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Nassestes Winterhalbjahr seit Messbeginn

Das Winterhalbjahr 2023/24, also der Zeitraum vom 1. Oktober 2023 bis zum 31. März 2024 wird in die Wetterannalen eingehen. Auch wenn es erst in ein paar Tagen zu Ende geht, steht schon jetzt fest, dass es das niederschlagreichste Winterhalbjahr sein wird, das seit Beginn regelmäßiger und flächendeckender Messungen im Jahre 1881 in Deutschland beobachtet wurde. Bis einschließlich des gestrigen Sonntags (24. März 2024) sind im deutschlandweiten Mittel in diesem Zeitraum rund 538 mm Niederschlag gefallen. Das entspricht etwa 150% der durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 359,3 mm im Zeitraum von 1961-1990 oder etwa 144%, verglichen mit der aktuelleren Vergleichsperiode 1991-2020 (372,6 mm). Derartige Abweichungen zum vieljährigen Mittel in einem Zeitintervall von einem halben Jahr ist sehr bemerkenswert und bisher beispiellos. Bezogen auf die durchschnittliche Menge eines gesamten Jahres in Deutschland sind in diesem Halbjahr etwa 2/3 gefallen, obwohl üblicherweise das Sommerhalbjahr die regenreichere Jahreshälfte darstellt.

Zeitliche Verteilung der Niederschläge

Fünf überdurchschnittlich nasse Monate in Folge waren für diese hohen Niederschlagssummen verantwortlich (Abb. 1). Erst der aktuelle Märzmonat fällt voraussichtlich unterdurchschnittlich aus. Den Startschuss machte ein mit 100,7 mm ziemlich nasser Oktober, wobei vor allem die zweite Monatshälfte ungewöhnlich regenreich war. Ihm folgte der zweitniederschlagreichste November seit Messbeginn. Mit 124,1 mm kam rund das Doppelte der üblichen Monatsmenge vom Himmel. Nach diesen beiden Herbstmonaten erlebten wir den viertnassesten Winter seit 1881. (Eine ausführliche Analyse des Winterniederschlags kann im Thema des Tages vom 20. Februar 2024 nachgelesen werden.) Vor allem der Dezember setzte die ungewöhnlich niederschlagreiche Witterung fort. Die Niederschlagsmenge summierte sich auf 120,4 mm, von der ein beachtlicher Teil in der zweiten Monatshälfte fiel und in einigen Regionen ein großes Weihnachts- und Silvesterhochwasser auslöste. Bereits in den ersten drei Monaten wurde die durchschnittliche Menge des gesamten Winterhalbjahrs schon bis auf wenige Millimeter erreicht! Jeder weitere Niederschlag war also quasi eine Zugabe. Auch die Monate Januar (75,2 mm) und Februar 2024 (81,1 mm) präsentierten sich überdurchschnittlich nass. Erst der aktuelle März bleibt wohl unter dem Monatssoll, wobei erst in ein paar Tagen endgültig Bilanz gezogen wird.

DWD Nassestes Winterhalbjahr seit Messbeginn

Vergleich mit früheren Winterhalbjahren

Vergleicht man das diesjährige Winterhalbjahr mit früheren, wird deutlich, wie ungewöhnlich der Niederschlagsüberschuss war (Abb. 2). Der bisherige Rekordhalter war das Winterhalbjahr 1998/99 mit 506,4 mm, gefolgt vom Winterhalbjahr 1993/94 mit 485,5 mm. Damit liegen wir kurz vor dem Ende bereits rund 30 mm über dem bisherigen Rekordhalter und sogar etwa 50 mm über dem nun drittplatzierten Halbjahr. Das Rennen um das niederschlagreichste Winterhalbjahr war also keinesfalls knapp, vielmehr musste sich der alte Rekordhalter klar geschlagen geben. Zudem lohnt sich ein Vergleich mit den bisher niederschlagärmsten Winterhalbjahren. Am wenigsten Niederschlag im deutschlandweiten Mittel wurde 1953/54 registriert mit gerade einmal 193,0 mm, gefolgt von den Winterhalbjahren 1971/72 mit 206,2 mm und 1995/96 mit 212,0 mm. Im Vergleich zu all diesen Zeiträumen kam im jetzigen Winterhalbjahr also mehr als das 2,5-fache vom Himmel. Interessant ist nebenbei bemerkt, dass die negativen Abweichungen sogar noch größer sind als die positiven.

DWD Nassestes Winterhalbjahr seit Messbeginn 1

Auswirkungen der hohen Niederschlagsmengen

Die hohen Niederschlagsmengen im Winterhalbjahr hatten und haben sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Natur. Es ist wenig verwunderlich, dass bei derart großen Regen- und Schneemassen Hochwasserereignisse nicht ausbleiben. Da im Winterhalbjahr die Verdunstungsraten gering sind, führt dies unausweichlich dazu, dass der Boden irgendwann gesättigt ist, also kein weiteres Wasser mehr aufnehmen kann. Folglich fließt jedes weitere Wasser in Bäche und Flüsse, deren Pegel ansteigen. Vor allem sehr intensive Regenfälle in der Woche vor Weihnachten 2023 ließen die Pegel in vielen Teilen Deutschlands ansteigen und Talsperren überlaufen. Ein massives Weihnachtshochwasser an mehreren Flüssen, insbesondere in Niedersachsen, war das Resultat. Aber auch zu anderen Zeiten der vergangenen Monate gab es wiederholt kleinere und größere Hochwasser, die allerdings nicht so großflächig auftraten und damit weniger in die Schlagzeilen gerieten. Vielen Rheinanrainern ist sicherlich auch noch Weihnachten 1993 in negativer Erinnerung, als am Rhein eines der schlimmsten Hochwasser des vergangenen Jahrhunderts herrschte.

DWD Nassestes Winterhalbjahr seit Messbeginn 2

Der große Niederschlagsüberschuss hatte aber auch positive Effekte. Nach vielen Jahren mit sehr niedrigen Grundwasserspiegeln hat sich die Lage in diesem Winter endlich wieder entspannt. Ähnlich sieht es mit der Bodenfeuchte aus. Die seit 2018 andauernde historische Dürreperiode wurde für beendet erklärt. In den oberen Bodenschichten ist nun wieder ausreichend Wasser vorhanden oder es liegt sogar eine Überversorgung vor (Abb. 3). Selbst in tieferen Bodenschichten, wo das Regenwasser deutlich zeitverzögert ankommt, ist in den meisten Regionen Deutschlands wieder ausreichend Wasser vorhanden. Lediglich in ein paar Regionen der östlichen Bundesländer, insbesondere in Teilen Sachsen-Anhalts und Thüringens, dauert der Trockenstress weiter an. Tief wurzelnde Pflanzen und Bäume sollten in den meisten Regionen selbst in einem trockenen Sommer in diesem Jahr keine Probleme bekommen und können sich von der mehrjährigen Dürreperiode hoffentlich wieder erholen. Wie es für kleinere Pflanzen und die Landwirtschaft aussieht, kann allerdings aus heutiger Sicht noch nicht abgeschätzt werden. Durch die starken Verdunstungsraten im Sommer kann der Oberboden nach längeren Trockenperioden recht schnell wieder austrocknen. Für diese Kulturen ist also eher der Sommer- als der Winterniederschlag ausschlaggebend.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale

Im März weiterhin zu nass?

Mehr als 150 % des im klimatologischen Mittel zu erwartenden Niederschlags sind im Februar gefallen. In einigen Staulagen der Mittelgebirge kamen über 200 Liter pro Quadratmeter (kurz l/m²) zusammen. Im brandenburgischen Manschnow fielen dagegen nur rund 72 l/m², im thüringischen Ellrich-Werna 108 l/m². Diese Niederschlagsmengen machten jedoch an den jeweiligen Stationen mehr als 370 % des Niederschlagssolls im Monat Februar aus! Kurzum: Es war ein nasses Ende eines nassen Winters. Aber wie geht es denn im März weiter? Startet der Frühling genauso nass, wie der Winter aufgehört hat?

Im Gegensatz zu den Messungen der Wetterstationen, bei denen es sich lediglich um sogenannte Punktmessungen handelt, lassen sich die bislang im März gefallenen Niederschlagsmengen mithilfe von Radardaten recht gut abschätzen. Diese bieten den Vorteil, dass sie auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar. Zusätzlich kann man die Radardaten mit den Messwerten der Stationen aus dem DWD-Messnetz kombinieren, sodass die Abschätzung noch etwas genauer wird.

Betrachtet man sich die Niederschlagsmenge, die seit Monatsbeginn (01. März) in Deutschland gefallen ist, so fällt ein starkes Südwest-Nordost-Gefälle auf („absolute Gesamtniederschlagsmenge“; siehe Abbildung 1). Während der Südwesten vorwiegend in den Farben Grün bis Gelb und Rot eingefärbt ist, weist der Nordosten teils gar keine Signale auf. Am regenreichsten war es bisher im März somit im Südwesten Deutschlands. Insbesondere im Schwarzwald kamen bis heute rund 90 l/m² zusammen. Im Norden und Osten gibt es hingegen kaum Signale für Niederschlag. Dort fiel der Frühlingsanfang also weitgehend trocken aus.

DWD Im Maerz weiterhin zu nass

Um die Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?“), setzt man sie in einen klimatologischen Kontext. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag (Donnerstag, 14.03.2024) mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit (rote bis türkise Flächen) beschreiben, Werte über 100 % (dunkelblaue bis violette und weiße Flächen) stellen eine zu nasse Witterung dar. Die blauen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen die Niederschläge ungefähr der im Mittel zu erwartenden Menge entsprechen („relative Gesamtniederschlagsmenge“; siehe Abbildung 2).

DWD Im Maerz weiterhin zu nass 1

Auch in dieser Grafik bestätigt sich das Südwest-Nordost-Gefälle. Wenig verwunderlich sind die dargestellten Werte im Norden gebietsweise bei 0 % (rot). Im Westen und Südwesten wurden meist 30 bis 70 % des Niederschlagssolls erreicht. Regional liegt die relative Gesamtniederschlagsmenge allerdings auch bereits um bzw. über 100 %, wie zum Beispiel in einigen Weststaulagen des Schwarzwalds sowie in Oberschwaben.

DWD Im Maerz weiterhin zu nass 2

Nachdem der heutige Donnerstag frühlingshaft mild und weitgehend trocken ausfällt, gestaltet sich das Wetter in den kommenden Tagen wieder wechselhafter. In vielen Regionen fällt zeitweise etwas Regen, der von kurzen Phasen mit Zwischenhocheinfluss unterbrochen wird. Abbildung 3 zeigt die Vorhersage der akkumulierten Niederschlagsmengen bis nächsten Donnerstag, den 21.03.2024 der Wettermodelle ICON (deutsches Modell), IFS (europäisches Modell) und GFS (amerikanisches Modell). Insbesondere der äußerste Süden steht dabei im Fokus. Am Stau der Alpen sowie im Südschwarzwald sind – je nach Wettermodell – 40 bis 60 l/m² möglich. Unschwer zu erkennen gibt es zum aktuellen Zeitpunkt aber noch einige Unsicherheiten in den Modellprognosen. Im Allgäu beispielsweise sind ICON zufolge auch bis zu 80 l/m² möglich. Sonst werden im Nordwesten sowie im Stau der Mittelgebirge meist 10 bis 30 l/m² simuliert. Im Osten und Nordosten liegen die vorhergesagten Niederschlagsmengen meist unter 10 l/m². Dies könnte das Südwest-Nordost-Gefälle somit noch etwas verschärfen.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtür

Wenn Wetterlagen über einen längeren, unüblichen Zeitraum anhalten, kommt es fast immer zu problematischen Auswirkungen. Andauernde oder sich häufig wiederholende Hitzewellen im Sommer können beispielsweise bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu gesundheitlichen Einschränkungen führen, unter langen niederschlagsarmen Phasen leidet häufig die Landwirtschaft. Doch ganz besonders beim Niederschlag wirken sich sogenannte „persistente“ oder regenerierende Wetterlagen häufig besonders nachteilig aus. Während sich der Naturraum und die Bevölkerung einer Region an die dort üblichen Wetterlagen und deren mittleren Schwankungsbreite im Laufe der Zeit angepasst hat und damit gut zurechtkommt, führen langanhaltende oder häufig wiederkehrende Regen- oder Schneefälle zu teils erheblichen Gefährdungen.

Auch in diesem Winter erlebten wir in Deutschlands bereits die Problematik von einer länger andauernden Großwetterlage. Im November und Dezember 2023 führten atlantische Tiefausläufer über mehreren Wochen hinweg beständig sehr feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa (Westwetterlage), die regional zu einem Hochwasser führten. Eine solche, niederschlagsreiche und sich immer wieder regenerierende Wetterlage gab es auch im Januar und Februar 1999 – allerdings bei einem deutlich tieferen Temperaturniveau. Ende Januar stellte sich damals über Mitteleuropa die erste von drei markanten Nordwestwetterlagen ein. Ein sogenannter „Höhentrog“  etabliert sich über der Mitte und dem Osten des Kontinents (Abbildung 1 links), wobei mit diesem zum einen kalte und zum anderen auch feuchte Luft von Norden und Nordwesten her an den Alpennordrand geführt wurde. Die Folge davon waren dort langanhaltende und kräftige Schneefälle. Wenngleich sich diese Nordwestlage zu Beginn des Februars auflöste und in eine Hochdruckrandlage überging, stellte sich ab dem 05. Februar 1999 wieder das Strömungsmuster von Ende Januar ein (Abbildung 1 rechts). Über den Zeitraum von einer Woche schneite es im Alpenraum erneut langanhaltend und ergiebig. Die Ähnlichkeit der beiden Großwetterlagen sticht dabei deutlich ins Auge (Abb. 1).

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer

Beiden Wetterlagen ist gemein, dass sich eine sogenannte „Staulage“ einstellte. Dies hat natürlich überhaupt nichts mit dem Verkehr zu tun, sondern ist eine Folge der Topographie. Berge haben nämlich allgemein die Eigenschaft, an ihren Flanken die darauf zuströmende Luft zum Aufsteigen zu zwingen. Damit wird der in der Luft vorhandene Wasserdampf in höhere Luftschichten transportiert. Dort ist die Luft aber normalerweise kälter und kann deutlich weniger Wasserdampf halten. Als Folge kommt es zum Ausfall und damit zu kräftigem Schneefall. Hält dieser Effekt über eine längere Zeit an, können erhebliche Niederschlagsmengen zusammenkommen. Bei beiden Wetterlagen wurden die Alpen von Norden und Nordwesten her angeströmt, sodass sich nördlich des Alpenhauptkammes dieser Staueffekt ergab. Außerdem muss man bei der Beurteilung der Lawinenbildung mindestens noch ein weiterer meteorologischer Parameter betrachtet werden: den Wind. Beide Wetterkarten in Abbildung 1 zeigen die Strömungsverhältnisse (hier Isohypsen) in 700 hPa (etwa 3000 m), aus denen kräftiger Windeinfluss (aus Nordwest bis Nord) abgeleitet werden kann. Dieser Wind führte zu erheblichen Verfrachtungen des lockeren Schnees von den Luv- in die Leelagen und veränderte zudem die Schneedeckenstruktur.

Nach einer vorübergehenden Umstellung der Wetterlage zum Ende der ersten Monatshälfte, stellte sich rasch wieder das altbekannte Strömungsmuster ein (Abbildung 2). Ein umfangreicher Höhentrog stieß von Nordwesten her zu den Alpen vor und ließ den kräftigen Schneefall inklusive Windeinfluss wieder aufleben. Der Schnee türmte sich weiter auf und erreichte entlang und nördlich des Alpenhauptkammes vielerorts Rekordwerte. Wenn sie dieses Thema des Tages zeitnah zum Ausgabezeitunkt in den Händen halten, kam es fast stundengenau vor 25 Jahren (23. Februar 1999, um 15:58 Uhr MEZ) zum Kollaps der mächtigen Schneedecke oberhalb von Galtür im hinteren Tiroler Paznauntal. Am nördlich des Ortes gelegenen Hang zwischen Grießkopf und Grieskogel löste sich auf etwa 2700 m Meereshöhe eine große, rauschte mit mehr als 200 km/h zu Tal und verschüttete Teile des Ortes. Die in Bewegung gerate Schneemasse wird bei nachfolgenden Analysen mit etwa 180.000 t abgeschätzt. 31 Menschen konnten nicht mehr rechtzeitig aus dem dicht gepressten und teils in die Häuser eingedrungenen Schnee geborgen werden. Einen Tag später kamen bei einer weiteren Lawine in der benachbarten Ortschaft Valzur weitere sieben Menschen ums Leben.

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer 1

Doch diese beiden Großlawinen waren nicht die einzigen Lawinenereignisse mit Personenschaden während dieser Zeit im Alpenraum. Sowohl in Frankreich, als auch in der Schweiz gab es bei entsprechenden Ereignissen mehrere Todesopfer zu beklagen. Die schlimmsten fanden in Chamonix (Frankreich) sowie in Evolene (Schweiz) statt. Aufgrund dieser weitreichenden Folgen ging der Winter 1999 auch als sogenannter „Lawinenwinter“ in die Historie ein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Januar 2024

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Januar 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Helgoland Schleswig-Holstein 4,3 °C +1,8 Grad
2 Borkum-Flugplatz Niedersachsen 4,1 °C +2,4 Grad
3 Norderney Niedersachsen 3,9 °C +2,3 Grad

Besonders kalte Orte im Januar 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen -2,7 °C +1,9 Grad
2 Reit im Winkl Bayern -2,3 °C +1,3 Grad
3 Carlsfeld Sachsen -2,1 °C +1,5 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Sankt Blasien-Menzenschwand Baden-Württemberg 289,3 l/m² 148 %
2 Bernau-Goldbach Baden-Württemberg 269,6 l/m² 136 %
3 Todtmoos Baden-Württemberg 261,4 l/m² 124 %

Besonders trockene Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Quedlinburg Sachsen-Anhalt 21,4 l/m² 95 %
2 Bad Lauchstädt Sachsen-Anhalt 23,6 l/m² 94 %
3 Stuttgart-Echterdingen Baden-Württemberg 23,9 l/m² 55 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 München-Stadt Bayern 103 Stunden 157 %
2 Memmingen Bayern 102 Stunden 125 %
3 Wielenbach Bayern 102 Stunden 182 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Januar 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Greifswald Mecklenburg-Vorpommern 39 Stunden 90 %
2 Trollenhagen Mecklenburg-Vorpommern 43 Stunden 96 %
3 Grambow-Schwennenz Mecklenburg-Vorpommern 44 Stunden 128 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Jahr 2023

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Jahr 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 13,1 °C +2,8 Grad
2 Freiburg Baden-Württemberg 12,9 °C +3,2 Grad
3 Ohlsbach Baden-Württemberg 12,8 °C +3,2 Grad

Besonders kalte Orte im Jahr 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Carlsfeld Sachsen 6,8 °C +2,4 Grad
2 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 6,9 °C +2,5 Grad
3 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 7,1 °C +2,3 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Jahr 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 2399,8 l/m² 120 %
2 Ruhpolding-Seehaus Bayern 2302,6 l/m² 103 %
3 Oberstdorf Bayern 2258,7 l/m² 123 %

Besonders trockene Orte im Jahr 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Zülpich-Enzen Nordrhein-Westfalen 533,4 l/m² 92 %
2 Grünstadt Rheinland-Pfalz 541,6 l/m² 102 %
3 Prenzlau Brandenburg 545,2 l/m² 108 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Jahr 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 München-Flughafen Bayern 2062 Stunden 124 %
2 Arkona Mecklenburg-Vorpommern 2044 Stunden 113 %
3 Weihenstephan Bayern 2030 Stunden 121 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Jahr 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 1474 Stunden 109 %
2 Lüdenscheid Nordrhein-Westfalen 1498 Stunden 111 %
3 Alfeld Niedersachsen 1540 Stunden 117 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Jahresmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreswertes zum vieljährigen Jahresmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Jahresüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Dezember 2023

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Dezember 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Geilenkirchen Nordrhein-Westfalen 6,9 °C +3,8 Grad
2 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfalen 6,8 °C +2,9 Grad
3 Duisburg-Baerl Nordrhein-Westfalen 6,7 °C +2,6 Grad

Besonders kalte Orte im Dezember 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Reit im Winkl Bayern -0,2 °C +2,8 Grad
2 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 0,0 °C +3,2 Grad
3 Carlsfeld Sachsen 0,2 °C +2,9 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Dezember 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Braunlage Niedersachsen 392,0 l/m² 261 %
2 Horn-Bad Meinberg – Leopoldstal Nordrhein-Westfalen 368,1 l/m² 260 %
3 Baiersbronn-Mitteltal Baden-Württemberg 344,5 l/m² 140 %

Besonders trockene Orte im Dezember 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Haßloch Rheinland-Pfalz 30,6 l/m² 76 %
2 Grünstadt Rheinland-Pfalz 32,2 l/m² 79 %
3 Frankenthal-Studernheim Rheinland-Pfalz 35,2 l/m² 99 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Dezember 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Wielenbach Bayern 87 Stunden 177 %
2 Memmingen Bayern 83 Stunden 114 %
3 Rosenheim Bayern 79 Stunden 168 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Dezember 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Soltau Niedersachsen 7 Stunden 20 %
2 Bremen Bremen 9 Stunden 25 %
3 Belm Niedersachsen 9 Stunden 26 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Weihnachten 2023: Regen, Wind und mild

Das Weihnachtsfest ist nun fast vorbei, der Weihnachtsbaum nadelt noch nicht, die Geschenke sind alle verteilt und hoffentlich gut angekommen, der Festtagsbraten war ein voller Erfolg und der Weihnachtsspaziergang konnte auch genossen werden. Das alles natürlich idealerweise mit einer schneebedeckten Landschaft verbunden. So oder so ähnlich klischeebehaftet würde zumindest für die Autorin ein schönes Weihnachtsfest aussehen. Aber gut, meistens kommt es ja anders… In diesem Jahr kam es allerdings für relativ viele Mitmenschen anders als gewünscht: Viele Bewohner vor allem der nördlichen und mittleren Landesteile müssen mit den Folgen der andauernden Niederschläge, vor allem am Erzgebirge auch mit dem zusätzlichen Abschmelzen der Schneedecke, kämpfen und teilweise das eigene Heim verlassen. Viele Hilfs- und Rettungskräfte waren und sind noch im Einsatz – und nicht am heimischen Weihnachtsbaum, um die Hochwassersituation an den angeschwollenen und häufig über die Ufer getretenen Flüssen möglichst gut zu überstehen. Daher soll an dieser Stelle geschaut werden, welche Regenmengen in den vergangenen Tagen insgesamt und an den (bisherigen) Weihnachtstagen im Speziellen zu verzeichnen waren.

Der Einstieg in die Dauerregensituation fand bereits in der Vorweihnachtswoche am Mittwochabend (20.12.) bzw. in der Nacht zum Donnerstag (21.12.) statt. Erst am heutigen Mittag des 2. Weihnachtstages (26.12.), also knapp sechs Tage später, konnten die letzten Dauerregenwarnungen auslaufen. Damit findet zwar aus meteorologischer Sicht die Unwetterlage ein Ende, die vor allem im Nordwesten und Teilen der Mitte herrschende Hochwassersituation bleibt aber zunächst weiter bestehen und kann sich nur verzögert entspannten. Genaue Informationen zur Hochwasserlage findet man bei den Hochwasserzentralen der jeweiligen Bundesländer. Die folgende Abbildung zeigt die aus den Radarmessungen abgeleiteten Niederschlagsmengen der vergangenen Woche. Aufgrund der langen Andauer der Niederschläge zeigt die Wochensumme die Gesamtsituation recht eindrücklich.

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild

Der Hauptfokus der Niederschläge liegt klar im Nordwesten des Landes mit flächig über 60 l/qm in sieben Tagen und Spitzenwerten von 150 bis 200 l/qm. Aufsummierte Stationswerte zeigen im Bereich des Teutoburger Waldes/Eggegebirges (NRW) und am Harz auch örtlich Werte um 260 l/qm in den vergangenen sieben Tagen. Auch in anderen Regionen fiel gebietsweise sehr viel Regen, im höheren Bergland bzw. in den östlichen Mittelgebirgen auch zeitweise Schnee. Darauf soll an dieser Stelle aber nicht eingegangen werden. An Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag gab es gebietsweise erhebliche Regenmengen, die Top 3 der 24-stündigen Regenmengen sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild 1

Dabei lässt sich festhalten, dass absolute Tagesrekorde nicht aufgestellt wurden. Der Rekordwert der 24-stündigen Regenmenge für Heiligabend stammt mit 66,2 l/qm aus dem Jahr 1995 und wurde in Dachsberg-Wolpadingen (Baden-Württemberg) gemessen. Der Rekord für den 1. Weihnachtsfeiertag stammt aus Braunlage (Niedersachsen) mit 55,4 l/qm in 24 Stunden aus dem Jahr 1974.

Neben dem Regen spielte auch der Wind seit Tagen und auch an den Weihnachtstagen eine signifikante Rolle, verbreitet wurden Windwarnungen fällig. Der Höhepunkt dieser Windentwicklung lag aber bereits in der Vorweihnachtswoche und wurde bereits in den Themen des Tages vom 20. und 22. Dezember  thematisiert.

Außerdem wird dieses Weihnachtsfest bezüglich der Temperaturen als ein relativ mildes in die Geschichtsbücher eingehen. Nachfolgend seien für den Heiligabend 2023 und den 1. Weihnachtsfeiertag die Top 3 der gemessenen Höchstwerte genannt:

Absolute bzw. deutschlandweite Rekorde für den 24./25. Dezember wurden damit nicht aufgestellt, diese stammen für den Heiligen Abend mit 18,9 Grad aus Freiburg (Baden-Württemberg, südliches Rheintal) im Jahr 2012 bzw. für den 1. Weihnachtsfeiertag aus Piding in Bayern (Berchtesgadener Land) mit 19,3 Grad im Jahr 2013. Dennoch wurden an einigen Stationen neue Tagesrekorde aufgestellt, vor allem im Südosten und Osten des Landes.

DWD Weihnachten 2023 Regen Wind und mild 2

Am heutigen 2. Weihnachtstag bleibt uns zumindest aktuell ein Blick auf Höchstwerte und 24-stündige Niederschlagsmengen noch verwehrt. Abgerechnet wird ja bekanntlich zum Schluss. Fest steht aber, dass es weiterhin relativ mild ist und gebietsweise erneut stürmisch. An den Küsten und im höheren Bergland treten teils auch Sturmböen auf. Hinsichtlich der Niederschläge kann allerdings eine deutliche Entspannung festgestellt werden. Heute tagsüber fallen vor allem in den zuvor stark betroffenen Regionen kaum noch Niederschläge. Und auch wenn gegen Mittwoch früh im Westen neuer Regen aufkommt, der sich im Tagesverlauf auf den Nordwesten bis Norden ausbreitet, werden im Vergleich zu den Vortagen deutlich geringere Regenmengen erwartet. Eine erneute Verschärfung der Hochwassersituation ist daher voraussichtlich nicht zu erwarten.

Abzuwarten bleibt allerdings die Wetterentwicklung im weiteren Wochenverlauf, in der sich ein Fortbestand der wechselhaften, teils windigen und überwiegend milden Witterung andeutet. Details dazu sind aber noch mit größeren Unsicherheiten behaftet. Sowohl markante Regenmengen als auch erneut recht flächige Wind- bzw. Sturmwarnungen sind dabei nicht ausgeschlossen.

(Hinweis: Alle Abbildungen sind auf der Homepage des DWD unter zu finden.)

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

„Zurück in die Zukunft“ beim Wetter

Am morgigen Freitag wird in den USA der „Gib-vor-ein-Zeitreisender-zu-sein-Tag“ begangen. Dieser findet seit dem Jahr 2007 immer am 08. Dezember statt. In gewisser Hinsicht sind wir MeteorologInnen tagtäglich Zeitreisende, denn wir versuchen, in die Zukunft zu blicken. Dabei ist das Ziel, das Wetter mit seinen Eigenschaften wie Temperatur, Niederschlag oder Wind an einem bestimmten Ort möglichst weit in die Zukunft bestmöglich vorherzusagen.

In welches Jahr oder zu welchem Zeitpunkt würden Sie gemäß dem Filmtitel „Zurück in die Zukunft“ gerne reisen? Jede und jeder hat sicherlich Momente in seinem Leben, zu denen man gerne zurückreisen und sich möglicherweise anders entscheiden würde. Manchmal würde man auch gerne wissen, was morgen oder übermorgen passieren könnte (bei uns MeteorologInnen schon allein berufsbedingt). Aber wenn man das Angebot bekommen würde, tatsächlich einmal in die Zukunft zu reisen, dann ist es durchaus fraglich, ob man dieses Angebot letztendlich annehmen würde.

Wenn man am heutigen 07. Dezember in der Geschichte zurückreisen würde, käme man bei dem ein oder anderen historischen Ereignis heraus. Da wäre beispielsweise der japanische Angriff auf Pearl Harbor im Jahr 1941. Bei diesem Ereignis ist allerdings zu bezweifeln, dass man dahin gerne zurückreisen würde. Der Kniefall von Warschau im Jahr 1970 wäre dahingehend schon etwas Anderes.

Doch nun zum Blick in die Zukunft beim Wetter. Wettervorhersagemodelle benötigen für ihre Berechnungen, was in der Zukunft wettertechnisch passieren könnte, einen Anfangszustand. Dieser sollte möglichst präzise den aktuellen Gegebenheiten entsprechen. Beste Voraussetzungen hierfür liefert eine gute Datengrundlage, die sich aus den Messungen von Wetterstationen, Flugzeug- und Schiffsmessungen, Radiosondenaufstiegen sowie Radar- und Satellitendaten speist.

Wenn man den Anfangszustand am heutigen Donnerstag beschreiben müsste, so fasst „ein ruhiger Wettercharakter“ das Ganze für Deutschland sehr gut zusammen. Das Vorhersagegebiet befindet sich nämlich unter Zwischenhocheinfluss. Das Hochdruckgebiet EVANGELIA sorgt in Anlehnung an das Evangelium zumindest in der Südwesthälfte für eine „Frohe Botschaft“, denn dort hat man es heute mit einem Mix aus Sonne und Wolken zu tun. In einigen Flussniederungen sowie im Norden und Osten sieht es allerdings eher nach einem Tag mit Dauergrau aus. Örtlich kann auch etwas Sprühregen oder Schneegriesel aus der „grauen Masse“ fallen. In diesen Regionen kreisen die heutigen Höchstwerte um die 0-Grad-Marke. In den mit etwas Sonne verwöhnten Regionen klettern die Temperaturwerte immerhin auf bis zu 6 Grad.

Bereits das Wetter in der kommenden Nacht stellt die Vorhersagemodelle vor Herausforderungen. Das Tiefdruckgebiet UDO sorgt für etwas mehr Würze in der Wetterküche. Auf die Wetterlage an sich wurde bereits im gestrigen Thema des Tages  eingegangen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass UDO Wolken in den Westen und Südwesten lenkt, aus denen nachfolgend Niederschläge fallen. Ganz im Westen sowie in den Niederungen handelt es sich meist um Regen. Im Bergland fällt der Niederschlag oft als Schnee. Der Regen ist allerdings aber auch teils gefrierend und es kommt gebietsweise zu Glatteisbildung. Die Warnmeteorologen werden vorzeitig und großflächig mit Warnpolygonen vor markantem Wetter (ockerfarbene Warnungen) hantieren. Lokale Unwetterwarnungen (rote Warnungen) sind dabei nicht ausgeschlossen. Ob eine Warnung „hochgestuft“ wird, wird man dann im sogenannten Nowcasting anhand der Temperaturen in Bodennähe und anhand der Niederschlagsmenge beurteilen.
Wie glatt es ganz lokal bei jedem Einzelnen tatsächlich wird, gleicht dabei allerdings einem Blick in die Glaskugel. So oder so gilt vor allem zur Hauptverkehrszeit höchste Vorsicht. Egal ob per Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß sollte man sich den örtlichen Begebenheiten dementsprechend anpassen.

Vergleicht man in den Vorhersagemodellen das prognostizierte signifikante Wetter (erste Abbildung: Vorhersage von Mittwoch, 06.12.2023; zweite Abbildung: Vorhersage von Donnerstag, 07.12.2023), so sieht man deutliche Unterschiede hinsichtlich Niederschlagsphase und Verlagerung. Ob die aktuelleren Modellläufe eher der Realität entsprechen, wird sich zeigen.

DWD Zurueck in die Zukunft beim Wetter

DWD Zurueck in die Zukunft beim Wetter 1

Diese Niederschläge ziehen in den darauffolgenden Stunden und im Laufe des Freitags dann weiter ostwärts. Nach Durchzug des Niederschlagsgebiets setzt dann auch sukzessive eine Milderung von Westen ein. Werden am heutigen Donnerstag am Niederrhein noch die oben erwähnten 6 Grad erreicht, so steigen die Temperaturwerte am zweiten Adventssonntag dort auf bis zu 11 Grad. Nach Osten hin hält sich die kühlere Luft noch etwas länger. Ab spätestens Sonntag setzt dann aber auch dort die Milderung ein. Bei teils kräftigem Südwestwind und viel Regen am Sonntag und Montag, der an den Alpen teils langanhaltend fällt, gehören die bestehenden Schneedecken vergleichsweise schnell der Geschichte an.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.12.2023

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Die milde Luft klopft an die Tür

Der Winter hat gerade erst begonnen (der 1. Dezember ist der meteorologische Winteranfang), zeigt uns aber schon mal, was er draufhat: Nach dem Schneechaos im Südostdeutschland hat sich das Wetter dank des Hochs DUNJA zumindest vorübergehend beruhigt. Unter teils klarem Himmel sind die Temperaturen durch die mächtige Schneedecke im Südosten des Landes auf Gefrierfachniveau gesunken mit Werten häufig zwischen -12 und -19 Grad.

Von Westen „klopft“ jedoch die milde Atlantikluft mit Tief SANI mit Kern über dem Ärmelkanal an. Da kalte Luft schwerer ist als warme Luft, hat die Atlantikluft viel Arbeit vor sich, um die eingeflossene Kaltluft wegzuräumen. Dies geschieht nicht immer glimpflich. Wenn ein Tief ins Spiel kommt, kann es dann zu einer Glatteislage führen.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer

Im Laufe des Montagnachmittags weiten sich die Niederschläge von Tief SANI von Südwesten nordostwärts aus. Bis Dienstagmorgen bleiben nur der äußerste Nordosten und Südosten noch trocken.

Zunächst fällt nur Schnee, ab dem Nachmittag mischt sich aber auch zunehmend Regen darunter. Das liegt daran, dass in höheren Luftschichten von Westen wärmere Luft herangeführt wird. Am Boden hält sich aber zum Teil weiter die Kaltluft. Es kommt also gebietsweise zu einer erhöhten Glatteisgefahr, vor allem im westlichen Bergland und je weiter man nach Osten kommt. Besonders gefährdet sind ab den Abendstunden bis Dienstagfrüh die Regionen zwischen Main und Donau. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Glatteissituation vereinzelt auch unwetterartig ausfällt. Nach Norden und Nordosten fällt etwas Schnee. Nur entlang des Rheins und ganz im Westen bleiben die Temperaturen in der Nacht zum Dienstag über null Grad, ansonsten liegen sie meist in den Frostbereich. Im Südosten Bayerns kann es erneut strengen Frost auftreten.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer 1

Zu erwähnen ist auch der Wind: Mit der Annäherung des Tiefs SANI frischt der südöstliche Wind vor allem in den Kammlagen der Mittelgebirge und auf den Alpengipfeln auf. Es werden zwar keine hohen Windgeschwindigkeiten erwartet, aber in Kombination mit dem noch lockeren Schnee kann es zu Schneeverwehungen kommen.

Am Dienstag liegt der Kern des Tiefs über Nordwestdeutschland. Dabei fließt wieder etwas kältere Luftmassen ein. Im Bergland oberhalb von 400 bis 600 m fällt dann wieder Schnee. In tieferen Lagen entspannt sich bei positiven Temperaturen um 5 Grad die Glättesituation. Lediglich im Nordosten und ganz im Norden sowie ganz im Südosten fällt bis unten Schnee. In der Nacht zum Mittwoch bleiben wir immer noch unter dem Einfluss von Tief SANI. Dabei werden weitere Niederschläge erwartet, die teils bis in tieferen Lagen als Schnee fallen. Entsprechend muss mit Glätte durch überfrierende Nässe oder Schnee gerechnet werden.

DWD Die milde Luft klopft an die Tuer 2

Zur Wochenmitte zieht das Tief langsam nach Polen ab und von Westen macht sich ein Zwischenhoch bemerkbar. Entsprechend verlagern sich die Niederschläge mehr in den Osten. Die Milderung setzt sich aber nur zögerlich durch. Ganz im Osten und Südosten hält sich die kalte Luft mit Temperaturen um 0 Grad, ansonsten werden Höchstwerte zwischen 3 und 7 Grad erreicht. In der Nacht zum Donnerstag gibt es aber verbreitet Frost zwischen 0 und -7 Grad. Dabei bleibt es meist trocken.

Am Donnerstag versucht ein neues „mildes“ Atlantiktief auf Deutschland überzugreifen. Gegenüber steht aber das „kalte“ Hoch über Russland. Es bleibt spannend, in wie weit sich die milde Luft nach Osten durchsetzt und wie nachhaltig wird sie sein. Es gibt auch Modellprognosen, in denen die Kaltluft relativ schnell zurückkehrt.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Herbst 2023

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Herbst 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Freiburg Baden-Württemberg 13,8 °C +3,7 Grad
2 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfalen 13,8 °C +2,5 Grad
3 Ohlsbach Baden-Württemberg 13,7 °C +3,7 Grad

Besonders kalte Orte im Herbst 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 8,1 °C +3,1 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 8,1 °C +2,9 Grad
3 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 8,5 °C +2,8 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Herbst 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Sankt Blasien-Menzenschwand Baden-Württemberg 788,7 l/m² 177 %
2 Todtmoos Baden-Württemberg 728,7 l/m² 164 %
3 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 723,0 l/m² 150 %

Besonders trockene Orte im Herbst 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Erfurt-Weimar Thüringen 107,3 l/m² 98 %
2 Grünow Brandenburg 108,2 l/m² 102 %
3 Seegebiet Mansfelder Land-Röblingen Sachsen-Anhalt 108,3 l/m² 111 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Herbst 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Passau-Fürstenzell Bayern 525 Stunden 144 %
2 München-Flughafen Bayern 514 Stunden 148 %
3 München-Stadt Bayern 512 Stunden 136 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Herbst 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 List auf Sylt Schleswig-Holstein 280 Stunden 93 %
2 Leck Schleswig-Holstein 288 Stunden 102 %
3 Dörpen Schleswig-Holstein 299 Stunden 110 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Jahreszeitenmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitenwertes zum vieljährigen Jahreszeitenmittelwertes der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Jahreszeitenrückblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.12.2023

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