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Heikle Lawinenlage in den Hochlagen der Alpen

Mehrere Lawinenabgänge in den Alpen haben in den vergangenen zwei Tagen die Rettungskräfte auf Trab gehalten. So riss am Dienstag im Kühtai, einem Wintersportgebiet in den Stubaier Alpen, ein Schneebrett ein mit fünf Bauarbeitern besetztes Baustellenfahrzeug etwa 30 Meter mit sich. Die Bauarbeiter konnten zum Glück das Fahrzeug selbstständig und nur leicht verletzt verlassen. In den französischen Alpen verunglückte am Dienstagnachmittag nahe Chamonix ein Skifahrer bei einem Lawinenabgang tödlich. Am gestrigen Mittwoch sind bei zwei Lawinenabgängen in den Savoyer Alpen weitere fünf Wintersportler ums Leben gekommen. Alle Unglücksopfer waren offenbar abseits der Pisten unterwegs. Auch in den österreichischen Alpen wurden zahlreiche Lawinenabgänge gemeldet, zum Glück bisher ohne tödlichen Ausgang.
Die steigende Zahl der registrierten Lawinenabgänge ist dabei auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen. Seit den Schneefällen von Anfang Januar kamen zunächst keine nennenswerten Niederschlagsmengen mehr in den Alpen hinzu. Zudem herrschte vielfach sonniges Wetter mit klaren Nächten vor. Dies führte dazu, dass sich die zumeist nur geringmächtige und für die Jahreszeit unterdurchschnittliche Schneedecke in der niederschlagsarmen Phase vor allem schattseitig markant aufbauend umgewandelt hat (tiefergehende Informationen zur Schneemetamorphose finden Sie u.a. im Thema des Tages vom 21.01.2020. Das heißt, die Schneedecke wurde lockerer und bindungsarm. Der zunächst gebundene Schnee an der Oberfläche (das sogenannte Schneebrett) verlor an Spannung, wodurch die Gefahrenstellen für Lawinenabgänge in dieser Periode insgesamt seltener wurden.

Am vergangenen Wochenende brachte dann eine Phase mit reger Tiefdruckaktivität auf dem Ostatlantik und in Westeuropa die Wetterumstellung. Mit dem Sturmtief IVO, das sich am Montag über den Britischen Inseln einfand, drehte die Höhenströmung auf südliche Richtung und führte feuchte Luftmassen heran. Von Sonntag bis Dienstag fiel auf den Bergen immer wieder Schnee, vor allem von Montagnachmittag bis Dienstagnachmittag schneite es teils ergiebig. Dabei summierten sich in Lagen oberhalb etwa 1800 bis 2200 m teils 30 bis 50 cm, in einigen Hochgebirgsregionen um den Alpenhauptkamm um 70 cm oder etwas mehr Neuschnee. In etwas tieferen Lagen hatte sich eine rund 10 bis 30 cm dicke Neuschneedecke ausgebildet.

Mit diesen Schneefällen stieg die Lawinengefahr in den neuschneereichen Gebieten deutlich an. In Kombination mit starkem bis stürmischem Wind aus südwestlichen Richtungen wurde viel Schnee verfrachtet. Dieser lagerte sich als mächtige Triebschneeansammlungen besonders im nordexponierten Gelände auf der oben beschriebenen ungünstigen, bindungsarmen Altschneeoberfläche ab. Innerhalb der vom Wind geformten Triebschneepakete weisen die Schneekristalle eine hohe Bindung auf und bilden somit gefährliche Schneebretter aus. Allein die Zusatzbelastung durch einzelne oder mehrere Wintersportler – wie die obigen Unglücke zeigten – können eine großflächige Bruchfortpflanzung in der kantigen, überdeckten Altschneeoberfläche bedingen und somit sehr leicht mittelgroße Schneebrettlawinen auslösen. Mit dem Ende der Niederschlagsperiode ließ auch der Wind deutlich nach bei zudem weiter sinkenden Temperaturen. Auf der windgepressten Triebschneedecke liegt also durchaus noch etwas Pulverschnee, wodurch für den Wintersportler unmittelbare und sichtbare Lawinengefahren wie Gleitrisse, Setzungsgeräusche oder frische Lawinen teils schwerer erkennbar sind. Umso wichtiger ist es auch in den kommenden Tagen mit schwacher Schneedeckenstabilität äußerst defensiv und zurückhaltend unterwegs zu sein oder besser noch, diese Gebiete konsequent zu meiden. Nachdem am gestrigen Mittwoch vor allem entlang des Hauptkamms noch vor einer großen Lawinengefahr (Stufe 4 von 5) gewarnt wurde, ist die Gefahrenlage etwas zurückgenommen wurden. Dennoch stufen aktuell die Lawinenwarndienste Bayerns und Tirols die Lawinengefahr in den Nordalpen oberhalb von etwa 2000 m als erheblich (Stufe 3), darunter als mäßig (Stufe 2) ein (für Details siehe Links zu den Lawinenwarndiensten).

heikle lawinenlage in den hochlagen der alpenSchneehöhenänderung über 12 Stunden von Freitag (31.01.2025) zwischen 0 und 12 UTC in den Nord- und Zentralalpen: Bräunliche Farben = Schneezuwachs

Am morgigen Freitag kommt mit einer Störung nochmal etwas Neuschnee in den Nordalpen hinzu. Die Neuschneeauflage dürfte meist nicht über 1 bis 5 cm hinaus gehen (siehe Abbildung 1). Lediglich in wenigen prädestinierten Nordstaulagen könnten vereinzelt die 5 cm überschritten werden.

Anschließend setzt sich zum Wochenende ruhiges Hochdruckwetter durch, wobei in den Hochlagen häufiger die Sonne zum Zuge kommt. Der Neuschnee und die Wetterbesserung dürfte daher viele Wintersportbegeisterte auf die Berge treiben. Die Lawinengefahr wird in den Folgetagen zwar etwas abnehmen, aber in den Hochlagen wohl weiter erheblich bleiben. Die Kombination von schönem Wetter und heikler Lawinensituation bildet dabei oft den Nährboden für viele tödlichen Unglücke. Statistisch gesehen passieren zwei Drittel aller Lawinenunglücke bei Gefahrenstufe 3. Die Schneedecke bleibt weiter störanfällig. Wie eine Mausefalle wartet sie darauf ausgelöst zu werden, sodass mit sehr großer Umsicht eine Tourenplanung im freien Gelände abseits der gesicherten Skipisten vorgenommen werden sollte.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Winterzwischenbilanz – Großteil der Kälte eigenproduziert

Einleitung

Der Januar ist fast zu Ende und damit auch zwei Drittel des meteorologischen Winters. Höchste Zeit einmal kurz Zwischenbilanz zu ziehen. Wenn man die letzten Wochen Revue passieren lässt, dann muss man ganz nüchtern feststellen, dass es richtigen Winter kaum gegeben hat. Dennoch gab es auch längere kalte Phasen, teils mit Dauerfrost auch in tiefen Lagen. Wie dies sein kann, soll in weiterer Folge näher erläutert werden.

Wie man kalte Luft bekommt | Advektion

Es gibt letztlich zwei Möglichkeiten, um Kälte zu erzeugen. Entweder kalte Luft wird von irgendwoher herangeführt (Advektion) oder die Kälte wird vor Ort selbst „produziert“. Advektion kalter Luft kann es entweder aus Norden geben (maritim geprägte, eher feuchte Kaltluft) oder aus Osten (kontinental geprägte, eher trockene Kaltluft). Die einzige Lage, bei der es durch Advektion kalter Luft aus Norden in Folge einer Grenzwetterlage nennenswert Schnee gegeben hat, war zu Beginn des Jahres mit Tief Charly (09.01.). Gebietsweise gab es dadurch über der Mitte des Landes auch in tiefen Lagen nennenswert Schnee. Davon abgesehen hat der Winter aber bisher nicht wirklich viel Schnee parat, wie auch die Karte mit der bisher höchsten Schneehöhe des Winters an ausgewählten Stationen zeigt (beachte: Es wird immer um 07 MEZ am Morgen gemessen). In tiefen Lagen stehen oft nur weniger klägliche Zentimeter zu Buche (wenn überhaupt), die auch oft nur von kurzer Dauer waren.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene höchste Schneedecke an ausgewählten Wetterstationen. Die Schneedecke wird immer morgens um 06 UTC (7 MEZ) gemessen.

Eine Ostlage, bei der kalte Luftmassen von Russland über Osteuropa bis nach Deutschland geführt werden, gab es in diesem Winter bisher noch gar nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl der Dezember, als auch der Januar in diesen Regionen deutlich wärmer ausgefallen sind, als im vieljährigen Mittel, sodass selbst dort kaum Kaltluft vorhanden ist.

Wie man kalte Luft bekommt | Eigenproduktion

Trotzdem gab es auch in diesem Winter kältere Phasen, wie in der vergangenen Woche, als es in einigen Regionen im Tiefland mehrere Tage Dauerfrost (Eistage) gegeben hat. Dies kann man auch in der Bilanz der bisher in diesem Winter aufgetretenen Frost- und Eistage erkennen, die in der folgenden Grafik für ausgewählte Stationen dargestellt ist. An vielen Stationen in Deutschland gab es schon einen oder mehrere Dauerfrosttage. In Frankfurt am Main waren es bisher vier Stück, wobei 30 Frosttage zu Buche stehen (Schnitt Gesamtwinter Frankfurt 10 bzw. 44). Das sind zwar keine sonderlichen hohen Werte, aber sie zeigen, dass der Winter in Deutschland kein Totalausfall ist – zumindest von der Temperatur her.
Der Grund für die kalten Phasen war aber die „Eigenproduktion“ der Kaltluft und die schon mehrfach in den vergangenen Themen des Tages erläuterten Inversionswetterlagen.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene Anzahl an Eistagen (Tage mit Maxima unter 0 Grad, links) und Frosttagen (Tage mit Minima unter 0 Grad, rechts) an ausgewählten Wetterstationen.

Wie funktioniert die Eigenproduktion?

Immer wieder gab es in diesem Winter kräftige Hochdruckgebiete über Mitteleuropa und Deutschland. Im Winter führt dies aufgrund der langen Nächte dazu, dass sich die bodennahen Schichten sehr stark abkühlen können. Der fehlende Wind verhindert darüber hinaus, dass sich die bodennahe Kaltluft mit höheren Luftschichten mischen kann, sodass sich die bodennahe Kaltluft wie zäher Schleim halten kann – oft verbunden mit Nebel und Hochnebel. In höheren Lagen ist es dann im Gegenzug sehr mild.
Schön zu sehen ist dies, wenn man sich einfach mal zwei Zeitreihen in diesem Winter nebeneinanderlegt. In der Grafik ist dies beispielhaft für den Brocken und Mainz Lerchenberg geschehen. Dargestellt sind die Höchsttemperaturen an jedem Tag. Man erkennt insgesamt drei länger andauernde Inversionswetterlagen, bei denen es auf dem Brocken wärmer gewesen ist als in Mainz am ZDF Sendestudio.

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Auf der Grafik sind die Zeitreihen der Maximumtemperatur für Mainz-Lerchenberg und den Brocken dargestellt, beginnend ab dem 1.Dezember.

Neue Temperaturrekorde oben wie unten

Durch die vorherrschenden Großwetterlagen gab es in diesem Januar nicht nur in tiefen Lagen neue Temperaturrekorde, sondern auch in höheren Lagen. Die folgende Karte zeigt erneut für ausgewählte Stationen die bisher in diesem meteorologischen Winter gemessene Maximumtemperatur. Es lässt sich kaum unterscheiden, welche Station eine Flachland- und welche eine Berglandstation ist.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene höchste Schneedecke an ausgewählten Wetterstationen. Die Schneedecke wird immer morgens um 06 UTC (7 MEZ) gemessen.

Während in der vergangenen Woche (19.01.) bei der letzten kräftigen Inversionslage auf einigen Berggipfeln neue Januarrekorde aufgestellt wurden (z.B. Neuhaus am Rennweg: 13.0 °C (alt:11.5 °C) oder Schmücke :13.8 °C (alt: 10.8 °C)), fielen am gestrigen Samstag bei einer windigen Südwestlage dann in tiefen Lagen die Januarrekorde. Auf der Grafik sieht man die Nachmittagstemperaturen um 14 Uhr MEZ und eine Liste mit Stationen, die den bisherigen Rekord eingestellt oder in den meisten Fällen übertroffen haben. Man erkennt zudem, dass es sich bei den Wetterstationen zum Teil um sehr alte Messreihen handelt.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene Anzahl an Eistagen (Tage mit Maxima unter 0 Grad, links) und Frosttagen (Tage mit Minima unter 0 Grad, rechts) an ausgewählten Wetterstationen.

Ausblick

Auch in der Folge ist von wirklichem Winter nicht viel zu sehen. Die neue Woche startet mit einer sehr mild Südwestwetterlage bei der oft Höchstwerte im zweistelligen Bereich erwartet werden. In der zweiten Wochenhälfte beruhigt sich das Wetter zwar, die dann wieder einfließende Polarluft ist aber weder wirklich kalt, noch kann sie sich im Zuge einer neuen, starken Inversionslage vor Ort nennenswert abkühlen.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nach Frühsommer-Wochenende nun kühles Aprilwetter

Das vergangene Wochenende zeigte sich bei uns in Deutschland von seiner sonnigen Seite. Zwar waren einige hohe Wolkenfelder unterwegs und im Norden gab es auch ein paar Quellwölkchen. Dennoch konnte man landesweit das sonnige Wetter genießen. Gerade im Süden des Landes könnte sich der eine oder andere womöglich sogar den ersten Sonnenbrand des Jahres zugezogen haben. Da aktuell die Ozonschicht relativ dünn ist, war am Wochenende die gesundheitsschädliche UV-Strahlung für die Jahreszeit ungewöhnlich stark, sodass vom Deutschen Wetterdienst erstmals in diesem Jahr UV-Warnungen ausgegeben werden mussten.

Es war nicht nur sonnig, sondern auch frühsommerlich warm. Vor allem am Samstag stiegen die Temperaturen verbreitet auf 20 bis 25 Grad (Abbildung 1). Am unmittelbaren Alpenrand sowie im Südwesten entlang des Rheins wurden sogar sommerliche Höchstwerte um 27 Grad erreicht. In Cafés und Eisdielen herrschte reger Betrieb und abends wurden in vielen Gärten die Grills angeschmissen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter

Am Sonntag änderte sich am sonnigen Wetter wenig. Allerdings strömte in den Norden schon ein erster Schwall kühlerer Meeresluft, sodass dort meist nur noch Höchstwerte zwischen 11 und 16 Grad erreicht wurden. Der Süden erlebte hingegen erneut einen T-Shirt-tauglichen Tag mit Höchstwerten um 25 Grad. Am Alpenrand, am Oberrhein und am Bodensee wurden den zweiten Tag in Folge Höchstwerte um 27 Grad gemessen.

In dieser Woche erleben wir beim Wetter und bei den Temperaturen allerdings einen herben Rückschlag. Die warmen Luftmassen aus südlichen Gefilden werden ersetzt durch polare Kaltluft, die aus dem Norden nach Deutschland gelangt und uns einen Temperatursturz beschert. Den eigentlichen Wetterwechsel leitet die Kaltfront eines Tiefs ein, das sich am heutigen Montag über der Nordsee befindet und sich bis morgen über Dänemark hinweg zur Ostsee verlagert. Die Kaltfront zieht am heutigen Nachmittag von BeNeLux mit Pauken und Trompeten zu uns herein. Sie ist verbunden mit einer kräftigen Schauerlinie, die auch mit einzelnen Gewittern begleitet sein wird. Damit einhergehend frischt der Wind stürmisch auf. Entlang der Schauerlinie kommt es zwar nur kurzzeitig, aber verbreitet zu Sturmböen. Stellenweise sind auch schwere Sturmböen bis 100 km/h möglich. In der kommenden Nacht erreicht die Kaltfront auch den Osten und Süden des Landes, wobei sich die Niederschläge und die Böen voraussichtlich etwas abschwächen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter 1

 

Hinter der angesprochenen Kaltfront beziehungsweise rückseitig des abziehenden Tiefs strömt ein weiterer Schwall polarer Kaltluft zu uns, der den Temperatursturz perfekt macht (Abbildung 2). Am morgigen Dienstag und auch an den Folgetagen erreichen die Nachmittagstemperaturen gerade noch 7 bis 13 Grad (Abbildung 3). Verglichen mit den Temperaturen vom vergangenen Samstag wird es in den kommenden Tagen also ca. 10 bis 15 Grad kühler sein. Die Heizungen werden also wohl noch einmal zum Einsatz kommen müssen. Dazu erwartet uns am morgigen Dienstag, am Mittwoch und am Donnerstag klassisches Aprilwetter. Wiederholt kommt es zu Regen- und Graupelschauern, auch kurze Gewitter sind mit von der Partie. Kaum sind die Schauer oder Gewitter abgezogen, kommt die Sonne wieder zum Vorschein und man kann sicherlich den ein oder anderen Regenbogen bewundern oder einen Schnappschuss von einem abziehenden Graupelschauer machen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter 2

Zudem zieht am morgigen Dienstag noch ein kleines Randtief von der Deutschen Bucht nach Nordrhein-Westfalen. Dieses sorgt dafür, dass sich einerseits im Bergischen Land und im Sauerland die Niederschläge verstärken und länger anhalten können. Im Hochsauerland fällt dabei sogar Schnee. Zum anderen weht der Wind südlich des Tiefs recht ruppig mit starken bis stürmischen Böen, bei Gewittern kann es auch die eine oder andere Sturmböe geben. Etwas weniger stark ist der Wind im Norden, also nördlich des kleinen Tiefs.

In höheren Lagen der Mittelgebirge wird es wieder zunehmend winterlich. Vor allem oberhalb von 800 m kann sich in den nächsten Tagen wahrscheinlich noch einmal eine Schneedecke ausbilden. Insbesondere nachts sowie in kräftigeren Schauern kann es auch deutlich weiter runter schneien, was aber allenfalls vorübergehend ein wenig Schneematsch bringt. Zudem werden die Nächte wieder recht frisch. Bei längerem Aufklaren kann es frostig werden. Falls Sie bei den frühsommerlichen Temperaturen im Übereifer schon empfindliche Pflanzen in den Garten gebracht haben, sollten Sie also über Schutzmaßnahmen nachdenken oder sie erneut für ein paar Tage in ihr Winterquartier zurückbringen.

Eine Rückkehr hin zu milderem und beständigerem Wetter ist erst einmal nicht in Sicht. Für viele ist das sicherlich eine Enttäuschung, aus meteorologischer Sicht ist dieser Wetterumschwung aber eher „back to normal“.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Lösung Osterquiz

Frage 1: Was gab es in Deutschland an Ostern noch nie?

D: Eine mehrere Zentimeter dicke Schneedecke selbst im Tiefland.
E: Einen heißen Tag (30 Grad und mehr).
F: Eine tropische Nacht (Tiefstwerte nicht unter 20 Grad).

Schnee zu Ostern gab es selbst im Tiefland schon häufiger und auch Temperaturen über 30 Grad. Doch bisher wurden noch nie eine tropische Nacht zu Ostern registriert. Antwort F ist richtig.

Frage 2: Als „Höheneier“ bezeichnet man in der Wettervorhersage umgangssprachlich…

N: … Messinstrumente, die in einer eiförmigen Schutzhülle an einem Wetterballon befestigt aufsteigen.
O: … kleinräumige Tiefdruckgebiete in höheren Luftschichten.
P: … das, was Vögel beim Überflug einer Messstation hin und wieder ablassen.

Eierförmige Schutzhüllen an Messinstrumenten machen nicht wirklich Sinn. Auch werfen Vögel keine Eier auf Wetterstationen. Antwort O ist richtig. Tiefdruckgebiete in höheren Luftschichten, auch bekannt als Kaltlufttropfen, sind oft eierförmig und werden deshalb von Meteorologen häufiger als „Höheneier bezeichnet“.

DWD Loesung Osterquiz

Frage 3: Auf was deutet eine Art Rippenmuster bei der Bewölkung im Satellitenbild hin?

C: sehr starke Höhenwinde
D: hohe Ozonwerte
E: Saharastaub

Der Höhenwind führt zwar dazu, dass Cirruswolken verweht werden und sogenannter Cirrus fibratus entsteht, der aber eher fischgrätenartig aussieht und in der Regel zu kleine „Gräten“ hat, um diese im Satellitenbild zu erkennen. Ozon beeinflusst die Wolkenform nicht. Richtig ist hier Antwort E. Der Saharastaub, der oft zur Bildung von rippenartigen Wolken führt, wie man sie heute früh im Satellitenbild über Ostdeutschland gesehen hat. Näheres zur Bildung von diesen Wolken findet man im Thema des Tages

DWD Loesung Osterquiz 1

Frage 4: Der Monat mit den im Mittel meisten starken Tornados (F2 und stärker) liegt im meteorologischen…

H: … Frühling
I: … Sommer
J: … Herbst

Zwar treten die meisten, starke Tornados im Sommer auf, da dann Gewitter am häufigsten sind. Tatsächlich ist aber der Monat mit den meisten starken Tornados der Mai und liegt somit im meteorologischen Frühling. Also ist H die richtige Antwort. Grund dafür ist, dass es im Mai schon häufig Gewitter gibt und gleichzeitig die vertikale Windscherung (Änderung der Windrichtung und Geschwindigkeit) mit der Höhe durch eine im Mittel kräftigere Höhenströmung häufig stärker ist, als in den Sommermonaten. Diese vertikale Windscherung ist einer der Voraussetzungen für Tornados.

Frage 5: Welche Aussage stimmt?

L: Es gab bisher in diesem Jahr etwa fünfmal so viele benannte Tiefs wie Hochs.
M: Letztes Jahr war das Tief-Hoch-Verhältnis bis Ende März nahezu ausgeglichen.
N: Für dieses Jahr sind bereits alle noch kommenden Hochs und Tiefs benannt.

Ihre Namen erhalten Tief- und Hochdruckgebiete von der Aktion Wetterpate des Vereins Berliner Wetterkarte e.V. und der Freien Universität Berlin. Dort kann man eine Namenspatenschaft für ein Hoch oder ein Tiefdruckgebiet übernehmen. Mit der Spende wird die studentische Ausbildung im Bereich Meteorologie unterstützt. In der Regel gibt es deutlich mehr Tiefdruckgebiete als Hochdruckgebiete. In diesem Jahr stehen 41 benannte Tiefdruckgebiete 14 Hochdruckgebieten gegenüber, sodass die Antwort L falsch ist. Richtig ist die Antwort N. Für diese sind bereits alle Wetterpatenschaften vergeben

Wenn Sie in den vergangenen Themen des Tages gut aufgepasst haben, müssten Sie passend zum aktuellen Wetter somit auf das Lösungswort FOEHN kommen, der über Ostern in den Alpen ordentlich bläst.

Christian Herold und Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Auf den Spuren eisiger Kälte

Auch heute Morgen war bei häufig mäßig bis strengem Frost auf dem Weg zur Arbeit erstmal Frieren angesagt. In den östlichen Mittelgebirgen wurden sogar Tiefstwerte von unter -15 Grad gemessen. Grund dafür ist ein Hochdruckgebiet über Schottland, welches mit einer nordöstlichen Strömung kalte Festlandsluft aus Nordosteuropa nach Deutschland führt. Auch in den kommenden Nächten gibt es im Osten und in einigen Mittelgebirgstälern erneut strengen Frost von deutlich unter -10 Grad.

Diese Temperaturen sind für unsere Breiten in der aktuellen Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Ganz anders schaute das Ganze vor einigen Tagen in Skandinavien aus. Dort wurden teils sogar unter -40 Grad gemessen (siehe Abbildung 1). Die Station Enontekio registrierte am Mittwochmorgen sogar eisige -44,3 Grad. Damit wurde dort die tiefste Temperatur seit Januar 1999 verzeichnet. Verantwortlich für die große Kälte war ein kräftiges Kältehoch, dass aufgrund der stark negativen Strahlungsbilanz und windschwachen Bedingungen für eine markante bodennahe Auskühlung über Skandinavien sorgte.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte

Welche Bedingungen müssen nun gegeben sein für große Kälte bei uns in Deutschland?
Zunächst einmal ist dabei die passende Wetterlage entscheidend. Idealerweise liegt dabei ein kräftiges, blockierendes Hochdruckgebiet über Nordwest/Nordeuropa, das sich bis in das Nordpolarmeer erstreckt. Auf seiner Rückseite kann nun mit östlichen Winden über den Landweg eisige Luft polaren Ursprungs über Osteuropa nach Mitteleuropa strömen. Für besonders kalte Nächte ist zudem der Hochdruck über Nordeuropa ausgeprägter und das Mittelmeertief nur schwach. Dadurch ergeben sich nur geringe Druckunterschiede und wenig Wind. In den windstillen Nächten kann sich somit die eingeflossene arktische Luftmasse über den Schneeflächen noch weiter auskühlen, sodass Temperaturen im Bereich der Rekorde möglich sind. Ein Beispiel hierfür ist die Wetterlage aus dem Jahre 1956, an die sich vermutlich nur noch die älteren Leser erinnern werden. Etliche Allzeitrekorde wurden damals vor allem in der Südhälfte Deutschlands registriert. So meldete die Station in der Münchner Innenstadt am 10. Februar 1956 -25,4 Grad Celsius. Zudem lag damals in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas eine geschlossene Schneedecke. Über den Schneeflächen konnte sich die Luftmasse noch stärker abkühlen. Am Alpenrand und in einigen Mittelgebirgstallagen wurden deshalb sogar Tiefstwerte von unter -30 Grad verzeichnet.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte 1

Im Vergleich dazu kann die aktuelle Witterung noch als mild bezeichnet werden. Aktuell haben wir allerdings eine zumindest ähnliche Wetterlage. Im meteorologischen Fachjargon spricht man dabei von einer antizyklonalen Nordostlage. Hierbei kommen die Luftmassen von Nordosten und dabei dominiert der antizyklonale Einfluss in Form eines kräftigen Hochdruckgebietes über Nordeuropa. An der Südostflanke des Hochs strömt kalte Festlandsluft arktischen Ursprungs nach Deutschland. Im Vergleich zur Wetterlage von Februar 1956 reicht die Hochdruckzone allerdings nicht bis weit ins Nordpolarmeer, sodass die Luftmassen von Ostskandinavien und Nordwestrussland einströmen und nicht direkt vom Nordpolarmeer. Außerdem fehlt momentan über Mittel- und Osteuropa gebietsweise auch eine geschlossene Schneedecke und die Luftdruckunterschiede zwischen dem Hoch über Schottland und dem tiefen Luftdruck über dem Mittelmeerraum sind recht markant. Dadurch weht aktuell ein mäßiger bis frischer Nordostwind. Deshalb fällt die aktuelle Kälte insgesamt deutlich moderater aus und wir liegen recht weit entfernt von neuen Temperaturrekorden.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2024
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Vom Winde verweht

Und wieder einmal ging in vielen Regionen Deutschlands das Weihnachtsfest bzw. der Jahreswechsel schneearm über die Bühne. Der Winter hat aber noch genügend Zeit, um seine Krallen erneut auszufahren, hat er doch im Dezember z.B. im Süden Deutschlands gezeigt, wozu er fähig sein kann. Doch es braucht keine Schneemassen, um z.B. den Autofahrern die Sorgenfalten ins Gesicht zu treiben. Neben der beinahe alltäglichen, in deren Dimension jedoch sehr unterschiedlich ausfallenden Glätteproblematik stehen Verwehungen ebenfalls weit oben auf der Liste der störenden winterlichen Faktoren. Diese können bereits bei einer geringen Schneehöhe und beständigem Wind auftreten.
Dabei betrifft das nicht nur die Autofahrer, sondern bei entsprechender Dimension auch Hausbesitzer, die verzweifelt versuchen die gesetzlich vorgeschriebene Räumungsmission z.B. ihrer Gehwege erfolgreich zu bewältigen, wenn sich hohe Schneeverwehungen vor ihnen auftürmen, die mit der Zeit die Tendenz haben, immer fester zu werden.

DWD Vom Winde verweht

Ach ja, unter dem Begriff „Schneeverwehung“ ist nicht die seitliche Verfrachtung des Schnees durch den Winterdienst gemeint, die nicht selten zielgerecht auf den Gehwegen landet. Auch können Schweißperlen auf der Stirn von Statikern erscheinen, weil Gebäude sehr ungleichmäßig von mächtigen Verwehungen beeinflusst werden. Den Einwand, dass dies bevorzugt Themen für das Bergland sind kann man zwar einwerfen, sollte sich dann aber z.B. das Ereignis Anfang Februar 2021 über der nördlichen und östlichen Mitte Deutschlands nochmal in Erinnerung rufen, wo es auch im Tiefland beachtliche Neuschneemengen gab. Auch aktuell treten in Teilen Dänemarks und Südnorwegens erhebliche Schneemassen auf.

Doch nicht genug, dass sich Schnee anhäuft, nein, er hat auch die Eigenschaft bei entsprechend kalten Temperaturwerten aufgewirbelt zu werden, was zu teils erheblichen Sichteinschränkungen führen kann (englisch „blowing snow„).

Doch wie wird der Schnee überhaupt verfrachtet?

Der Hauptinitiator dafür ist natürlich der Wind, doch im Grunde muss die gesamte Schneephysik mit einbezogen werden, um über die „Verfrachtungsfreude“ des Schnees Auskunft geben zu können. Handelt es sich um frischen, „puderzuckerweichen“ Neuschnee mit einer Dichte von 50 bis 70 Kilogramm pro Kubikmeter, oder aber um einen sehr feuchten Nassschnee mit einer Dichte irgendwo zwischen 300 und 400 Kilogramm pro Kubikmeter? Frisch gefallener Schnee kann bereits ab einer Windgeschwindigkeit von 20 km/h (Bft 3 bis 4) bewegt werden, während derselbe Schnee mit einer gefrorenen Kruste erst ab Sturmböen (Bft 9) erodiert. Und es geht noch weiter mit den Fragen. Handelt es sich um älteren Schnee, frisch gefallenen Neuschnee, wie sieht das vertikale Temperaturprofil der Schneedecke aus, wie ist die Luftfeuchte bzw. die Windgeschwindigkeit beim Fallen des Schnees gewesen, wie entwickelten sich Temperatur und Taupunkt seit dem Schneefallereignis und so weiter und so fort.

Diese unvollständige Aufzählung zeigt einige der Punkte, die entscheiden, ab wann die kritische Windgeschwindigkeit erreicht wird, um den Schnee anzuheben. Bei entsprechend starken Winden kann auch eine verkrustete und gesetzte Schneeoberfläche regelrecht abgerieben werden mit dem Ergebnis, dass auf einmal Verwehungen eintreten. Wenn es darum geht die Entwicklung von Schneeverwehungen zu verhindern, dann müssen auch klimatologisches bzw. Lokalwissen, z.B. der bevorzugten Windrichtung oder lokaler orografischer Verstärkungseffekte des Windes, mit einfließen.

Es beginnt alles mit dem sogenannten „Rollen, Kriechen“ bzw. englisch „creep“ und das bei Windgeschwindigkeiten im soliden Bft 4 bis 5 Bereich (20 bis knapp 40 km/h). Die oben aufliegenden Kristalle (oder nennen wir sie lieber allgemein „Schneepartikel“, da sie beim Rollen über den Boden ihre Statik und Aussehen rasch durch Abbruch etc. verändern) beginnen sich zu bewegen. Auch wenn sie bei solchen Windgeschwindigkeiten grundsätzlich nicht weit kommen, so macht es hier die Dauer des Windereignisses aus, sodass permanent Schneepartikel freigesetzt werden. Kleinste Hindernisse können hier zur Bildung von Verwehungen gut sein, wie z.B. der eigene Fußabdruck im Schnee, der bereits ein ausreichendes Hindernis darstellt. Die Höhe des aufgewirbelten Schnees ist mit rund 1 cm für den Straßenverkehr vernachlässigbar. Ein Beispiel dieses Vorgangs kann im Bild 2 bestaunt werden, wenngleich der Übergang der Verfrachtungsschritte fließend und somit eine klare Trennung nicht selten schwer möglich ist.

Der nächste Schritt der Verfrachtung beginnt im Übergangsbereich von Bft 5 zu Bft 6 (30 bis 50 km/h) und fand unter dem englischen Namen „saltation“ Eintrag in die meteorologische Enzyklopädie. Bei diesen Windgeschwindigkeiten beginnt der Wind zunehmend auch unter die Kristalle zu greifen bzw. diese anzuheben, sodass diese nun beginnen zu schweben. Dabei legen sie den Wind- und Gravitationskräften folgend deutlich weitere Strecken zurück, wenngleich letztendlich die Gravitationskraft noch überwiegt und somit die Trajektorien immer zur Erdoberfläche zeigen (sie hüpfen). Dieser Prozess sorgt für eine Verfrachtungshöhe von bis zu 1 m über Grund mit einer entsprechenden horizontalen Verlagerung. Wenn die Partikel wieder auf die Schneeoberfläche auftreffen, werden zusätzliche Partikel freigesetzt: Es findet also somit eine Vervielfachung der Partikel statt. Die Sichteinschränkung fällt je nach Flughöhe meist nur gering aus, dennoch können die Konturen, z.B. der Straße, teils verschwinden.

DWD Vom Winde verweht 1

Zuletzt setzt bei Windgeschwindigkeiten ab Bft 7 (ab 50 km/h) die sogenannte „Suspension“ oder „turbulente Diffusion“ ein, die auch verantwortlich für das „blowing snow„-Kriterium ist. Dieses Kriterium lautet bei der National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA: Anheben des Schnees auf mindestens 1.8 m über Grund. Die nun zunehmend turbulente Strömung hebt die Partikel in die Luft, zumeist bis rund 2 m über Grund, wobei proportional die größte Schneeverfrachtung bis 1 m über Grund beobachtet wird.
Wenn nun die Strömung z.B. hinter Hindernissen abreißt, kann es zu einer verstärkten Ablagerung der Partikel und somit zur Bildung von Schneeverwehungen kommen. Fragen Sie sich doch das nächste Mal bei der Sichtung einer Verwehung in der Nähe eines Hindernisses, woher der Wind kommen musste, um diese Verwehung zu formen.
Bei solchen Bedingungen möchte man sich nicht mehr auf einer abgeschiedenen Landstraße aufhalten, denn die Sichteinschränkungen können erheblich sein, wie in der folgenden Bildcollage zu erkennen ist.

DWD Vom Winde verweht 2

Neben der Bildung von Schneeverwehungen sorgt der aufgewirbelte Schnee auch für erhebliche Sichteinschränkungen, was u.a. daran liegt, dass der Wind während eines Ereignisses in der Grenzschicht stark variiert (bei Messungen mit Werten von 30 bis 50% des Mittelwindes festgelegt). Das bedeutet bei einem Wind von 60 km/h mit einer Variabilität von 40% eine Sichtschwankung zwischen 16 m und 1100m. Dies zeigt, wie gefährlich so eine Situation werden kann und man immer wieder mehr oder weniger orientierungslos der Naturgewalt ausgesetzt ist.

Ob nervig oder schön zu beobachten, ohne Schnee klappt es nicht. Doch lange muss man nun nicht darauf warten. Bereits heute fällt im Norden und am Wochenende auch im Süden mehr oder weniger Schnee, sodass man wenigstens dort den Wandel der Schneedecke beobachten kann.

Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2024

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Wetter „nach Plan“?

Mit großen Schritten nähern wir uns dem Weihnachtsfest. Für viele stellt Heiligabend der schönste Tag des Jahres dar. Dabei wünscht man sich natürlich, dass das Wetter in diesem Jahr auch mal wieder „mitspielt“. Denn wer träumt an Weihnachten nicht von einem Spaziergang in der klaren Winterluft auf knirschendem Schnee. Anschließend wärmt man sich bei einem leckeren Heißgetränk in der warmen Stube wieder auf und schaut aus dem Fenster auf eine weiße Winterlandschaft und einen ulkig aussehenden Schneemann im Garten.

Oftmals erreichen uns bereits einige Wochen vor Heiligabend die ersten Anfragen nach dem Weihnachtswetter. Allerdings muss man diese Ungeduldigen zunächst vertrösten. Lediglich ein paar statistische Aussagen lassen sich im Vorfeld treffen. So stellt die „Weiße Weihnacht“ in weiten Teilen Deutschlands eher eine Seltenheit dar, zumindest wenn man nicht gerade in den höheren Mittelgebirgen oder am Alpenrand wohnt. Häufig dominiert das „grüne Weihnachtsfest“.

DWD Wetter nach Plan

Der erste Schnee der Saison fällt zwar oft bereits Ende November, jedoch folgt danach meist eine mildere Phase. Im Dezember kann es dann zu weiteren Kaltluftvorstößen und weiterem Schneefall kommen. Doch „pünktlich“ vor dem Fest ist die weiße Pracht dann meist wieder dahin. Das berüchtigte „Weihnachtstauwetter“ stellt sich ein. Dabei strömen von Westen her milde Luftmassen vom Atlantik heran, die das Wetter wechselhaft gestalten und den zuvor gefallenen Schnee häufig vollständig wieder aufzehren. Das Weihnachtstauwetter zählt daher nicht umsonst zu den sogenannten Singularitäten (auch Witterungsregelfälle genannt) und ist – je nach Region – mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jährlich zu erwarten.

DWD Wetter nach Plan 1

Kein Wunder also, dass in lediglich rund 10 % der Fälle im Flachland und in den Flussniederungen im Westen und Südwesten sowie im nordwestdeutschen Tiefland über die Weihnachtsfeiertage eine geschlossene Schneedecke vorliegt. Im Norden und Nordosten liegt die Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 10 und 20 %. In den Mittelgebirgen sieht die Situation aus Sicht der Schnee- und Wintersportfans schon etwas besser aus. Die Wahrscheinlichkeit für durchweg verschneite Weihnachten beträgt dort immerhin 20 bis 50 %. Nur in den Kammlagen des Bayerischen Waldes und der Alpen (ab etwa 800 bis 1000 Meter Höhe) verlaufen statistisch gesehen nahezu alle Feiertage weiß.

Wie gestaltet sich das Wetter nun in diesem Jahr? Läuft alles „nach Plan“?

Für die Wintersportfans lief es in den vergangenen beiden Wochen gar nicht so schlecht. Bereits Ende November fiel in den Mittelgebirgen einiges an Schnee, der bei sinkenden Temperaturen sogar seinen Weg bis in tiefe Lagen fand. In Süddeutschland wird sicherlich die Nacht vom 01. auf 02. Dezember in Erinnerung bleiben. Strichweise fielen dort über 50 cm an Neuschnee, die Station in Bad Bayersoien im südwestlichen Oberbayern meldete sogar 65 cm in nur 24 Stunden.

Allerdings stellt sich die Wetterlage derzeit um und es gelangen mit einer westlichen Strömung deutlich mildere Luftmassen nach Deutschland. Insbesondere im Süden Deutschlands kann es anhaltende Regenfälle geben. So werden die vielerorts gefallenen Schneemengen nun nach und nach aufgrund des einsetzenden Tauwetters wieder aufgezehrt. Die Schneedecke wird sich so sukzessive in die Gipfellagen zurückziehen. Zwar gelangt in der zweiten Wochenhälfte erneut etwas kältere Luft zu uns, diese sollte jedoch nach aktuellem Stand nur von kurzer Dauer sein. Um von Weihnachtstauwetter zu sprechen, ist es derzeit also noch etwas zu früh.

Ob sich pünktlich zum Fest nun ein weiterer Kaltluftvorstoß mit Schneefällen einstellt, lässt sich anhand der aktuellen Berechnungen der Wettermodelle noch nicht vorhersagen. Man kann das Wetter natürlich statistisch beschreiben, was jedoch nicht heißt, dass es sich in diesem Jahr an diese Statistik hält. Wahrscheinlich wissen bisher nur der Weihnachtsmann und das Christkind, ob es in diesem Jahr für ein weißes Weihnachtsfest reicht. Und vielleicht sind die beiden in hervorragender Zusammenarbeit mit Frau Holle ja nach einem sehr milden Weihnachten 2022 in diesem Jahr für eine „weiße Überraschung“ gut.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Lake Effect Snow – Verbindendes meteorologisches Phänomen zwischen Ostsee und Großen Seen

In vielen Regionen Deutschlands liegt bis in die Niederungen zumindest eine dünne Schneedecke. Lediglich im Südwesten schaut man eher noch „ins Grüne“. In den vergangenen Tagen wurde in den Themen des Tages bereits ausführlicher auf die Entwicklung der winterlichen Wetterlage und der Schneedecke eingegangen (siehe Themen des Tages vom 28.11.23 und 29.11.23). Nicht nur im Mittelgebirgsraum oder an den Alpen musste zu Besen oder Schaufel gegriffen werden, um die Wege oder das Auto freizuräumen. Auch entlang den deutschen Küsten, vor allem der Ostsee, liegt für diese Regionen eine veritable Schneedecke (Abbildung 1). In Nordamerika, genauer gesagt im Umfeld der Großen Seen, braucht man derzeit schon teils schwereres Gerät, um den dortigen Schneemassen Herr zu werden. Beide Regionen verbindet dieser Tage der sogenannte „Lake Effect Snow„, welcher regional für verhältnismäßig hohe Schneesummen sorgt.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow (LES) ist ein Phänomen, das im Winterhalbjahr beim Überströmen von Kaltluft über größere, relativ warme Wasserflächen auftreten kann. Beim Überstreichen der trocken-kalten Luft über die deutlich wärmeren Gewässer wird die untere Atmosphäre mit Wärme und Feuchtigkeit versorgt und deren Schichtung wird dadurch labiler. Die mit Wärme und Feuchtigkeit angereicherten Luftpakete steigen auf, kühlen sich ab und kondensieren vorwiegend bereits in den unteren Atmosphärenschichten. Daher kann es zu flächenmäßig eng begrenzten Niederschlagsbändern mit heftigen Schneefällen kommen. Aufgrund der geringen Breite der Niederschlagsbänder von oft nur wenigen Kilometern kann das betroffene Gebiet im Schnee versinken, während im näheren Umfeld mitunter deutlich weniger oder gar kein Schnee fällt. Verschiedene Studien zeigen, dass zwischen der Wasseroberflächentemperatur und der Temperatur in 1,5 km Höhe (Druckniveau auf etwa 850 hPa) über Grund eine Differenz von mindestens 13 Kelvin bestehen muss, damit genügend Energie für die Bildung kräftiger und langlebiger Niederschlagsbänder zur Verfügung steht. Starke Schneeschauer können unter anderem dann entstehen, wenn die labile Luftmasse eine vertikale Mächtigkeit von mindestens ca. 2 km über Grund erreicht.

Eine weitere Schlüsselkomponente bei der Bestimmung von besonders betroffenen Küstengebieten beim Lake Effect Snow ist die Windrichtung. Zudem ist der sogenannte „Fetch“ entscheidend, der die Wirklänge des Windes über die offene Wasserfläche beschreibt. Der „Fetch“ sollte typischerweise mindestens 100 km betragen, damit der Luft ausreichend Wärme und Feuchtigkeit für die Entwicklung der Schneeschauerstraßen zugeführt werden kann.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow ist im Bereich der Großen Seen (USA) besonders ausgeprägt, da es hier häufiger zu einem „Arctic Outbreak“ kommt. Dabei kann auf der Rückseite eines Tiefs häufig sehr kalte, trockene Luft aus den arktischen Breiten Kanadas weit nach Süden in die USA vorstoßen. Dort überströmen die arktischen Luftmassen die Großen Seen, meist von West bis Nordwest nach Ost bis Südost. Für den Eriesee und den Ontariosee beispielsweise ist der „Fetch“ bei einer westlichen Windkomponente mit mehreren hundert Kilometern besonders lang. In der ersten Wochenhälfte kam es nun zum ersten markanten „Arctic Outbreak“ über Nordamerika mit entsprechendem Lake Effect Snow (siehe animierte Abbildung 2).

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Die Wassertemperatur der Großen Seen lag verbreitet noch bei +6 bis +9 Grad, während in 1,5 km rund -14 Grad vorherrschend waren (Abbildung 3). Summa summarum ergaben sich demnach in der unteren Atmosphäre Differenzen von 20 bis 23 Kelvin. Dieser Temperaturgegensatz stellte viel Energie für die Bildung von intensiven und teils gewittrig durchsetzten Schneeschauerstraßen vor allem an den Ost- und Südostseiten von Lake Michigan, Huron, Erie und Ontario zur Verfügung. Dabei wurden häufig pro Stunde Neuschneeraten von 3-10 cm (ca. 1-3 inches), in einigen Regionen (z.B. knapp südlich von Buffalo) auch 10 bis 15 cm (4-6 inches) beobachtet. Insgesamt sind seit Montag teilweise 25-50 cm (10-20 inches), strichweise auch um 75 cm (30 inches) gemeldet worden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Kehren wir wieder nach Mitteleuropa zurück. Wie bereits erwähnt, konnte beispielsweise am Dienstag im Skagerrak und Kattegat sowie in der westlichen Ostsee (siehe Abbildung 4) der Lake Effect Snow mit seinen charakteristischen Schauerstraßen von Nord bis Nordost nach Süd bis Südwest beobachtet werden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 2

Die Bedingungen waren dabei denen in Nordamerika sehr ähnlich. Die Temperaturdifferenz betrug zwischen Wasseroberfläche (rund 8 Grad) und 1,5 km (-12 bis -14 Grad) um bzw. etwas über 20 Kelvin. Lediglich die Breite der Wasserflächen und damit der „Fetch“ reicht in den westlichen Ostseegebieten nicht an die Großen Seen heran, sodass die Neuschneemengen in der Regel im Verhältnis nicht so hoch ausfallen. In weiten Teilen des Landes hält die Zufuhr kalter Luftmassen aus Norden bis Nordosten in den kommenden Tagen an, sodass der Lake Effect Snow an der Ostseeküste strichweise weiteren Schneenachschub liefern dürfte.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sturm LINUS: Erst peitschender Regen, dann Flockenwirbel

Die Tiefdruckserie, die uns nun schon seit einiger Zeit sehr unbeständiges, nasses und teils stürmisches Wetter bringt, möchte einfach nicht abreißen. Am gestrigen Donnerstag und in der Nacht zum Freitag sorgte Sturmtief LINUS, das international auf den Namen FREDERICO getauft wurde, für ordentlich Wirbel und Schweißtropfen auf den Stirnen der Warnmeteorologen.

Das kleine, aber intensive Randtief rauschte am gestrigen Donnerstag vom Nordatlantik heran und brachte zunächst der französischen Atlantikküste Böen bis Orkanstärke. Die Wetterstation Le Talut auf der Insel Belle-Île registrierte eine Orkanböe von 143 km/h. Im Tagesverlauf zog LINUS über den Norden Frankreichs ostwärts und erreichte am späten Abend Südwestdeutschland.

Schon im Vorfeld streckte LINUS seine Fühler in Form großflächiger Regengebiete zu uns aus. Vor allem in Südwest- und Süddeutschland regnete es langanhaltend und kräftig. Im Schwarzwald, auf der Alb und im Alpenvorland kamen zwischen Donnerstag- und Freitagmittag verbreitet 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter zusammen, in Staulagen örtlich 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter (siehe Abbildung 1, links). Da die Böden von der nassen Witterung bereits gesättigt waren, floss das Wasser größtenteils in die Flüsse und ließ die Pegel dort erneut in die Höhe schnellen. Nicht nur kleine Flüsse und Bäche traten über die Ufer, sondern auch an größeren Flüssen wie Rhein, Donau und Co. werden infolge der Regenfälle teilweise Hochwasser-Meldehöhen überschritten. Aktuelle Hochwasser-Informationen und -Warnungen gibt es im Länderübergreifenden Hochwasser Portal(LHP / siehe: weitere Informationen zum Thema).

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel

An der Südflanke des Tiefs, das sich in der Nacht in etwa auf einer Linie von Offenburg nach Passau ostwärts verlagerte, frischte der Westwind stürmisch auf und peitschte den Regen durch die Luft. Zwischen Südschwarzwald und südlichem Alpenvorland wurden verbreitet Sturmböen bis 85 km/h, örtlich schwere Sturmböen um 100 km/h beobachtet (siehe Abbildung 1, rechts). Auf exponierten Gipfeln ging es natürlich noch heftiger zur Sache: Der Feldberg im Schwarzwald beispielsweise meldete eine extreme Orkanböe von 168 km/h. Insbesondere Bäume, die noch belaubt waren und in aufgeweichten Böen standen, hatten mit dem Sturm zu kämpfen und stürzten um.

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel 1

Am Freitagmorgen hat sich das Tief bereits nach Osten verabschiedet. Rückseitig drehte der Wind auf Nordwest, sodass kältere Luft bis zu den Alpen vorstoßen konnte. Die Niederschläge gingen folglich bis auf rund 600 m in Schnee über. In Lagen oberhalb von 800 m konnte sich eine dünne Schneedecke ausbilden. In Hochlagen ab 1000 m im Schwarzwald und in den Alpen wuchs die Schneedecke bis Freitagvormittag um 10 bis 20 cm (siehe Abbildung 2). An den Alpen schneit es noch bis in die Nacht zum Samstag hinein weiter, sodass nochmal ein paar Zentimeter zusammenkommen. Zumindest dort könnte man von einem „Hauch von Winter“ sprechen.

Auch in den kommenden Tagen will die Tiefdruckserie nicht abreißen, es bleibt sehr unbeständig und nass. Vor allem im Süden deutet sich bis Wochenbeginn wieder einiges an Regen an und zumindest in Lagen unterhalb von 2000 m schmilzt vieles vom Schnee dahin. An den Flüssen bedeutet das erneut ansteigende Hochwassergefahr!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2023
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