Schlagwortarchiv für: Niederschläge

Europareise

Island

Nach heute noch kräftigen Niederschlägen in Form von Regen und Schnee sowie teils schwerem Sturm, was abseits der Küste zu blizzardähnlichen Verhältnissen führt, setzt sich in den kommenden Tagen zunehmend Hochdruckwetter durch. Die Temperaturen liegen bei 4 bis 10 °C, im Hochland bei etwa 0 °C tagsüber und -5 °C nachts.

Norwegen, Schweden, Finnland

Ein kräftiges Hoch ist wetterbestimmend, schwächt sich aber in den kommenden Tagen etwas ab. Anfangs scheint vielfach die Sonne, später fällt in Teilen von Mittelnorwegen und -schweden sowie in Lappland zeitweise etwas Neuschnee. In Südschweden anfangs noch um +7 °C, zum Wochenende sinken die Temperaturen allgemein auf Werte von nur noch knapp über 0 °C ab. Im Gebirge allgemein Dauerfrost zwischen -12 und -2 °C. Nachts sinkt das Thermometer auf -3 bis -15 °C ab, in den Gebirgstälern und den großen Schneeflächen auch auf unter -20 °C.

Baltikum

Nach anfänglichem Sonnenschein kommt es vermehrt zu hochnebelartiger Bewölkung. Insgesamt bleibt es trocken, nur in Estland sind zum Wochenende ein paar Schneeschauer möglich. Nach anfänglichen Höchsttemperaturen zwischen 0 und 5 °C klettert das Quecksilber bis zum Samstag nur noch auf knapp über 0 °C. Nachts gibt es flächendeckend Frost bei bis zu -5 °C.

Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn

Anfänglich fällt vor allem in Ungarn noch etwas Regen. Nachfolgend setzt sich von Norden überall Sonnenschein durch, nur gebietsweise kann es Nebel oder Hochnebel geben. Anfänglich liegen die Temperaturen tagsüber zwischen 5 und 10 °C, gegen Ende der Woche werden im Süden Ungarns Werte bis 15 °C erwartet. Vor allem in den Bergen, aber auch großen Teilen Polens gibt es nachts noch Frost.

Deutschland, Österreich, Schweiz

In Deutschland lassen die Niederschläge im Süden ab der kommenden Nacht nach. Nachfolgend bleibt es meist trocken. In Österreich fällt nur in Kärnten und der südlichen Steiermark noch etwas Regen bzw. Schnee in den Bergen. Auch in der Schweiz schwächen sich die Schneefälle in der Zentralschweiz und im Mittelland allmählich ab. Auf der Alpensüdseite gibt es vor allem im Tessin noch weiterhin teils ergiebige Niederschläge. Die Temperaturen verbleiben meist zwischen 0 und 10 °C. Zum Wochenende können entlang des Rheins auch bis zu 14 °C erreicht werden. Die Regionen entlang des Alpenhauptkamms verbleiben dagegen im Dauerfrostbereich. Nachts tritt verbreitet Frost auf, im Bereich der Alpen auch strenger Frost unter -10 °C.

Griechenland, Balkan, Bulgarien, Rumänien

Tiefdruckeinfluss bestimmt das Wettergeschehen in Südosteuropa. Dabei kommt es wiederholt zu Gewittern und örtlich auftretendem Starkregen. Am Donnerstag und Freitag verlagert sich der Schwerpunkt der Gewitteraktivität in den Norden Griechenlands und die Türkei. Sonst gibt es höchstens gebietsweise noch etwas Niederschlag, der vor allem im Dinarischen Gebirge in Schneefall übergeht. Am Freitag und Samstag nehmen unter zunehmendem Hochdruckeinfluss die Sonnenanteile zu. Die Temperaturen liegen meist zwischen 0 °C und 10 °C, entlang der Adria sowie in Teilen der Ägäis steigen die Temperaturen dagegen bereits auf deutlich über 15 °C. Nachts gibt es vor allem im Bereich der Bergregionen Frost, an den Küsten bleibt es deutlich milder.

Italien, Spanien, Portugal

Zunehmende und sich verstärkende Tiefdruckaktivität führt zu teils unwetterartigen Gewittern und Regenfällen in den nächsten Tagen. Davon sind zunächst vor allem Portugal, später auch zentrale Teile Spaniens betroffen. Insbesondere in den Pyrenäen fällt sehr viel Regen bzw. Schnee. Gegen Ende der Woche greifen die kräftigen Niederschläge vor allem auf Norditalien über, aber auch im Süden Portugals und Spaniens gibt es erneut heftigen, von Gewittern durchsetzten Regen. Nur anfangs ist es in großen Teilen Italiens noch sonnig und trocken, höchstens entlang der Adria und der kalabrischen Küste kann es einzelne Gewitter geben. Im Süden Spaniens und Italiens werden zwischen 20 und 25 °C erreicht, sonst bewegen sich die Temperaturen meist zwischen 5 und 15 °C.

Großbritannien, Irland, Frankreich, BeNeLux

Morgen ist es zunächst noch trocken. Vor allem in weiten Teilen Frankreichs und BeNeLux scheint die Sonne, während über den Britischen Inseln Wolken dominieren. Stellenweise sind in Irland und Wales Schauer möglich. Am Freitag regnet und gewittert es über weiten Teilen Frankreichs, sonst bleibt es meistens noch trocken. In Großbritannien regnet es höchstens gebietsweise leicht. Am Samstag sind vor allem über dem Zentralmassiv heftige Niederschläge zu erwarten. In Großbritannien und Irland bleibt es weiterhin leicht unbeständig, während es in BeNeLux noch trocken bleibt, dort allerdings ebenfalls bei zunehmender Bewölkung. Die höchsten Temperaturen werden mit rund 20 °C in der Gascogne erreicht. Auf den Britischen Inseln werden Temperaturen um 10 °C erreicht. In BeNeLux sind stellenweise bis zu 15 °C möglich. Nachts gibt es vor allem im Zentralmassiv und in Alpennähe noch Frost, auch im schottischen Hochland ist es noch ähnlich kühl.

DWD Europareise

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Update: Winterintermezzo im Süden

Insgesamt herrscht über Deutschland relativ ruhiges, wenngleich auch nicht immer freundliches Wetter. Dafür verantwortlich ist Hoch JASPER über Skandinavien, das einen Großteil der Tiefdruckaktivitäten über Mitteleuropa blockiert. Tiefdruckgebiete tummeln sich über Westeuropa und dem Nordatlantik, auf ihrem Weg nach Osten müssen sie südlich um Hoch JASPER ausweichen und ziehen damit eher über Südeuropa gen Osten.

DWD Update Winterintermezzo im Sueden

Die Schwachstelle in der ruhigen Wetterlage befindet sich daher über den südlichen Landesteilen bzw. noch genauer südlich der Alpen mit Auswirkungen bis ins deutsche Alpenvorland. Über Oberitalien bildet sich eine Zone tiefen Luftdrucks. Mit einer südlichen bis südöstlichen Strömung werden dann feuchtere Luftmassen bis ins Alpenvorland geführt. Diese treffen auf eine etwas kühlere Luftmasse nördlich der Alpen, die auf der Südflanke des Skandinavienhochs aus Ost bis Nordost Richtung Alpen geführt wird. Durch diese gegeneinander geführten Strömungen entstehen Hebungsprozesse und im späteren Tagesverlauf setzen von den Alpen nordwärts ausgreifend Niederschläge ein, die teils bis in den Donnerstag andauern. Die Schneefallgrenze sinkt dabei in der Nacht zum Mittwoch auf 600 bis 800 m, so dass insbesondere in Alpentälern aber auch in Teilen des Alpenvorlandes bis in tiefe Lagen Schnee fällt. Die intensivste Niederschlagsphase wird für die Nacht zum Mittwoch erwartet. Schneien wird es aber bis in die Nacht zum Donnerstag hin. Insbesondere am direkten Alpenrand und Richtung Allgäu sind insgesamt Neuschneemengen bis etwa 20 cm zu erwarten, in Staulagen lokal auch mehr. Die entsprechenden Warnungen  wurden bereits herausgegeben. Zum Donnerstag verliert dann das Tief südlich der Alpen durch seine weitere Verlagerung nach Osten allmählich an Einfluss auf das Wetter am Alpenrand, die Schneefallgrenze steigt langsam wieder an und die Niederschläge klingen in der Nacht zum Donnerstag von Westen allmählich ab.

Und das war es dann auch wieder mit dem Winterintermezzo im Süden. Im Verlauf des Donnerstages dehnt sich das Skandinavienhoch südwärts aus und sorgt für weitgehend trockene und zunehmend freundliche Bedingungen. Auch wenn sich zum Wochenende die westeuropäische Tiefdruckzone langsam annähert und voraussichtlich auch zeitweilig Wolkenfelder von Südwesten über Deutschland hinweg ziehen können, bleibt uns das hochdruckdominierte, weitgehend störungsfreie und dann häufig auch freundliche Wetter zunächst erhalten. Nennenswerte Niederschläge deuten sich nach aktuellem Vorhersagestand frühestens zum Sonntag an. Winterliche Wettererscheinungen sind abgesehen von gebietsweisem Nachtfrost und lokaler Glätte nicht zu erwarten.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tief GERTRUD – da kommt was auf uns zu…

Kurz angedeutet wurde es auch schon hier im Thema des Tages. Am vorgestrigen Samstag gab es einen kleinen Hinweis darauf, dass sich am kommenden Mittwoch über dem Süden und der Mitte eine gefährliche Glatteislage einstellen wird. Inzwischen haben sich die entsprechenden Hinweise verdichtet.
Entscheidend ist dabei die Entwicklung des Tiefs GERTRUD. Es befindet sich aktuell (Stand Montag, 15.01.2024, 13 Uhr MESZ) über dem subtropischen Ostatlantik (Abbildung 1) und schlägt allmählich einen Kurs in Richtung Biskaya und Zentralfrankreich ein. GERTRUD führt dabei Luftmassen mit sich, die durchaus 20 Grad wärmer sind als diejenigen, die zurzeit unser Winterwetter prägen. Diese Aussage gilt sowohl für höhere wie auch für bodennahe Luftschichten, bei den bodennahen ist eine Bestätigung der Aussage sogar relativ einfach. Denn während die Station Funchal auf Madeira heute Vormittag um 11 Uhr MESZ genau 22°C meldet, sind es in Deutschland sehr verbreitet um die null Grad.

DWD Tief GERTRUD da kommt was auf uns zu…

Die warmen Luftmassen, die GERTRUD mitbringt, treffen also ab Mittwochmorgen auf die mitteleuropäische Kaltluft (blauer Pfeil in Abbildung 1). In der Folge werden Hebungsprozesse induziert, insbesondere durch Aufgleiten der warmen Subtropikluft auf die kalte Polarluft. Bisher sieht es so aus, als sollten die Niederschläge nach Norden bis ins Münsterland, nach Südniedersachsen, nach Sachsen-Anhalt sowie bis in den Raum Berlin vorankommen. Klar ist auf jeden Fall: Von Schnee über Schneeregen und Regen bis hin zu gefrierendem Regen ist alles vertreten.
Obwohl der genaue Ablauf des Ereignisses und in der Folge auch die zeitliche und räumliche Verteilung der Niederschläge noch unsicher sind, soll hier der Versuch unternommen werden, die erwarteten Abläufe zu skizzieren. In einem Streifen vom Niederrhein bis zur Lausitz sowie nördlich davon bleibt eine dicke Kaltluftschicht erhalten, so dass dort durchweg Schnee fallen sollte. Dieser kann durchaus länger anhalten und ergiebig sein. Bis zu 10 cm, in Staulagen auch bis zu 20 cm Neuschnee stehen in 12 Stunden auf der Agenda, über 24 Stunden können sich lokal sogar bis zu 40 cm akkumulieren. Das Wort „lokal“ bezieht sich hier speziell auf den westlichen Teil der genannten Region, wo nach jetzigem Stand mit besonders starken Schneefällen und Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet werden muss.

DWD Tief GERTRUD da kommt was auf uns zu… 1

Glätte ist auch südlich des genannten Streifens zu erwarten. Dort bleibt aber nur eine dünne kalte Grundschicht übrig, oder aber die Kaltluft wird im Laufe des Tages komplett ausgeräumt. Die Böden dort werden allerdings, speziell anfangs, noch gefroren sein. In diesem Gebiet, das sich nach Süden bis an die Alpen zieht, dominiert der gefrierende Regen. Da der Regen durchaus kräftig sein kann, ist mit der Ausbildung auch dickerer Eisschichten zu rechnen. Eine Momentaufnahme der Entwicklungen, so wie sie sich unser Modell ICONEU vorstellt, zeigt Abbildung 2. In der Fläche sind die erwarteten 12-stündigen Niederschlagsmengen bis Mittwochmittag angegeben. Die Symbole deuten die Niederschlagsphase zur Mittagszeit an, wobei die roten „Schlangen“ für gefrierenden Regen, die violetten Sterne für Schnee und die grünen Punkte für Regen stehen.
Soweit der grobe Blick auf die Abläufe. Einige Detailfragen werden, wenn überhaupt, erst in den kommenden Stunden und Tagen geklärt werden können. So spielt im Süden die Orografie bei der Wetterentwicklung eine große Rolle. Einerseits kann in höheren Lagen noch Schnee fallen, während in tieferen Lagen schon die gefrierende (oder auch die flüssige) Phase überwiegt, andererseits kann sich in ungünstigen Tal- und Muldenlagen die Kaltluft länger halten als in freien Lagen.
Beim Ausräumen der Kaltluft spielt grundsätzlich die Windstärke eine Rolle. Ein kräftiges Auffrischen des Windes verbessert die Durchmischung und Beschleunigt die Erwärmung. Zu alldem kommt noch die grundsätzliche Timingfrage. Greift der Regen ausgangs der Nacht über, wenn die Temperaturen nahe am Tiefpunkt liegen, oder eher am Vormittag. Letztendlich stellen sich, obwohl die groben Abläufe feststehen, noch einige Fragen. Ob und wie sie beantwortet werden können, werden die kommenden Modellläufe zeigen.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetterumstellung

Hoch HANNELORE, welches in den letzten Tagen in Deutschland für ruhiges und teils sonniges Winterwetter gesorgt hat, weicht immer mehr nach Nordwesten Richtung Island aus und macht den Weg für Tief DAVINA über Skandinavien frei. Im Norden und in der Mitte des Landes ist die Umstellung bereits in Form von dichter Bewölkung mit leichten Niederschlägen erfolgt. Schneegriesel und Sprühregen haben zudem in den vergangen Tagen auf dem gefrorenen Boden zu Glatteisbildung auf Gehwegen und Straßen geführt.

DWD Wetterumstellung

Am heutigen Samstag erreichen die Tiefausläufer des Tiefs DAVINA Norddeutschland und bringen neue Niederschläge mit. Mit dem stark auffrischenden westlichen Wind steigen die Temperaturen dort auf Werte zwischen 6 und 3 Grad an, so dass keine Glättegefahr mehr besteht. Lediglich in den Mittelgebirgen, wo sich die Kaltluft hartnäckig hält, kann es stellenweise zu Glätte durch etwas Schnee oder gefrierenden Sprühregen kommen. Südlich des Mains ist es hingegen unter Hochdruckeinfluss niederschlagsfrei und südlich der Donau zeigt sich sogar die Sonne bei Höchstwerten zwischen +2 und -3 Grad.

In der Nacht zum Sonntag bleibt es im Norden bis zur Mitte stark bewölkt und windig mit zeitweiligem leichtem Regen. In den Mittelgebirgen besteht weiterhin Glättegefahr durch etwas Schnee oder gefrierenden Sprühregen. Südlich des Mains ist der Himmel teils stark bewölkt, teils auch klar vor allem südlich der Donau. Dabei kann sich stellenweise Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen im Norden zwischen +4 und +1 Grad, in der Mitte um den Gefrierpunkt und im Süden zwischen -2 und -9, in einigen Alpentälern um -11 Grad.

DWD Wetterumstellung 1

Am Sonntag profitiert der Süden weiterhin von der Sonne. Zudem sorgt der auffrischende westliche Wind für stärkere Durchmischung der Luftmassen, sodass die Temperaturen teils auf Werte über 0 Grad ansteigen. Nördlich der Donau zeigt sich der Himmel meist bedeckt und gebietsweise kommt es zu leichten Niederschlägen, die vor allem im Bergland als Schnee oder gefrierenden Sprühregen niedergehen. Dabei ist es sehr windig, im Bergland sowie an der See stürmisch bei Höchstwerten zwischen 0 Grad in den Mittelgebirgen und 5 Grad an der Nordsee.

Die neue Woche beginnt wechselhaft mit zahlreichen Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Im Nordwesten sind sogar vereinzelte Gewitter dabei. Am Nordrand der Mittelgebirge kann es zudem längere Zeit schneien. Tagsüber liegen die Höchstwerte zwischen 0 und +5 Grad, nachts zwischen 0 und -5 Grad. Dabei muss tagsüber im Bergland und bei kräftigen Schauern sowie allgemein nachts mit Glätte durch Schnee oder überfrierenden Nässe gerechnet werden. Dazu weht ein frischer, in Böen starker bis stürmischer Westwind. Im Bergland und an der See gibt es Sturm.

Nach einer kurzen Wetterberuhigung am Dienstag bahnt sich zur Wochenmitte eine gefährliche Wetterlage an. Denn von Südwesten greifen neue Niederschläge auf die Südhälfte Deutschlands über. Dabei sind starke Schneefälle und gefrierender Regen mit erheblichen Verkehrsbehinderungen wahrscheinlich. Welche Regionen dann besonders betroffen sind kann man noch nicht genau vorhersagen.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schneehöhen in Europa – ein kurzer Rück- und Ausblick

Schon im gestrigen Tagesthema wurde die Statistik der Nutzermeldungen vorgestellt, die uns über die Warnwetter-App tagtäglich erreichen. 3524 Meldungen waren es im Schnitt zwischen dem 01.01.2022 und dem 06.12.2022 pro Tag. Der Spitzenwert mit 30.455 Meldungen wurde in diesem Jahr bereits am 18.02. erreicht. Im heutigen zweiten Teil wird die zweite Jahreshälfte ab Juli betrachtet. Zum besseren Überblick gibt es zunächst noch einmal die Übersichtsgrafik über das gesamte Jahr.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2

Der Juli

Im Juli verschärfte sich Dürre durch ausbleibende Niederschläge in vielen Regionen Deutschlands. Die Folge waren niedrige Flusspegel und zahlreiche Feld- und Waldbrände. Diese Dürre war ein europaweites Phänomen. Über den gesamten Sommer hinweg wurde in Europa so viel Wald zerstört wie nie zuvor seit Aufzeichnungsbeginn. Das folgende  fasst die Trockenheit gut zusammen.

Auch in Sachen Hitze konnte der Juli punkten und brachte regional neue Hitzerekorde. So zum Beispiel in der norddeutschen Tiefebene, wo erstmals über 40 Grad gemessen wurden. Details dazu gibt es.

Mehr „Action” und eine Zunahme der Nutzermeldungen lässt sich zum Monatsende hin feststellen.

Der August

Auch der August fügt sich nahtlos in den Rekordsommer 2022 ein, der am Ende der sonnigste und viertwärmste seit Aufzeichnungsbeginn war. Er brachte nicht nur eine Fortsetzung und damit einhergehende Verschärfung der Dürresituation, sondern war als zweitwärmster Augustmonat seit Aufzeichnungsbeginn auch außergewöhnlich warm. Im Rhein-Main Gebiet gab es an jedem Tag in diesem Monat einen Sommertag mit Höchstwerten über 25 Grad.

Unwetter gab es nur regional und verstärkt in der letzten Augustdekade. Am stärksten fielen die Unwetter am 26.08. in Verbindung mit Gewittertief „Ornella” aus. An diesem Tag gingen über 20.000 Nutzermeldungen beim DWD ein.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2 2

Der September

Mit dem ersten Herbstmonat war in vielen Regionen endlich Schluss mit der Trockenheit. Stattdessen fielen im Schnitt 65 % mehr Niederschlag als im Mittel, sodass sich auch die Dürresituation deutlich entspannte.

Dementsprechend lässt sich ein Rückgang bei den Nutzermeldungen erkennen. Zumindest in der ersten Monatsdekade gab es aber noch ein einige statistische „Peaks” zu verzeichnen, die mit einigen intensiven Gewitterlagen im Zusammenhang standen.

Zum Ende des Monats machte sich dann schon ganz zaghaft der Winter mit den regional ersten Nachtfrösten bemerkbar. Ob es dabei neue Rekorde beim frühesten ersten Frost gab, klärt das folgende.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2 3

Der Oktober

Der erste Hauch von Winter war im Oktober aber bereits schnell wieder verschwunden. Stattdessen gab es den wärmsten Oktobermonat seit Aufzeichnungsbeginn, gleichauf mit dem Jahr 2001. An zahlreichen Stationen wurden neue Temperaturrekorde aufgestellt. Einige Details zu den Rekorden finden sich in dem folgenden.

Dass der Oktober ein wahrhaft goldener mit viel Sonnenschein war, lässt sich auch an den Nutzermeldungen erkennen. Diese verlaufen meist auf einem niedrigen Niveau. Nur zu Beginn der zweiten Dekade zeigen sich mal ein paar stärkere Zuckungen, als Tiefdruckgebiete etwas stärkere Niederschläge und auflebenden Wind brachten.

Der November

Kaum Meldungen von den Nutzern brachte auch der letzte Herbstmonat. Da überrascht es nicht, dass auch der November wird ein sattes Plus bei der Sonnenscheindauer von 40 % zu verzeichnen hatte. Von grauem Novemberwetter bis kurz vor Ende keine Spur. Wenig Niederschlag und ein deutliches Plus bei der Durchschnittstemperatur runden die Monatsstatistik ab.

Erst zum Monatsende am Totensonntag begann eine Umstellung mit ersten Schneefällen und Glätte vor allem in den östlichen Landesteilen und im Bergland. In höheren Lagen des Bayerischen Waldes begann sich der Winter schon richtig einzunisten. Details zum ersten Wintereinbruch gibt es  nachzulesen.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2 1

Und was bringt der letzte Monat des Jahres?

Schon zum vergangenen zweiten Adventswochenende und in der darauffolgenden Woche begann sich das aktuell herrschende Winterwetter immer weiter auszubreiten. So fielen im Osten regional bis zu 20 cm Schnee und auch in Ostwestfalen reichte es vorübergehend für Mengen um 10 cm.

Nach einem winterlich kalten Wochenende kommt in der neuen Wetterwoche wieder Spannung auf. Ein Tief zieht in der Nacht auf Mittwoch von Frankreich kommend über Deutschland weiter bis nach Osteuropa und beschäftigt uns auch am Mittwoch selbst. Unklar ist bisher noch auf welcher Zugbahn dies genau geschieht. Die Modelle sind sich da auch heute noch nicht einig.
Bei einer südlichen Zugbahn würde es vor allem im süddeutschen Raum zu mitunter kräftigen Schneefällen kommen. Zieht das Tief weiter nördlich, müssen die zentralen Landesteile mit kräftigem Schneefall rechnen. Über dem Süden würde es dann in einem mehr oder weniger schmalen Streifen Eisregen mit erheblichen Auswirkungen geben. Es gibt auch Modellvorhersagen, die den Eisregenstreifen bis zur Mitte vorankommen lassen. Dann würde ganz im Süden Regen ohne Glätte fallen.

Trotz der noch bestehenden Unsicherheiten kann man jetzt schon festhalten, dass wir wieder auf Ihre Nutzermeldungen angewiesen sind und bedanken uns schon einmal im Voraus dafür!

Diplom-Meteorologe Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.12.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ein verregneter November mit Schnee als krönendem Abschluss

Trüb und nass zeigte sich der November bislang und auch in den nächsten Tagen stehen Niederschläge auf der Agenda. Der kommende Freitag (01. Dezember) schlägt dann zwar ein neues Kapitel in der Statistik auf, denn an besagtem Tag ist meteorologischer Winteranfang, aber ob sich danach auch an dem unbeständigen Wetter etwas ändert, bedarf noch eines Blickes in die Glaskugel.

Zurück zu den Niederschlägen im aktuell laufenden Monat November. Mancherorts regnete es teils langanhaltend und kräftig und so manche Warnung vor Dauerregen beschäftigte die Warnmeteorologen. Nachfolgend waren auch die Experten der Hochwasserzentralen gefragt, den Impact für die Einzugsgebiete der Flussregionen richtig einzuschätzen. Aber auch Schauer und einzelne Gewitter lieferten zwar nicht flächig, mancherorts aber in Summe durchaus nennenswerte Niederschlagsmengen. So mancher mag an dieser Stelle nun aufgrund des trüben und regnerischen Wettercharakters vielleicht ein Sonnenlied anstimmen oder gar einen Sonnentanz vollführen. An den bereits gefallenen Niederschlagsmengen ändert das allerdings nichts mehr.

In Deutschland sind für den November im Mittel Niederschlagsmengen von 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter in der Fläche üblich. Dass sich Niederschläge aber nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen, liegt in der Natur der Sache. Zu den Spitzenreitern bezüglich der gefallenen Niederschlagsmengen gehören gerne einmal die üblichen Verdächtigen, die man im Laufe der Zeit schnell benennen kann. Dazu zählen beispielsweise die Staulagen der Mittelgebirge. Insbesondere Schwarzwald und Allgäu sind bei Zufuhr feuchter Luftmassen aus westlichen Richtungen bevorzugte Kandidaten für langanhaltende Niederschläge.

Im Gegensatz dazu sind das Thüringer Becken oder die Magdeburger Börde, aber auch der Nordosten Beispiele für trockene Regionen in Deutschland. Begründen kann man dies mit oftmals abnehmenden Niederschlägen in Richtung Osten. Im Falle von Thüringer Becken oder Magdeburger Börde kann man dies aber auch mit der Leelage von Thüringer Wald oder Harz begründen. Diese Mittelgebirge fungieren hierbei als eine Art Barriere, an deren Südwestflanke die Niederschläge anstauen und an deren Nordostflanke dann eine Art Abschattung stattfindet.
Die nachfolgende Grafik zeigt die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen seit dem 01. November.

DWD Ein verregneter November mit Schnee als kroenendem Abschluss 1

Tatsächlich stechen wieder einmal die bekannten Kandidaten hervor, sowohl hinsichtlich viel aber auch hinsichtlich wenig Niederschlag. Hervorzuheben sind insbesondere der Schwarzwald und das Allgäu, die in Teilen weiß eingefärbt sind. Die damit implizierten mehr als 300 Liter pro Quadratmeter sind nicht mehr Teil der Legende. So mancher Bewohner der Norddeutschen Tiefebene erinnert sich auch an letzten Montag, als dort ein stationäres Niederschlagsband lag, welches die Warnmeteorologen dazu veranlasste, eine Warnung vor Dauerregen zu schalten. Die Regenmengen dieses Ereignisses erkennt man auch in der Gesamtsumme des bisherigen Novembers, der Schwerpunkt lag hierbei in einem Streifen von Bremen bis zur Altmark.

DWD Ein verregneter November mit Schnee als kroenendem Abschluss

Betrachtet man nun die bisherigen Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel, so wird ebenfalls direkt dieser Streifen in der Norddeutschen Tiefebene ersichtlich. Insbesondere auch das Alpenvorland gönnte sich „etwas“ mehr Nass von oben. Noch etwas Nachholbedarf haben in dieser Hinsicht große Teile von Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Und wie sieht es in den kommenden Tagen hinsichtlich Niederschlag aus? Die mitunter kräftigen Niederschläge des heutigen Montags wurden bereits im gestrigen Thema des Tages behandelt. Diese sind auch am morgigen Dienstag noch Thema, wenn sie sich im Tagesverlauf Richtung Erzgebirge und Südosten zurückziehen. Noch einmal an dieser Stelle hervorzuheben ist aber, dass die Niederschläge am heutigen Montag insbesondere in den mittleren Landesteilen auch bis in tiefere Lagen als Schnee fallen. In den westlichen Mittelgebirgen ist teils mit kräftigem Schneefall zu rechnen. Am morgigen Dienstag geht der Regen dann auch in den südlichen Landesteilen allmählich in Schnee über. Am Mittwoch kommen von Nordwesten bis in die Mitte erneut Schnee- und Schneeregenfälle herein. Diese ziehen dann im Laufe des Donnerstags ostwärts ab. Von Südwesten zieht dann ein Niederschlagsgebiet herein, das hinsichtlich Niederschlagsphase und Ausbreitung aber noch mit einigen Unsicherheiten aufwartet.

DWD Ein verregneter November mit Schnee als kroenendem Abschluss 2

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tiefdruckgebiete halten das Zepter in der Hand

JASPER, KNUD und LINUS sind derzeit die Protagonisten. Dabei handelt es sich nicht um Nachwuchs im Berliner Zoo, sondern um die Tiefdruckgebiete, die aktuell und in den kommenden Tagen das Wetter in Deutschland beeinflussen. Sie sorgen dafür, dass keine Langweile aufkommt und es wechselhaft sowie zeitweise windig bis stürmisch bleibt.

DWD Tiefdruckgebiete halten das Zepter in der Hand 4

Tief JASPER liegt derzeit (Stand: Mittwoch, den 15.11.2023, 7 Uhr) über Polen und sorgte in den vergangenen Tagen unter anderem für die ergiebigen Niederschläge im Süden des Landes. Verbreitet fielen dabei von Sonntagmorgen, den 12.11.2023, 7 Uhr bis Mittwochmorgen den 15.11.2023, 7 Uhr vom Schwarzwald bis ins Chiemgau 40 bis 70 l/qm/72 h. Im Südschwarzwald wurden Mengen zwischen 100 und 150 l/qm/72 h erreicht. Beispielsweise gab es in Dachsberg-Wolpadingen (Baden-Württemberg) 155 l/qm/72 h und in Vöhrenbach 150 l/qm/72 h (Baden-Württemberg). Auch im Allgäu fielen in Staulagen teils über 100 l/qm. Spitzenreiter sind dort Oberstdorf-Rohrmoos (Bayern) mit 122 l/qm/72 h und Balderschwang (Bayern) mit 130 l/qm/72 h. Sonst wurden meist zwischen 10 und 40 l/qm/72 h registriert. Nur in der Norddeutschen Tiefebene gibt es einige Gebiete mit weniger Niederschlag.

DWD Tiefdruckgebiete halten das Zepter in der Hand 5

Tief KNUD, das sich von Westengland in die westliche Ostsee verlagert, sorgt heute verbreitet für einige Schauer, im Süden und in der Mitte kann es sogar zu kurzen Gewittern kommen. Östlich der Elbe bleibt es weitgehend trocken. In der Nacht ziehen sich die schauerartigen Niederschläge in den Norden und Osten zurück. Sonst sind Schauer eher die Ausnahme. Hier und da kann es auflockern.

Der dritte Protagonist, Tief LINUS, kommt dann im Laufe des Donnerstags ins Spiel. Zunächst lässt die Niederschlagsneigung nach und vorrangig südlich der Donau und in Nordseenähe gewinnt die Sonne die Oberhand. Gegen Nachmittag kündigt sich im Westen und Südwesten dann der Tiefausläufer von Tief LINUS an.

Dieser sorgt in der Nacht zum Freitag vor allem in der Südhälfte für ordentlich Rabatz. Gebietsweise regnet es kräftig und der Wind lebt deutlich auf. Südlich einer Linie Saarland-Bayerischer Wald drohen Sturmböen zwischen 70 und 85 km/h (Bft 8-9) zunächst aus Südwest, später aus West bis Nordwest bis ins Flachland. Im Alpenvorland, in Oberschwaben und generell in höheren Lagen sind schwere Sturmböen bis 100 km/h (Bft 10) denkbar. Orkanböen (Bft 12) drohen in den Gipfellagen. Einen groben Überblick zu den erwartbaren Böen gibt die folgende Grafik.

DWD Tiefdruckgebiete halten das Zepter in der Hand 6

Es muss jedoch deutlich darauf hingewiesen werden, dass sich die Modellberechnungen derzeit noch unterscheiden, was in der nächsten Darstellung deutlich wird. Zu diesem Thema gibt es einige Informationen im gestrigen Thema des Tages unter

DWD Tiefdruckgebiete halten das Zepter in der Hand 7

Doch das Tief hat, wie gesagt, nicht nur ordentlich Wind im Gepäck, sondern auch einiges an Niederschlag. Die Schneefallgrenze sinkt dabei bis Freitagfrüh von anfangs über 1000 m auf etwa 600-800 m ab. Eine Schneedecke bildet sich allerdings nur in den Hochlagen aus, da die Böden noch viel zu warm sind. Die Niederschlagsmengen liegen südlich des Mains in der Fläche bei 5 bis 15 l/qm/12 h. In einem Streifen, dessen genaue Lage noch nicht sicher ist (abhängig von der genauen Zugbahn des Tiefs), werden Mengen zwischen 20 und 40, teils bis 60 l/qm/12 h berechnet.

DWD Tiefdruckgebiete halten das Zepter in der Hand 8

In der Nordhälfte des Landes passiert in der Nacht zum Freitag nicht viel und es bleibt deutlich ruhiger. Auch im Süden zieht der Sturm am Morgen rasch ab, leicht wechselhaft bleibt es aber dennoch. Wer die Hoffnung hegt, dass sich deutschlandweit endlich mal wieder ruhiges Herbstwetter einstellt, der muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Zwar wird es am Samstag vorübergehend etwas freundlicher, doch bereits zum Abend zieht von Westen ein neues Niederschlagsgebiet heran und der Wind frischt etwas auf. Nun ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschland kommt nicht zur Ruhe…

Es wurde erläutert, dass die Vorhersage des Wetters aufgrund der Chaostheorie als nichtlineares, dynamisches und chaotisches System Grenzen aufgewiesen bekommt. Die Anfangsbedingungen in der Atmosphäre sind nicht exakt bestimmbar, und die Wettermodelle bieten lediglich Annäherungen. Doch wie manifestieren sich diese Grenzen?

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die Wettervorhersage für die Nacht zum Freitag: Abbildung 1 zeigt den auf Meeresniveau reduzierten Luftdruck und die Temperatur auf der 850 hPa – Fläche, was bei dieser Lage etwa einer Höhe von 1400 m entspricht. Links ist die Wetterprognose des europäischen Modells (ECMWF) dargestellt, in der Mitte das deutsche Modell (ICON) und rechts das amerikanische Modell (GFS), jeweils mit einer 78-stündigen Vorhersage für Freitagfrüh. Auffällige Unterschiede werden sichtbar.

Während sich im GFS und ECMWF am Donnerstag ein Tief über Frankreich entwickeln soll, das in der Nacht zum Freitag über Deutschland ziehen und sich im GFS sogar zu einem schweren Sturm entwickeln würde, fehlt dieses Tief im Deutschen ICON-Modell ganz. Die Entstehung und Zugbahn dieses Tiefs hängen offenbar entscheidend von den Anfangsbedingungen, den Näherungen der Modelle (Parametrisierungen) und der zugrunde liegenden Modellphysik ab. Die Auswirkungen dieses Tiefs beeinflussen maßgeblich die Vorhersage von Niederschlagsgebieten, Wind, Temperatur und Bewölkung.

Während das GFS-Modell einen schweren Sturm im Westen vorhersagen würde, prognostiziert das ICON-Modell vergleichsweise schwache Winde. Bei der ECMWF-Lösung mit südlicher Zugbahn würden wiederum kräftige Niederschläge im Schwarzwald und am Alpenrand auftreten. Solche Modellunterschiede im kurzfristigen Vorhersagezeitraum sind ungewöhnlich und markieren einen Punkt, an dem die Vorhersage zumindest vorübergehend ins Chaos abzudriften scheint.

DWD Chaos in der Wettervorhersage

Um das Chaos-Problem zumindest teilweise zu bewältigen, werden sogenannte Ensemblerechnungen durchgeführt. Das bedeutet, dass ein Wettermodell mehrmals mit leicht variierten Anfangsbedingungen berechnet wird. Dies dient einerseits dazu, die Prognosesicherheit zu bewerten, und andererseits, in unsicheren Fällen dennoch Aussagen zu ermöglichen. Das ECMWF führt beispielsweise 50 solcher leicht variierten Modellrechnungen durch (siehe Abbildung 2).

Da jedoch kein Meteorologe die Zeit hat, 50 Wettermodelle einzeln auszuwerten, wird eine Methode namens Clusteranalyse verwendet, um die Auswertung zu erleichtern. Dabei werden Vorhersagen mit ähnlichen Strukturen von einem Algorithmus in sogenannte Cluster eingeteilt. In unserem Fall ergeben sich 2 Cluster, die etwa gleich viele Mitglieder haben. Das bedeutet, die Hälfte der Ensemblemodelle zeigt das angesprochene Tief, während die andere Hälfte die ICON-Variante bevorzugt (siehe Abbildung 3). Diese Situation erschwert die Entscheidungsfindung erheblich.

In solchen Fällen kommt es auf die Erfahrungswerte der Meteorologen an, um festzustellen, welches Modell in bestimmten Situationen die besten Vorhersagen liefert. In ähnlichen Situationen war es oft so, dass sich mit Annähern an das Ereignis ICON und die übrigen Ensembles dem ECMWF-Hauptlauf angenähert haben. Daher wagen wir die Annahme, dass es eher wahrscheinlich ist, dass ein Tiefdruckgebiet in bisher nicht vorhersagbarer Intensität und Zugbahn irgendwo über die Mitte oder den Süden Deutschlands ziehen könnte.

DWD Chaos in der Wettervorhersage 1

DWD Chaos in der Wettervorhersage 1

Eine zusätzliche Methode zur Auswertung von Ensembleprognosen besteht darin, Wahrscheinlichkeiten aus den einzelnen Modellläufen zu berechnen. Dies könnte als eigenes Thema des Tages behandelt werden.

Es ist wichtig zu betonen, dass Unsicherheiten im Kurzfristbereich nicht zwangsläufig bedeuten, dass auch der Mittelfristbereich unsicher ist. Zum Wochenende hin prognostizieren die Modelle wieder einheitlich ein neues Atlantiktief, das auf einer West-Ostzugbahn über das nördliche Mitteleuropa zieht. Dieses Tiefdruckgebiet wird voraussichtlich mit seinem Sturmfeld wechselhaftes Wetter bringen. Die Warmfront des Systems wird dann vor allem im Norden für regnerisches, aber sehr mildes Wetter sorgen. Die Vorhersage für dieses Tiefdruckgebiet ist im Vergleich zu kurzfristigen Prognosen sicherer, da es sich um ein großes System handelt und große Strukturen in Modellen generell besser vorhergesagt werden können.

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die kalte und oftmals neblige Bucht von San Francisco und die Verbindung zur „El-Niño – Southern Oscillation“

Die Gegend um San Francisco und Los Angeles (Kalifornien, USA) verwöhnt die vielen Besucher häufig mit Sonnenschein und sehr warmen Temperaturen. Das Meerwasser an den Küsten will aber nicht so richtig warm werden. Stattdessen kühlt es die unteren Luftschichten so stark ab, dass sich teilweise sogar dichter Nebel bilden kann, der dann z.B. die „Golden Gate Bridge“ ein in Grau-in-Grau hüllt. Dieses Phänomen lässt sich jedoch nicht nur an der kalifornischen Küste beobachten. Vielmehr herrscht an allen tropischen und subtropischen Westküsten der Kontinente mehr oder minder stark ausgeprägt kaltes Küstenwasser vor. Doch warum ist dies so?

Wie die Atmosphäre ist auch der Ozean ständig in Bewegung. An der Oberfläche und in der Tiefe dominieren dabei häufig horizontale Strömungen. Jedoch kann das Meerwasser lokal auch Absinken oder Aufsteigen.

DWD Die kalte und oftmals neblige Bucht von San Francisco und die Verbindung zur El Nino Southern Oscillation 1

Oberflächenströmungen werden im Wesentlichen durch Wind angetrieben. In erster Linie sind dafür die Passate (beständiger Wind in tropischen Seegebieten bis etwa 25° südlicher und nördlicher geographischer Breite) und die Westwinde in den mittleren Breiten verantwortlich. Dabei gibt der Wind durch die Reibung einen Impuls (Bewegungsgröße, Stärke einer bewegten Masse) an das Wasser der oberflächennahen Schichten des Ozeans ab. Das Wasser wird entsprechend mit der Windrichtung gezogen. Durch die Erdrotation wirkt jedoch auf bewegte Flüssigkeiten oder Gegenstände eine ablenkende Kraft, die sogenannte Corioliskraft . Mit der Tiefe nimmt die Abweichung der Wasserströmung von der herrschenden Windrichtung stetig zu, bis der Windimpuls seine Antriebskraft komplett verloren hat und das Wasser steht. Über die gesamte Tiefe gemittelt kommt es daher zu dem Effekt, dass sich das Wasser nicht in Windrichtung, sondern in eine Richtung senkrecht zum Wind bewegt. Auf der Nordhalbkugel zeigt diese Richtung nach rechts (wenn man den Wind im Rücken hat), auf der Südhalbkugel nach links. Eine Strömung, die durch diesen Effekt zustande kommt, wird „Ekman-Transport“ genannt.

DWD Die kalte und oftmals neblige Bucht von San Francisco und die Verbindung zur El Nino Southern Oscillation 4

An den tropischen und teils auch subtropischen Westküsten der Kontinente wehen die Passatwinde häufig küstenparallel zum Äquator. Entsprechend des beschriebenen Ekman-Transportes wird das küstennahe Oberflächenwasser westwärts von den Küsten weg auf den Ozean getrieben. Da durch die Kontinente von Osten kein Wasser nachströmen kann, quillt aus Massenerhaltungsgründen kaltes nährstoffreiches Tiefenwasser auf und ersetzt somit das abtransportierte Oberflächenwasser.

Als Folge liegen die küstennahen Wassertemperaturen in den Aufquellgebieten von Tiefenwasser und somit auch vor San Francisco selbst im Sommer nur bei etwa 13 Grad. Daher sind diese Küstengebiete nur bedingt für Badegäste geeignet. Gleichzeitig freuen sich jedoch die Fischer über einen durch das kalte, nährstoff- und sauerstoffreiche Tiefenwasser überdurchschnittlich hohen Fischreichtum.

Schwächeln nun die Passatwinde wird weniger warmes Oberflächenwasser von den Küsten Südamerikas westwärts Richtung Australien und Indonesien transportiert, sodass das kalte Tiefenwasser kaum oder gar nicht aufquillt. Dadurch befindet sich das wärmste Wasser nicht mehr über Südostasien, sondern weiter östlich in Richtung der Westküste Südamerikas. Der Weg für ein sogenanntes El-Niño-Ereignis wäre frei.

Als Maß für die Bewertung und Vorhersage eines „El-Niño-Ereignisses“ wird beispielsweise der sogenannte „Ozean Niño Index (ONI)“ verwendet, der auf den mittleren dreimonatigen Abweichungen der Oberflächenwassertemperaturen in der Niño3.4 Region (170° W bis 120° W, 5° S bis 5° N) basiert. Als Referenz dienen verbesserte und homogene historische Analysen der Oberflächenwassertemperatur für den 30-jährigen Zeitraum zwischen 1981 und 2010. Ein El-Niño-Ereignis ist dabei durch einen positiven ONI größer oder gleich 0,5 Grad definiert. Bei einem La Niña-Ereignis liegen ONI-Werte kleiner oder gleich -0,5 Grad vor.

DWD Die kalte und oftmals neblige Bucht von San Francisco und die Verbindung zur El Nino Southern Oscillation 3

Auch derzeit wird ein „El-Niño-Ereignis“ beobachtet. Dieses Ereignis geht dabei mit überdurchschnittlich hohe Meeresoberflächentemperaturen (SST) im zentralen und östlichen tropischen Pazifik einher. Die Abweichungen der Oberflächenwassertemperaturen betrugen zwischen dem 18. und 25. September 1,2 Grad in der Niño 4 Region und bis 2,8 Grad in der Niño 1+2 Region. Insgesamt sind seit März überdurchschnittliche Werte zu verzeichnen. Derzeit wird mit einer 95%-Wahrscheinlichkeit erwartet, dass El Niño über den Winter der nördlichen Hemisphäre hinweg bis mindestens März 2024 anhält. Einhergehend ist über Indonesien mit der Abnahme der Niederschläge zu rechnen, während diese über dem zentralen und östlichen tropischen Pazifik zunehmen bzw. weiter überdurchschnittlich ausfallen.

DWD Die kalte und oftmals neblige Bucht von San Francisco und die Verbindung zur El Nino Southern Oscillation 2

Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst