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Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE

Tief ANNELIE sorgte in einigen Teilen Deutschlands für eine unruhige Nacht. Unwetterartige Gewitter mit heftigen Starkregen, Hagel, hohen Blitzraten und schweren Sturmböen sorgten für einige Turbulenzen. Betroffen davon war vor allem der Westen und gebietsweise auch der Norden Deutschlands.
ANNELIE hatte ihren Ursprung über Südostfrankreich und verlagerte sich im Laufe des gestrigen Samstags in den Westen Deutschlands. Dabei wurden auf der Vorderseite des Tiefs heiße und sehr feuchte Luftmassen herangeführt. Im Süden stiegen die Temperaturen in den Niederungen auf schweißtreibende Werte von deutlich über 30 Grad an. Spitzenreiter war Kitzingen mit 35,0 Grad. Zudem war die Luftmasse sehr feucht. Am Abend lagen die in der Südhälfte verbreitet bei über 20 Grad. Stellenweise wurden sogar Taupunkte um 25 Grad registriert.

DWD Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE

In dieser schwülwarmen bis heißen Luftmasse fehlte aber zunächst der Hebungsantrieb, sodass sich die Gewitteraktivität bis zum Abend in Grenzen hielt und somit bestes Bade- und Grillwetter herrschte. Erst im Laufe des Abends mit Annäherung von Tief ANNELIE kamen von Frankreich und Benelux die ersten kräftigen Gewitter auf. Im Verlauf des Abends formierte sich über dem äußersten Westen Deutschlands ein erstes Gewittercluster. An dessen Südostseite entwickelte sich ein erstes unwetterartiges Gewitter mit heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen, welches für eine kurze Pause beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Dänemark sorgte.

Zur gleichen Zeit zog auch ins Saarland und nach Rheinland-Pfalz ein größeres Gewittersystem, dass sich bis Mitternacht nach Hessen ausbreitete. Dabei kam es zu heftigen Starkregen und schweren Sturmböen. Örtlich wurden Niederschlagsmengen bis 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb von wenigen Stunden gemessen. Im weiteren Verlauf der Nacht verlagerte sich der Gewittercluster unter Abschwächung weiter nach Nordosten. Gegen Morgen wurden dann aber kaum noch Unwetterschwellen erreicht.

DWD Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE 1

Auch von Niedersachsen bis nach Brandenburg entwickelten sich bereits am Abend gebietsweise kräftige Gewitter. Dort trat neben heftigem Starkregen auch häufiger Hagel auf. Lokal eng begrenzt wurden innerhalb von wenigen Stunden Niederschlagssummen um 60 Liter pro Quadratmeter beobachtet.

DWD Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE 2

Trotzdem blieb die Gewitterlage der vergangenen Nacht glücklicherweise etwas hinter den Erwartungen. Vor allem die Windentwicklung während der Gewitter war schwächer ausgeprägt als gedacht. Dies könnte zum einen daran gelegen haben, dass die atmosphärische Grundschicht feuchter war als von den Modellen prognostiziert. Dadurch entfalten Gewitterfallböen nicht ihr volles Potenzial. Durch eine stärkere Verdunstung von Wassertröpfchen kühlt das Luftpaket nämlich innerhalb des Abwindbereiches eines Gewitters stärker ab. Dadurch wird dieses beschleunigt, da kühlere Luftmassen relativ zur Umgebungsluft eine höhere Dichte aufweisen. Dies führt zu höheren Windgeschwindigkeiten am Erdboden in der Nähe des Gewitters. Zudem war der Organisationsgrad der Gewittersysteme nicht so stark ausgeprägt, wie von den Vorhersagemodellen prognostiziert. Dadurch ist der Transport höherer Windgeschwindigkeiten in niedrigere Luftschichten schwieriger. Beide Faktoren könnten eine entscheidende Rolle gespielt haben und erklären, warum an den amtlichen Wetterstationen gestern Abend und eingangs der Nacht keine Orkanböen gemessen wurden.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Update: Winterintermezzo im Süden

Insgesamt herrscht über Deutschland relativ ruhiges, wenngleich auch nicht immer freundliches Wetter. Dafür verantwortlich ist Hoch JASPER über Skandinavien, das einen Großteil der Tiefdruckaktivitäten über Mitteleuropa blockiert. Tiefdruckgebiete tummeln sich über Westeuropa und dem Nordatlantik, auf ihrem Weg nach Osten müssen sie südlich um Hoch JASPER ausweichen und ziehen damit eher über Südeuropa gen Osten.

DWD Update Winterintermezzo im Sueden

Die Schwachstelle in der ruhigen Wetterlage befindet sich daher über den südlichen Landesteilen bzw. noch genauer südlich der Alpen mit Auswirkungen bis ins deutsche Alpenvorland. Über Oberitalien bildet sich eine Zone tiefen Luftdrucks. Mit einer südlichen bis südöstlichen Strömung werden dann feuchtere Luftmassen bis ins Alpenvorland geführt. Diese treffen auf eine etwas kühlere Luftmasse nördlich der Alpen, die auf der Südflanke des Skandinavienhochs aus Ost bis Nordost Richtung Alpen geführt wird. Durch diese gegeneinander geführten Strömungen entstehen Hebungsprozesse und im späteren Tagesverlauf setzen von den Alpen nordwärts ausgreifend Niederschläge ein, die teils bis in den Donnerstag andauern. Die Schneefallgrenze sinkt dabei in der Nacht zum Mittwoch auf 600 bis 800 m, so dass insbesondere in Alpentälern aber auch in Teilen des Alpenvorlandes bis in tiefe Lagen Schnee fällt. Die intensivste Niederschlagsphase wird für die Nacht zum Mittwoch erwartet. Schneien wird es aber bis in die Nacht zum Donnerstag hin. Insbesondere am direkten Alpenrand und Richtung Allgäu sind insgesamt Neuschneemengen bis etwa 20 cm zu erwarten, in Staulagen lokal auch mehr. Die entsprechenden Warnungen  wurden bereits herausgegeben. Zum Donnerstag verliert dann das Tief südlich der Alpen durch seine weitere Verlagerung nach Osten allmählich an Einfluss auf das Wetter am Alpenrand, die Schneefallgrenze steigt langsam wieder an und die Niederschläge klingen in der Nacht zum Donnerstag von Westen allmählich ab.

Und das war es dann auch wieder mit dem Winterintermezzo im Süden. Im Verlauf des Donnerstages dehnt sich das Skandinavienhoch südwärts aus und sorgt für weitgehend trockene und zunehmend freundliche Bedingungen. Auch wenn sich zum Wochenende die westeuropäische Tiefdruckzone langsam annähert und voraussichtlich auch zeitweilig Wolkenfelder von Südwesten über Deutschland hinweg ziehen können, bleibt uns das hochdruckdominierte, weitgehend störungsfreie und dann häufig auch freundliche Wetter zunächst erhalten. Nennenswerte Niederschläge deuten sich nach aktuellem Vorhersagestand frühestens zum Sonntag an. Winterliche Wettererscheinungen sind abgesehen von gebietsweisem Nachtfrost und lokaler Glätte nicht zu erwarten.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2024
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Das Wetter in Europa zum meteorologischen Frühlingsbeginn

Nach dem bisher mildesten Februar (siehe Thema des Tages vom 25.02.2024) seit 1880 mit hauptsächlich in der Nordhälfte und der Mitte Deutschlands reichlich Niederschlag und viel Wind, beruhigte sich das Wetter seit dem letzten Wochenende deutlich. Am heutigen Montag befinden wir uns unter schwachem Einfluss eines Höhentroges über Frankreich. Dieser ist für Deutschlands aber nur wenig wetterwirksam. Immerhin kam es in der vergangenen Nacht in der Südwesthälfte aber zu Niederschlägen, die im Hochschwarzwald und anfangs auch im Hochsauerland zeitweise sogar als Schnee fielen. Oberhalb etwa 1000 Metern gab es zum Teil wenige Zentimeter Neuschnee.

Auch in den kommenden Tagen setzt sich das überwiegend ruhige und weiterhin milde Wetter bei uns fort. Ganz anders sieht es dagegen im zentralen Mittelmeerraum aus. Über Westeuropa kommt es in den nächsten Tagen zu einem Abschnürungsvorgang eines Höhentiefs mit Zentrum über Frankreich von der Höhenströmung. Das zugehörige Bodentief YUE verlagert sich zusammen mit dem Höhentief im weiteren Verlauf von Südfrankreich nach Italien und sorgt im Mittelmeerraum für kräftige Niederschläge. Vor allem in Norditalien kommen teils unwetterartige Niederschlagsmengen zusammen, die in den Hochlagen als Schnee fallen. In Südtirol werden in Staulagen bis Freitag Niederschlagssummen von 200 bis 300 mm erwartet. Oberhalb etwa 1500 Meter können dabei um 150 cm Neuschnee fallen.

Auf der Rückseite des Tiefs gelangen zudem kühlere Luftmassen in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum. Dadurch werden im westlichen Mittelmeerraum nur noch an der Südküste Spaniens knapp 20 Grad erreicht. Ansonsten liegen die Temperaturen dort meist im Bereich des Mittels von 1991 bis 2020, oder leicht darunter. Zum meteorologischen Frühlingsbeginn verlagert sich das Bodentief voraussichtlich unter deutlicher Abschwächung in den östlichen Mittelmeerraum. Dadurch lassen auch die Niederschläge im Mittelmeerraum und vor allem in den Südalpen deutlich nach.

Gleichzeitig dehnt sich über Westeuropa erneut ein Höhentrog nach Süden aus (siehe Abbildung 1). Auf seiner Vorderseite werden milde Luftmassen über Osteuropa bis nach Skandinavien geführt. Somit zeigt das Thermometer zum kommenden Wochenende selbst in Nordskandinavien tagsüber deutliche Plusgrade an. Auch in den Nächten bleibt es bis nach Südskandinavien und zum Baltikum häufiger frostfrei. Richtiges Winterwetter mit Schnee und Kälte bleibt somit in Europa Mangelware. Ganz im Gegenteil. In weiten Teilen von Zentral- und Osteuropa liegen die Höchstwerte um 15 Grad und damit teils deutlich über dem Klimamittel von 1991 bis 2020 (siehe Abbildung 2 und 3).

 

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn 1

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn

DWD Was erwartet uns zum kommenden Wochenende

Was erwartet uns zum kommenden Wochenende?

In Deutschland gestaltet sich das Wetter nach Osten überwiegend niederschlagsfrei und recht mild. Im Westen macht sich das Frontensystem eines kräftigen Tiefdruckgebietes über dem Nordmeer allmählich bemerkbar. Die Niederschlagsmengen halten sich allerdings voraussichtlich in Grenzen. Meist werden nur wenige Liter pro Quadratmeter erwartet. Ansonsten gibt es einen Wechsel von dichten Wolken und etwas Sonnenschein. Dazu liegen die Temperaturen mit 9 bis 15 Grad im vorfrühlingshaften Bereich. Dies wird sich nach dem ungewöhnlich milden Februar allerdings nicht nach großer Frühlingswärme anfühlen.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ungewöhnliche Februarwärme

In den nächsten Tagen bis einschließlich Freitag (16.2.) ereignet sich der nächste markante Vorstoß sehr milder Luftmassen nach Deutschland. Es ist nicht der erste in diesem Februar und es erhärtet sich der Verdacht, dass der Monat wieder einmal zu den wärmsten seiner Zunft werden könnte. Anlässlich des heutigen Bergfestes wollen wir mal schauen, wo wir zur Hälfte des Monats tatsächlich stehen.

Die Großwetterlage im Februar ist im Wesentlichen geprägt von einer aktiven Westdrift. Dabei kann sich zwischen hohem Luftdruck über Südeuropa und Tiefdruckgebieten über Nord- und Westeuropa eine zumeist westliche bis südwestliche Strömung einstellen, mit der mal mehr, mal weniger milde Atlantikluft zu uns nach Mitteleuropa gelangt (siehe Abbildung 1). Nur der Norden und Nordosten kam zu Beginn des Monats vorübergehend in den „Genuss“ deutlich kälterer Luft. Der maritime, wolkenreiche Charakter der Luftmasse führte zudem dazu, dass es in den Nächten kaum auskühlen konnte. Es liegt also nahe, dass wir es in jeglicher Hinsicht mit überdurchschnittlichen Temperaturen zu tun haben – und der Schein trügt nicht!

DWD Ungewoehnliche Februarwaerme

Abbildung 2 zeigt den über alle Stationen in Deutschland gemittelten Verlauf von Höchst- und Tiefsttemperatur sowie den des Tagesmittelwertes bis einschließlich Dienstag, den 13.2. Um die Messwerte einschätzen zu können, werden die Messungen mit den vieljährigen Mittelwerten des
Zeitraumes 1991-2020 verglichen.

Alle drei Kurven liegen bisher über den kompletten Monat deutlich über den Referenzwerten. Die gemessenen Tiefsttemperaturen entsprechen in etwa den Höchsttemperaturen, die auf Grundlage der Klimamittelwerte eigentlich zu dieser Jahreszeit zu erwarten wären! Auffällig sind die beiden „Wärmewellen“ zwischen dem 3. und 5.2. sowie um den 9. und 10.2. herum. Bezeichnend ist, dass selbst in den Temperaturtälern nicht annähernd Normalwerte erreicht werden. Der nächste „Buckel“ der kommenden Wärmewelle zeichnet sich in den Vorhersagen sogar noch weitaus stärker im Temperaturverlauf ab, als die vorherigen.

DWD Ungewoehnliche Februarwaerme 1

DWD Ungewoehnliche Februarwaerme 2

Die beständig überdurchschnittlichen Temperaturen führen zu einem anwachsenden „Überschuss“, wie man dem fortlaufenden Temperatur-Monatsmittel in Abbildung 3 entnehmen kann. Es hat sich zwischen 6 und 7 °C eingependelt, was einer Abweichung von 5 bis 6 Kelvin entspricht. Im
Zuge der nächsten Wärmewelle steigt das Mittel sogar nochmal etwas an. Solche Februartemperaturen suchen ihres Gleichen! Die bisher wärmsten Februarmonate datieren aus den Jahren 1990 (Temperaturmittel: 5,7 °C), 2020 (5,3 °C) und 2002 (5,1 °C). Ob es auch am Ende für einen neuen Rekord reicht, ist allerdings noch fraglich, da die Modelle im Laufe der kommenden Woche einen allmählichen Temperaturrückgang zumindest auf Normalwerte andeuten. Um diesen Temperaturüberschuss deutlicher aufzuzehren und den Monat aus den Top-3 zu werfen, bedarf es aber schon einer sehr markanten, mehrtägigen Kaltluftperiode in der zweiten Monatshälfte. Und die ist bisher noch nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetterumstellung

Hoch HANNELORE, welches in den letzten Tagen in Deutschland für ruhiges und teils sonniges Winterwetter gesorgt hat, weicht immer mehr nach Nordwesten Richtung Island aus und macht den Weg für Tief DAVINA über Skandinavien frei. Im Norden und in der Mitte des Landes ist die Umstellung bereits in Form von dichter Bewölkung mit leichten Niederschlägen erfolgt. Schneegriesel und Sprühregen haben zudem in den vergangen Tagen auf dem gefrorenen Boden zu Glatteisbildung auf Gehwegen und Straßen geführt.

DWD Wetterumstellung

Am heutigen Samstag erreichen die Tiefausläufer des Tiefs DAVINA Norddeutschland und bringen neue Niederschläge mit. Mit dem stark auffrischenden westlichen Wind steigen die Temperaturen dort auf Werte zwischen 6 und 3 Grad an, so dass keine Glättegefahr mehr besteht. Lediglich in den Mittelgebirgen, wo sich die Kaltluft hartnäckig hält, kann es stellenweise zu Glätte durch etwas Schnee oder gefrierenden Sprühregen kommen. Südlich des Mains ist es hingegen unter Hochdruckeinfluss niederschlagsfrei und südlich der Donau zeigt sich sogar die Sonne bei Höchstwerten zwischen +2 und -3 Grad.

In der Nacht zum Sonntag bleibt es im Norden bis zur Mitte stark bewölkt und windig mit zeitweiligem leichtem Regen. In den Mittelgebirgen besteht weiterhin Glättegefahr durch etwas Schnee oder gefrierenden Sprühregen. Südlich des Mains ist der Himmel teils stark bewölkt, teils auch klar vor allem südlich der Donau. Dabei kann sich stellenweise Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen im Norden zwischen +4 und +1 Grad, in der Mitte um den Gefrierpunkt und im Süden zwischen -2 und -9, in einigen Alpentälern um -11 Grad.

DWD Wetterumstellung 1

Am Sonntag profitiert der Süden weiterhin von der Sonne. Zudem sorgt der auffrischende westliche Wind für stärkere Durchmischung der Luftmassen, sodass die Temperaturen teils auf Werte über 0 Grad ansteigen. Nördlich der Donau zeigt sich der Himmel meist bedeckt und gebietsweise kommt es zu leichten Niederschlägen, die vor allem im Bergland als Schnee oder gefrierenden Sprühregen niedergehen. Dabei ist es sehr windig, im Bergland sowie an der See stürmisch bei Höchstwerten zwischen 0 Grad in den Mittelgebirgen und 5 Grad an der Nordsee.

Die neue Woche beginnt wechselhaft mit zahlreichen Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Im Nordwesten sind sogar vereinzelte Gewitter dabei. Am Nordrand der Mittelgebirge kann es zudem längere Zeit schneien. Tagsüber liegen die Höchstwerte zwischen 0 und +5 Grad, nachts zwischen 0 und -5 Grad. Dabei muss tagsüber im Bergland und bei kräftigen Schauern sowie allgemein nachts mit Glätte durch Schnee oder überfrierenden Nässe gerechnet werden. Dazu weht ein frischer, in Böen starker bis stürmischer Westwind. Im Bergland und an der See gibt es Sturm.

Nach einer kurzen Wetterberuhigung am Dienstag bahnt sich zur Wochenmitte eine gefährliche Wetterlage an. Denn von Südwesten greifen neue Niederschläge auf die Südhälfte Deutschlands über. Dabei sind starke Schneefälle und gefrierender Regen mit erheblichen Verkehrsbehinderungen wahrscheinlich. Welche Regionen dann besonders betroffen sind kann man noch nicht genau vorhersagen.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2024
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Phänomenal

Beim ersten Blick auf die aktuelle Wetterkarte sieht man viele Wolken im Norden und viel Sonne im Süden. Diese Wetterzweiteilung kommt bei unserem recht langgestreckten Land häufiger vor. Und meistens ist auch der Süden auf der „schönen“ Seite. Wobei Schönheit klar im Auge des Betrachters liegt. Aber es verbergen sich heute noch zwei weitere Phänomene darin, die man bei kurzem Hinschauen glatt übersehen kann. Beide Phänomene stehen miteinander in Verbindung. Finden Sie sie?

DWD Phaenomenal

Phänomen Nummer eins ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Man muss Ortskenntnis besitzen.

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Im Zoom (oben) lässt sich aber vielleicht erkennen, dass es auf den Bergen wärmer ist als in den Niederungen. Normalerweise nimmt die Temperatur mit der Höhe kontinuierlich ab. Dank des Hochdruckeinflusses aber wird die Luft auf den Boden gepresst und es findet kein vertikaler Austausch statt. Beim Absinken der Luftmassen im Hoch (daher auch Absinkinversion) wird die Luft zusammengedrückt und erwärmt sich adiabatisch, also ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung. Je tiefer die Luft sinkt, umso wärmer wird sie. Da sie trocken ist, nennt man die Erwärmung „trockenadiabatisch“.

Am Boden liegt nun noch die feuchte und kühle Luft der letzten Tiefdruckgebiete. Zwischen dieser und der trockenadiabatisch erwärmten Hochdruckluft bildete sich eine Sperrschicht, sie wird „Inversion“ genannt. Zu erkennen ist das auch im Vertikalprofil der Temperatur am Beispiel Stuttgart von heute Vormittag (unten). Die Temperatur steigt mit der Höhe, bis sie schließlich oberhalb der Absinkinversion wieder abnimmt.

DWD Phaenomenal 3

Die Sperrschicht kann aufgrund des anhaltenden Hochdrucks und der stabilen Wetterlage nicht durchbrochen werden. Infolgedessen erwärmen sich die Luftschichten unterschiedlich stark. Dabei bleibt am Boden die kühlere und feuchtere Luft liegen, während sich in der Höhe trockene und warme Luft durchsetzt. Da auch am morgigen Montag keine Wetterumstellung in Sicht ist, kann sich die Inversion sogar noch verstärken.

Phänomen Nummer zwei ist gut zu erkennen und befindet sich im Norden, östlich einiger Mittelgebirge – Leewellen.

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Leewellen bilden sich, wie der Name schon sagt, im Lee von Hindernissen. Das Lee ist die windabgewandte Seite eines Hindernisses, hier der Mittelgebirge. Sie entstehen, wenn Luft in einer stabilen Schichtung ein Hindernis überströmen muss. Dass die Luft gerade stabil ist, haben wir bereits oben am Phänomen der Inversion gesehen.

Bei der Bildung von Leewellen wird ein Luftpaket bereits im Luv (der windzugewandten Seite) nach oben abgelenkt und gelangt dort in eine Schicht, die vergleichsweise wärmer ist als das Luftpaket selbst. Nun ist kalte Luft aber schwerer als wärmere und sinkt demzufolge wieder ab. Dabei sinkt das Paket in kältere Luft und stiegt wieder auf und der oben beschriebene Vorgang wiederholt sich. Durch die schwingende Bewegung um einen Ausgangszustand herum entsteht ein Wellenmuster, das wir auf dem Satellitenbild wiederfinden. Weil die Schwerkraft bei diesen Wellen die dominante Kraft ist, werden Leewellen den Schwerewellen zugeordnet.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetter „nach Plan“?

Mit großen Schritten nähern wir uns dem Weihnachtsfest. Für viele stellt Heiligabend der schönste Tag des Jahres dar. Dabei wünscht man sich natürlich, dass das Wetter in diesem Jahr auch mal wieder „mitspielt“. Denn wer träumt an Weihnachten nicht von einem Spaziergang in der klaren Winterluft auf knirschendem Schnee. Anschließend wärmt man sich bei einem leckeren Heißgetränk in der warmen Stube wieder auf und schaut aus dem Fenster auf eine weiße Winterlandschaft und einen ulkig aussehenden Schneemann im Garten.

Oftmals erreichen uns bereits einige Wochen vor Heiligabend die ersten Anfragen nach dem Weihnachtswetter. Allerdings muss man diese Ungeduldigen zunächst vertrösten. Lediglich ein paar statistische Aussagen lassen sich im Vorfeld treffen. So stellt die „Weiße Weihnacht“ in weiten Teilen Deutschlands eher eine Seltenheit dar, zumindest wenn man nicht gerade in den höheren Mittelgebirgen oder am Alpenrand wohnt. Häufig dominiert das „grüne Weihnachtsfest“.

DWD Wetter nach Plan

Der erste Schnee der Saison fällt zwar oft bereits Ende November, jedoch folgt danach meist eine mildere Phase. Im Dezember kann es dann zu weiteren Kaltluftvorstößen und weiterem Schneefall kommen. Doch „pünktlich“ vor dem Fest ist die weiße Pracht dann meist wieder dahin. Das berüchtigte „Weihnachtstauwetter“ stellt sich ein. Dabei strömen von Westen her milde Luftmassen vom Atlantik heran, die das Wetter wechselhaft gestalten und den zuvor gefallenen Schnee häufig vollständig wieder aufzehren. Das Weihnachtstauwetter zählt daher nicht umsonst zu den sogenannten Singularitäten (auch Witterungsregelfälle genannt) und ist – je nach Region – mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jährlich zu erwarten.

DWD Wetter nach Plan 1

Kein Wunder also, dass in lediglich rund 10 % der Fälle im Flachland und in den Flussniederungen im Westen und Südwesten sowie im nordwestdeutschen Tiefland über die Weihnachtsfeiertage eine geschlossene Schneedecke vorliegt. Im Norden und Nordosten liegt die Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 10 und 20 %. In den Mittelgebirgen sieht die Situation aus Sicht der Schnee- und Wintersportfans schon etwas besser aus. Die Wahrscheinlichkeit für durchweg verschneite Weihnachten beträgt dort immerhin 20 bis 50 %. Nur in den Kammlagen des Bayerischen Waldes und der Alpen (ab etwa 800 bis 1000 Meter Höhe) verlaufen statistisch gesehen nahezu alle Feiertage weiß.

Wie gestaltet sich das Wetter nun in diesem Jahr? Läuft alles „nach Plan“?

Für die Wintersportfans lief es in den vergangenen beiden Wochen gar nicht so schlecht. Bereits Ende November fiel in den Mittelgebirgen einiges an Schnee, der bei sinkenden Temperaturen sogar seinen Weg bis in tiefe Lagen fand. In Süddeutschland wird sicherlich die Nacht vom 01. auf 02. Dezember in Erinnerung bleiben. Strichweise fielen dort über 50 cm an Neuschnee, die Station in Bad Bayersoien im südwestlichen Oberbayern meldete sogar 65 cm in nur 24 Stunden.

Allerdings stellt sich die Wetterlage derzeit um und es gelangen mit einer westlichen Strömung deutlich mildere Luftmassen nach Deutschland. Insbesondere im Süden Deutschlands kann es anhaltende Regenfälle geben. So werden die vielerorts gefallenen Schneemengen nun nach und nach aufgrund des einsetzenden Tauwetters wieder aufgezehrt. Die Schneedecke wird sich so sukzessive in die Gipfellagen zurückziehen. Zwar gelangt in der zweiten Wochenhälfte erneut etwas kältere Luft zu uns, diese sollte jedoch nach aktuellem Stand nur von kurzer Dauer sein. Um von Weihnachtstauwetter zu sprechen, ist es derzeit also noch etwas zu früh.

Ob sich pünktlich zum Fest nun ein weiterer Kaltluftvorstoß mit Schneefällen einstellt, lässt sich anhand der aktuellen Berechnungen der Wettermodelle noch nicht vorhersagen. Man kann das Wetter natürlich statistisch beschreiben, was jedoch nicht heißt, dass es sich in diesem Jahr an diese Statistik hält. Wahrscheinlich wissen bisher nur der Weihnachtsmann und das Christkind, ob es in diesem Jahr für ein weißes Weihnachtsfest reicht. Und vielleicht sind die beiden in hervorragender Zusammenarbeit mit Frau Holle ja nach einem sehr milden Weihnachten 2022 in diesem Jahr für eine „weiße Überraschung“ gut.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Duell um die Vorherrschaft

In der kommenden Woche könnte es zu einem Duell der Luftmassen um die Vorherrschaft über Mitteleuropa und Deutschland kommen. Es stehen sich gegenüber: „mP“ vs. „cP“

Milderung von Westen

Nach einer ersten frühwinterlichen Phase stellt sich nun die Wetterlage um und von Südwesten her kann zunehmend mildere Luft nach Deutschland vordringen. Wer dafür verantwortlich ist und wie mild es tatsächlich wird, wird im heutigen Thema des Tages behandelt.

Kleine Synoptikkunde (4) – Konvergenz und Divergenz

Der vierte Teil der kleinen Synoptikkunde handelt vom Zusammen- und Auseinanderfließen von Luftmassen und den daraus resultierenden Folgen für das Wettergeschehen.