Schlagwortarchiv für: Saharastaub

Übergang zu wechselhaftem Frühlingswetter

Das Frühlingshoch „Konstantina“ hat seine Wetterwirksamkeit in Deutschland endgültig verloren und liegt inzwischen mit dem Schwerpunkt über dem Schwarzen Meer. Hoch „Liora“ über Westrussland sorgt jedoch noch dafür, dass es Tief „Volker“ über Westfrankreich (international Martinho) noch schwerfällt, auf Deutschland überzugreifen. Zwischen dem Hoch östlich und dem Tief westlich von uns hat sich eine südliche Strömung etabliert, in der sehr milde und zunehmend feuchte Luft zu uns gelangt. Saharastaub wurde zudem miteingezogen und sorgt dafür, dass der Himmel milchig erscheint. 

Uebergang zu wechselhaftem Fruehlingswetter teil 1 

Bodenanalyse mit Fronten und Luftdruck vom Samstag den 22.03.2025. Quelle: DWD 

Am heutigen Samstag ist das Wetter zweigeteilt: Norddeutschland profitiert noch vom Hoch „Liora“. Dabei scheint zunächst die Sonne und erst am Abend erreichen von Süden her dichtere Wolkenfelder, die aber kaum Regen bringen. Der Wind weht allerdings mäßig bis frisch, in Böen stark bis stürmisch aus östlichen Richtungen. Dies könnte ein Problem werden, wenn der Wind den Staub von den vertrockneten Ackerfeldern aufwirbelt. 

In der Mitte und im Süden zeigt sich der Himmel hingegen wolkig bis stark bewölkt, örtlich fällt daraus etwas Regen. Am Nachmittag und Abend sind im Südwesten einzelne Schauer und Gewitter möglich. In Bayern setzt sich zum Nachmittag hin wieder stärker die Sonne durch. An den Alpen herrscht zudem Südföhn. 

Die Höchstwerte liegen zwischen 15 und 21 Grad, lediglich im äußersten Norden ist es mit 8 bis 13 Grad deutlich kühler. Das liegt daran, dass der Wind von der noch kalten Ostsee herkommt. 

Uebergang zu wechselhaftem Fruehlingswetter teil 2

Wetter und Temperatur für Samstag 22.03.2025. Quelle: DWD 

In der Nacht zum Sonntag erweitert Tief „Volker“ seinen Einflussbereich auf fast das gesamte Land, auch wenn der Kern noch über Westfrankreich bleibt. Der Himmel zeigt sich oft stark bewölkt, vor allem in der Westhälfte fällt gebietsweise Regen, ansonsten bleibt es überwiegend trocken. Die Tiefstwerte liegen zwischen 9 und 2 Grad. Die Frostgefahr ist also sehr gering. Der Ostwind ist im Norden noch kräftig unterwegs, ansonsten flaut der Wind weiter ab. 

Am Sonntag zeigt sich der Himmel vielerorts wolkig bis stark bewölkt, und vor allem im Westen und in der Mitte des Landes treten einzelne Schauer auf. Im Südosten entwickeln sich nachmittags sogar einzelne Gewitter. Sonst bleibt es meist trocken. Durch mehr Bewölkung steigen die Temperaturen auf Werte zwischen 11 und maximal 17 Grad an. Der Wind weht im Norden aus östlichen Richtungen und ist im äußersten Norden noch spürbar, im Süden weht er schwach bis mäßig aus westlichen Richtungen. 

Uebergang zu wechselhaftem Fruehlingswetter teil 3

Wetter und Temperatur für Sonntag 23.03.2025. Quelle: DWD 

Auch die neue Woche beginnt leicht wechselhaft, dabei regnet es am Montag in der Südhälfte zeit- und gebietsweise sowie schauerartig verstärkt, während es in der Nordhälfte überwiegend trocken bleibt. Am Dienstag dreht sich dieses Spiel dann um. Die Sonne zeigt sich nur gelegentlich am Himmel und die Maxima bewegen sich zwischen 10 und 17 Grad. 

Die Trockenheit in weiten Teilen des Nordens, wo es gebietsweise seit Wochen nicht geregnet hat, wird in den kommenden Tagen also nur bedingt gelindert. 

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.03.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Das Ende des Hochdruckwetters

Sonne pur und 20 °C. Was sich anhört wie Frühsommerwetter im Mai, war tatsächlich die erste Märzwoche des Jahres 2025. Dafür verantwortlich war Hoch „Ingeborg”. Dieses befindet sich mittlerweile im weit fortgeschrittenen Rückzugsstadium tief über Osteuropa. Bahn frei also für eine neue Runde Tiefdruck.

Aber so einfach ist das gar nicht. Sowohl bei Island als auch über dem eurasischen Festland weit östlich von uns erstrecken sich jeweils große Hochdruckzonen, die die Westwinddrift auch weiterhin abschnüren. Dazwischen hat sich vor einiger Zeit ein großer Tiefdruckkomplex gebildet, der nun vor der iberischen Küste liegt. Dort dreht er munter seine Kreise, kommt aber kaum noch vorwärts. Stattdessen schickt er Ableger in Form schwacher Randtiefs und den Resten eines Frontensystems zu uns. Diese erreichen uns in der kommenden Nacht im Südwesten. Deutlich wird das durch Bewölkungszunahme bis in die Mitte des Landes. Morgen früh setzt anschließend aus Richtung Frankreich und Schweiz der erste Regen ein. Dieser zieht im Tagesverlauf ganz langsam nordwärts und kommt etwa bis auf Höhe des Mains voran, wo dann in der darauffolgenden Nacht zum Dienstag noch einzelne Tropfen fallen können.

Auch die Temperaturen gehen nun allmählich zurück. Das dürfte aber kaum überraschen, schließlich haben diese sich zuletzt am oberen Ende dessen bewegt, was um diese Zeit des Jahres überhaupt möglich ist. Im Laufe der Woche gelangt langsam von Norden her kühlere Meeresluft nach Deutschland. Dementsprechend sinken die Werte nun langsam immer weiter ab und erreichen Mitte kommender Woche meist noch um 10 °C. Am längsten bleibt es dabei im Südosten Bayerns mild, während es nördlich der Elbe zwischenzeitlich Tagestemperaturen von nur noch 6 °C gibt.

Nach der langen Trockenphase sind auch in der kommenden Woche keine großen Niederschlagsereignisse zu erwarten. Insgesamt fällt zwar in vielen Regionen etwas Regen, aber wenn dort bis zur zweiten Wochenhälfte mehr als 5 bis 10 l/m² zusammenkommen, ist man schon gut dabei. Nahezu gänzlich trocken scheint es im Nordwesten zu bleiben. Das ist für diese Region keine gute Nachricht, denn bereits der Februar war dort schon viel zu trocken.
 

Das Ende des Hochdruckwetters teil 1

Abbildung 1: Prognose verschiedener Wettermodelle für die Gesamtniederschlagsmenge bis einschließlich Donnerstag, 13.03.2025 (Quelle: DWD) 

 

Wann wieder mehr Bewegung in das Wettergeschehen kommt, ist aktuell noch nicht absehbar. Bis auf Weiteres ist die Wetterlage weiter von wenig Gegensatz geprägt. Das bedeutet: Kaum Wind und Niederschläge, aber unter leichtem Tiefdruckeinfluss ebenso viele Wolken und kaum noch Sonne.

Zum Schluss ist noch ein Nebenschauplatz erwähnenswert, der aber bezüglich der Wetterentwicklung kaum eine Rolle spielt. Mit der südlichen Höhenströmung ist mal wieder eine Ladung Saharastaub nach Mitteleuropa gelangt. Dieser stellt sich im Satellitenbild (siehe Abbildung 2) als dünner bräunlicher Schleier über der Nordsee und dem Norden Deutschlands dar. Die Aersosolkonzentration ist aber dieses Mal nur gering und hat keine weiteren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
 

Das Ende des Hochdruckwetters teil 2 

Abbildung 2: Satellitenbild des präoperationellen Meteosat Third Generation zzgl. Kennzeichnung des zentralen Tiefdruckgebietes und dessen Frontensystem bei der Iberischen Halbinsel. (Quelle: DWD) 

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.03.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wüstenstaub aus der Sahara

Derzeit erstreckt sich ein Tiefdruckkomplex mit mehreren Tiefkernen vom nahen Nordostatlantik und der Nordsee bis zur Iberischen Halbinsel und ins westliche Mittelmeer. Auf dessen Vorderseite wird mit einer südwestlichen Strömung in den kommenden Tagen Warmluft aus subtropischen Breiten nach Deutschland geführt. Aber nicht nur die Warmluft gelangt nach Deutschland. Bereits am gestrigen Samstag (27.04.2024) konnte man im Satellitenbild im Bereich Nordafrikas aufgewirbelten Saharastaub erkennen, der nun mit der südwestlichen Strömung auch nach Mitteleuropa transportiert wird.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara

Dieser Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen (Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der „Otto-Normal-Wetterkonsument“ nimmt entsprechend die Sonne auch an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als milchig-trübe Scheibe wahr.

Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel zur Wolkenbildung beitragen. Diese Teilchen sind nämlich hygroskopisch, also wasseranziehend. Das bedeutet, dass sie als Kondensationskeime dienen. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf kann an den Teilchen zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Wenn durch den zusätzlichen Eintrag von Saharastaub nun mehr hygroskopische Aerosole in die Luft gelangen, kann dadurch die Wolkenbildung angeregt werden. Durch diese sozusagen „zusätzlich“ gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der Sonneneinstrahlung. Genau dieses Phänomen konnte man am heutigen Sonntagmorgen (28.04.2024) anhand der Wolken mit Rippenmuster über Süddeutschland beobachten – ein deutliches Zeichen für Saharastaub in der Luft.

Ein weiteres Zeichen, dass uns der Wüstenstaub bereits erreicht hat, dürfte der farbenfrohe Sonnenaufgang am heutigen Morgen gewesen sein. Zahlreiche Nutzerbilder erreichten uns über WarnWetter-App, die das Farbenspiel in der Frühe festhielten.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara 2

DWD Wuestenstaub aus der Sahara 3

Um solche „Saharastaub-Events“ zu prognostizieren, entwickelt der Deutsche Wetterdienst zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie ein Modellsystem, das die Ausbreitung von Mineralstaub berechnet, das sogenannte ICON-ART. Die optische Dicke, die in Abbildung 3 als Darstellung verwendet wird, beschreibt grob gesagt die Trübung der Atmosphäre durch Mineralstaub. Die Ergebnisse bestätigen, dass der Saharastaub Deutschland bereits erreicht hat und sich in den kommenden Tagen weiter ausbreiten wird, bevor er in Richtung Nordsee abzieht.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara

Zwar handelt es sich den aktuellen Prognosen nach nicht um ein außergewöhnlich starkes Ereignis, dennoch könnte der Wüstenstaub das Wetter der kommenden Tage durchaus beeinflussen. Durch seinen Einfluss auf die Wolken ist es möglich, dass er die Gefahr von Gewitter im Westen etwas dämpft. Außerdem könnte sich der Himmel in der Osthälfte trotz klarer Verhältnisse milchig-trüb einfärben oder die Wolkenanteile entgegen den Prognosen etwas zunehmen, was wiederum die Sonnenanteile dämpft. Inwieweit so zur Mitte der Woche in den östlichen Landesteilen örtlich die 30-Grad-Marke erreicht wird, bleibt also abzuwarten. Wie dem auch sei, weite Teile Deutschlands bekommen in den kommenden Tagen einen kleinen Vorgeschmack auf den nahenden Sommer. Daran ändert auch der Eintrag von Saharastaub in die Atmosphäre nichts.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.04.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Lösung Osterquiz

Frage 1: Was gab es in Deutschland an Ostern noch nie?

D: Eine mehrere Zentimeter dicke Schneedecke selbst im Tiefland.
E: Einen heißen Tag (30 Grad und mehr).
F: Eine tropische Nacht (Tiefstwerte nicht unter 20 Grad).

Schnee zu Ostern gab es selbst im Tiefland schon häufiger und auch Temperaturen über 30 Grad. Doch bisher wurden noch nie eine tropische Nacht zu Ostern registriert. Antwort F ist richtig.

Frage 2: Als „Höheneier“ bezeichnet man in der Wettervorhersage umgangssprachlich…

N: … Messinstrumente, die in einer eiförmigen Schutzhülle an einem Wetterballon befestigt aufsteigen.
O: … kleinräumige Tiefdruckgebiete in höheren Luftschichten.
P: … das, was Vögel beim Überflug einer Messstation hin und wieder ablassen.

Eierförmige Schutzhüllen an Messinstrumenten machen nicht wirklich Sinn. Auch werfen Vögel keine Eier auf Wetterstationen. Antwort O ist richtig. Tiefdruckgebiete in höheren Luftschichten, auch bekannt als Kaltlufttropfen, sind oft eierförmig und werden deshalb von Meteorologen häufiger als „Höheneier bezeichnet“.

DWD Loesung Osterquiz

Frage 3: Auf was deutet eine Art Rippenmuster bei der Bewölkung im Satellitenbild hin?

C: sehr starke Höhenwinde
D: hohe Ozonwerte
E: Saharastaub

Der Höhenwind führt zwar dazu, dass Cirruswolken verweht werden und sogenannter Cirrus fibratus entsteht, der aber eher fischgrätenartig aussieht und in der Regel zu kleine „Gräten“ hat, um diese im Satellitenbild zu erkennen. Ozon beeinflusst die Wolkenform nicht. Richtig ist hier Antwort E. Der Saharastaub, der oft zur Bildung von rippenartigen Wolken führt, wie man sie heute früh im Satellitenbild über Ostdeutschland gesehen hat. Näheres zur Bildung von diesen Wolken findet man im Thema des Tages

DWD Loesung Osterquiz 1

Frage 4: Der Monat mit den im Mittel meisten starken Tornados (F2 und stärker) liegt im meteorologischen…

H: … Frühling
I: … Sommer
J: … Herbst

Zwar treten die meisten, starke Tornados im Sommer auf, da dann Gewitter am häufigsten sind. Tatsächlich ist aber der Monat mit den meisten starken Tornados der Mai und liegt somit im meteorologischen Frühling. Also ist H die richtige Antwort. Grund dafür ist, dass es im Mai schon häufig Gewitter gibt und gleichzeitig die vertikale Windscherung (Änderung der Windrichtung und Geschwindigkeit) mit der Höhe durch eine im Mittel kräftigere Höhenströmung häufig stärker ist, als in den Sommermonaten. Diese vertikale Windscherung ist einer der Voraussetzungen für Tornados.

Frage 5: Welche Aussage stimmt?

L: Es gab bisher in diesem Jahr etwa fünfmal so viele benannte Tiefs wie Hochs.
M: Letztes Jahr war das Tief-Hoch-Verhältnis bis Ende März nahezu ausgeglichen.
N: Für dieses Jahr sind bereits alle noch kommenden Hochs und Tiefs benannt.

Ihre Namen erhalten Tief- und Hochdruckgebiete von der Aktion Wetterpate des Vereins Berliner Wetterkarte e.V. und der Freien Universität Berlin. Dort kann man eine Namenspatenschaft für ein Hoch oder ein Tiefdruckgebiet übernehmen. Mit der Spende wird die studentische Ausbildung im Bereich Meteorologie unterstützt. In der Regel gibt es deutlich mehr Tiefdruckgebiete als Hochdruckgebiete. In diesem Jahr stehen 41 benannte Tiefdruckgebiete 14 Hochdruckgebieten gegenüber, sodass die Antwort L falsch ist. Richtig ist die Antwort N. Für diese sind bereits alle Wetterpatenschaften vergeben

Wenn Sie in den vergangenen Themen des Tages gut aufgepasst haben, müssten Sie passend zum aktuellen Wetter somit auf das Lösungswort FOEHN kommen, der über Ostern in den Alpen ordentlich bläst.

Christian Herold und Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Saharastaub und Wolken – eine optisch sehr ansprechende Kombination

Beim Blick auf das Satellitenbild am heutigen Mittwochmorgen stieß einem eine Wolkenformation über Osteuropa förmlich ins Auge. Eine Wolkenspirale mit einer Art Rippenmuster – jetzt schon Anwärter auf das optische Highlight des Tages! Oder was meinen Sie beim Anblick von Abbildung 1? Dahinter steckt die Einbindung von Saharastaub in die Luftzirkulation.

DWD Saharastaub und Wolken eine optisch sehr ansprechende Kombination

Bei bestimmten Strömungsverhältnissen können große Mengen Staub in der Sahara aufgewirbelt werden und in der Troposphäre bis etwa 10 Kilometern Höhe quer über den Globus verteilt werden. Es handelt sich dabei um Mineralstaub, also winzig kleine Schwebeteilchen, sogenannte „Aerosole“. Diese Teilchen sind hygroskopisch. Das bedeutet, dass sie als Kondensationskeime dienen. Wasserdampf aus der Luft kann an den Teilchen also zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Wenn durch den zusätzlichen Eintrag von Saharastaub nun mehr hygroskopische Aerosole in die Luft gelangen, kann dadurch die Wolkenbildung angeregt werden.

Nicht selten führen Saharastaubereignisse zu Bildung dichter Schleierwolken, die den Himmel stark eintrüben können. Was für uns also statt eitel Sonnenschein Tristesse bedeuten kann, ist aus Sicht der Meteorologen durchaus problematisch. Denn bis heute haben die Wettermodelle so ihre Schwierigkeiten mit der Vorhersage dieser „staubgeschwängerten“ Bewölkung. Daher gab und gibt es auch beim Deutschen Wetterdienst intensive Forschungsarbeiten in dieser Thematik. In Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat der DWD in der Folge ein Modellsystem entwickelt, das den Mineralstaub als prognostische Größe behandelt und auch aktuelle Staubausbrüche in der Vorhersage berücksichtigt, das sogenannte ICON-ART. In Abbildung 2 sieht man eine Berechnung der sogenannten optischen Dicke für heute früh 6 UTC. Die optische Dicke beschreibt grob gesagt die Trübung der Atmosphäre durch Mineralstaub. In der Abbildung lässt sich dadurch schön der Transport von Mineralstaub aus Nordafrika in einem Bogen über die Türkei, das Schwarze Meer und die Ukraine bis nach Polen und tatsächlich auch in die Osthälfte Deutschlands nachvollziehen. Zudem findet sich ein Maximum der Optischen Dicke genau in dem Bereich, wo sich im Satellitenbild das Rippenmuster präsentierte.

DWD Saharastaub und Wolken eine optisch sehr ansprechende Kombination 1

Apropos Rippenmuster: Tatsächlich gibt es für seine Entstehung mehrere Theorien, wobei wir uns hier auf die verbreitetste beschränken wollen. Dafür muss man wissen, dass Aerosole nicht nur die Wolkenbildung fördern, sondern auch einen direkten Einfluss auf den Strahlungshaushalt der Atmosphäre haben. Offenkundig ist, dass in der Troposphäre befindlicher Mineralstaub weniger kurzwellige Sonnenstrahlung zum Erdboden durchlässt und dafür sorgt, dass es dort kühler ist. Doch was passiert mit der Sonnenstrahlung, die nicht bis zum Erdboden durchkommt? Nun, ein Teil wird direkt zurück in Richtung Weltraum reflektiert. Der andere Teil wird absorbiert und in langwellige Wärmestrahlung umgewandelt. Diese führt zu einer Erwärmung im Bereich des Staubes beziehungsweise der damit in Verbindung stehenden Wolkendecke. Die Temperatur nimmt also mit der Höhe weniger stark ab. Die Veränderung des Strahlungshaushaltes durch den Staub führt tagsüber daher zu stabileren Verhältnissen im Bereich der Wolkendecke (siehe Abbildung 3 links).

DWD Saharastaub und Wolken eine optisch sehr ansprechende Kombination 2

Wenn die Sonne abends untergeht, wird die Wärme nach oben in Richtung Weltraum abgegeben. Die Wolkendecke kühlt insbesondere an ihrer Oberseite demnach stärker ab. Das wiederum führt zu einer langsamen Labilisierung, also einer zunehmend starken Temperaturabnahme mit der Höhe. Bei labilen Verhältnissen ist ein Luftpaket, das aus der Wolkendecke nach oben steigt, stets wärmer und damit leichter als seine Umgebung. Es bekommt damit wie ein heliumgefüllter Luftballon Auftrieb und steigt ungehindert weiter nach oben. An seinen Flanken kommt es zu einer ausgleichenden Abwärtsbewegung von Luft (siehe Abbildung 3 rechts). Das Resultat ist eine mehr oder weniger gleichmäßige Wellenform an der Oberseite der Wolkendecke, die vom Satelliten aus gesehen wie ein Rippenmuster erscheinen kann. Wenn die Sonne nun wieder aufgeht und sich die Luftschichtung stabilisiert, geht das zumindest vom Weltraum aus schön anzusehende Rippenmuster allmählich wieder verloren.

Dipl.-Met. Adrian Leyser und Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Saharastaub

Am gestrigen Mittwoch führte die Vorderseite eines Tiefdruckgebiets zu einem kräftigen Staubsturm über Libyen, der große Mengen an Staub in die Mittelmeerregion transportierte. Dieser Staubsturm, bekannt als Scirocco, kann sogar auf Satellitenbildern als bräunliche Färbung erkannt werden.

DWD Saharastaub

Heute bildet sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet über Westeuropa, das mit einer südlichen Strömung die staubige Luft aus dem Mittelmeerraum anzapft und Richtung Deutschland lenkt. Neben dem außergewöhnlich milden Wetter mit Höchstwerten von bis zu 17 °C erwartet uns ab Freitag somit auch Saharastaub, der sich besonders über der Osthälfte Deutschlands ausbreiten wird.

DWD Saharastaub

DWD Saharastaub 1

Saharastaub in der Luft ist in Mitteleuropa kein seltenes Naturphänomen. Innerhalb eines Jahres wird 5- bis 15-mal in der Sahara die Staubpartikel durch starke Winde in die Höhe gewirbelt und dann mit einer kräftigen Höhenströmung über weite Strecken transportiert. Pro Jahr werden so etwa 1 Milliarde Tonnen Staub verfrachtet. Die Sahara bildet somit die größte Quelle von Mineralstaub (Quarz, Sand) auf der Erde, der rund die Hälfte der Staubpartikel in der Atmosphäre ausmacht.

Wüstenstaub hat sogar Einfluss auf das Klimasystem. Er beeinflusst die Sonneneinstrahlung sowie die Wolken- und Niederschlagsbildung. Doch nicht nur für das Wetter und Klima sind diese Staubpartikel von Bedeutung, durch die mineralischen Bestandteile des Staubs wirkt er als großflächig ausgebrachter Dünger. Zum Beispiel wird durch den Mineralstaub aus der Sahara das Plankton in den Ozeanen gedüngt. An der Südflanke des subtropischen Hochdruckgürtels wird der Saharastaub sogar bis in den südamerikanischen Regenwaldes transportiert, wo er der dortigen Pflanzenwelt wertvolle Nährstoffe liefert.

Bei stärkeren Ausbrüchen lässt sich Saharastaub auch in der Atmosphäre an einer milchig weißen Trübung des Himmels erkennen, die bei sehr starken Ausbrüchen sogar ins orange gehen kann. Besonders effektvolle Bilder ergeben sich bei Sonnenauf- und -untergängen. Denn dann erscheint die Sonne durch die gleichmäßige Streuung an den Staubpartikeln weiß. Die Staubschicht befindet sich meist in einer Höhe von 2 bis 4 km, sinkt aber schließlich zu Boden. Im Winter kann dies besonders gut beobachtet werden, wenn der Schnee in den Alpen eine ungewöhnliche Ocker Färbung annimmt.

DWD Saharastaub 1

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst