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Gruseliges zum Reformationstag

Am 31. Oktober wird in vielen Teilen Deutschlands der Reformationstag begangen. Evangelische Christen erinnern an diesem Tag an den Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther im Jahr 1517. In Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen ist der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag.

Auf den Reformationstag folgt am 01. November Allerheiligen. An diesem Tag wird seit dem 9. Jahrhundert aller Heiligen gedacht, auch wenn das Fest selbst noch viel älter ist und zuvor an wechselnden Tagen im Jahr begangen wurde. In den mehrheitlich katholisch geprägten Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag. Im Englischen ergibt sich aus dem Abend vor Allerheiligen „All Hallow’s Eve„, was im Laufe der Zeit zu „Halloween“ wurde. Der Halloween-Brauch stammt ursprünglich aus dem katholisch geprägten Irland und gelangte durch irische Einwanderer in die USA. Die Ursprünge dieses Brauchs sind aber noch älter als das Christentum und basieren eher auf keltischen Traditionen. Die vielen irischen Einwanderer pflegten diesen Brauch auch in der neuen Heimat und bauten ihn weiter aus. Inzwischen ist Halloween in Nordamerika ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auch in Europa und Deutschland wird seit einigen Jahren Halloween gefeiert. So ziehen immer häufiger verkleidete Kindergruppen umher, klingeln an den Türen und erbitten Süßes, denn ansonsten würde es Saures geben. Dabei ergeben sich aber auch regionale Unterschiede und bereits vorhandene regionale Bräuche wie das „Rübengeistern“ vermischen sich zunehmend mit dem kommerziell gut zu vermarktenden Halloween.

An Halloween verkleiden sich viele gerne beispielsweise als Hexe. Hexentreffpunkt Nummer eins in Deutschland ist der Brocken, der in den Geschichten und Sagen den Namen „Blocksberg“ trägt. Auch wenn sich die Hexen dort in der Walpurgisnacht, also am 30. April, treffen, so kann es dort im Oktober nicht weniger gruselig sein, wenn man plötzlich dem „Brockengespenst“ begegnet. Trotz seines Namens kann das Brockengespenst aber auch auf anderen Bergen oder bei Nebel im Licht der Autoscheinwerfer gesichtet werden. Wenn der Schatten des Beobachters nicht auf eine feste Fläche, sondern auf eine Nebel- oder Wolkenschicht fällt, wird der Schatten durch jeden Wassertropfen einzeln erzeugt. Das Gehirn überschätzt die Größe deutlich, zudem erscheint der Schatten stark verzerrt. Selbst wenn der Beobachter stillsteht, so sorgen doch leichte Luftbewegungen dafür, dass sich der Schatten bewegt. Außerdem wirkt es, als könne der Schatten schweben. Der gespenstische Eindruck wird durch die vorherrschende kühle und feuchte Luft, Stille sowie die fehlende Orientierung aufgrund mangelnden Weitblicks noch verstärkt.

Eine wirkliche Sagengestalt bezüglich Nebel, aber ohne zugrunde liegendes meteorologisches Phänomen, ist das „Nebelmännle“. Dieses kommt vor allem in der Bodenseeregion vor. Beispielhaft soll an dieser Stelle die Sagenversion vom Federseegebiet erzählt werden. Darin spielt der Graf von Stadion eine zentrale Rolle. Dieser war mit zwei Knechten bereits sieben Jahre lang unterwegs, um das irdische Paradies zu suchen. Nun kamen sie in einen großen Wald und verirrten sich. Auf einmal tauchte vor ihnen eine mächtige Mauer auf. Der Graf befahl seinen Knechten, nachzusehen, was denn auf der anderen Seite sei. Per Räuberleiter gelangten beide auf die Mauer, sahen auf die andere Seite, lächelten und sprangen jenseits der Mauer hinunter. Nun wollte auch der Graf auf die andere Seite gelangen, aber er konnte die Mauer allein nicht erklimmen. Da sah er auf einmal ein Licht im Wald auftauchen, ging darauf zu, fand ein Häuschen vor und klopfte an die Tür. Ein altes Waldweiblein öffnete ihm und riet ihm, schnell wegzulaufen, denn schon bald würde ihr Mann heimkommen und der wäre ein Menschenfresser. Der Graf bat aber so inständig um Herberge, dass sie ihn einließ und vor ihrem Mann versteckte. Als dieser nach Hause kam, roch er das Menschenfleisch und fand schließlich auch den Grafen. Das Waldmännlein erkannte den Grafen und versprach ihm, dass er ihn nicht fressen würde, wenn der Graf sein verbeintes Nebelglöcklein in den Federsee werfen würde. Zudem würde er ihn am nächsten Morgen bis acht Uhr nach Stadion bringen, denn um neun Uhr wolle die Frau des Grafen mit einem Anderen Hochzeit halten. Das Waldmännlein offenbarte sich dem Grafen als Nebelmännle. Er könne das Nebelglöcklein nicht leiden, weil es ihm immer gegen den Kopf schlagen würde, wenn er dort Nebel machen wolle. Beide hielten Wort und das Glöcklein wurde im Federsee versenkt, von wo man es auch heute noch manchmal läuten hört.

Und wovor fürchtete sich Luther? Luther geriet am 02. Juli 1505 bei Stotternheim nahe Erfurt in ein schweres Gewitter, welches ihn in solche Todesangst versetzte, dass er gelobte, er wolle Mönch werden, wenn er lebendig herauskommen würde. Ob er sein ungeliebtes Jurastudium tatsächlich abgeschlossen hätte, ist spekulativ, aber das Gewitter war Anlass und Ausgangspunkt für seinen weiteren Lebensweg als Mönch und seinem umfassenden Beschäftigen mit der Kirche an sich. Dies mündete im Anbringen der 95 Thesen an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg und schließlich in der Reformation.

M.Sc.-Meteorologin Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.10.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

„Altweibersommer“ mit seinen typischen Wetterphänomenen nimmt Fahrt auf!

Hoch ROSI dominiert die Wetterküche in weiten Teilen Europas! ROSI hat sich über Osteuropa eingenistet und spannt ein großräumiges Hochdruckgebiet von Nordwestrussland bis nach Griechenland sowie von Russland bis zur Iberischen Halbinsel auf. Die Tiefdruckgebiete um den ehemaligen Wirbelsturm NIGEL westlich von Norwegen müssen notgedrungen über Nordwesteuropa ihre Kreise ziehen. Neben NIGEL tummeln sich dort derzeit auch noch Tiefs südwestlich von Island und westlich von Irland. Auch deren Tiefausläufer können kaum in das Hoheitsgebiet von Hoch ROSI eindringen und streifen somit höchsten den Norden Frankreich, Benelux und den Nordwesten Deutschlands. Eine gewisse Tiefdrucktätigkeit ist ansonsten noch im östlichen Mittelmeerraum zu finden und sorgt so von Süditalien über Griechenland hinweg bis zur Türkei und Israel für einen eher unbeständigen Wettercharakter.

Deutschland liegt auf der Südwestflanke von ROSI. Allenfalls der Nordwesten gerät zeitweise in die sogenannte Frontalzone naher Tiefausläufer, sodass dort auch mal dichtere Wolken durchziehen können, die vereinzelt auch ein paar Regentropfen abladen.

DWD Altweibersommer mit seinen typischen Wetterphaenomenen nimmt Fahrt auf

Ansonsten sind bis Freitag in weiten Teilen des Landes die hochreichenden Strömungsbedingungen antizyklonal geprägt. Entsprechend dominiert Absinken, das heißt, die Luft sinkt aus größeren Höhen zum Boden ab und erwärmt sich dabei. Potentielle Wolkentröpfchen verdunsten und die Sonne kann scheinen. Wenn das Wörtchen „Wenn“ nicht wäre.

Die seit dem 23. September länger Nächte als Tage zusammen mit Hochdruckeinfluss lassen nachts typische herbstliche Wetterphänomene wie Nebel oder Hochnebel sowie Tau und Bodenfrost auf dem Spielfeld zu, während tagsüber häufig warmes und sonniges Wetter herrscht.

Genau dies ist auch derzeit zu beobachten. In der Nacht auf den Montag gab es vor allem in einem Streifen vom Südschwarzwald über die Alb und dessen Vorland bis zur Oberpfalz, dem Erzgebirge und Thüringer Wald sowie teils bis in die Lausitz hinein tiefe einstellige Werte in Bodennähe, vereinzelt wurde sogar Bodenfrost gemessen. Dies war z.B. in Bad Lobenstein (-0,8 Grad), Geislingen (-0,8), Sigmaringen-Laiz (-0,8 Grad), Rottweil (-0,9 Grad), Hof (-1,0 Grad), Lenzkirch-Ruhbühl (-1,3 Grad) und Deutschneudorf-Brüderwiese (-2,0 Grad) sowie weitere der Fall. Dazu bildete sich vor allem in Teilen Brandenburgs und Sachsen örtlich Nebel. Diesen Phänomenen stehen die Höchstwerte von 16 und 22 Grad am Sonntag gegenüber.

In den kommenden Tagen wird Frost in Bodennähe weniger ein Thema sein. Dagegen kann sich der Nebel oder Hochnebel wohl etwas ausbreiten. Durch das nächtliche Auskühlen kondensiert die Feuchtigkeit zu Tau und/oder es bildet sich Bodennebel (Strahlungsnebel, vgl. Link). Ist nun wie derzeit kaum Wind vorhanden und die Luft sinkt aus der Höhe ab, kann sich eine kräftige Inversion ausbilden. Unter Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht (vgl. Link). Genau an dieser Schicht bildet sich in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit regional Hochnebel, der sich teilweise über den gesamten Tag hinweg halten kann. Ob nun viel Sonne oder Hochnebel, die Temperaturen steigen tagsüber stetig auf für die Jahreszeit deutlich überdurchschnittliche Werte an, die am Donnerstag und Freitag 19 bis 29 Grad erreichen. Insgesamt bleibt somit vielerorts ein großer Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht erhalten.

Die beschriebenen Witterungsbedingungen beschreiben somit in ganzer Fülle den sogenannten Altweibersommer.

Der Begriff „Altweibersommer“ geht auf das altdeutsche Wort „weiben“ zurück, was weben bedeutet und beschreibt beständige frühherbstliche Hochdrucklagen über Mitteleuropa, die besonders häufig Mitte September bis Anfang Oktober auftreten und mit sommerlichen Temperaturwerten am Tag und kühlen Nächten (starke Taubildung, oft Strahlungsnebel) einhergehen (vgl. Link). Der Altweibersommer ist, wie die Schafskälte, eine im mittleren Jahresgang der Lufttemperatur ausgeprägte Singularität. Die Bezeichnung „Altweibersommer“ erscheint dabei aus meteorologischer Sicht weder frauenfeindlich noch despektierlich.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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