die Modelle deuten darauf hin, dass es nach einem solchen extremen Tiefpunkt zu einer gewissen Erholung kommt, die in der Regel im folgenden Jahrzehnt eintritt, aber zu einer neuen, niedrigeren langfristigen durchschnittlichen Ausdehnung führt.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2024
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Extremwettervorhersagen des DWD nicht nur für Deutschland

In den letzten 50 Jahren hat sich die Zahl der extremen Wetterphänomene weltweit in einigen Fällen verfünffacht. Mehr als zwei Millionen Menschen haben ihr Leben verloren (Quelle: WMO). Auch das im Zusammenhang mit dem Extremwetterkongress 2021 aktualisierte Faktenpapier fasst den aktuellen Kenntnisstand zu Extremwetterereignissen in Deutschland zusammen und kommt zu folgender Aussage: „In Folge der globalen Erwärmung starke Veränderungen bei extremen Wetterereignissen. Dabei kommt es sowohl zu regionalen Verlagerungen, in deren Folge extreme Wetterereignisse in Gebieten auftreten, in denen diese bisher nicht aufgetreten sind. Ebenso kommt es innerhalb von Regionen – wie Deutschland – zu einer Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen und eine Abnahme anderer extremer Wetterereignisse wie beispielweise strenge Fröste.“

Im Bereich der Niederschläge und der Winde sind die Aussagen differenzierter und weniger eindeutig. Dennoch wurden im Rahmen eines insgesamt etwa zweijährigen Forschungsprojektes der Behördenallianz aus BBKTHWUBA und DWD einige wichtige Erkenntnisse gewonnen. Demnach ist für den Winter in Deutschland mit einer Zunahme der Auftrittswahrscheinlichkeit der heute 100- tägigen Niederschlagsereignisse um rund 25 % bis 50 % zu rechnen. Beim Wind ergibt sich lediglich für die Wintermonate deutschlandweit weitestgehend einheitlich eine Zunahme der Überschreitungswahrscheinlichkeit der rezenten 100- tägigen Spitzenböen je nach Modell um 25 % bis 100 %.

Die Zunahme an Extremereignissen ist aktuell schon national als auch im weltweiten Fokus deutlich zu beobachten. Aufgrund der zunehmenden Anforderungen bezüglich dieser extremen Wetterereignisse erweitern viele Wetterdienste ihre Beratungs- und Produktvielfalt.

Beim DWD wurde in der Vorhersagezentrale vor einigen Jahren ein Dienst installiert, der sich überwiegend mit den nationalen und internationalen schadensträchtigen Ereignissen beschäftigt und auch teilweise die Beratungstätigkeiten mit nationalen Behörden und Nutzern übernimmt.
Eine besondere Herausforderung stellen dabei die Produkt- und Beratungsanforderungen dar. Das Ziel eines Kundenprodukts in der Extremwettervorhersage ist es, wichtige Informationen auf einfache und verständliche Weise zu vermitteln, die dem Kunden vertraut ist. Je nach Nutzergruppe oder Behörde sind die Anforderungen vielschichtig. Räumlich und zeitlich stark variierende Punkt-Termin-Prognosen für einzelne Standorte wie z.B. Flughäfen oder räumlich und zeitlich stark variierende Prognosen für Gebiete oder topographisch strukturierte Gebiete wie Flusseinzugsgebiete stehen teilweise im Kontrast zu streckenbezogenen Prognosen (für Flugrouten, Straßen, Wasserstraßen etc.) oder regionale und globale Prognosen z.B. für Hilfsorganisationen bzw. die Bundeswehr.

Um diesen Anforderungen ausreichend zu genügen, nutzen die Mitarbeiter in der Vorhersagezentrale neben der normalen Modellvielfalt auch Extremwettertools wie z.B. EFas oder GloFas (Europäisches bzw. globales Hochwasserwarnsystem). Zusätzlich wurde im DWD auch ein einfacher Extremwetterindex (EWI) entwickelt. Um ein globales Vorhersageprodukt zu generieren, das weltweit Hinweise auf extreme Wetterereignisse im kurz- und mittelfristigen Bereich liefert, werden die Vorteile von Ensemble-Methoden sowie von klimatologischen Parametern genutzt und beide Verfahren kombiniert.

„EWI“ identifiziert homogen und konsistent Regionen, in denen Extremwetterereignisse sowohl auf Basis klimatologischer Informationen (EFISOT) als auch unter Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten (Ensemble) simuliert werden. Das 90 %-Perzentil entspricht einem „reasonable worst case„. Das Endprodukt enthält absolute Werte für die Schwere der erwarteten Ereignisse im bewährten 3-Farben-Stil, wobei in den hervorgehobenen Regionen mindestens ein 20-jähriges Ereignis (für den Referenzzeitraum +/-14 Tage) erwartet wird (siehe Abbildung 1).

DWD Extremwettervorhersagen des DWD nicht nur fuer Deutschland

Als Kundenprodukt wird vor signifikanten nationalen Warnlagen eine schematische Grafik konfiguriert und z.B. dem GMLZ (Gemeinsame Lagezentrum des Bundes) oder der Deutschen Bahn zur Verfügung gestellt. Eine einfache Form dieser Grafik wird dann auch häufiger über
die verschiedenen Social-Media-Kanäle des DWD bereitgestellt (siehe Abbildung 2).

DWD Extremwettervorhersagen des DWD nicht nur fuer Deutschland 1

Wie schon erwähnt, liegt der Schwerpunkt der Extremwettervorhersage nicht mehr nur auf Deutschland. Aufgrund der Globalisierung sowie der internationalen Vernetzung gelangen auch extreme Wetterereignisse im globalen Fokus zunehmend auf die Agenda.
Nahezu weltweit können Bundesbürger oder expandierte Firmen von Extremereignissen bedroht werden. Zudem ist der humanitäre Sektor stark von globalen Extremwettervorhersagen abhängig. Gleichermaßen wird die Arbeit der Meteorologen der Bundeswehr in dieser Hinsicht unterstützt. Für das GMLZ und die Bundeswehr wird dabei täglich für interne Zwecke eine sogenannte Weltwettergefahrenkarte erstellt (siehe Abbildung 3).

Bei der Produktion richtet sich der Blick auf mögliche internationale Hilfeleistungen von DRK und THW. Dabei werden Regionen mit geringerer Infrastruktur inklusive Katastrophenschutz bevorzugt behandelt. Hitze und Dürre werden in der Regel nicht in die Vorhersage aufgenommen. Auch sonst wird mit Blick auf die speziellen Anforderungen bei diesem Produkt auf Vollständigkeit verzichtet.

DWD Extremwettervorhersagen des DWD nicht nur fuer Deutschland 2

Seit einigen Jahren unterstützen die WMO-Mitglieder (Meteorologische Weltorganisation) humanitäre Organisationen und die Vereinten Nationen bei der frühzeitigen Planung von Schutzmaßnahmen sowie bei der Reaktion auf extreme Wetter- und Klimaereignisse.

Der DWD beteiligt sich mit großem Engagement am WMO Coordination Mechanism, da hiermit ein wichtiger Beitrag zur Minderung der Folgen von globalen Extremwetterereignissen geleistet wird (siehe Link 2). Die Unterstützung der Arbeit globaler humanitärer Hilfsorganisationen und auch der Vereinten Nationen mit bestmöglichen Vorhersagen ist eine sehr bedeutende und somit motivierende Tätigkeit für unsere MitarbeiterInnen. Diese stärken im Rahmen der Tätigkeit zudem ihr hochkompetentes Expertenwissen in der Vorhersage, Klimatologie und des Impacts der global zunehmenden Extremereignisse. Hiervon profitiert der DWD auch national, da selbst die Bundesrepublik Deutschland durch den Klimawandel bereits mit nie dagewesenen Extremereignissen konfrontiert wird.

Die WMO stellt in diesem Sinne mit Hilfe von Wetterdiensten einzelner Mitgliedsstaaten globale und regionale Wochenvorhersagen z.B. für UNHCR (UN-Flüchtlingskommissariat) oder UN-OCHA (Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten) bereit. Teile der globalen Wochenvorhersage für das UNHCR (UN-Flüchtlingskommissariat) werden von Mitarbeitern der Vorhersagezentrale des DWD jeden Donnerstag produziert (siehe Abbildung 4 und Link 3). Dabei ist der DWD derzeit für Südamerika, Mittelamerika und die Karibik sowie Süd- und Südwestasien verantwortlich. Zudem hat die Vorhersagezentrale die Backup-Funktion inne und unterstützt das WCM-Team in Genf koordinierend. Bei den Wochenvorhersagen steht der Impact im Vordergrund und keine meteorologischen Schwellenwerte. Um die Qualität der Vorhersagen zu überprüfen und zukünftige Prognosen zu optimieren, werden die Produkte verifiziert.

DWD Extremwettervorhersagen des DWD nicht nur fuer Deutschland 3

Mit einem veränderten Klima und der fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung verändert sich auch das Aufgabenspektrum der Meteorologen im DWD. Der Fokus wandert zunehmend zu nationalen Unwetterlagen und internationalen Extremwetterereignissen sowie der Kommunikation dieser. Dabei stellt der Wissens- und Faktentransfer in der Beratung eine bedeutende Herausforderung dar, der in Zukunft weiter an Wichtigkeit gewinnt.

Dipl.- Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wenn die Schafe frieren…

Seit einigen Tagen rückt polare Kaltluft immer näher an Deutschland heran und hält nun vollends Einzug in weite Landesteile. Dabei erstrecken sich die Hochs „Xenophilius“ und „Yogi“ vom Nordatlantik bis nach Mitteleuropa und ins Europäische Nordmeer. Die Tiefdruckgebiete „Swantje“ und „Uljana“ über Nordeuropa sorgen hingegen für eine nördliche Strömung, die die kalte Luft aus polaren Regionen über das Europäische Nordmeer und die Nordsee bis nach Deutschland führt.

DWD Wenn die Schafe frieren…

Auf ihrem Weg über das Wasser wird die Luft zwar etwas erwärmt, dennoch ist die Temperatur für die Jahreszeit etwas zu kalt. Derzeit liegt die durchschnittliche Tagesmitteltemperatur im Flächenmittel in Deutschland etwa bei 16 Grad Celsius, wenn man von der klimatologischen Referenzperiode von 1991 bis 2020 ausgeht. Am gestrigen Dienstag, dem 11. Juni, betrug die deutschlandweite Mitteltemperatur hingegen unter 12 Grad Celsius. Am heutigen Mittwoch (12. Juni) kann die Tagesmitteltemperatur sogar noch etwas niedriger ausfallen.

DWD Wenn die Schafe frieren… 1

Die Abkühlung wird jedoch nicht nur durch den fehlenden Wärmeinhalt der zugeführten Luftmasse hervorgerufen. Besonders bei wie derzeit vorherrschendem ruhigem Wetter mit schwachen Luftdruckgegensätzen ergibt sich ein Teil aus der nächtlichen Ausstrahlung. So konnte beispielsweise in der vergangenen Nacht zum Mittwoch punktuell in sogenannten „Kältelöchern“ sogar leichter Frost in Bodennähe beobachtet werden.

Ein waschechter Bauer, aber auch der regelmäßige Thema-des-Tages-Leser vermutet nun wahrscheinlich schon, dass es sich bei der derzeitigen kühlen Witterung um die Schafskälte handeln muss, eine meteorologische Singularität oder auch Witterungsregelfall genannt. Darunter werden Wetterlagen zusammengefasst, die zu bestimmten Zeiten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten. Sie weisen eine deutliche Abweichung von einem glatten Verlauf von Temperatur und/oder Niederschlag auf, was sich auch im vieljährigen Mittel widerspiegelt. Eine dieser Witterungsregelfälle ist die Schafskälte.
Merkmal der Schafskälte ist, wie schon der Name suggeriert, ein kühler Witterungsabschnitt, der häufig Mitte Juni eintritt. Je nach genauer Definition dieser Singularität kann die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens des Ereignisses recht unterschiedlich sein. Definiert man für die Schafskälte den Zeitraum 10. bis 12. Juni, so liegt die Wahrscheinlichkeit für eine unterdurchschnittliche Lufttemperatur bei etwa 80 Prozent, für eine überdurchschnittliche Niederschlagsaktivität bei rund 55 Prozent. Aufgrund des Klimawandels nimmt allerdings die Eintrittswahrscheinlichkeit für diese Kaltluftperiode immer weiter ab.

Was haben aber nun Schafe mit der kühlen Witterung zu tun? Da die Hirten traditionell zum Ende des Frühjahrs ihre Schafe scheren, kann es den frisch „rasierten“ Schafen – je nach Intensität der Schafskälte – nun ziemlich kalt werden. Bei besonders kalten Temperaturen ist die Situation für die Tiere sogar durchaus gefährlich, weshalb Muttertiere und Lämmer erst nach dem Kälteeinbruch geschoren werden. Dies bescherte diesem Witterungsregelfall seinen Namen.

Lange hält die aktuelle Schafskälte jedoch nicht an. Zum Freitag fließt bereits wieder wärmere Luft aus südwestlicher Richtung ein. Zwar wird es im Laufe des bevorstehenden Wochenendes wieder wechselhafter mit zeitweiligen Niederschlägen, dennoch liegen die Höchstwerte bis Sonntag meist wieder zwischen 20 und 25 Grad. Nächtlicher Bodenfrost ist dann ebenfalls kein Thema mehr. Zu Beginn der neuen Woche werden insbesondere in der Südosthälfte auch wieder Sommertage mit Höchstwerten von deutlich über 25 Grad erwartet.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Großen Seen

Seit 1973 wird die Eisausdehnung auf den Großen Seen an der Grenze zwischen Kanada und den USA per Satellit gemessen. Durchschnittlich frieren 53 Prozent der Fläche der Großen Seen im Winter zu. Das Maximum der Eisausdehnung wird üblicherweise Ende Februar bis Anfang März erreicht. Mitte Februar lag die Eisausdehnung auf allen fünf Seen allerdings bei gerade mal 2,7 Prozent und abgesehen von einem kurzen Peak zum Ende des Monats stieg die durchschnittliche Ausdehnung auch nicht mehr nachhaltig an (siehe Abb. 1). Auf dem Eriesee gab es zu diesem Zeitpunkt sogar so gut wie gar kein Eis. Eine solch geringe Ausdehnung wurde seit Beginn der Satellitenmessungen noch nie registriert.

 

DWD Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Grossen Seen

Den Grundstein für die Bildung von Eis auf den Großen Seen legen die Wetterlagen zu Beginn eines jeden Winters im Dezember. Die ersten Vorstöße arktischer Luftmassen nach Süden sorgen für eine nachhaltige Abkühlung des Wassers. Der Eisbildungsprozess beginnt in geschützten Buchten und entlang der Küstenlinien und setzt sich dann bei entsprechend kalter Witterung über den Winter fort. Bleiben die Kaltluftvorstöße in den frühen Wintermonaten aus, wird die Zeit knapp, bis zum Ende der Saison eine signifikant große Eisausdehnung zu erreichen. Bereits in den vergangenen Jahren wurden immer häufiger Dezember mit viel zu hohen Temperaturen beobachtet. Dieses Jahr lagen die Temperaturen im gesamten Winter signifikant über dem Durchschnitt. In der Abbildung zeigt sich eindrücklich, dass sich bis in den Januar hinein kaum Eis auf den Großen Seen gebildet hatte. Erst Mitte Januar stieß arktische Kaltluft bis in die Mitte der Vereinigten Staaten vor. Als nachhaltig konnte dieser Wintereinbruch jedoch nicht bezeichnet werden, was sich direkt in der zurückgehenden Eisausdehnung zeigte.

Insgesamt ist in den vergangenen 50 Jahren die Eisausdehnung auf den Großen Seen pro Dekade um etwa 5 Prozent zurückgegangen, im gesamten Zeitraum also um etwa 25 Prozent. Zudem ist die Periode mit Eis auf den Gewässern im Mittel fast einen Monat kürzer als noch in den 70er Jahren. Im zurückliegenden Winter 2023/2024 stand das Wetterphänomen El Niño im Verdacht, entfernt Einfluss auf die Eisausdehnung auf den Großen Seen zu haben. El Niño ist zwar ein Phänomen, das sich im äquatorialen Pazifik abspielt, die Fernwirkung ist jedoch beachtlich. Letztlich wird vermutet, dass nicht allein der El Niño die geringe Eisausdehnung verursacht hat. Auch Veränderungen anderer globaler Meeresströmungen wirken sich auf die Großwetterlagen über Nordamerika aus, welche wiederum die Klimatologie der Großen Seen beeinflussen. Im Grunde zeigen sich die steigenden Temperaturen in Verbindung mit der bis in den Herbst hinein andauernden Speicherung der sommerlichen Wärme in den Seen verantwortlich. In einem Artikel des Umweltforschungslabors der Großen Seen der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) wird der Klimawandel zwar nicht explizit erwähnt, dennoch wird darauf hingewiesen, dass der letzte starke El Niño die extrem geringe Eisausdehnung voraussichtlich „nur“ verschlimmert hat. Sowohl die ohnehin über die vergangenen Jahrzehnte gestiegenen Temperaturen – also häufiger werdenden milden Winter – als auch kürzere Perioden mit nach Süden vorstoßenden arktischen Luftmassen sind hauptverantwortlich für die geringe Eisausdehnung. Ähnlich wie in Europa ist in großen Teilen der kontinentalen USA in den Wintermonaten ein Erwärmungstrend zu beobachten. Rund um die Großen Seen (Bundesstaaten Iowa, Michigan, Minnesota, North Dakota, South Dakota and Wisconsin) ist der Trend jedoch am dramatischsten.

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst