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Der Spätwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Frühsommer!

Mit Blick auf die derzeitige winterliche Witterungsepisode, die mit Blick auf die nahe Vergangenheit durchaus Seltenheitswert besitzt und den stark überdurchschnittlichen Temperaturen aus der ersten Aprilhälfte nun auf Normalniveau stutzt, wird sich auch das heutige Thema des Tages nochmals mit dieser Thematik beschäftigen. Denn die zweite Aprilhälfte hat einiges zu bieten. Von Schnee bis ins Tiefland bis hin zu mäßigem Frost ist alles dabei.

Am heutigen Sonntag (21.04.2024) befindet sich Deutschland zwischen den Stühlen oder in meteorologischer Fachsprache zwischen den Druckmaxima. Leider liegen für viele Bürger Hoch und Tief dabei auf der falschen Seite. Denn derzeit kreiselt das kräftige Hoch QUADARIUS bei Irland und spannt eine Hochdruckzone vom Nordmeer über den Ostatlantik bis in den Golf von Biskaya auf, während über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa zahlreiche Tiefs wirbeln und so über Mitteleuropa eine nördliche bis nordöstliche Strömung induzieren. Mit dieser wird weiter kalte Luft polaren Ursprungs nach Deutschland geführt. Da aber die Tiefs ANNINA II über Polen und ANNINA I bei Norwegen in der Wetterküche ordentlich mitwirken, bleibt hierzulande auch der unbeständige Wettercharakter bestehen (vgl. Abb. 1).

DWD Der Spaetwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Fruehsommer

Vor allem ANNINA II sowie ein Randtief über Süddeutschland versorgen am heutigen Sonntag die Südhälfte des Landes mit teils kräftigen Niederschlägen. Diese werden dabei durchaus auch noch von Prozessen in höheren Luftschichten verstärkt, wo ebenfalls kleine Tiefs umhereiern. Da gleichzeitig die Temperaturen stark unterdurchschnittlich ausfallen, in etwa 1500 Meter zwischen -3 und -9 Grad sowie bodennah am Morgen zwischen -4 und +4 Grad liegen und tagsüber nur eine moderate Erwärmung erfahren, fallen die Niederschläge oberhalb von 400 bis 600 m als Schnee. In der Nacht lag die Schneefallgrenze in der Mitte sogar teilweise in tiefen Lagen und sorgte auf den Straßen für einen nachhaltigen Eindruck. Vor allem auf den Autobahnen und Bundesstraßen in Nord- und Osthessen, Ostwestfalen sowie Thüringen (A4, A7, A44) ging zeitweise nichts mehr. Die gemessenen Neuschneehöhen sind entsprechend ordentlich. Z. B. fielen in Bad Hersfeld (272 m ü.N.N.) in nur wenigen Stunden 10 cm, in Fulda-Horas (242 m ü.N.N.) 7 cm, in Mistekgau-Hardt (419 m ü.N.N.) 10 cm und in Liebenau-Haueda (162 m ü.N.N.) 5 cm Neuschnee. Abseits der Stationen des DWD sind aber durchaus auch noch höhere Summen möglich. An den Alpen fielen oberhalb von 800 m häufig zwischen 10 bis 20 cm. Resultierend konnte die Schneedecke aus den Vortagen oberhalb etwa 700 bis 800 Meter weiter anwachsen (vgl. insgesamt Abb. 2). Im Thüringer Wald sind nun in der Spitze 26 cm, auf der Wasserkuppe in der Rhön 19 cm, auf dem Fichtelberg im Erzgebirge 23 cm und auf dem Kahlen Asten rund 13 cm zu verzeichnen.

DWD Der Spaetwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Fruehsommer

In den kommenden Tagen nimmt dann der Einfluss von Hoch QUADARIUS zu, sodass die Niederschlagsneigung abnimmt. Grundsätzlich bleibt aber die nördliche Grundströmung aufgrund der Lage des Hochs westlich bzw. nordwestlich von Deutschland bestehen, sodass die Zufuhr an polarer Kaltluft zunächst anhält. Während es an den Alpen und dem Vorland sowie Ostbayern auch in den kommenden Tagen noch länger schneien soll, sind sonst bevorzugt im Ostseeumfeld und im westl. Mittelgebirgsraum noch Schneeschauer möglich. Ansonsten wechselt der Fokus zunehmend vom Schnee zum Frost. Durch die abnehmende Bewölkung kann die einfließende Kaltluft nachts ordentlich auskühlen. Nachfolgend sollen die nächtlichen Tiefstwerte (2 m) in den kommenden Nächten verbreitet auf Werte zwischen 0 und -7 Grad purzeln, in Bodennähe (5 cm) muss mit Frost zwischen -2 und -10 Grad gerechnet werden (Vgl. Abb. 3). Diese Temperaturen sind dann für die schon weit vorgedrungene Pflanzenwelt gefährlich. Vor allem gerade blühende Gewächse sind gefährdet und müssen geschützt werden. Aber auch sonst ist für viele Pflanzen im Garten und auf dem Balkon nochmals Schutz nötig.

DWD Der Spaetwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Fruehsommer 1

Der sich einnistende Spätwinter relativiert dann auch den Frühsommer zu Monatsbeginn. Noch am Morgen des 15. April, also zur Halbzeit des Monats, lag die Mitteltemperatur landesweit 4 bis fast 7 Grad über dem vieljährigen Mittel und damit erneut auf Rekordkurs. Doch dann kam der Spätwinter. Am heutigen Morgen (21. April), also knapp eine Woche später, sind die positiven Abweichungen abgeschmolzen. Insgesamt sind aber weiter überdurchschnittliche Mittelwerte von 2 bis 4 Grad zu verzeichnen (vgl. Abb. 4). Aufgrund der mindestens noch eine Woche anhaltenden unterdurchschnittlichen Temperaturen sollten sich die Abweichungen aber weiter normalisieren.

DWD Der Spaetwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Fruehsommer 2

Diplom Meteorologe Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nach Frühsommer-Wochenende nun kühles Aprilwetter

Das vergangene Wochenende zeigte sich bei uns in Deutschland von seiner sonnigen Seite. Zwar waren einige hohe Wolkenfelder unterwegs und im Norden gab es auch ein paar Quellwölkchen. Dennoch konnte man landesweit das sonnige Wetter genießen. Gerade im Süden des Landes könnte sich der eine oder andere womöglich sogar den ersten Sonnenbrand des Jahres zugezogen haben. Da aktuell die Ozonschicht relativ dünn ist, war am Wochenende die gesundheitsschädliche UV-Strahlung für die Jahreszeit ungewöhnlich stark, sodass vom Deutschen Wetterdienst erstmals in diesem Jahr UV-Warnungen ausgegeben werden mussten.

Es war nicht nur sonnig, sondern auch frühsommerlich warm. Vor allem am Samstag stiegen die Temperaturen verbreitet auf 20 bis 25 Grad (Abbildung 1). Am unmittelbaren Alpenrand sowie im Südwesten entlang des Rheins wurden sogar sommerliche Höchstwerte um 27 Grad erreicht. In Cafés und Eisdielen herrschte reger Betrieb und abends wurden in vielen Gärten die Grills angeschmissen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter

Am Sonntag änderte sich am sonnigen Wetter wenig. Allerdings strömte in den Norden schon ein erster Schwall kühlerer Meeresluft, sodass dort meist nur noch Höchstwerte zwischen 11 und 16 Grad erreicht wurden. Der Süden erlebte hingegen erneut einen T-Shirt-tauglichen Tag mit Höchstwerten um 25 Grad. Am Alpenrand, am Oberrhein und am Bodensee wurden den zweiten Tag in Folge Höchstwerte um 27 Grad gemessen.

In dieser Woche erleben wir beim Wetter und bei den Temperaturen allerdings einen herben Rückschlag. Die warmen Luftmassen aus südlichen Gefilden werden ersetzt durch polare Kaltluft, die aus dem Norden nach Deutschland gelangt und uns einen Temperatursturz beschert. Den eigentlichen Wetterwechsel leitet die Kaltfront eines Tiefs ein, das sich am heutigen Montag über der Nordsee befindet und sich bis morgen über Dänemark hinweg zur Ostsee verlagert. Die Kaltfront zieht am heutigen Nachmittag von BeNeLux mit Pauken und Trompeten zu uns herein. Sie ist verbunden mit einer kräftigen Schauerlinie, die auch mit einzelnen Gewittern begleitet sein wird. Damit einhergehend frischt der Wind stürmisch auf. Entlang der Schauerlinie kommt es zwar nur kurzzeitig, aber verbreitet zu Sturmböen. Stellenweise sind auch schwere Sturmböen bis 100 km/h möglich. In der kommenden Nacht erreicht die Kaltfront auch den Osten und Süden des Landes, wobei sich die Niederschläge und die Böen voraussichtlich etwas abschwächen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter 1

 

Hinter der angesprochenen Kaltfront beziehungsweise rückseitig des abziehenden Tiefs strömt ein weiterer Schwall polarer Kaltluft zu uns, der den Temperatursturz perfekt macht (Abbildung 2). Am morgigen Dienstag und auch an den Folgetagen erreichen die Nachmittagstemperaturen gerade noch 7 bis 13 Grad (Abbildung 3). Verglichen mit den Temperaturen vom vergangenen Samstag wird es in den kommenden Tagen also ca. 10 bis 15 Grad kühler sein. Die Heizungen werden also wohl noch einmal zum Einsatz kommen müssen. Dazu erwartet uns am morgigen Dienstag, am Mittwoch und am Donnerstag klassisches Aprilwetter. Wiederholt kommt es zu Regen- und Graupelschauern, auch kurze Gewitter sind mit von der Partie. Kaum sind die Schauer oder Gewitter abgezogen, kommt die Sonne wieder zum Vorschein und man kann sicherlich den ein oder anderen Regenbogen bewundern oder einen Schnappschuss von einem abziehenden Graupelschauer machen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter 2

Zudem zieht am morgigen Dienstag noch ein kleines Randtief von der Deutschen Bucht nach Nordrhein-Westfalen. Dieses sorgt dafür, dass sich einerseits im Bergischen Land und im Sauerland die Niederschläge verstärken und länger anhalten können. Im Hochsauerland fällt dabei sogar Schnee. Zum anderen weht der Wind südlich des Tiefs recht ruppig mit starken bis stürmischen Böen, bei Gewittern kann es auch die eine oder andere Sturmböe geben. Etwas weniger stark ist der Wind im Norden, also nördlich des kleinen Tiefs.

In höheren Lagen der Mittelgebirge wird es wieder zunehmend winterlich. Vor allem oberhalb von 800 m kann sich in den nächsten Tagen wahrscheinlich noch einmal eine Schneedecke ausbilden. Insbesondere nachts sowie in kräftigeren Schauern kann es auch deutlich weiter runter schneien, was aber allenfalls vorübergehend ein wenig Schneematsch bringt. Zudem werden die Nächte wieder recht frisch. Bei längerem Aufklaren kann es frostig werden. Falls Sie bei den frühsommerlichen Temperaturen im Übereifer schon empfindliche Pflanzen in den Garten gebracht haben, sollten Sie also über Schutzmaßnahmen nachdenken oder sie erneut für ein paar Tage in ihr Winterquartier zurückbringen.

Eine Rückkehr hin zu milderem und beständigerem Wetter ist erst einmal nicht in Sicht. Für viele ist das sicherlich eine Enttäuschung, aus meteorologischer Sicht ist dieser Wetterumschwung aber eher „back to normal“.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Das Wetter in Europa zum meteorologischen Frühlingsbeginn

Nach dem bisher mildesten Februar (siehe Thema des Tages vom 25.02.2024) seit 1880 mit hauptsächlich in der Nordhälfte und der Mitte Deutschlands reichlich Niederschlag und viel Wind, beruhigte sich das Wetter seit dem letzten Wochenende deutlich. Am heutigen Montag befinden wir uns unter schwachem Einfluss eines Höhentroges über Frankreich. Dieser ist für Deutschlands aber nur wenig wetterwirksam. Immerhin kam es in der vergangenen Nacht in der Südwesthälfte aber zu Niederschlägen, die im Hochschwarzwald und anfangs auch im Hochsauerland zeitweise sogar als Schnee fielen. Oberhalb etwa 1000 Metern gab es zum Teil wenige Zentimeter Neuschnee.

Auch in den kommenden Tagen setzt sich das überwiegend ruhige und weiterhin milde Wetter bei uns fort. Ganz anders sieht es dagegen im zentralen Mittelmeerraum aus. Über Westeuropa kommt es in den nächsten Tagen zu einem Abschnürungsvorgang eines Höhentiefs mit Zentrum über Frankreich von der Höhenströmung. Das zugehörige Bodentief YUE verlagert sich zusammen mit dem Höhentief im weiteren Verlauf von Südfrankreich nach Italien und sorgt im Mittelmeerraum für kräftige Niederschläge. Vor allem in Norditalien kommen teils unwetterartige Niederschlagsmengen zusammen, die in den Hochlagen als Schnee fallen. In Südtirol werden in Staulagen bis Freitag Niederschlagssummen von 200 bis 300 mm erwartet. Oberhalb etwa 1500 Meter können dabei um 150 cm Neuschnee fallen.

Auf der Rückseite des Tiefs gelangen zudem kühlere Luftmassen in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum. Dadurch werden im westlichen Mittelmeerraum nur noch an der Südküste Spaniens knapp 20 Grad erreicht. Ansonsten liegen die Temperaturen dort meist im Bereich des Mittels von 1991 bis 2020, oder leicht darunter. Zum meteorologischen Frühlingsbeginn verlagert sich das Bodentief voraussichtlich unter deutlicher Abschwächung in den östlichen Mittelmeerraum. Dadurch lassen auch die Niederschläge im Mittelmeerraum und vor allem in den Südalpen deutlich nach.

Gleichzeitig dehnt sich über Westeuropa erneut ein Höhentrog nach Süden aus (siehe Abbildung 1). Auf seiner Vorderseite werden milde Luftmassen über Osteuropa bis nach Skandinavien geführt. Somit zeigt das Thermometer zum kommenden Wochenende selbst in Nordskandinavien tagsüber deutliche Plusgrade an. Auch in den Nächten bleibt es bis nach Südskandinavien und zum Baltikum häufiger frostfrei. Richtiges Winterwetter mit Schnee und Kälte bleibt somit in Europa Mangelware. Ganz im Gegenteil. In weiten Teilen von Zentral- und Osteuropa liegen die Höchstwerte um 15 Grad und damit teils deutlich über dem Klimamittel von 1991 bis 2020 (siehe Abbildung 2 und 3).

 

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn 1

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn

DWD Was erwartet uns zum kommenden Wochenende

Was erwartet uns zum kommenden Wochenende?

In Deutschland gestaltet sich das Wetter nach Osten überwiegend niederschlagsfrei und recht mild. Im Westen macht sich das Frontensystem eines kräftigen Tiefdruckgebietes über dem Nordmeer allmählich bemerkbar. Die Niederschlagsmengen halten sich allerdings voraussichtlich in Grenzen. Meist werden nur wenige Liter pro Quadratmeter erwartet. Ansonsten gibt es einen Wechsel von dichten Wolken und etwas Sonnenschein. Dazu liegen die Temperaturen mit 9 bis 15 Grad im vorfrühlingshaften Bereich. Dies wird sich nach dem ungewöhnlich milden Februar allerdings nicht nach großer Frühlingswärme anfühlen.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Zu mild und feucht

Es ist Mitte Februar, aber von Winter keine Spur. Frost gibt es nur nachts im höheren Bergland oder in geschützten Tal- und Muldenlagen. Schnee fällt nur in den Lagen oberhalb von 1000 Metern. Und als wäre das nicht alles schon genug, kommt in der zweiten Wochenhälfte ein echter Wärmenachschub aus Südwesten.

Auf einer Höhe von etwa 1400 Metern (meteorologisch auf einer Höhe von 850 Hektopascal) erwarten uns ab Donnerstag Temperaturwerte von 5 bis 10 Grad. Am Boden steigt die Temperatur verbreitet in den zweistelligen Bereich. Nur an den Küsten bei auflandigem Wind (aus Süden) und auf den Inseln ist es aufgrund der kühleren Meere weniger warm. Im Westen und Südwesten sind aktuell Höchstwerte über 15 Grad in den Prognosen zu finden. Und das trotz wenig Sonne und bei leichten Schauern.

DWD Zu mild und feucht

Der obige Vergleich der normalen Mitteltemperatur im Februar (links) mit der prognostizierten Mitteltemperatur für Donnerstag (rechts) lässt Rückschluss auf eine positive Abweichung von etwa 6 bis 10 Kelvin zu. Es ist also bis zu 10 Grad wärmer als normal. Als Referenzperiode für die Mitteltemperatur gilt der Zeitraum 1971 bis 2000.

Betrachtet man die bisher im Februar gefallenen Niederschläge (abgeleitet aus Radardaten), so lassen sich vor allem im Norden und Osten Regionen ausmachen, in denen bereits jetzt mehr Niederschlag gefallen ist als normalerweise in einem ganzen Februar. Dort kommen in dieser Woche auch noch einige Liter Regen hinzu.

DWD Zu mild und feucht 1

Gebietsweise kann aber auch noch durchaus einiges an Niederschlag zusammenkommen, bevor die Abweichung ein deutliches Plus aufweist. Vor allem Richtung Alpen ist bis Stand heute Früh deutlich weniger Niederschlag gefallen als normal zu erwarten wäre. Besonders gut passen beide Bilder in den Mittelgebirgsregionen zueinander, in denen staubedingt bei skaligen (also flächigen) Niederschlagsereignissen mehr Niederschlag fällt.

Bis zum Wochenende bleiben uns milde und zeitweise feuchte Luft erhalten. In der kommenden Woche könnte es von Nordwesten her nachhaltig etwas kühler werden. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit von Nachtfrost an, tagsüber bleibt es aber weiterhin zu mild für die Jahreszeit.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Rosenmontagswetter – 2024 und früher

In diesem Jahr kann sich Petrus irgendwie nicht so richtig entscheiden, ob er den Karnevals- bzw. Faschingsjecken Freude beim Wetter bereiten möchte oder nicht. Ob es während der großen Rosenmontagsumzüge in den berühmten Hochburgen am Rhein gänzlich trocken bleibt, wird wohl bis zuletzt so überraschend bleiben wie die Frage, welche Stadt die besten Motto-Wagen präsentieren wird. Tief PAULINA III und das dazugehörige Regengebiet zieht im Tagesverlauf zur Ostsee ab. Aus Südwesten setzt sich dann langsam Zwischenhocheinfluss durch, für störungsfreies Wetter reicht das aber noch nicht aus. Zwar gibt es ab und an auch mal Wolkenlücken mit ein paar Sonnenstrahlen, dennoch ziehen immer wieder Schauer übers Land.

Für die Rosenmontagsumzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf bedeutet dies, dass man mit ein wenig Glück die Umzüge bei trockenem Wetter genießen kann. Längerer Dauerregen ist dort nicht zu erwarten. Dennoch ist es wohl empfehlenswert, einen Regenschirm mit in der Tasche zu haben, denn die eine oder andere Regendusche kann es durchaus geben. Zum Nachmittag hin nimmt die Schauerneigung von Westen her zwar ab, einzelne Schauer können aber auch dann nicht ganz ausgeschlossen werden. Eine wasserfeste Kopfbedeckung bei der Kostümwahl könnte also von Vorteil sein. Dicke Winterjacken oder warme Kostüme können aber im Kleiderschrank oder in der Kostümkiste bleiben, mit 10 oder 11 Grad wird es nämlich entlang des Rheins recht mild und Wind ist auch kein größeres Thema.

Am Veilchendienstag (Faschings- oder Karnevalsdienstag) spaltet sich über Mitteleuropa eine eigenständige Hochdruckzelle ab. Der Hochdruckeinfluss verstärkt sich also, sodass die Wolkenlücken größer und die Sonnenanteile mehr werden. Einem recht freundlichen Faschings- bzw. Karnevalsausklang steht fast nichts mehr im Wege – fast, da einzelne schwache Schauer nicht gänzlich ausgeschlossen werden können. In den meisten Orten bleibt es aber trocken bei weiterhin milden Temperaturen. Alles in allem ist das Wetter in den kommenden beiden Tagen also ganz passabel, wenn auch mit ein paar Schönheitsfehlern.

In vergangenen Jahren und Jahrzehnten hatte das Wetter am Rosenmontag schon mal mehr zu bieten. Von Frühlingswetter bis hin zu schweren Stürmen oder Schnee ist in der närrischen Zeit so gut wie alles möglich. Picken wir also ein paar Jahre heraus, an denen das Wetter an Rosenmontag besonders war.

Gehen wir nur ein knappes Jahr in die Vergangenheit. 2023 war der Rosenmontag (20. Februar) vor allem in der Südwesthälfte außergewöhnlich mild. An Rhein und Neckar, im südlichen Alpenvorland und nördlich der Schwäbischen Alb stieg die Temperatur auf 15 bis 17 Grad, also noch deutlich höher als am morgigen Rosenmontag.

Im Jahr 2021 gab es am Rosenmontag (15. Februar) in weiten Landesteilen eine Schneedecke. Vom Münsterland über Südniedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen lagen selbst in tiefen Lagen mit 15 bis teils über 30 cm beachtliche Schneemengen. Die Niederungen im Westen und somit auch die Karnevalshochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf waren allerdings bei Höchstwerten um 5 Grad schneefrei.

Noch winterlicher präsentierte sich der Rosenmontag im Jahr 2010 (15. Februar). Damals lag selbst das Rheinland unter einer mehrere Zentimeter dicken Schneedecke und die Umzüge in Köln und Düsseldorf fanden bei Flockenwirbel statt. Weite Teile Deutschlands waren tief verschneit, vielerorts betrug die Schneedecke 15 bis 30 Zentimeter. Von Ostholstein über Mecklenburg-Vorpommern bis nach Nordbrandenburg sowie in Teilen Ostbayerns türmte sich der Schnee selbst in tiefsten Lagen auf 30 bis 60 Zentimeter und in Mittelgebirgen lag verbreitet ein halber bis ein Meter Schnee.

Sturmtiefs bescherten in den Jahren 2016 und 2019 den Veranstaltern der Rosenmontagsumzüge einiges an Kopfzerbrechen. Viele erinnern sich sicherlich noch an 2016, als zahlreiche Umzüge (u.a. auch die Großen in Mainz und Düsseldorf) wegen Sturmtief RUZICA (8. Februar) abgesagt wurden. Stürmische Winde fegten über das Land, teils gab es sogar schwere Sturmböen, zum Beispiel auch bei Düsseldorf.

Noch turbulenter war es mit Sturmtief BENNET am Rosenmontag 2019 (4. März). Verbreitet gab es Schauerwetter mit stürmischen Böen und Sturmböen, selbst schwere Sturmböen bis ins Flachland waren keine Seltenheit. Auch Gewitter mit Graupel und orkanartigen Böen waren mit von der Partie und machten Aufenthalte im Freien zu einem gefährlichen Unterfangen. Der heutige Autor hatten hingegen Schicht und kann sich noch gut daran erinnern, dass die Telefone in der Vorhersagezentrale in Offenbach und an einigen Außenstellen nicht stillstanden. Viele Umzüge wurden abgesagt, die großen Umzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf fanden allerdings statt, obwohl BENNET noch heftiger war als RUZICA drei Jahre zuvor.

Nicht nur viele Bürger, sondern auch das Wetter kann an Fasching bzw. Karneval ganz schön närrisch sein, wobei sich zumindest das Wetter dieses Jahr zurückhält.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schwere Unwetter in Kalifornien

Kalifornien ist bekannt für seine landschaftliche Vielfalt. Neben Mammutbaumwäldern und bizarren Wüstenformationen geht es von den Küstenregionen hinauf ins mächtige Hochgebirge der Sierra Nevada. Besonders bekannt dürfte wohl neben den Großstädten San Francisco, San Diego und Los Angeles auch das Death Valley in der Mojave-Wüste sein, der trockenste Ort der USA.

Der drittgrößte Bundesstaat der USA wurde jedoch in den vergangenen Tagen von kräftigen Niederschlägen heimgesucht. Nachdem bereits am vergangenen Mittwoch und Donnerstag (31.01. bzw. 01.02.2024) kräftige Regenfälle auftraten, zog dann am vergangenen Sonntag und Montag ein weiterer unwetterartiger Sturm über Kalifornien hinweg. Zunächst traf es den Großraum San Francisco, bevor das Unwetter im Laufe des Montags weiter nach Süden in Richtung Santa Barbara und Los Angeles zog. Dort wurden auch die höchsten Niederschlagsmengen registriert. Zwischen 120 und 250 Liter pro Quadratmeter sollen dort innerhalb von nur 48 Stunden niedergegangen sein.

Auslöser für diese heftigen Regenfälle war ein Wetterphänomen, das auch als „Atmosphärischer Fluss“ bekannt ist. Dieses Phänomen beschreibt eine kräftige Strömung, eine Art Fließband, welches sehr feuchte Luft vom Pazifik zur kalifornischen Küste transportiert. Da die Luftmassen meist aus Richtung Hawaii stammen, erhielt dieses Phänomen speziell in Kalifornien den Namen „Ananas Express“ (weitere Informationen zum „Atmosphärischen Fluss“ im). Dieser führte in den vergangenen Tagen selbst am trockensten Ort der USA, dem Death Valley (Jahresniederschlag im klimatologischen Mittel rund 50 Liter pro Quadratmeter; zum Vergleich Deutschland mit 790 Liter pro Quadratmeter pro Jahr) zu einer Warnung vor Sturzfluten und geschlossenen Straßen.

DWD Schwere Unwetter in Kalifornien

Das Unwetter nahm sogar ein historisches Ausmaß an: Laut des amerikanischen Wetterdienstes hat es im Großraum von Los Angeles so viel Regen innerhalb von 48 Stunden seit 150 Jahren nicht mehr gegeben. Vielerorts kam es zu massiven Überschwemmungen, Sturzfluten und Erdrutschen. Schätzungen zufolge waren zwischenzeitlich rund 850.000 Haushalte von Stromausfällen betroffen. Selbst am gestrigen Dienstag mussten mehrere Zehntausend Menschen weiterhin ohne Strom ausharren. In acht Bezirken wurde der Notstand ausgerufen.

Aber nicht nur der kräftige Regen spielte eine maßgebliche Rolle. Am Südrand des Tiefdruckgebiets formierte sich ein kräftiges Sturmfeld, das örtlich sogar Böen bis Orkanstärke im kalifornischen Binnenland verursachte. Dabei sorgten umherfliegende Trümmer für erhebliche Schäden, 3 Menschen mussten aufgrund umstürzender Bäume sogar ihr Leben lassen. Weiter landeinwärts gingen die Niederschläge dann im Bergland in Schnee über, wo es zu einem Neuschneemengenzuwachs von 30 bis 60 Zentimeter kam. In einigen Gipfellagen kamen rund 100 Zentimeter in weniger als 72 Stunden zusammen. Der böige Wind verfrachtete zudem den neugefallen Schnee, wodurch es in höheren Lagen zu weiteren Behinderungen kam.

DWD Schwere Unwetter in Kalifornien 1

Zwar wird sich das Wettergeschehen in Kalifornien etwas beruhigen, dennoch bleibt es zunächst wechselhaft mit weiteren Regenfällen. Es stehen keine Unwetter mehr ins Haus, aufgrund der aufgeweichten und gesättigten Böden sind aber auch weiterhin Überschwemmungen und Erdrutsche denkbar. Im höheren Bergland kann es zu vorübergehenden Starkschneefällen kommen. Und auch der Wind kann zeitweise noch stürmisch wehen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Erwartet uns ein neuer Wintereinbruch?

Schon seit einigen Tagen befinden wir uns in einer recht eingefahrenen Wetterlage. Dabei herrscht hoher Luftdruck über Südwesteuropa und tiefer Luftdruck über Skandinavien. Dazwischen hat sich eine milde und teils auch sehr feuchte westliche bis nordwestliche Strömung eingestellt. Da die Luftmassen bei dieser Konstellation vom milden Atlantik herangeführt werden, hat der Winter hierzulande keine Chance. Ganz im Gegenteil. In den kommenden Tagen erwarten wir im Süden, der bis zur Wochenmitte immer noch unter leichten Hochdruckeinfluss liegt, vorfrühlingshafte Temperaturen um 15 Grad. Auch in den Tagen darauf bleibt uns diese Wetterlage erhalten.

DWD Erwartet uns ein neuer Wintereinbruch

Am kommenden Wochenende dehnt sich ein markanter Langwellentrog über Westeuropa bis weit nach Süden bis nach Algerien aus. Dabei kommt es über der Iberischen Halbinsel zu einem markanten Kaltlufteinbruch samt kräftiger Niederschläge. Gleichzeitig bildet sich über dem westlichen Mittelmeer tiefer Luftdruck aus. Da wir uns in Deutschland vorerst noch auf der Vorderseite des Troges befinden, dreht die Strömung auf Südwest, womit die Temperaturen nach einer vorübergehend leichten Abkühlung zur Wochenmitte sogar nochmals etwas ansteigen werden. Damit sind zu Beginn des Wochenendes in der Südwesthälfte Deutschlands voraussichtlich erneut Höchstwerte um 15 Grad zu erwarten. Im weiteren Verlauf schwenkt der Trog weiter nach Osten. Dabei gibt es allerdings bereits größere Unsicherheiten in der Modellwelt. Während das amerikanische Wettermodell den Trog recht rasch über Mitteleuropa überschwenken lässt, simuliert das europäische Modell diesen wesentlich weiter im Westen mit Zentrum über Benelux. Zudem wird dieser im europäischen Wettermodell intensiver berechnet. In der ersten Variante würde uns im Verlauf ein Schwall maritimer Polarluft erreichen. Damit wäre vor allem in den höheren Lagen der Mittelgebirge Winterwetter möglich. In der zweiten Variante würde uns dagegen unbeständiges und nasskaltes Wetter mit kräftigen Niederschlägen, die allerdings nur in den Hochlagen der Mittelgebirge als Schnee fallen, erwarten.

DWD Erwartet uns ein neuer Wintereinbruch 1

Auch die Ensemblevorhersage zeigt bis zum 14. Februar nur sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für einen Wintereinbruch mit Schnee bis ins Flachland. Das Mittel der Berechnungen zeigt in 850 Hektopascal (etwa 1500 m Höhe) im Verlauf der übernächsten Woche Temperaturen um -5 Grad . Da die Luftmasse gut durchmischt ist, reicht es dabei im Flachland tagsüber für deutliche Plusgrade. Somit wäre richtiges Winterwetter dort vorerst kein Thema. Für die etwas höheren Lagen der Mittelgebirge schaut es nach aktuellem Stand allerdings gar nicht so schlecht aus, dass sich zumindest vorübergehend eine Schneedecke bilden kann. Für alle Wintersportfans besteht ab Mitte Februar also durchaus Hoffnung.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer ( Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.02.2024
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Vom Winde verweht

Und wieder einmal ging in vielen Regionen Deutschlands das Weihnachtsfest bzw. der Jahreswechsel schneearm über die Bühne. Der Winter hat aber noch genügend Zeit, um seine Krallen erneut auszufahren, hat er doch im Dezember z.B. im Süden Deutschlands gezeigt, wozu er fähig sein kann. Doch es braucht keine Schneemassen, um z.B. den Autofahrern die Sorgenfalten ins Gesicht zu treiben. Neben der beinahe alltäglichen, in deren Dimension jedoch sehr unterschiedlich ausfallenden Glätteproblematik stehen Verwehungen ebenfalls weit oben auf der Liste der störenden winterlichen Faktoren. Diese können bereits bei einer geringen Schneehöhe und beständigem Wind auftreten.
Dabei betrifft das nicht nur die Autofahrer, sondern bei entsprechender Dimension auch Hausbesitzer, die verzweifelt versuchen die gesetzlich vorgeschriebene Räumungsmission z.B. ihrer Gehwege erfolgreich zu bewältigen, wenn sich hohe Schneeverwehungen vor ihnen auftürmen, die mit der Zeit die Tendenz haben, immer fester zu werden.

DWD Vom Winde verweht

Ach ja, unter dem Begriff „Schneeverwehung“ ist nicht die seitliche Verfrachtung des Schnees durch den Winterdienst gemeint, die nicht selten zielgerecht auf den Gehwegen landet. Auch können Schweißperlen auf der Stirn von Statikern erscheinen, weil Gebäude sehr ungleichmäßig von mächtigen Verwehungen beeinflusst werden. Den Einwand, dass dies bevorzugt Themen für das Bergland sind kann man zwar einwerfen, sollte sich dann aber z.B. das Ereignis Anfang Februar 2021 über der nördlichen und östlichen Mitte Deutschlands nochmal in Erinnerung rufen, wo es auch im Tiefland beachtliche Neuschneemengen gab. Auch aktuell treten in Teilen Dänemarks und Südnorwegens erhebliche Schneemassen auf.

Doch nicht genug, dass sich Schnee anhäuft, nein, er hat auch die Eigenschaft bei entsprechend kalten Temperaturwerten aufgewirbelt zu werden, was zu teils erheblichen Sichteinschränkungen führen kann (englisch „blowing snow„).

Doch wie wird der Schnee überhaupt verfrachtet?

Der Hauptinitiator dafür ist natürlich der Wind, doch im Grunde muss die gesamte Schneephysik mit einbezogen werden, um über die „Verfrachtungsfreude“ des Schnees Auskunft geben zu können. Handelt es sich um frischen, „puderzuckerweichen“ Neuschnee mit einer Dichte von 50 bis 70 Kilogramm pro Kubikmeter, oder aber um einen sehr feuchten Nassschnee mit einer Dichte irgendwo zwischen 300 und 400 Kilogramm pro Kubikmeter? Frisch gefallener Schnee kann bereits ab einer Windgeschwindigkeit von 20 km/h (Bft 3 bis 4) bewegt werden, während derselbe Schnee mit einer gefrorenen Kruste erst ab Sturmböen (Bft 9) erodiert. Und es geht noch weiter mit den Fragen. Handelt es sich um älteren Schnee, frisch gefallenen Neuschnee, wie sieht das vertikale Temperaturprofil der Schneedecke aus, wie ist die Luftfeuchte bzw. die Windgeschwindigkeit beim Fallen des Schnees gewesen, wie entwickelten sich Temperatur und Taupunkt seit dem Schneefallereignis und so weiter und so fort.

Diese unvollständige Aufzählung zeigt einige der Punkte, die entscheiden, ab wann die kritische Windgeschwindigkeit erreicht wird, um den Schnee anzuheben. Bei entsprechend starken Winden kann auch eine verkrustete und gesetzte Schneeoberfläche regelrecht abgerieben werden mit dem Ergebnis, dass auf einmal Verwehungen eintreten. Wenn es darum geht die Entwicklung von Schneeverwehungen zu verhindern, dann müssen auch klimatologisches bzw. Lokalwissen, z.B. der bevorzugten Windrichtung oder lokaler orografischer Verstärkungseffekte des Windes, mit einfließen.

Es beginnt alles mit dem sogenannten „Rollen, Kriechen“ bzw. englisch „creep“ und das bei Windgeschwindigkeiten im soliden Bft 4 bis 5 Bereich (20 bis knapp 40 km/h). Die oben aufliegenden Kristalle (oder nennen wir sie lieber allgemein „Schneepartikel“, da sie beim Rollen über den Boden ihre Statik und Aussehen rasch durch Abbruch etc. verändern) beginnen sich zu bewegen. Auch wenn sie bei solchen Windgeschwindigkeiten grundsätzlich nicht weit kommen, so macht es hier die Dauer des Windereignisses aus, sodass permanent Schneepartikel freigesetzt werden. Kleinste Hindernisse können hier zur Bildung von Verwehungen gut sein, wie z.B. der eigene Fußabdruck im Schnee, der bereits ein ausreichendes Hindernis darstellt. Die Höhe des aufgewirbelten Schnees ist mit rund 1 cm für den Straßenverkehr vernachlässigbar. Ein Beispiel dieses Vorgangs kann im Bild 2 bestaunt werden, wenngleich der Übergang der Verfrachtungsschritte fließend und somit eine klare Trennung nicht selten schwer möglich ist.

Der nächste Schritt der Verfrachtung beginnt im Übergangsbereich von Bft 5 zu Bft 6 (30 bis 50 km/h) und fand unter dem englischen Namen „saltation“ Eintrag in die meteorologische Enzyklopädie. Bei diesen Windgeschwindigkeiten beginnt der Wind zunehmend auch unter die Kristalle zu greifen bzw. diese anzuheben, sodass diese nun beginnen zu schweben. Dabei legen sie den Wind- und Gravitationskräften folgend deutlich weitere Strecken zurück, wenngleich letztendlich die Gravitationskraft noch überwiegt und somit die Trajektorien immer zur Erdoberfläche zeigen (sie hüpfen). Dieser Prozess sorgt für eine Verfrachtungshöhe von bis zu 1 m über Grund mit einer entsprechenden horizontalen Verlagerung. Wenn die Partikel wieder auf die Schneeoberfläche auftreffen, werden zusätzliche Partikel freigesetzt: Es findet also somit eine Vervielfachung der Partikel statt. Die Sichteinschränkung fällt je nach Flughöhe meist nur gering aus, dennoch können die Konturen, z.B. der Straße, teils verschwinden.

DWD Vom Winde verweht 1

Zuletzt setzt bei Windgeschwindigkeiten ab Bft 7 (ab 50 km/h) die sogenannte „Suspension“ oder „turbulente Diffusion“ ein, die auch verantwortlich für das „blowing snow„-Kriterium ist. Dieses Kriterium lautet bei der National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA: Anheben des Schnees auf mindestens 1.8 m über Grund. Die nun zunehmend turbulente Strömung hebt die Partikel in die Luft, zumeist bis rund 2 m über Grund, wobei proportional die größte Schneeverfrachtung bis 1 m über Grund beobachtet wird.
Wenn nun die Strömung z.B. hinter Hindernissen abreißt, kann es zu einer verstärkten Ablagerung der Partikel und somit zur Bildung von Schneeverwehungen kommen. Fragen Sie sich doch das nächste Mal bei der Sichtung einer Verwehung in der Nähe eines Hindernisses, woher der Wind kommen musste, um diese Verwehung zu formen.
Bei solchen Bedingungen möchte man sich nicht mehr auf einer abgeschiedenen Landstraße aufhalten, denn die Sichteinschränkungen können erheblich sein, wie in der folgenden Bildcollage zu erkennen ist.

DWD Vom Winde verweht 2

Neben der Bildung von Schneeverwehungen sorgt der aufgewirbelte Schnee auch für erhebliche Sichteinschränkungen, was u.a. daran liegt, dass der Wind während eines Ereignisses in der Grenzschicht stark variiert (bei Messungen mit Werten von 30 bis 50% des Mittelwindes festgelegt). Das bedeutet bei einem Wind von 60 km/h mit einer Variabilität von 40% eine Sichtschwankung zwischen 16 m und 1100m. Dies zeigt, wie gefährlich so eine Situation werden kann und man immer wieder mehr oder weniger orientierungslos der Naturgewalt ausgesetzt ist.

Ob nervig oder schön zu beobachten, ohne Schnee klappt es nicht. Doch lange muss man nun nicht darauf warten. Bereits heute fällt im Norden und am Wochenende auch im Süden mehr oder weniger Schnee, sodass man wenigstens dort den Wandel der Schneedecke beobachten kann.

Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Jahresvorausschau 2024

Tja, was 2024 mit sich bringt, ist eine gute Frage – insbesondere beim Wetter. Lassen Sie uns an dieser Stelle einfach mal wieder den Verstand ausschalten und vogelwild drauflos spekulieren – natürlich wie immer mit einem dicken Augenzwinkern 😉

Januar:
Wintereinbruch in Teilen Deutschlands. Zur Reduzierung von Materialverschleiß greifen bei der Heim-EM der Handballer einige Teams im Training auf Schneebälle zurück.

Februar:
Ob Fastnacht, Fasching, Karneval,
der Name ist doch sch…-egal.
Viel wicht’ger ist, ja sonnenklar:
Das Wetter, das wird wunderbar!

März:
Der DWD plant den operationellen Einsatz von KI in der Vorhersage für in 5 Jahren. „Das entspricht ja der aktuell erwarteten Restentwicklungszeit!“ wird man in 8 Jahren feststellen.

April:
Ein Ruck geht durch Politik und Gesellschaft! Weltweit werden effektive Maßnahmen getroffen, dem menschgemachten Klimawandel gemeinsam und zügig entgegen zu wirken. – April, April…

Mai:
Kühles Schmuddelwetter in Deutschland, noch nie dagewesene Wärme in Nordosteuropa. Beim European Songcontest in Malmö zeigt das Außenthermometer selbst zu später Stunde noch über 20 °C. Icke Hüftgold holt mit „Klima find ick prima“ sensationell den 3. Platz.

Juni:
Zu Ehren des 200. Geburtstag des britischen Physikers William Thomson, 1. Baron Kelvin beschließt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für ein Jahr sämtliche Temperaturangaben in Kelvin anzugeben.

Juli:
Extreme Hitzewelle in Deutschland. Vielfach werden Höchstwerte um 313 Kelvin verzeichnet. Das Endspiel der Fußball-EM zwischen Schottland und England in Berlin wird in den kühleren September verlegt.

August:
Fortdauer der Hitzeperiode in weiten Teilen Europas. Bei den Olympischen Spielen in Paris kommt es bei den Wasserdisziplinen immer wieder zu Unterbrechungen aufgrund von sogenannten „Plantschern“ (Pendant zu „Flitzer“).

September:
„Der Laubbläser kommt!“ schallt es durch die Medienwelt. Tatsächlich sorgt der erste Herbststurm in der Nordhälfte verbreitet für (schwere) Sturmböen. Das Endspiel der Fußball-EM wird in den Oktober verlegt.

Oktober:
Verfrühtes Winterintermezzo im Osten des Landes. Bei Schneematsch und Temperaturen um 273 Kelvin gewinnt Schottland auf nahezu unbespielbarem Platz das Finale der Fußball-EM im Elfmeterschießen mit 1:0.

November:
Mehrwöchige Hochdrucklage! Die Folge: Auf den Bergen Sonne ohne Ende, im Tiefland dagegen oftmals neblig-trübe Tristesse. Im Rhein-Main-Gebiet und an der Donau verzeichnen Apotheken und Supermärkte einen Rekordumsatz bei Vitamin-D-Tabletten.

Dezember:
In einer erneut sehr aktiven atlantischen Wirbelsturmsaison leitet Ex-Hurrikan Tony das traditionelle Weihnachtstauwetter in Deutschland ein. „Problem“: Es gibt gar nichts zum Wegtauen. „Was soll’s…“ sagt man sich auf den zahlreichen Weihnachtsgrillpartys.

Soweit zum nicht wirklich ernstgemeinten Ausblick auf 2024. Ernst wird es dagegen am Dienstag und Mittwoch für einige Teile Deutschlands, wenn teils ergiebiger Dauerregen und Sturm auf der Agenda stehen.

Nun wünscht der Autor Ihnen aber erst einmal – auch im Namen des gesamten Thema-des-Tages-Teams – einen guten und vor allen Dingen gesunden Rutsch ins neue Jahr!

DWD Dipl. Met. Tobias Reinartz

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Weiße Weihnachten?!

Der Traum von weißen Weihnachten ist allgegenwärtig und bereits Wochen vor dem Fest laufen die ersten Anfragen beim Deutschen Wetterdienst auf. Der Definition nach spricht man von „weißen Weihnachten“, wenn am 24., 25. und 26. Dezember an einer Wetterstation jeweils mindestens ein Zentimeter Schnee gemessen wird. Dass wir dies in den meisten Teilen Deutschlands in der Regel nicht erreichen, ist sehr wahrscheinlich. Denn „pünktlich“ zum Fest am Jahresende setzt mit einigermaßen zuverlässiger Regelmäßigkeit das Weihnachtstauwetter ein. Selbst zuvor gefallener Schnee schmilzt dann meist wieder ab. Das Weihnachtstauwetter zählt daher nicht umsonst zu den sogenannten Singularitäten (auch Witterungsregelfälle genannt) und ist – je nach Region – mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jährlich zu erwarten.

In diesem Jahr fällt das Weihnachtsfest in Deutschland wie gewohnt „grün“ aus. In der Tat fließt am heutigen Heiligabend und am morgigen 1. Weihnachtsfeiertag mit einer westlichen Strömung sehr milde Atlantikluft zu uns. Insbesondere im Stau des Erzgebirges wagte Frau Holle am gestrigen Samstag zwar noch den Versuch auf ein weißes Weihnachtsfest – dort fielen innerhalb weniger Stunden punktuell rund 40 Zentimeter Neuschnee -, aufgrund der Milderung und des Regens werden diese Schneemassen jedoch rasch wieder abgetaut. Wer also nicht auf die weiße Weihnacht in Deutschland verzichten möchte, muss ins höhere Bergland der Mittelgebirge oder der Alpen hinauf.

DWD Weisse Weihnachten 2

Aber wie sieht es denn in anderen Ländern der Welt aus? Wo gibt es die hierzulande jedes Jahr aufs Neue herbeigesehnten weißen Weihnachten? Wir begeben uns auf eine kleine Reise durch die Welt.

Um große Schneemengen genießen zu können, muss man gar nicht so weit weg aus Deutschland. Denn insbesondere in den Alpen in Frankreich, der Schweiz und in Österreich gab es in den vergangenen Tagen einiges an Neuschnee. Zwar wurden die Mengen im Vorfeld von den Wettermodellen etwas überschätzt. Dennoch liegen dort im höheren Bergland teilweise über 2 Meter an Schnee. Zusammen mit der sich häufiger zwischen den Wolken durchschiebenden Sonne sollten die Weihnachtsfeiertage dort durchaus ein Genuss werden.

Gut eingeschneit finden sich derzeit auch die nördlichen Regionen Europas wieder. In den vergangenen Tagen kamen in Skandinavien stellenweise rund 50 Zentimeter Neuschnee zusammen. Mit Ausnahme einiger Küstenbereiche befinden sich Norwegen, Schweden und Finnland derzeit unter einer dichten Schneedecke. Dies ist aber wenig verwunderlich, denn dort sind weiße Weihnachten deutlich wahrscheinlicher als bei uns in Deutschland. Diese beträchtlichen Schneemengen dienen heute sicherlich unter anderem zur Abkühlung nach dem an Heiligabend obligatorischen Saunagang. Zudem ist weiterer Schnee über die Weihnachtsfeiertage in Sicht. Im Südwesten Norwegens können sogar rund 60 Zentimeter an Neuschnee zusammenkommen. Nur im äußersten Süden Schwedens wird es dafür etwas zu mild sein. Dort muss man sich mit Regen zufriedengeben.

DWD Weisse Weihnachten 1

 

Wenig winterlich startet der Heiligabend auch in den USA. Dort liegt aktuell lediglich im höheren Bergland Schnee. Über die Feiertage wird es aber auch da noch einiges an Neuschnee geben. Insbesondere in Nebraska und South Dakota können mehr als 10 Zentimeter Schnee zusammenkommen. Dennoch wird es sicherlich auch ungemütlich. Neben teilweise unwetterartigen Neuschneemengen (punktuell auch mehr als 30 Zentimeter in nur wenigen Stunden) muss auch mit einem stürmischen Wind gerechnet werden. Entsprechend warnt der amerikanische Wetterdienst aktuell bereits vor wintersturmähnlichen Bedingungen.

Auf der anderen Seite des Pazifiks in Japan belächelt man die Schneemengen aus Deutschland in der Regel. Im sogenannten „Yukiguni“, was übersetzt so viel wie „Schneeland“ bedeutet und im Nordteil der größten japanischen Insel Honshu liegt, fallen in Staulagen über 3700 Zentimeter (37 Meter!) an Neuschnee pro Jahr! Der Grund: kalte sibirische Luftmassen, die über dem verhältnismäßig warmen Japanischen Meer viel Feuchtigkeit aufnehmen können, treffen auf eine über 3000 Meter hohe Gebirgskette: die japanischen Alpen. Die Schneehöhe kann dort allerdings nicht gemessen werden. Denn wenngleich die schneereichste Region der Erde nach Schneehaubenidylle und einem heftigen Muskelkater für Frau Holle klingt, ist diese Gegend schlichtweg unbewohnbar. Die Station, die dem japanischen Wetterdienst (JMA) nach pro Jahr die höchsten Schneefallmengen misst, steht auf nur 890 Meter im Erholungs- und Badeort Sukayu Onsen im Norden von Honshu. Dort werden „nur“ 1764 Zentimeter im Jahr an Neuschnee registriert. Zurzeit zeigen sich dort laut den japanischen Kollegen allerdings lediglich 187 Zentimeter, womit wir mit 265 Zentimetern auf der Zugspitze definitiv mithalten können. Japans Vorhersage für die Feiertage: Insbesondere im Nordteil der japanischen Inselkette kommen bei Dauerfrost gebietsweise nochmals 20 bis 40 Zentimetern an Neuschnee hinzu!

Deutlich anders sieht es auf der Südhalbkugel aus. Dort herrscht derzeit Sommer! In Rio de Janeiro an Brasiliens Küste trägt man am heutigen Heiligabend zum Barbecue bei Höchstwerten von etwa 30 Grad wahrscheinlich eher luftige Sommerbekleidung statt dicker Winterjacke. Landeinwärts können die Temperaturen sogar teils über 40 Grad betragen. Statt Dauerregen- und Tauwetterwarnung wird dort vor extremer Hitze gewarnt!

Im namibischen Windhoek werden heute ebenfalls über 30 Grad erwartet. Im nahe gelegenen Mariental sind sogar bis zu 40 Grad möglich. In dem Vielvölkerland wird Weihnachten durchaus unterschiedlich gefeiert. Die dort beheimateten Menschen mit deutschen Wurzeln feiern Weihnachten meist an Heiligabend, die anderen Bevölkerungsgruppen jedoch erst am Morgen des ersten Weihnachtstages.

In Australien findet Weihnachten in diesem Jahr sogar bei Temperaturen von örtlich über 45 °C statt. Und selbst in Küstennähe kommt es gebietsweise zu Temperaturen von über 30 Grad. Häufig verlegt man dort das Fest dann kurzerhand an den Strand oder Pool. Entsprechend kann man Weihnachtslieder à la „White Christmas“ höchstens etwas ironisch belächeln, wobei damit auch einfach weißer Sand gemeint sein könnte. Bei solch „arbeitsunwürdigen“ Wetterbedingungen darf „Santa Claus“ seine dicke, rote Jacke auch gerne einmal gegen Bade- oder Surfshorts eintauschen.
Und mit dieser kurzen Weltreise wünschen wir, die Meteorologinnen und Meteorologen aus der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen Wetterdienstes, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein ruhiges und gesegnetes Weihnachtsfest.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst