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Heikle Lawinenlage in den Hochlagen der Alpen

Mehrere LawinenabgĂ€nge in den Alpen haben in den vergangenen zwei Tagen die RettungskrĂ€fte auf Trab gehalten. So riss am Dienstag im KĂŒhtai, einem Wintersportgebiet in den Stubaier Alpen, ein Schneebrett ein mit fĂŒnf Bauarbeitern besetztes Baustellenfahrzeug etwa 30 Meter mit sich. Die Bauarbeiter konnten zum GlĂŒck das Fahrzeug selbststĂ€ndig und nur leicht verletzt verlassen. In den französischen Alpen verunglĂŒckte am Dienstagnachmittag nahe Chamonix ein Skifahrer bei einem Lawinenabgang tödlich. Am gestrigen Mittwoch sind bei zwei LawinenabgĂ€ngen in den Savoyer Alpen weitere fĂŒnf Wintersportler ums Leben gekommen. Alle UnglĂŒcksopfer waren offenbar abseits der Pisten unterwegs. Auch in den österreichischen Alpen wurden zahlreiche LawinenabgĂ€nge gemeldet, zum GlĂŒck bisher ohne tödlichen Ausgang.
Die steigende Zahl der registrierten LawinenabgĂ€nge ist dabei auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurĂŒckzufĂŒhren. Seit den SchneefĂ€llen von Anfang Januar kamen zunĂ€chst keine nennenswerten Niederschlagsmengen mehr in den Alpen hinzu. Zudem herrschte vielfach sonniges Wetter mit klaren NĂ€chten vor. Dies fĂŒhrte dazu, dass sich die zumeist nur geringmĂ€chtige und fĂŒr die Jahreszeit unterdurchschnittliche Schneedecke in der niederschlagsarmen Phase vor allem schattseitig markant aufbauend umgewandelt hat (tiefergehende Informationen zur Schneemetamorphose finden Sie u.a. im Thema des Tages vom 21.01.2020. Das heißt, die Schneedecke wurde lockerer und bindungsarm. Der zunĂ€chst gebundene Schnee an der OberflĂ€che (das sogenannte Schneebrett) verlor an Spannung, wodurch die Gefahrenstellen fĂŒr LawinenabgĂ€nge in dieser Periode insgesamt seltener wurden.

Am vergangenen Wochenende brachte dann eine Phase mit reger TiefdruckaktivitĂ€t auf dem Ostatlantik und in Westeuropa die Wetterumstellung. Mit dem Sturmtief IVO, das sich am Montag ĂŒber den Britischen Inseln einfand, drehte die Höhenströmung auf sĂŒdliche Richtung und fĂŒhrte feuchte Luftmassen heran. Von Sonntag bis Dienstag fiel auf den Bergen immer wieder Schnee, vor allem von Montagnachmittag bis Dienstagnachmittag schneite es teils ergiebig. Dabei summierten sich in Lagen oberhalb etwa 1800 bis 2200 m teils 30 bis 50 cm, in einigen Hochgebirgsregionen um den Alpenhauptkamm um 70 cm oder etwas mehr Neuschnee. In etwas tieferen Lagen hatte sich eine rund 10 bis 30 cm dicke Neuschneedecke ausgebildet.

Mit diesen SchneefĂ€llen stieg die Lawinengefahr in den neuschneereichen Gebieten deutlich an. In Kombination mit starkem bis stĂŒrmischem Wind aus sĂŒdwestlichen Richtungen wurde viel Schnee verfrachtet. Dieser lagerte sich als mĂ€chtige Triebschneeansammlungen besonders im nordexponierten GelĂ€nde auf der oben beschriebenen ungĂŒnstigen, bindungsarmen AltschneeoberflĂ€che ab. Innerhalb der vom Wind geformten Triebschneepakete weisen die Schneekristalle eine hohe Bindung auf und bilden somit gefĂ€hrliche Schneebretter aus. Allein die Zusatzbelastung durch einzelne oder mehrere Wintersportler – wie die obigen UnglĂŒcke zeigten – können eine großflĂ€chige Bruchfortpflanzung in der kantigen, ĂŒberdeckten AltschneeoberflĂ€che bedingen und somit sehr leicht mittelgroße Schneebrettlawinen auslösen. Mit dem Ende der Niederschlagsperiode ließ auch der Wind deutlich nach bei zudem weiter sinkenden Temperaturen. Auf der windgepressten Triebschneedecke liegt also durchaus noch etwas Pulverschnee, wodurch fĂŒr den Wintersportler unmittelbare und sichtbare Lawinengefahren wie Gleitrisse, SetzungsgerĂ€usche oder frische Lawinen teils schwerer erkennbar sind. Umso wichtiger ist es auch in den kommenden Tagen mit schwacher SchneedeckenstabilitĂ€t Ă€ußerst defensiv und zurĂŒckhaltend unterwegs zu sein oder besser noch, diese Gebiete konsequent zu meiden. Nachdem am gestrigen Mittwoch vor allem entlang des Hauptkamms noch vor einer großen Lawinengefahr (Stufe 4 von 5) gewarnt wurde, ist die Gefahrenlage etwas zurĂŒckgenommen wurden. Dennoch stufen aktuell die Lawinenwarndienste Bayerns und Tirols die Lawinengefahr in den Nordalpen oberhalb von etwa 2000 m als erheblich (Stufe 3), darunter als mĂ€ĂŸig (Stufe 2) ein (fĂŒr Details siehe Links zu den Lawinenwarndiensten).

heikle lawinenlage in den hochlagen der alpenSchneehöhenĂ€nderung ĂŒber 12 Stunden von Freitag (31.01.2025) zwischen 0 und 12 UTC in den Nord- und Zentralalpen: BrĂ€unliche Farben = Schneezuwachs

Am morgigen Freitag kommt mit einer Störung nochmal etwas Neuschnee in den Nordalpen hinzu. Die Neuschneeauflage dĂŒrfte meist nicht ĂŒber 1 bis 5 cm hinaus gehen (siehe Abbildung 1). Lediglich in wenigen prĂ€destinierten Nordstaulagen könnten vereinzelt die 5 cm ĂŒberschritten werden.

Anschließend setzt sich zum Wochenende ruhiges Hochdruckwetter durch, wobei in den Hochlagen hĂ€ufiger die Sonne zum Zuge kommt. Der Neuschnee und die Wetterbesserung dĂŒrfte daher viele Wintersportbegeisterte auf die Berge treiben. Die Lawinengefahr wird in den Folgetagen zwar etwas abnehmen, aber in den Hochlagen wohl weiter erheblich bleiben. Die Kombination von schönem Wetter und heikler Lawinensituation bildet dabei oft den NĂ€hrboden fĂŒr viele tödlichen UnglĂŒcke. Statistisch gesehen passieren zwei Drittel aller LawinenunglĂŒcke bei Gefahrenstufe 3. Die Schneedecke bleibt weiter störanfĂ€llig. Wie eine Mausefalle wartet sie darauf ausgelöst zu werden, sodass mit sehr großer Umsicht eine Tourenplanung im freien GelĂ€nde abseits der gesicherten Skipisten vorgenommen werden sollte.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Winterzwischenbilanz – Großteil der KĂ€lte eigenproduziert

Einleitung

Der Januar ist fast zu Ende und damit auch zwei Drittel des meteorologischen Winters. Höchste Zeit einmal kurz Zwischenbilanz zu ziehen. Wenn man die letzten Wochen Revue passieren lĂ€sst, dann muss man ganz nĂŒchtern feststellen, dass es richtigen Winter kaum gegeben hat. Dennoch gab es auch lĂ€ngere kalte Phasen, teils mit Dauerfrost auch in tiefen Lagen. Wie dies sein kann, soll in weiterer Folge nĂ€her erlĂ€utert werden.

Wie man kalte Luft bekommt | Advektion

Es gibt letztlich zwei Möglichkeiten, um KĂ€lte zu erzeugen. Entweder kalte Luft wird von irgendwoher herangefĂŒhrt (Advektion) oder die KĂ€lte wird vor Ort selbst „produziert“. Advektion kalter Luft kann es entweder aus Norden geben (maritim geprĂ€gte, eher feuchte Kaltluft) oder aus Osten (kontinental geprĂ€gte, eher trockene Kaltluft). Die einzige Lage, bei der es durch Advektion kalter Luft aus Norden in Folge einer Grenzwetterlage nennenswert Schnee gegeben hat, war zu Beginn des Jahres mit Tief Charly (09.01.). Gebietsweise gab es dadurch ĂŒber der Mitte des Landes auch in tiefen Lagen nennenswert Schnee. Davon abgesehen hat der Winter aber bisher nicht wirklich viel Schnee parat, wie auch die Karte mit der bisher höchsten Schneehöhe des Winters an ausgewĂ€hlten Stationen zeigt (beachte: Es wird immer um 07 MEZ am Morgen gemessen). In tiefen Lagen stehen oft nur weniger klĂ€gliche Zentimeter zu Buche (wenn ĂŒberhaupt), die auch oft nur von kurzer Dauer waren.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene höchste Schneedecke an ausgewÀhlten Wetterstationen. Die Schneedecke wird immer morgens um 06 UTC (7 MEZ) gemessen.

Eine Ostlage, bei der kalte Luftmassen von Russland ĂŒber Osteuropa bis nach Deutschland gefĂŒhrt werden, gab es in diesem Winter bisher noch gar nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl der Dezember, als auch der Januar in diesen Regionen deutlich wĂ€rmer ausgefallen sind, als im vieljĂ€hrigen Mittel, sodass selbst dort kaum Kaltluft vorhanden ist.

Wie man kalte Luft bekommt | Eigenproduktion

Trotzdem gab es auch in diesem Winter kĂ€ltere Phasen, wie in der vergangenen Woche, als es in einigen Regionen im Tiefland mehrere Tage Dauerfrost (Eistage) gegeben hat. Dies kann man auch in der Bilanz der bisher in diesem Winter aufgetretenen Frost- und Eistage erkennen, die in der folgenden Grafik fĂŒr ausgewĂ€hlte Stationen dargestellt ist. An vielen Stationen in Deutschland gab es schon einen oder mehrere Dauerfrosttage. In Frankfurt am Main waren es bisher vier StĂŒck, wobei 30 Frosttage zu Buche stehen (Schnitt Gesamtwinter Frankfurt 10 bzw. 44). Das sind zwar keine sonderlichen hohen Werte, aber sie zeigen, dass der Winter in Deutschland kein Totalausfall ist – zumindest von der Temperatur her.
Der Grund fĂŒr die kalten Phasen war aber die „Eigenproduktion“ der Kaltluft und die schon mehrfach in den vergangenen Themen des Tages erlĂ€uterten Inversionswetterlagen.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene Anzahl an Eistagen (Tage mit Maxima unter 0 Grad, links) und Frosttagen (Tage mit Minima unter 0 Grad, rechts) an ausgewÀhlten Wetterstationen.

Wie funktioniert die Eigenproduktion?

Immer wieder gab es in diesem Winter krĂ€ftige Hochdruckgebiete ĂŒber Mitteleuropa und Deutschland. Im Winter fĂŒhrt dies aufgrund der langen NĂ€chte dazu, dass sich die bodennahen Schichten sehr stark abkĂŒhlen können. Der fehlende Wind verhindert darĂŒber hinaus, dass sich die bodennahe Kaltluft mit höheren Luftschichten mischen kann, sodass sich die bodennahe Kaltluft wie zĂ€her Schleim halten kann – oft verbunden mit Nebel und Hochnebel. In höheren Lagen ist es dann im Gegenzug sehr mild.
Schön zu sehen ist dies, wenn man sich einfach mal zwei Zeitreihen in diesem Winter nebeneinanderlegt. In der Grafik ist dies beispielhaft fĂŒr den Brocken und Mainz Lerchenberg geschehen. Dargestellt sind die Höchsttemperaturen an jedem Tag. Man erkennt insgesamt drei lĂ€nger andauernde Inversionswetterlagen, bei denen es auf dem Brocken wĂ€rmer gewesen ist als in Mainz am ZDF Sendestudio.

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Auf der Grafik sind die Zeitreihen der Maximumtemperatur fĂŒr Mainz-Lerchenberg und den Brocken dargestellt, beginnend ab dem 1.Dezember.

Neue Temperaturrekorde oben wie unten

Durch die vorherrschenden Großwetterlagen gab es in diesem Januar nicht nur in tiefen Lagen neue Temperaturrekorde, sondern auch in höheren Lagen. Die folgende Karte zeigt erneut fĂŒr ausgewĂ€hlte Stationen die bisher in diesem meteorologischen Winter gemessene Maximumtemperatur. Es lĂ€sst sich kaum unterscheiden, welche Station eine Flachland- und welche eine Berglandstation ist.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene höchste Schneedecke an ausgewÀhlten Wetterstationen. Die Schneedecke wird immer morgens um 06 UTC (7 MEZ) gemessen.

WĂ€hrend in der vergangenen Woche (19.01.) bei der letzten krĂ€ftigen Inversionslage auf einigen Berggipfeln neue Januarrekorde aufgestellt wurden (z.B. Neuhaus am Rennweg: 13.0 °C (alt:11.5 °C) oder SchmĂŒcke :13.8 °C (alt: 10.8 °C)), fielen am gestrigen Samstag bei einer windigen SĂŒdwestlage dann in tiefen Lagen die Januarrekorde. Auf der Grafik sieht man die Nachmittagstemperaturen um 14 Uhr MEZ und eine Liste mit Stationen, die den bisherigen Rekord eingestellt oder in den meisten FĂ€llen ĂŒbertroffen haben. Man erkennt zudem, dass es sich bei den Wetterstationen zum Teil um sehr alte Messreihen handelt.

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Die Grafik zeigt die im meteorologischen Winter 2024/25 (Dezember bis Februar) bisher gemessene Anzahl an Eistagen (Tage mit Maxima unter 0 Grad, links) und Frosttagen (Tage mit Minima unter 0 Grad, rechts) an ausgewÀhlten Wetterstationen.

Ausblick

Auch in der Folge ist von wirklichem Winter nicht viel zu sehen. Die neue Woche startet mit einer sehr mild SĂŒdwestwetterlage bei der oft Höchstwerte im zweistelligen Bereich erwartet werden. In der zweiten WochenhĂ€lfte beruhigt sich das Wetter zwar, die dann wieder einfließende Polarluft ist aber weder wirklich kalt, noch kann sie sich im Zuge einer neuen, starken Inversionslage vor Ort nennenswert abkĂŒhlen.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nach FrĂŒhsommer-Wochenende nun kĂŒhles Aprilwetter

Das vergangene Wochenende zeigte sich bei uns in Deutschland von seiner sonnigen Seite. Zwar waren einige hohe Wolkenfelder unterwegs und im Norden gab es auch ein paar Quellwölkchen. Dennoch konnte man landesweit das sonnige Wetter genießen. Gerade im SĂŒden des Landes könnte sich der eine oder andere womöglich sogar den ersten Sonnenbrand des Jahres zugezogen haben. Da aktuell die Ozonschicht relativ dĂŒnn ist, war am Wochenende die gesundheitsschĂ€dliche UV-Strahlung fĂŒr die Jahreszeit ungewöhnlich stark, sodass vom Deutschen Wetterdienst erstmals in diesem Jahr UV-Warnungen ausgegeben werden mussten.

Es war nicht nur sonnig, sondern auch frĂŒhsommerlich warm. Vor allem am Samstag stiegen die Temperaturen verbreitet auf 20 bis 25 Grad (Abbildung 1). Am unmittelbaren Alpenrand sowie im SĂŒdwesten entlang des Rheins wurden sogar sommerliche Höchstwerte um 27 Grad erreicht. In CafĂ©s und Eisdielen herrschte reger Betrieb und abends wurden in vielen GĂ€rten die Grills angeschmissen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter

Am Sonntag Ă€nderte sich am sonnigen Wetter wenig. Allerdings strömte in den Norden schon ein erster Schwall kĂŒhlerer Meeresluft, sodass dort meist nur noch Höchstwerte zwischen 11 und 16 Grad erreicht wurden. Der SĂŒden erlebte hingegen erneut einen T-Shirt-tauglichen Tag mit Höchstwerten um 25 Grad. Am Alpenrand, am Oberrhein und am Bodensee wurden den zweiten Tag in Folge Höchstwerte um 27 Grad gemessen.

In dieser Woche erleben wir beim Wetter und bei den Temperaturen allerdings einen herben RĂŒckschlag. Die warmen Luftmassen aus sĂŒdlichen Gefilden werden ersetzt durch polare Kaltluft, die aus dem Norden nach Deutschland gelangt und uns einen Temperatursturz beschert. Den eigentlichen Wetterwechsel leitet die Kaltfront eines Tiefs ein, das sich am heutigen Montag ĂŒber der Nordsee befindet und sich bis morgen ĂŒber DĂ€nemark hinweg zur Ostsee verlagert. Die Kaltfront zieht am heutigen Nachmittag von BeNeLux mit Pauken und Trompeten zu uns herein. Sie ist verbunden mit einer krĂ€ftigen Schauerlinie, die auch mit einzelnen Gewittern begleitet sein wird. Damit einhergehend frischt der Wind stĂŒrmisch auf. Entlang der Schauerlinie kommt es zwar nur kurzzeitig, aber verbreitet zu Sturmböen. Stellenweise sind auch schwere Sturmböen bis 100 km/h möglich. In der kommenden Nacht erreicht die Kaltfront auch den Osten und SĂŒden des Landes, wobei sich die NiederschlĂ€ge und die Böen voraussichtlich etwas abschwĂ€chen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter 1

 

Hinter der angesprochenen Kaltfront beziehungsweise rĂŒckseitig des abziehenden Tiefs strömt ein weiterer Schwall polarer Kaltluft zu uns, der den Temperatursturz perfekt macht (Abbildung 2). Am morgigen Dienstag und auch an den Folgetagen erreichen die Nachmittagstemperaturen gerade noch 7 bis 13 Grad (Abbildung 3). Verglichen mit den Temperaturen vom vergangenen Samstag wird es in den kommenden Tagen also ca. 10 bis 15 Grad kĂŒhler sein. Die Heizungen werden also wohl noch einmal zum Einsatz kommen mĂŒssen. Dazu erwartet uns am morgigen Dienstag, am Mittwoch und am Donnerstag klassisches Aprilwetter. Wiederholt kommt es zu Regen- und Graupelschauern, auch kurze Gewitter sind mit von der Partie. Kaum sind die Schauer oder Gewitter abgezogen, kommt die Sonne wieder zum Vorschein und man kann sicherlich den ein oder anderen Regenbogen bewundern oder einen Schnappschuss von einem abziehenden Graupelschauer machen.

DWD Nach Fruehsommer Wochenende nun kuehles Aprilwetter 2

Zudem zieht am morgigen Dienstag noch ein kleines Randtief von der Deutschen Bucht nach Nordrhein-Westfalen. Dieses sorgt dafĂŒr, dass sich einerseits im Bergischen Land und im Sauerland die NiederschlĂ€ge verstĂ€rken und lĂ€nger anhalten können. Im Hochsauerland fĂ€llt dabei sogar Schnee. Zum anderen weht der Wind sĂŒdlich des Tiefs recht ruppig mit starken bis stĂŒrmischen Böen, bei Gewittern kann es auch die eine oder andere Sturmböe geben. Etwas weniger stark ist der Wind im Norden, also nördlich des kleinen Tiefs.

In höheren Lagen der Mittelgebirge wird es wieder zunehmend winterlich. Vor allem oberhalb von 800 m kann sich in den nĂ€chsten Tagen wahrscheinlich noch einmal eine Schneedecke ausbilden. Insbesondere nachts sowie in krĂ€ftigeren Schauern kann es auch deutlich weiter runter schneien, was aber allenfalls vorĂŒbergehend ein wenig Schneematsch bringt. Zudem werden die NĂ€chte wieder recht frisch. Bei lĂ€ngerem Aufklaren kann es frostig werden. Falls Sie bei den frĂŒhsommerlichen Temperaturen im Übereifer schon empfindliche Pflanzen in den Garten gebracht haben, sollten Sie also ĂŒber Schutzmaßnahmen nachdenken oder sie erneut fĂŒr ein paar Tage in ihr Winterquartier zurĂŒckbringen.

Eine RĂŒckkehr hin zu milderem und bestĂ€ndigerem Wetter ist erst einmal nicht in Sicht. FĂŒr viele ist das sicherlich eine EnttĂ€uschung, aus meteorologischer Sicht ist dieser Wetterumschwung aber eher „back to normal“.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Lösung Osterquiz

Frage 1: Was gab es in Deutschland an Ostern noch nie?

D: Eine mehrere Zentimeter dicke Schneedecke selbst im Tiefland.
E: Einen heißen Tag (30 Grad und mehr).
F: Eine tropische Nacht (Tiefstwerte nicht unter 20 Grad).

Schnee zu Ostern gab es selbst im Tiefland schon hĂ€ufiger und auch Temperaturen ĂŒber 30 Grad. Doch bisher wurden noch nie eine tropische Nacht zu Ostern registriert. Antwort F ist richtig.

Frage 2: Als „Höheneier“ bezeichnet man in der Wettervorhersage umgangssprachlich…

N: … Messinstrumente, die in einer eiförmigen SchutzhĂŒlle an einem Wetterballon befestigt aufsteigen.
O: … kleinrĂ€umige Tiefdruckgebiete in höheren Luftschichten.
P: … das, was Vögel beim Überflug einer Messstation hin und wieder ablassen.

Eierförmige SchutzhĂŒllen an Messinstrumenten machen nicht wirklich Sinn. Auch werfen Vögel keine Eier auf Wetterstationen. Antwort O ist richtig. Tiefdruckgebiete in höheren Luftschichten, auch bekannt als Kaltlufttropfen, sind oft eierförmig und werden deshalb von Meteorologen hĂ€ufiger als „Höheneier bezeichnet“.

DWD Loesung Osterquiz

Frage 3: Auf was deutet eine Art Rippenmuster bei der Bewölkung im Satellitenbild hin?

C: sehr starke Höhenwinde
D: hohe Ozonwerte
E: Saharastaub

Der Höhenwind fĂŒhrt zwar dazu, dass Cirruswolken verweht werden und sogenannter Cirrus fibratus entsteht, der aber eher fischgrĂ€tenartig aussieht und in der Regel zu kleine „GrĂ€ten“ hat, um diese im Satellitenbild zu erkennen. Ozon beeinflusst die Wolkenform nicht. Richtig ist hier Antwort E. Der Saharastaub, der oft zur Bildung von rippenartigen Wolken fĂŒhrt, wie man sie heute frĂŒh im Satellitenbild ĂŒber Ostdeutschland gesehen hat. NĂ€heres zur Bildung von diesen Wolken findet man im Thema des Tages

DWD Loesung Osterquiz 1

Frage 4: Der Monat mit den im Mittel meisten starken Tornados (F2 und stĂ€rker) liegt im meteorologischen…

H: … FrĂŒhling
I: … Sommer
J: … Herbst

Zwar treten die meisten, starke Tornados im Sommer auf, da dann Gewitter am hĂ€ufigsten sind. TatsĂ€chlich ist aber der Monat mit den meisten starken Tornados der Mai und liegt somit im meteorologischen FrĂŒhling. Also ist H die richtige Antwort. Grund dafĂŒr ist, dass es im Mai schon hĂ€ufig Gewitter gibt und gleichzeitig die vertikale Windscherung (Änderung der Windrichtung und Geschwindigkeit) mit der Höhe durch eine im Mittel krĂ€ftigere Höhenströmung hĂ€ufig stĂ€rker ist, als in den Sommermonaten. Diese vertikale Windscherung ist einer der Voraussetzungen fĂŒr Tornados.

Frage 5: Welche Aussage stimmt?

L: Es gab bisher in diesem Jahr etwa fĂŒnfmal so viele benannte Tiefs wie Hochs.
M: Letztes Jahr war das Tief-Hoch-VerhÀltnis bis Ende MÀrz nahezu ausgeglichen.
N: FĂŒr dieses Jahr sind bereits alle noch kommenden Hochs und Tiefs benannt.

Ihre Namen erhalten Tief- und Hochdruckgebiete von der Aktion Wetterpate des Vereins Berliner Wetterkarte e.V. und der Freien UniversitĂ€t Berlin. Dort kann man eine Namenspatenschaft fĂŒr ein Hoch oder ein Tiefdruckgebiet ĂŒbernehmen. Mit der Spende wird die studentische Ausbildung im Bereich Meteorologie unterstĂŒtzt. In der Regel gibt es deutlich mehr Tiefdruckgebiete als Hochdruckgebiete. In diesem Jahr stehen 41 benannte Tiefdruckgebiete 14 Hochdruckgebieten gegenĂŒber, sodass die Antwort L falsch ist. Richtig ist die Antwort N. FĂŒr diese sind bereits alle Wetterpatenschaften vergeben

Wenn Sie in den vergangenen Themen des Tages gut aufgepasst haben, mĂŒssten Sie passend zum aktuellen Wetter somit auf das Lösungswort FOEHN kommen, der ĂŒber Ostern in den Alpen ordentlich blĂ€st.

Christian Herold und Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Auf den Spuren eisiger KĂ€lte

Auch heute Morgen war bei hĂ€ufig mĂ€ĂŸig bis strengem Frost auf dem Weg zur Arbeit erstmal Frieren angesagt. In den östlichen Mittelgebirgen wurden sogar Tiefstwerte von unter -15 Grad gemessen. Grund dafĂŒr ist ein Hochdruckgebiet ĂŒber Schottland, welches mit einer nordöstlichen Strömung kalte Festlandsluft aus Nordosteuropa nach Deutschland fĂŒhrt. Auch in den kommenden NĂ€chten gibt es im Osten und in einigen MittelgebirgstĂ€lern erneut strengen Frost von deutlich unter -10 Grad.

Diese Temperaturen sind fĂŒr unsere Breiten in der aktuellen Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Ganz anders schaute das Ganze vor einigen Tagen in Skandinavien aus. Dort wurden teils sogar unter -40 Grad gemessen (siehe Abbildung 1). Die Station Enontekio registrierte am Mittwochmorgen sogar eisige -44,3 Grad. Damit wurde dort die tiefste Temperatur seit Januar 1999 verzeichnet. Verantwortlich fĂŒr die große KĂ€lte war ein krĂ€ftiges KĂ€ltehoch, dass aufgrund der stark negativen Strahlungsbilanz und windschwachen Bedingungen fĂŒr eine markante bodennahe AuskĂŒhlung ĂŒber Skandinavien sorgte.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte

Welche Bedingungen mĂŒssen nun gegeben sein fĂŒr große KĂ€lte bei uns in Deutschland?
ZunĂ€chst einmal ist dabei die passende Wetterlage entscheidend. Idealerweise liegt dabei ein krĂ€ftiges, blockierendes Hochdruckgebiet ĂŒber Nordwest/Nordeuropa, das sich bis in das Nordpolarmeer erstreckt. Auf seiner RĂŒckseite kann nun mit östlichen Winden ĂŒber den Landweg eisige Luft polaren Ursprungs ĂŒber Osteuropa nach Mitteleuropa strömen. FĂŒr besonders kalte NĂ€chte ist zudem der Hochdruck ĂŒber Nordeuropa ausgeprĂ€gter und das Mittelmeertief nur schwach. Dadurch ergeben sich nur geringe Druckunterschiede und wenig Wind. In den windstillen NĂ€chten kann sich somit die eingeflossene arktische Luftmasse ĂŒber den SchneeflĂ€chen noch weiter auskĂŒhlen, sodass Temperaturen im Bereich der Rekorde möglich sind. Ein Beispiel hierfĂŒr ist die Wetterlage aus dem Jahre 1956, an die sich vermutlich nur noch die Ă€lteren Leser erinnern werden. Etliche Allzeitrekorde wurden damals vor allem in der SĂŒdhĂ€lfte Deutschlands registriert. So meldete die Station in der MĂŒnchner Innenstadt am 10. Februar 1956 -25,4 Grad Celsius. Zudem lag damals in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas eine geschlossene Schneedecke. Über den SchneeflĂ€chen konnte sich die Luftmasse noch stĂ€rker abkĂŒhlen. Am Alpenrand und in einigen Mittelgebirgstallagen wurden deshalb sogar Tiefstwerte von unter -30 Grad verzeichnet.

DWD Auf den Spuren eisiger Kaelte 1

Im Vergleich dazu kann die aktuelle Witterung noch als mild bezeichnet werden. Aktuell haben wir allerdings eine zumindest Ă€hnliche Wetterlage. Im meteorologischen Fachjargon spricht man dabei von einer antizyklonalen Nordostlage. Hierbei kommen die Luftmassen von Nordosten und dabei dominiert der antizyklonale Einfluss in Form eines krĂ€ftigen Hochdruckgebietes ĂŒber Nordeuropa. An der SĂŒdostflanke des Hochs strömt kalte Festlandsluft arktischen Ursprungs nach Deutschland. Im Vergleich zur Wetterlage von Februar 1956 reicht die Hochdruckzone allerdings nicht bis weit ins Nordpolarmeer, sodass die Luftmassen von Ostskandinavien und Nordwestrussland einströmen und nicht direkt vom Nordpolarmeer. Außerdem fehlt momentan ĂŒber Mittel- und Osteuropa gebietsweise auch eine geschlossene Schneedecke und die Luftdruckunterschiede zwischen dem Hoch ĂŒber Schottland und dem tiefen Luftdruck ĂŒber dem Mittelmeerraum sind recht markant. Dadurch weht aktuell ein mĂ€ĂŸiger bis frischer Nordostwind. Deshalb fĂ€llt die aktuelle KĂ€lte insgesamt deutlich moderater aus und wir liegen recht weit entfernt von neuen Temperaturrekorden.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Vom Winde verweht

Und wieder einmal ging in vielen Regionen Deutschlands das Weihnachtsfest bzw. der Jahreswechsel schneearm ĂŒber die BĂŒhne. Der Winter hat aber noch genĂŒgend Zeit, um seine Krallen erneut auszufahren, hat er doch im Dezember z.B. im SĂŒden Deutschlands gezeigt, wozu er fĂ€hig sein kann. Doch es braucht keine Schneemassen, um z.B. den Autofahrern die Sorgenfalten ins Gesicht zu treiben. Neben der beinahe alltĂ€glichen, in deren Dimension jedoch sehr unterschiedlich ausfallenden GlĂ€tteproblematik stehen Verwehungen ebenfalls weit oben auf der Liste der störenden winterlichen Faktoren. Diese können bereits bei einer geringen Schneehöhe und bestĂ€ndigem Wind auftreten.
Dabei betrifft das nicht nur die Autofahrer, sondern bei entsprechender Dimension auch Hausbesitzer, die verzweifelt versuchen die gesetzlich vorgeschriebene RĂ€umungsmission z.B. ihrer Gehwege erfolgreich zu bewĂ€ltigen, wenn sich hohe Schneeverwehungen vor ihnen auftĂŒrmen, die mit der Zeit die Tendenz haben, immer fester zu werden.

DWD Vom Winde verweht

Ach ja, unter dem Begriff „Schneeverwehung“ ist nicht die seitliche Verfrachtung des Schnees durch den Winterdienst gemeint, die nicht selten zielgerecht auf den Gehwegen landet. Auch können Schweißperlen auf der Stirn von Statikern erscheinen, weil GebĂ€ude sehr ungleichmĂ€ĂŸig von mĂ€chtigen Verwehungen beeinflusst werden. Den Einwand, dass dies bevorzugt Themen fĂŒr das Bergland sind kann man zwar einwerfen, sollte sich dann aber z.B. das Ereignis Anfang Februar 2021 ĂŒber der nördlichen und östlichen Mitte Deutschlands nochmal in Erinnerung rufen, wo es auch im Tiefland beachtliche Neuschneemengen gab. Auch aktuell treten in Teilen DĂ€nemarks und SĂŒdnorwegens erhebliche Schneemassen auf.

Doch nicht genug, dass sich Schnee anhĂ€uft, nein, er hat auch die Eigenschaft bei entsprechend kalten Temperaturwerten aufgewirbelt zu werden, was zu teils erheblichen SichteinschrĂ€nkungen fĂŒhren kann (englisch „blowing snow„).

Doch wie wird der Schnee ĂŒberhaupt verfrachtet?

Der Hauptinitiator dafĂŒr ist natĂŒrlich der Wind, doch im Grunde muss die gesamte Schneephysik mit einbezogen werden, um ĂŒber die „Verfrachtungsfreude“ des Schnees Auskunft geben zu können. Handelt es sich um frischen, „puderzuckerweichen“ Neuschnee mit einer Dichte von 50 bis 70 Kilogramm pro Kubikmeter, oder aber um einen sehr feuchten Nassschnee mit einer Dichte irgendwo zwischen 300 und 400 Kilogramm pro Kubikmeter? Frisch gefallener Schnee kann bereits ab einer Windgeschwindigkeit von 20 km/h (Bft 3 bis 4) bewegt werden, wĂ€hrend derselbe Schnee mit einer gefrorenen Kruste erst ab Sturmböen (Bft 9) erodiert. Und es geht noch weiter mit den Fragen. Handelt es sich um Ă€lteren Schnee, frisch gefallenen Neuschnee, wie sieht das vertikale Temperaturprofil der Schneedecke aus, wie ist die Luftfeuchte bzw. die Windgeschwindigkeit beim Fallen des Schnees gewesen, wie entwickelten sich Temperatur und Taupunkt seit dem Schneefallereignis und so weiter und so fort.

Diese unvollstĂ€ndige AufzĂ€hlung zeigt einige der Punkte, die entscheiden, ab wann die kritische Windgeschwindigkeit erreicht wird, um den Schnee anzuheben. Bei entsprechend starken Winden kann auch eine verkrustete und gesetzte SchneeoberflĂ€che regelrecht abgerieben werden mit dem Ergebnis, dass auf einmal Verwehungen eintreten. Wenn es darum geht die Entwicklung von Schneeverwehungen zu verhindern, dann mĂŒssen auch klimatologisches bzw. Lokalwissen, z.B. der bevorzugten Windrichtung oder lokaler orografischer VerstĂ€rkungseffekte des Windes, mit einfließen.

Es beginnt alles mit dem sogenannten „Rollen, Kriechen“ bzw. englisch „creep“ und das bei Windgeschwindigkeiten im soliden Bft 4 bis 5 Bereich (20 bis knapp 40 km/h). Die oben aufliegenden Kristalle (oder nennen wir sie lieber allgemein „Schneepartikel“, da sie beim Rollen ĂŒber den Boden ihre Statik und Aussehen rasch durch Abbruch etc. verĂ€ndern) beginnen sich zu bewegen. Auch wenn sie bei solchen Windgeschwindigkeiten grundsĂ€tzlich nicht weit kommen, so macht es hier die Dauer des Windereignisses aus, sodass permanent Schneepartikel freigesetzt werden. Kleinste Hindernisse können hier zur Bildung von Verwehungen gut sein, wie z.B. der eigene Fußabdruck im Schnee, der bereits ein ausreichendes Hindernis darstellt. Die Höhe des aufgewirbelten Schnees ist mit rund 1 cm fĂŒr den Straßenverkehr vernachlĂ€ssigbar. Ein Beispiel dieses Vorgangs kann im Bild 2 bestaunt werden, wenngleich der Übergang der Verfrachtungsschritte fließend und somit eine klare Trennung nicht selten schwer möglich ist.

Der nĂ€chste Schritt der Verfrachtung beginnt im Übergangsbereich von Bft 5 zu Bft 6 (30 bis 50 km/h) und fand unter dem englischen Namen „saltation“ Eintrag in die meteorologische EnzyklopĂ€die. Bei diesen Windgeschwindigkeiten beginnt der Wind zunehmend auch unter die Kristalle zu greifen bzw. diese anzuheben, sodass diese nun beginnen zu schweben. Dabei legen sie den Wind- und GravitationskrĂ€ften folgend deutlich weitere Strecken zurĂŒck, wenngleich letztendlich die Gravitationskraft noch ĂŒberwiegt und somit die Trajektorien immer zur ErdoberflĂ€che zeigen (sie hĂŒpfen). Dieser Prozess sorgt fĂŒr eine Verfrachtungshöhe von bis zu 1 mÂ ĂŒber Grund mit einer entsprechenden horizontalen Verlagerung. Wenn die Partikel wieder auf die SchneeoberflĂ€che auftreffen, werden zusĂ€tzliche Partikel freigesetzt: Es findet also somit eine Vervielfachung der Partikel statt. Die SichteinschrĂ€nkung fĂ€llt je nach Flughöhe meist nur gering aus, dennoch können die Konturen, z.B. der Straße, teils verschwinden.

DWD Vom Winde verweht 1

Zuletzt setzt bei Windgeschwindigkeiten ab Bft 7 (ab 50 km/h) die sogenannte „Suspension“ oder „turbulente Diffusion“ ein, die auch verantwortlich fĂŒr das „blowing snow„-Kriterium ist. Dieses Kriterium lautet bei der National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA: Anheben des Schnees auf mindestens 1.8 mÂ ĂŒber Grund. Die nun zunehmend turbulente Strömung hebt die Partikel in die Luft, zumeist bis rund 2 mÂ ĂŒber Grund, wobei proportional die grĂ¶ĂŸte Schneeverfrachtung bis 1 mÂ ĂŒber Grund beobachtet wird.
Wenn nun die Strömung z.B. hinter Hindernissen abreißt, kann es zu einer verstĂ€rkten Ablagerung der Partikel und somit zur Bildung von Schneeverwehungen kommen. Fragen Sie sich doch das nĂ€chste Mal bei der Sichtung einer Verwehung in der NĂ€he eines Hindernisses, woher der Wind kommen musste, um diese Verwehung zu formen.
Bei solchen Bedingungen möchte man sich nicht mehr auf einer abgeschiedenen Landstraße aufhalten, denn die SichteinschrĂ€nkungen können erheblich sein, wie in der folgenden Bildcollage zu erkennen ist.

DWD Vom Winde verweht 2

Neben der Bildung von Schneeverwehungen sorgt der aufgewirbelte Schnee auch fĂŒr erhebliche SichteinschrĂ€nkungen, was u.a. daran liegt, dass der Wind wĂ€hrend eines Ereignisses in der Grenzschicht stark variiert (bei Messungen mit Werten von 30 bis 50% des Mittelwindes festgelegt). Das bedeutet bei einem Wind von 60 km/h mit einer VariabilitĂ€t von 40% eine Sichtschwankung zwischen 16 m und 1100m. Dies zeigt, wie gefĂ€hrlich so eine Situation werden kann und man immer wieder mehr oder weniger orientierungslos der Naturgewalt ausgesetzt ist.

Ob nervig oder schön zu beobachten, ohne Schnee klappt es nicht. Doch lange muss man nun nicht darauf warten. Bereits heute fĂ€llt im Norden und am Wochenende auch im SĂŒden mehr oder weniger Schnee, sodass man wenigstens dort den Wandel der Schneedecke beobachten kann.

Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2024

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Wetter „nach Plan“?

Mit großen Schritten nĂ€hern wir uns dem Weihnachtsfest. FĂŒr viele stellt Heiligabend der schönste Tag des Jahres dar. Dabei wĂŒnscht man sich natĂŒrlich, dass das Wetter in diesem Jahr auch mal wieder „mitspielt“. Denn wer trĂ€umt an Weihnachten nicht von einem Spaziergang in der klaren Winterluft auf knirschendem Schnee. Anschließend wĂ€rmt man sich bei einem leckeren HeißgetrĂ€nk in der warmen Stube wieder auf und schaut aus dem Fenster auf eine weiße Winterlandschaft und einen ulkig aussehenden Schneemann im Garten.

Oftmals erreichen uns bereits einige Wochen vor Heiligabend die ersten Anfragen nach dem Weihnachtswetter. Allerdings muss man diese Ungeduldigen zunĂ€chst vertrösten. Lediglich ein paar statistische Aussagen lassen sich im Vorfeld treffen. So stellt die „Weiße Weihnacht“ in weiten Teilen Deutschlands eher eine Seltenheit dar, zumindest wenn man nicht gerade in den höheren Mittelgebirgen oder am Alpenrand wohnt. HĂ€ufig dominiert das „grĂŒne Weihnachtsfest“.

DWD Wetter nach Plan

Der erste Schnee der Saison fĂ€llt zwar oft bereits Ende November, jedoch folgt danach meist eine mildere Phase. Im Dezember kann es dann zu weiteren KaltluftvorstĂ¶ĂŸen und weiterem Schneefall kommen. Doch „pĂŒnktlich“ vor dem Fest ist die weiße Pracht dann meist wieder dahin. Das berĂŒchtigte „Weihnachtstauwetter“ stellt sich ein. Dabei strömen von Westen her milde Luftmassen vom Atlantik heran, die das Wetter wechselhaft gestalten und den zuvor gefallenen Schnee hĂ€ufig vollstĂ€ndig wieder aufzehren. Das Weihnachtstauwetter zĂ€hlt daher nicht umsonst zu den sogenannten SingularitĂ€ten (auch WitterungsregelfĂ€lle genannt) und ist – je nach Region – mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jĂ€hrlich zu erwarten.

DWD Wetter nach Plan 1

Kein Wunder also, dass in lediglich rund 10 % der FĂ€lle im Flachland und in den Flussniederungen im Westen und SĂŒdwesten sowie im nordwestdeutschen Tiefland ĂŒber die Weihnachtsfeiertage eine geschlossene Schneedecke vorliegt. Im Norden und Nordosten liegt die Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 10 und 20 %. In den Mittelgebirgen sieht die Situation aus Sicht der Schnee- und Wintersportfans schon etwas besser aus. Die Wahrscheinlichkeit fĂŒr durchweg verschneite Weihnachten betrĂ€gt dort immerhin 20 bis 50 %. Nur in den Kammlagen des Bayerischen Waldes und der Alpen (ab etwa 800 bis 1000 Meter Höhe) verlaufen statistisch gesehen nahezu alle Feiertage weiß.

Wie gestaltet sich das Wetter nun in diesem Jahr? LĂ€uft alles „nach Plan“?

FĂŒr die Wintersportfans lief es in den vergangenen beiden Wochen gar nicht so schlecht. Bereits Ende November fiel in den Mittelgebirgen einiges an Schnee, der bei sinkenden Temperaturen sogar seinen Weg bis in tiefe Lagen fand. In SĂŒddeutschland wird sicherlich die Nacht vom 01. auf 02. Dezember in Erinnerung bleiben. Strichweise fielen dort ĂŒber 50 cm an Neuschnee, die Station in Bad Bayersoien im sĂŒdwestlichen Oberbayern meldete sogar 65 cm in nur 24 Stunden.

Allerdings stellt sich die Wetterlage derzeit um und es gelangen mit einer westlichen Strömung deutlich mildere Luftmassen nach Deutschland. Insbesondere im SĂŒden Deutschlands kann es anhaltende RegenfĂ€lle geben. So werden die vielerorts gefallenen Schneemengen nun nach und nach aufgrund des einsetzenden Tauwetters wieder aufgezehrt. Die Schneedecke wird sich so sukzessive in die Gipfellagen zurĂŒckziehen. Zwar gelangt in der zweiten WochenhĂ€lfte erneut etwas kĂ€ltere Luft zu uns, diese sollte jedoch nach aktuellem Stand nur von kurzer Dauer sein. Um von Weihnachtstauwetter zu sprechen, ist es derzeit also noch etwas zu frĂŒh.

Ob sich pĂŒnktlich zum Fest nun ein weiterer Kaltluftvorstoß mit SchneefĂ€llen einstellt, lĂ€sst sich anhand der aktuellen Berechnungen der Wettermodelle noch nicht vorhersagen. Man kann das Wetter natĂŒrlich statistisch beschreiben, was jedoch nicht heißt, dass es sich in diesem Jahr an diese Statistik hĂ€lt. Wahrscheinlich wissen bisher nur der Weihnachtsmann und das Christkind, ob es in diesem Jahr fĂŒr ein weißes Weihnachtsfest reicht. Und vielleicht sind die beiden in hervorragender Zusammenarbeit mit Frau Holle ja nach einem sehr milden Weihnachten 2022 in diesem Jahr fĂŒr eine „weiße Überraschung“ gut.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.12.2023
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Lake Effect Snow – Verbindendes meteorologisches PhĂ€nomen zwischen Ostsee und Großen Seen

In vielen Regionen Deutschlands liegt bis in die Niederungen zumindest eine dĂŒnne Schneedecke. Lediglich im SĂŒdwesten schaut man eher noch „ins GrĂŒne“. In den vergangenen Tagen wurde in den Themen des Tages bereits ausfĂŒhrlicher auf die Entwicklung der winterlichen Wetterlage und der Schneedecke eingegangen (siehe Themen des Tages vom 28.11.23 und 29.11.23). Nicht nur im Mittelgebirgsraum oder an den Alpen musste zu Besen oder Schaufel gegriffen werden, um die Wege oder das Auto freizurĂ€umen. Auch entlang den deutschen KĂŒsten, vor allem der Ostsee, liegt fĂŒr diese Regionen eine veritable Schneedecke (Abbildung 1). In Nordamerika, genauer gesagt im Umfeld der Großen Seen, braucht man derzeit schon teils schwereres GerĂ€t, um den dortigen Schneemassen Herr zu werden. Beide Regionen verbindet dieser Tage der sogenannte „Lake Effect Snow„, welcher regional fĂŒr verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig hohe Schneesummen sorgt.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow (LES) ist ein PhĂ€nomen, das im Winterhalbjahr beim Überströmen von Kaltluft ĂŒber grĂ¶ĂŸere, relativ warme WasserflĂ€chen auftreten kann. Beim Überstreichen der trocken-kalten Luft ĂŒber die deutlich wĂ€rmeren GewĂ€sser wird die untere AtmosphĂ€re mit WĂ€rme und Feuchtigkeit versorgt und deren Schichtung wird dadurch labiler. Die mit WĂ€rme und Feuchtigkeit angereicherten Luftpakete steigen auf, kĂŒhlen sich ab und kondensieren vorwiegend bereits in den unteren AtmosphĂ€renschichten. Daher kann es zu flĂ€chenmĂ€ĂŸig eng begrenzten NiederschlagsbĂ€ndern mit heftigen SchneefĂ€llen kommen. Aufgrund der geringen Breite der NiederschlagsbĂ€nder von oft nur wenigen Kilometern kann das betroffene Gebiet im Schnee versinken, wĂ€hrend im nĂ€heren Umfeld mitunter deutlich weniger oder gar kein Schnee fĂ€llt. Verschiedene Studien zeigen, dass zwischen der WasseroberflĂ€chentemperatur und der Temperatur in 1,5 km Höhe (Druckniveau auf etwa 850 hPa) ĂŒber Grund eine Differenz von mindestens 13 Kelvin bestehen muss, damit genĂŒgend Energie fĂŒr die Bildung krĂ€ftiger und langlebiger NiederschlagsbĂ€nder zur VerfĂŒgung steht. Starke Schneeschauer können unter anderem dann entstehen, wenn die labile Luftmasse eine vertikale MĂ€chtigkeit von mindestens ca. 2 km ĂŒber Grund erreicht.

Eine weitere SchlĂŒsselkomponente bei der Bestimmung von besonders betroffenen KĂŒstengebieten beim Lake Effect Snow ist die Windrichtung. Zudem ist der sogenannte „Fetch“ entscheidend, der die WirklĂ€nge des Windes ĂŒber die offene WasserflĂ€che beschreibt. Der „Fetch“ sollte typischerweise mindestens 100 km betragen, damit der Luft ausreichend WĂ€rme und Feuchtigkeit fĂŒr die Entwicklung der Schneeschauerstraßen zugefĂŒhrt werden kann.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow ist im Bereich der Großen Seen (USA) besonders ausgeprĂ€gt, da es hier hĂ€ufiger zu einem „Arctic Outbreak“ kommt. Dabei kann auf der RĂŒckseite eines Tiefs hĂ€ufig sehr kalte, trockene Luft aus den arktischen Breiten Kanadas weit nach SĂŒden in die USA vorstoßen. Dort ĂŒberströmen die arktischen Luftmassen die Großen Seen, meist von West bis Nordwest nach Ost bis SĂŒdost. FĂŒr den Eriesee und den Ontariosee beispielsweise ist der „Fetch“ bei einer westlichen Windkomponente mit mehreren hundert Kilometern besonders lang. In der ersten WochenhĂ€lfte kam es nun zum ersten markanten „Arctic Outbreak“ ĂŒber Nordamerika mit entsprechendem Lake Effect Snow (siehe animierte Abbildung 2).

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Die Wassertemperatur der Großen Seen lag verbreitet noch bei +6 bis +9 Grad, wĂ€hrend in 1,5 km rund -14 Grad vorherrschend waren (Abbildung 3). Summa summarum ergaben sich demnach in der unteren AtmosphĂ€re Differenzen von 20 bis 23 Kelvin. Dieser Temperaturgegensatz stellte viel Energie fĂŒr die Bildung von intensiven und teils gewittrig durchsetzten Schneeschauerstraßen vor allem an den Ost- und SĂŒdostseiten von Lake Michigan, Huron, Erie und Ontario zur VerfĂŒgung. Dabei wurden hĂ€ufig pro Stunde Neuschneeraten von 3-10 cm (ca. 1-3 inches), in einigen Regionen (z.B. knapp sĂŒdlich von Buffalo) auch 10 bis 15 cm (4-6 inches) beobachtet. Insgesamt sind seit Montag teilweise 25-50 cm (10-20 inches), strichweise auch um 75 cm (30 inches) gemeldet worden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Kehren wir wieder nach Mitteleuropa zurĂŒck. Wie bereits erwĂ€hnt, konnte beispielsweise am Dienstag im Skagerrak und Kattegat sowie in der westlichen Ostsee (siehe Abbildung 4) der Lake Effect Snow mit seinen charakteristischen Schauerstraßen von Nord bis Nordost nach SĂŒd bis SĂŒdwest beobachtet werden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 2

Die Bedingungen waren dabei denen in Nordamerika sehr Ă€hnlich. Die Temperaturdifferenz betrug zwischen WasseroberflĂ€che (rund 8 Grad) und 1,5 km (-12 bis -14 Grad) um bzw. etwas ĂŒber 20 Kelvin. Lediglich die Breite der WasserflĂ€chen und damit der „Fetch“ reicht in den westlichen Ostseegebieten nicht an die Großen Seen heran, sodass die Neuschneemengen in der Regel im VerhĂ€ltnis nicht so hoch ausfallen. In weiten Teilen des Landes hĂ€lt die Zufuhr kalter Luftmassen aus Norden bis Nordosten in den kommenden Tagen an, sodass der Lake Effect Snow an der OstseekĂŒste strichweise weiteren Schneenachschub liefern dĂŒrfte.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2023
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Sturm LINUS: Erst peitschender Regen, dann Flockenwirbel

Die Tiefdruckserie, die uns nun schon seit einiger Zeit sehr unbestĂ€ndiges, nasses und teils stĂŒrmisches Wetter bringt, möchte einfach nicht abreißen. Am gestrigen Donnerstag und in der Nacht zum Freitag sorgte Sturmtief LINUS, das international auf den Namen FREDERICO getauft wurde, fĂŒr ordentlich Wirbel und Schweißtropfen auf den Stirnen der Warnmeteorologen.

Das kleine, aber intensive Randtief rauschte am gestrigen Donnerstag vom Nordatlantik heran und brachte zunĂ€chst der französischen AtlantikkĂŒste Böen bis OrkanstĂ€rke. Die Wetterstation Le Talut auf der Insel Belle-Île registrierte eine Orkanböe von 143 km/h. Im Tagesverlauf zog LINUS ĂŒber den Norden Frankreichs ostwĂ€rts und erreichte am spĂ€ten Abend SĂŒdwestdeutschland.

Schon im Vorfeld streckte LINUS seine FĂŒhler in Form großflĂ€chiger Regengebiete zu uns aus. Vor allem in SĂŒdwest- und SĂŒddeutschland regnete es langanhaltend und krĂ€ftig. Im Schwarzwald, auf der Alb und im Alpenvorland kamen zwischen Donnerstag- und Freitagmittag verbreitet 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter zusammen, in Staulagen örtlich 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter (siehe Abbildung 1, links). Da die Böden von der nassen Witterung bereits gesĂ€ttigt waren, floss das Wasser grĂ¶ĂŸtenteils in die FlĂŒsse und ließ die Pegel dort erneut in die Höhe schnellen. Nicht nur kleine FlĂŒsse und BĂ€che traten ĂŒber die Ufer, sondern auch an grĂ¶ĂŸeren FlĂŒssen wie Rhein, Donau und Co. werden infolge der RegenfĂ€lle teilweise Hochwasser-Meldehöhen ĂŒberschritten. Aktuelle Hochwasser-Informationen und -Warnungen gibt es im LĂ€nderĂŒbergreifenden Hochwasser Portal(LHP / siehe: weitere Informationen zum Thema).

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel

An der SĂŒdflanke des Tiefs, das sich in der Nacht in etwa auf einer Linie von Offenburg nach Passau ostwĂ€rts verlagerte, frischte der Westwind stĂŒrmisch auf und peitschte den Regen durch die Luft. Zwischen SĂŒdschwarzwald und sĂŒdlichem Alpenvorland wurden verbreitet Sturmböen bis 85 km/h, örtlich schwere Sturmböen um 100 km/h beobachtet (siehe Abbildung 1, rechts). Auf exponierten Gipfeln ging es natĂŒrlich noch heftiger zur Sache: Der Feldberg im Schwarzwald beispielsweise meldete eine extreme Orkanböe von 168 km/h. Insbesondere BĂ€ume, die noch belaubt waren und in aufgeweichten Böen standen, hatten mit dem Sturm zu kĂ€mpfen und stĂŒrzten um.

DWD Sturm LINUS Erst peitschender Regen dann Flockenwirbel 1

Am Freitagmorgen hat sich das Tief bereits nach Osten verabschiedet. RĂŒckseitig drehte der Wind auf Nordwest, sodass kĂ€ltere Luft bis zu den Alpen vorstoßen konnte. Die NiederschlĂ€ge gingen folglich bis auf rund 600 m in Schnee ĂŒber. In Lagen oberhalb von 800 m konnte sich eine dĂŒnne Schneedecke ausbilden. In Hochlagen ab 1000 m im Schwarzwald und in den Alpen wuchs die Schneedecke bis Freitagvormittag um 10 bis 20 cm (siehe Abbildung 2). An den Alpen schneit es noch bis in die Nacht zum Samstag hinein weiter, sodass nochmal ein paar Zentimeter zusammenkommen. Zumindest dort könnte man von einem „Hauch von Winter“ sprechen.

Auch in den kommenden Tagen will die Tiefdruckserie nicht abreißen, es bleibt sehr unbestĂ€ndig und nass. Vor allem im SĂŒden deutet sich bis Wochenbeginn wieder einiges an Regen an und zumindest in Lagen unterhalb von 2000 m schmilzt vieles vom Schnee dahin. An den FlĂŒssen bedeutet das erneut ansteigende Hochwassergefahr!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2023
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