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Die Kälte zieht weiter

Was war das doch für eine Kälte, die weite Teile Deutschlands noch zu Beginn der Woche fest im Griff hatte? Bei anhaltendem Hochdruckeinfluss gelangte arktische Kaltluft zu uns, die gebietsweise für strengen Frost sorgte. Über Schnee wurden Temperaturen unter -10 Grad registriert, teilweise sankt das Thermometer sogar unter -15 Grad ab. Die Station Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen) registrierte in der Nacht zum Dienstag sogar -19,7 Grad.

Die Kaelte zieht weiter teil 1

Tageshöchstwerte in Deutschland von Freitag, den 21. Februar 2025 

Mittlerweile ist dies aber schon längst „Schnee von gestern“. Denn die Tiefs „Nico“ und „Orkan“ schalteten zum Wochenende die Warmluftdüse an. Mit einer südlichen Strömung wurde sehr milde Luft aus Südeuropa – sogenannte Subtropikluft – zu uns befördert. Dabei ging es dem in tiefen Lagen vorhandenen Schnee rasch an den Kragen. Bereits am vergangenen Freitag wurde in Metzingen (Baden-Württemberg) eine Höchsttemperatur von 18,9 Grad gemessen. Ein beachtlicher Temperatursprung! Und auch am heutigen Wahltag gestaltet sich das Wetter bei Höchstwerten um 15 Grad vielerorts durchaus frühlingshaft. 

Die Kaelte zieht weiter teil 2 

Tiefstwerte in Mittel- und Südosteuropa in der vergangenen Nacht zum Sonntag, den 23. Februar 2025. Schwarzer Kreis markiert die Station Erzurum in der Türkei. 

Die Kälte der vergangenen Woche hat sich aber keineswegs einfach so aufgelöst. Sie ist weitergezogen. Das zuständige Kältehoch „Finja“ erstreckt sich derzeit von Südost- und Osteuropa bis nach Russland und sorgt nun dort für eisige Temperaturen. So wurde in den vergangenen Nächten im teils verschneiten Rumänien örtlich wiederholt Temperaturen um -20 Grad registriert. Auch weite Teile der Türkei hat die klirrende Kälte fest im Griff. An einer Wetterstation nahe der auf einem Hochplateau befindlichen Stadt Erzurum im östlichen Anatolien wurden auf etwa 1800 über NN in der vergangenen Nacht zum Sonntag sogar Tiefstwerte von -27 Grad gemessen. 

Die Kaelte zieht weiter teil 3

Satellitenbild der Schwarzmeerregion von Sonntag, den 23. Februar 2025, 07 Uhr MEZ. Über dem Schwarzen Meer lassen sich langgezogene Schauerstraßen erkennen. 

Ein weiterer Effekt, den die Kälte der südlichen Schwarzmeerküste beschert, ist kräftiger Schneefall, auch in Kombination mit dem sogenannten „Lake-Effect-Snow“. Neben einem Tief, das in der Schwarzmeerregion für Niederschläge sorgt, strömt die einfließende Kaltluft nämlich von Norden her über das vergleichsweise warme Schwarze Meer. Dabei werden die Luftschichten zusätzlich labilisiert. Zudem nimmt die Luft über dem Wasser vermehrt Feuchtigkeit auf. So können sich über dem Schwarzen Meer sowie im südlichen Küstenbereich Schauerstraßen ausbilden, die lokal für kräftige Schneefälle sorgen. Selbst Istanbul bekam in den vergangenen Tagen etwas Neuschnee ab. 

Die Kaelte zieht weiter teil 4

Vorhersage der 24-stündigen Neuschneemenge am Sonntag, den 23. Februar 2025 im Bereich der südöstlichen Schwarzmeerregion. 

Auch am heutigen Sonntag kann der Lake-Effect-Snow dort noch anhalten, bevor er sich im Laufe des Montags mit Abzug der Kaltluft allmählich nach Georgien verabschiedet. Ungewöhnlich für die Region ist dies jedoch nicht. In den Wintermonaten kann bei Kaltluftvorstößen in der Türkei durchaus auch Schnee fallen. 

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Strenge Fröste in Deutschland, Rekordkälte in den USA

Teilweise wurden heute Früh die tiefsten Temperaturen des bisherigen Winters 2024/2025 gemessen. Besonders eisig wurde es im Osten und Nordosten Deutschlands (siehe Abbildung 1). Gebietsweise sank die Temperatur in den strengen Frostbereich (unter -10 Grad). Am kältesten wurde es im DWD-Messnetz an der Station Brocken-Stiege auf 504 Meter Höhe im Harz mit -18,4 Grad. Aber nicht nur im Mittelgebirge wurde es sehr kalt, auch im Tiefland wurden zum Teil Werte unter -15 Grad erreicht: so zum Beispiel in Coschen und Manschnow im äußersten Osten Brandenburgs mit jeweils -15,9 Grad. Verantwortlich für die tiefen Werte waren die eingeflossene trockene Polarluft, eine Schneedecke und windschwache Verhältnisse. So konnte sich bodennah die Luft besonders gut abkühlen. In 5 cm Höhe über dem Erdboden wurde es an den genannten Orten zum Teil unter -20 Grad kalt. 

Strenge Froeste in Deutschland Rekordkaelte in den USA teil 1

Abbildung 1: Minima der 2 Meter Temperatur in der Nacht zum Montag, den 17.02.2025. Quelle: DWD 

Deutlich milder blieb es im Südwesten Deutschlands. Dort war die Luftmasse nicht so kalt wie im Osten, zudem verhinderten Wolken einen Großteil der Ausstrahlung. Örtlich blieb es, wie zum Beispiel in Rheinfelden mit +0,6 Grad sogar frostfrei. In den kommenden beiden Nächten wird es dann aber überall frostig. Besonders kalt wird es erneut im Osten und Nordosten Deutschlands. Dort ist weiterhin die kälteste Luftmasse, zudem liegt gebietsweise eine Schneedecke, die die Auskühlung begünstigt. Die Tiefstwerte liegen in der kommenden Nacht auf ähnlichem Niveau wie in der vergangenen Nacht. In der Nordosthälfte tritt häufig strenger Frost unter -10 Grad und zum Teil auch Frost unter -15 Grad auf. Sonst ist es nicht ganz so kalt, aber selbst auf Helgoland sollte es wie in der vergangenen Nacht erneut für Frost reichen. Die Nacht zum Mittwoch wird dann geringfügig weniger kalt, bevor es ab der Wochenmitte von Westen her deutlich milder wird. Statt zweistelliger Minuswerte in der Nacht ist dann zumindest entlang des Rheins von zweistelligen Höchstwerten die Rede. 

Strenge Froeste in Deutschland Rekordkaelte in den USA teil 2

Prognostizierte Minima der 2 Meter Temperatur in der Nacht zum Montag, den 17.02.2025 und Warnkarte des DWD: orange bedeutet Warnung vor strengem Frost. Quelle: DWD 

Für die Jahreszeit sind die aktuellen Temperaturen nichts Außergewöhnliches. Solche Werte kommen im Februar alle paar Jahre vor. Zuletzt war dies im Februar 2021 und 2018 der Fall. Eine besonders intensive Kälteperiode im Februar gab es 2012. Dazu sei auf das Thema des Tages vom 07.02.2025 verwiesen.
 

In Sachen Kälte lohnt sich aktuell und in den kommenden Tagen ein Blick auf die andere Seite des Nordatlantiks. Der Süden Kanadas und große Teile der USA erwarten oder haben bereits außergewöhnlich tiefe Temperaturen. Zum Teil werden Temperaturen im Bereich der bisherigen Rekorde erwartet. Die Hauptkälte befindet sich im äußersten Norden der USA in den Bundesstaaten Montana und North Dakota, dort liegen die Höchstwerte heute an den beiden kommenden Tagen häufig unter -20 Grad, nachts kühlt es auf unter -35 Grad, örtlich auf Werte um -45 Grad ab. Bis Mittwoch/Donnerstag breitet sich die Kaltluft immer weiter nach Süden aus und erreicht schließlich die Golfküste von Texas und Louisiana. Auf ihrem Weg nach Süden verliert die Luftmasse zwar einen Teil ihrer arktischen Eigenschaften, sprich sie ist durch Erwärmung über Landmassen und durch die Einstrahlung der Sonne nicht mehr ganz so kalt, dennoch reicht es selbst an der Golfküste noch für Frost. So wird zum Beispiel in New Orleans für die Nacht zum Donnerstag leichter Frost erwartet. Zum Vergleich: New Orleans liegt auf etwa 30 Grad nördlicher Breite, das entspricht dem Süden Marokkos auf „unserer“ Seite des Atlantiks. Anders als in Europa verhindern in den USA keine Ost-West ausgerichteten Gebirge wie die Alpen den Fluss der Kaltluft nach Süden. Zudem erwärmt in Europa das Mittelmeer Luftmassen auf ihrem Weg nach Süden deutlich. 

Strenge Froeste in Deutschland Rekordkaelte in den USA teil 3

Animation der 2m-Temperatur für die USA vom 17.02.25 bis 20.02.2025. Quelle: DWD 

Zu der Kälte kommen in den USA gebietsweise teils kräftige Schneefälle hinzu. Bis Mittwoch bekommen vor allem die zentralen Bereiche der USA eine Schneedecke. Gleichzeitig entwickelt sich im Grenzbereich der subtropischen Luft über dem Süden der USA ein Tief, das am Mittwoch und Donnerstag Teilen der Ostküste einiges an Schnee bringen könnte. 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Winter kehrt im April zurück

Eine Südwestwetterlage bescherte uns Anfang April noch Temperaturen nahe 30 Grad. Dabei führten atlantische Tiefdruckgebiete auf ihrer Vorderseite tropische Luft von Nordafrika nach Mitteleuropa. Die zu dieser Jahreszeit wärmste mögliche Luftmasse brachte uns sommerliche Höchstwerte und sehr milde Nächte, die uns vergessen ließen, dass es erst April ist. Doch dies änderte sich zu Beginn der Woche, als sich die Wetterlage mit Sturm und einem Temperatursturz vollständig umstellte. Statt eines Tiefdruckgebiets hat sich ein blockierendes Hoch über dem Atlantik festgesetzt, dass die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete blockiert. Diese ziehen nun von Norden nach Mitteleuropa und auf ihrer Rückseite strömt mit nördlicher Strömung arktische Kaltluft ein, eine der kältesten möglichen Luftmassen, die den Winter in die Mittelgebirge zurückgebracht hat. In den Nordstaulagen des Thüringer Waldes und des Erzgebirges fielen bis heute früh teilweise über 20 cm Schnee und auf dem Großen Arber liegen wieder 51 cm.

DWD Winter kehrt im April zurueck

Auch in den kommenden Tagen bleibt es winterlich. Heute Nacht zieht ein kleines Schneetief vom Nordwesten über die Mitte und erreicht morgen den Süden, was gebietsweise Schneefall bis in tiefere Lagen zur Folge hat. Besonders im Thüringer Wald, aber auch allgemein im zentralen Mittelgebirgsbereich kann es kräftiger schneien, mit bis zu 15 cm Neuschnee. Tagsüber erwarten uns besonders in der Südhälfte zahlreiche Schnee-, Regen- und Graupelschauer, während es im Bergland winterlich bleibt. Ab Montagabend fällt dann an den Alpen noch einmal kräftiger Schnee. In den übrigen Landesteilen lockert es zeitweise stärker auf, sodass Nachtfrost droht.

DWD Winter kehrt im April zurueck 1

Auch in der kommenden Woche setzt sich die ungewöhnlich kalte Witterungsphase fort. Zwar werden die Schauer seltener, wodurch es auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge keinen nennenswerten Schnee mehr geben wird, allerdings drohen landesweit Nachtfröste, die die schon weit fortgeschrittene Vegetation schädigen können. Siehe Thema des Tages von

DWD Winter kehrt im April zurueck 2

Ein grober Trend zeigt zwar eine allmähliche Erwärmung zum Monatsende, allerdings bleibt es weiterhin wechselhaft. Ein stabiles Hoch mit Sonnenschein und wieder deutlich wärmerer Luft ist bisher nicht in Sicht.

Deutscher Wetterdienst
Diplom Meteorologe Christian Herold
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2024
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Was ist an Ostern alles möglich?

Das Osterwetter erfreut sich einer besonders großen Varianz, denn nahezu alles ist möglich. Von Dauerregen, über heftige Gewitter, Sturm und Schneefall bis hin zu sommerlichen Temperaturen ist an Ostern alles möglich. Grund dafür ist unter anderem der schwankende Zeitpunkt des Osterfests. Der früheste Ostersonntag ist mit dem 22.03. schon Ende März, während der späteste erst auf den 25. April fällt. Das allein sorgt dafür, dass spätere Ostertermine tendenziell eher wärmer sind als die, die Ende März liegen. Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit für schneebedeckte Ostern Ende März größer als Ende April.

Sehr schneereich waren beispielsweise die Jahre 1967, 1968,1970 und 1988 in den Mittelgebirgen, denn teilweise wurde 100 bis 200 cm, 1988 auch am Großen Arber über 350 cm der weißen Pracht gemessen. Im Jahre 1970 gab es im Osten und Nordosten des Landes sogar im Tiefland eine 5 bis 15 cm mächtige Schneedecke. Beispielsweise meldeten am Ostersonntag Berlin 10 cm und Chemnitz (Sachsen) 9 cm. In der jüngeren Vergangenheit gab es 2008 über der breiten Mitte weiße Ostern bis ins höhere Flachland. Außerdem muss das Jahr 2018 genannt werden. Hier fiel das Osterfest auf Anfang April. Über den Nordosten des Landes zog ein Tiefdruckgebiet hinweg, an dessen Nordflanke es rund um die Ostsee zu kräftigen Schneefällen kam. Verbreitet akkumulierte sich dort die Schneedecke auf 20 bis 35 cm.

Besonders warm präsentierte sich das Osterfest 2000 im Osten. Verbreitet wurden 25 bis 30 °C erreicht. Spitzenreiter war Potsdam mit 30,0 °C am Ostersonntag (23.04.). Dies entspricht sogar einem heißen Tag. Sehr warm war es auch am Osterfest 1962. Dort fiel der Ostersonntag auf den 22.04. und in der Südosthälfte kletterte das Thermometer auf Höchstwerte zwischen 25 und 29 °C. Beispielsweise gab es in Roth bei Nürnberg (Bayern) 29,2 °C und in Potsdam (Brandenburg) 29,0 °C. 2019 und 2020 fiel Ostern im Westen und Südwesten sehr warm aus. In diesen Jahren wurde an einigen Stationen ein Sommertag mit Höchstwerten über 25 °C erreicht. Spitzenreiter am Ostersonntag war dabei Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) am 21.04.2019 mit 26,9 °C. Übertrumpft werden die Werte vom Jahr 1949, denn da gab es beispielsweise in Bernkastel-Kues unfassbar warme und schweißtreibende 31,2 °C am Ostersonntag (17.04.).

Die kältesten Osterfeste datieren aus den Jahren 1964, 1977, 2008 und 2013. In diesen Jahren lagen die Höchstwerte nur im niedrigen einstelligen Bereich. Insbesondere in den Mittelgebirgen herrschte oftmals Dauerfrost und im Jahr 2008 kletterte die Temperatur in der gesamten Mitte am Ostersonntag (23.03) nicht über den Gefrierpunkt. Beispielsweise lag an diesem Tag das Maximum selbst in Erfurt (Thüringen) nur bei -1,0 °C. Auch die Nächte waren an diesem Osterfest empfindlich frisch. Verbreitet trat leichter bis mäßiger, in einigen Mittelgebirgen auch strenger Frost unter -10 °C auf.

Ungewöhnlich nass war es an Ostern 1986. In einigen Gebieten fielen in diesem Jahr über die Feiertage hinweg in der Mitte, dem Westen und Südwesten 40 bis 80 l/qm. Dies entspricht dem gesamten durchschnittlichen Monatsniederschlag. Den meisten Niederschlag verzeichnete Freiensteinau (Hessen) mit 61,4 l/qm in 24 Stunden.

Rekordwerte werden am diesjährigen Osterfest wahrscheinlich nicht verzeichnet werden. Wie das Osterwetter im Detail über die Bühne geht, wird im morgigen Thema des Tages erläutert. Ein grober Trend sei schon mal verraten. Er lautet: Mild bis sehr mild und wechselhaft.

Dipl.-Met. Marcel Schmid in Zusammenarbeit mit der Praktikantin Maren Schäfers
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.03.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Eine „Schlange“ über dem Michigansee

Winterzeit ist Schneezeit. Nun ja, das gilt bei uns in Deutschland sicherlich abschnittsweise für das Bergland, sowie zeitweise auch für die tieferen Lagen, wenn kalte und feuchte Luftmassen zusammentreffen. Es gibt im Winter aber auch Regionen, wo bis in die tiefsten Lagen hin und wieder der Winter mit Pauken und Trompeten Einzug hält. Die Rede ist vom sogenannten „Lake Effect Snow“. Dieser kann bei entsprechenden Bedingungen auch bei uns z.B. im Umfeld der Ostsee oder des Bodensees auftreten. Heute aber richten wir unseren Blick gen Westen in die USA, wo vor einigen Wochen ein optischer Leckerbissen verfolgt werden konnte.

Die Entstehung und Auswirkung des Lake Effect Snow wurde an dieser Stelle bereits mehrfach ausführlich behandelt, weshalb u.a. auf folgenden  verwiesen werden soll. Meist handelt es sich dabei um solide Konvektionsbänder, die sich über den vergleichsweise warmen Wasseroberflächen der Großen Seen intensivieren und eng begrenzt im Küstenbereich massive Neuschneemengen bringen. Zudem sorgt nicht selten ein ruppiger Wind für massive Schneeverwehungen. Heute betrachten wir solch ein Ereignis, aber weniger aus wissenschaftlichem Aspekt, sondern eher mit dem ästhetischen Auge. Es geht dabei um ein Ereignis vom 19. zum 20. Januar 2024, das sich über dem Michigansee abgespielt hat.

Nach einem in dieser Region sehr warmen Dezember mit einer Eisbedeckung der Großen Seen, die nahe am absoluten Minimum verharrte, sorgte ein arktischer Kaltluftausbruch Mitte Januar 2024 für eine vorübergehende Bildung bzw. Ausdehnung der Eisoberfläche. Diese verblieb jedoch weiterhin unter dem historischen Durchschnitt (1973 bis 2023) und ging seitdem erneut zurück (aktuell rund 5% Eisbedeckung der Großen Seen und somit erneut nahe am absoluten Minimum für diese Jahreszeit). Mit einer Oberflächentemperatur von rund 5 Grad konnte der Michigansee Mitte Januar noch mit die höchsten Temperaturwerte der Seen aufweisen.

DWD Eine Schlange ueber dem Michigansee

Die synoptische Ausgangslage war eine recht klassische für den Lake Effect Snow, mit hohem Luftdruck über dem Mittleren Westen bzw. entlang der Rockies und tiefem Druck vor der Ostküste der USA. Mit einer hochreichend nördlichen Strömung gelangte eisige Polarluft mit 850 hPa Temperaturwerten von unter -20 Grad in den Bereich der Großen Seen. Dank des verstärkten vertikalen Temperaturgradienten über dem warmen Wasser war die Grundlage gegeben für kräftige Konvektion.

DWD Eine Schlange ueber dem Michigansee 1

Zoomen wir näher heran und schauen uns den Wind und die Verteilung der 2m Temperatur an. Zu sehen ist, dass eisiger Nordwestwind mit 2m Temperaturwerten von -13 bis -20 Grad auf den Michigansee traf. Diese nordwestliche Strömung wurde durch die allgemeine Druckverteilung angetrieben (hoher Druck im Westen/Südwesten, tiefer im Osten). Doch wieso kam der Wind an der Ostseite des Lake Michigan eher aus nördlicher bis nordöstlicher Richtung? Zur Begründung kann man die Aktivität des klassischen Land-Seewindsystems heranziehen. Dem eisigen Festland mit hohem Bodendruck stand die warme Wasseroberfläche des Sees gegenüber, der vergleichsweise niedrigeren Druck aufwies. Die entstandene Zirkulation von hohem Druck zum niedrigen kämpfte sich von Osten gegen die nordwestliche Hintergrundströmung sukzessive nach Westen voran und somit in Richtung der Mitte des Sees, wo sich eine ausgeprägte Nord-Süd ausgerichtete Bodenkonvergenz etablieren konnte.
Das Resultat ist im folgenden Loop wunderschön zu erkennen: eine konvektiv geprägte „Schlange“, die sich über dem Lake Michigan stundenlang herum schlängelte und den südöstlichen Küstenabschnitten regional reichlich Neuschnee brachte.

Neben dieser unglaublichen Ästhetik stellt sich natürlich auch die Frage, was grundsätzlich diese Wellenbewegung innerhalb des konvektiven Bandes antreibt? Grund hierfür ist u.a. eine sogenannte „horizontale Scherungsinstabilität“. Auf der Westseite des Bandes treffen kräftige nordwestliche Wind (angetrieben durch die großräumige Verteilung des Luftdrucks, aber auch durch den in dieselbe Richtung gerichteten Ast der Land-Seewindzirkulation) auf deutlich abgeschwächte Winde aus Nordost, wo die Land-Seewindzirkulation gegen die nordwestliche Hintergrundströmung arbeiten muss, mit entsprechend schwächeren Bodenwinden. Entlang dieses Geschwindigkeitsgradienten können sich dann wie am Fließband kleine Wirbel bilden, sogenannte „mesovortices“, die je nach Intensität und Dauer solch eine verwellte Struktur hervorrufen. Wie so oft bedarf es einer exakten Mischung aus Scherung und Instabilität, damit das Band nicht komplett aufbricht, oder sich dominante Wirbel entwickeln, sondern dass es sich wie in diesem Fall in schlängelnden Bewegungen über den See bewegt. Die Verfolgung dieser Wirbel im Radar ist wichtig, denn bei Auftreffen an Land wurden bei früheren Messkampagnen bei deren Passage teils schwere Sturmböen beobachtet, die bei den fallenden Schneemengen temporär erhebliche Sichteinschränkungen inkl. Verwehungen zur Folge haben.

DWD Eine Schlange ueber dem Michigansee

DWD Eine Schlange ueber dem Michigansee 2

Doch wie sehen solche Wirbel im Radar aus? Im Bild 4a) bis c) stehen den Reflektivitätsbildern die entsprechenden Geschwindigkeitsdaten gegenüber, die man im Radar betrachten kann. Bei den Reflektivitätsdaten bedeutet ein Übergang der Färbung von grün zu gelb eine zunehmende Intensität des Niederschlags. Bei den Geschwindigkeitsdaten sagt uns die grüne Farbe, dass sich der Wind auf das Radar zu bewegt, rote Farben vom Radar weg. In den gelb eingekreisten Bereichen sind exemplarisch einige der Wirbel hervorgehoben.
Was waren die Auswirkungen dieses Bandes? Michigan City in Indiana vermeldete eine 24-std. Neuschneemenge von über 50 cm und insgesamt an beiden Tagen fast 90 cm der weißen Pracht – schier unglaubliche Mengen (). Lassen Sie sich im angehängten Link auch nicht die Sektion „Photos/Videos“ entgehen.

DWD Eine Schlange ueber dem Michigansee 3

Beachtlich war bei diesem Ereignis, dass dieses Band innerhalb der Numerik zeitlich und regional nahezu perfekt abgebildet wurde. Als Beispiel hier eine 6-std. Vorhersage des High-Resolution Rapid Refresh Modells (HRRR), mit einer Auflösung von 3km. In Bild 5a) erkennt man die horizontal ausgeprägte Windscherung im Umfeld des Bandes, in b) die innerhalb der Numerik gezeigte Wirbelhaftigkeit der Strömung (ein Hinweis für das Auftreten von mesovortices) sowie in c) die zu erwartende Reflektivität, die letztendlich genauso eintrat. Eine wirklich beeindruckende Leistung.

Dipl. Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Unwetter durch Luftmassengrenzen

Bereits im gestrigen Thema des Tages wurde davon berichtet. Morgen formiert sich über der Mitte Deutschlands eine markante Luftmassengrenze, an deren Nordseite es vor allem im Bereich der westlichen Mittelgebirge zu unwetterartigen Schneefällen kommt. Im Übergangsbereich fällt in einer Zone vom südlichen Rheinland-Pfalz bis nach Nordbayern teils kräftiger gefrierender Regen mit erheblicher Glättegefahr. Nähere Informationen finden Sie dazu jederzeit auf unserer  oder in der Warn-Wetter-App.

Grund für die Entstehung einer solchen Luftmassengrenze ist häufig ein sogenanntes Vierer-Druckfeld. Dabei stehen sich in Form eines Quadrats jeweils zwei Hoch- und Tiefdruckgebiete so gegenüber, dass Luftmassen unterschiedlicher Temperatur und Feuchte aufeinander zuströmen. Eine ähnliche Druckkonstellation ergibt sich momentan auch über Europa. Tief GERTRUD befindet sich aktuell vor den Toren Frankreichs. Gleichzeitig herrscht über Südosteuropa und bei Island hoher Luftdruck, welcher über Skandinavien von tiefem Luftdruck flankiert wird. Dabei strömen von Norden kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden und gleichzeitig auf der Vorderseite von GERTRUD feuchtwarme Luftmassen nach Norden. In dem Bereich, in dem sich diese treffen sorgen starke Hebungsimpulse häufig für kräftige Niederschläge. Die Warmfront von Tief GERTRUD richtet sich zum Mittwoch zonal durch die zur Strömung parallele Komponente als Grenze aus an der die verschiedenen Luftmassen aufeinandertreffen (siehe Abbildung 1 und 2). Diese Grenzen sind nicht immer an ein Tiefdruckgebiet gebunden, sondern es können sich in diesem Bereich auch eigenständige kleine  ausbilden.

DWD Unwetter durch Luftmassengrenzen

DWD Unwetter durch Luftmassengrenzen 1

Aufgrund ihrer zur Strömung parallelen Ausrichtung und der starken Hebungsvorgänge kann es im Übergangsbereich, welcher in etwa 20 bis 200 Kilometer breit ist, zu kräftigen und langanhaltenden Niederschlägen kommen. Je nach Jahreszeit sind dabei verschiedene Wettergefahren möglich. Im Winter ist – wie auch am morgigen Mittwoch- auf der kalten Seite intensiver Schneefall und auf der warmen Seite gefrierender Regen oder Eisregen mit erheblicher Glättegefahr möglich. Im Sommer geht dagegen die Gefahr hauptsächlich von heftigem Starkregen oder langanhaltendem, intensiven Dauerregen aus. Zudem sind in dieser Jahreszeit häufig auch Gewitter mit heftigem Starkregen und Hagel mit dabei, die durchaus Sturzfluten auslösen können.

Die bekannteste Unwetterlage der letzten Jahrzehnte in Verbindung mit solchen Grenzwetterlagen ist sicherlich immer noch die Schneesturmkatastrophe aus dem Winter 1978/79. Damals gab es in Verbindung mit einer Luftmassengrenze über Tage anhaltende kräftige Schneefälle und starke Schneeverwehungen, welche vor allem in der Nordosthälfte Deutschlands für Chaos sorgten. Ein weiteres markantes Ereignis war die extreme Eisregenlage aus dem Jahre 1987. Stundenlanger Dauerregen bei negativen Temperaturen überzog ganze Landstriche mit einer dicken Eisschicht. Zehntausende Bäume brachten unter der Eislast zusammen.

Auch Morgen steht uns zumindest gebietsweise eine ähnliche Lage bevor. Deshalb ist gerade im Straßenverkehr große Vorsicht angesagt. Zudem kann es örtlich zu Schäden an der Infrastruktur durch Vereisung kommen!

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Gefrierender Regen unter Hochdruckeinfluss?

Nachdem sich zu Wochenbeginn deutschlandweit arktische Luftmassen durchgesetzt hatten, verlagerte sich zur Wochenmitte Hoch HANNELORE zu den Britischen Inseln. Damit drehte die Strömung auf nördliche Richtungen und es gelangten unter Hochdruckeinfluss feuchtere Luftmassen in die Nordhälfte. Die Anfeuchtung erfolgte allerdings nur in den unteren Schichten. Ab 900 Hektopascal (etwa 1 Kilometer Höhe) zeigte sich ausgelöst durch das kräftige Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln weiterhin eine markante Absinkinversion. Am Donnerstag sorgte dann ein kleiner Randtrog, welcher sich von Skandinavien nach Osteuropa verlagerte, für einen leichten Hebungsimpuls. Zudem spielte die Orographie der zentralen Mittelgebirge eine wichtige Rolle, wodurch die bodennahe feuchte Schicht etwas angehoben wurde. Aus der dichten, tiefen Stratusbewölkung fiel daraufhin ab dem Mittag gebietsweise Sprühregen und teils auch etwas Schnee. Dies geschah vor allem in der nördlichen Mitte von Nordrhein-Westfalen bis nach Brandenburg, denn dort lagen die Temperaturen verbreitet bis etwa 1 Kilometer Höhe noch im negativen Bereich.

DWD Gefrierender Regen unter Hochdruckeinfluss

Warum kam es aber nun recht verbreitet zu gefrierenden Regen und nicht zu Schneefall?

Dazu lohnt sich ein Blick auf den Radiosondenaufstieg von Essen um Mitternacht 00 UTC (Abbildung 1). Dort ist die gesättigte Grundschicht, sowie die Absinkinversion (Temperaturumkehr mit der Höhe) ab etwa 1 Kilometer deutlich zu erkennen. Mit dem leichten Hebungsantrieb durch den herannahenden Randtrog wurde die feuchte Schicht etwas gehoben, wodurch rasch Sättigung einsetzte. Da dies nur in einem begrenzten Bereich ablief, in dem die Temperaturen zwischen 0 und -5 Grad lagen, waren kaum Eiskristalle in den Wolken vorhanden. Somit konnten die unterkühlten Wassertröpfchen nicht überall zu Schneekristallen heranwachsen. Diese Eiskristalle dienen nämlich als Kondensationskeime, damit die Tröpfchen in der Wolke zu Schnee heranwachsen können. Im Unterschied zu gewöhnlichen Wetterlagen mit gefrierenden Regen ist hierbei keine markante Warmfront im Spiel, sondern lediglich Hochdruckwetter mit einer feuchten Grundschicht und einem leichten Hebungsimpuls. Die Niederschlagsmengen sind bei dieser Entstehungsart von gefrierenden Regen zwar gering, können aber trotzdem gerade auch aufgrund ihrer langen Andauer für markante Glätte auf den gefrorenen Böden sorgen. Verbreitet lagen die 24-stündigen Mengen bis Donnerstag lediglich zwischen 0 und 1 Liter pro Quadratmeter (Abbildung 2).

DWD Gefrierender Regen unter Hochdruckeinfluss 1

Solche Lagen stellen den Warnmeteorologen vor größere Herausforderungen. Die Vorhersagemodelle hatten zeitweise große Schwierigkeiten, die Gebiete, in denen gefrierender Regen fällt zu identifizieren. Häufig wird dabei -wie auch am vergangenen Mittwoch- der gefrierende Regen in den Modellen nicht simuliert, da diese eine zu geringe vertikale Auflösung besitzen um die dünne, niederschlagsproduzierende Wolkenschicht zu simulieren. Außerdem gestaltet sich auch das Nowcasting schwierig, da vor allem höhergelegene Radarstationen die tiefliegende Wolkenschicht nicht erfassen können und somit die Informationen über die räumliche Verteilung der Niederschläge teils nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Die Radarstrahlen der Radargeräte erfassen nämlich lediglich nur Niederschlagsprozesse oberhalb 1-2 Kilometer Höhe. Gerade in diesen Fällen sind Beobachtungen und Nutzermeldungen auch durch die Warn-Wetter App von großer Bedeutung für unsere Arbeit.

DWD Gefrierender Regen unter Hochdruckeinfluss 2

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.01.2024

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(Un)Wetterwarnungen des DWD – Teil 1: Weshalb sind sie notwendig?

Sicher haben Sie schon oft im Radio oder am Ende der TV-Nachrichten Sätze wie „Es bestehen aktuelle Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes vor schweren Gewittern in Teilen von Nordrhein-Westfalen“ oder „Der Deutsche Wetterdienst warnt vor ergiebigem Dauerregen an den Alpen“ gehört. Die Rede ist dabei von Unwetterwarnungen, für die der Deutsche Wetterdienst (DWD) als Bundesbehörde zuständig ist. Die Information und Warnung der Bevölkerung vor Wettergefahren jeglicher Art ist eine der wichtigsten hoheitlichen Aufgaben im Geschäftsbereich „Wettervorhersage“ des DWD. Es wird vor Wind/Sturm, Gewitter (inklusive Begleiterscheinungen), Stark- und Dauerregen, Nebel, Schneefall, Schneeverwehungen, Glätte/Glatteis und starkem Tauwetter gewarnt.

Wer braucht diese Warnungen?

Natürlich hängt dies stark vom Wetterereignis ab. Von großer Bedeutung sind Wetter- und Unwetterwarnungen für Organisatoren von Freiluftveranstaltungen. Nähert sich zum Beispiel dem Festivalgelände von „Rock am Ring“ ein Gewitter, sind Warnungen des DWD ein wichtiger Bestandteil bei der Entscheidung, ob evakuiert werden muss oder ob weiterhin gefahrenlos der Rockband zugehört werden kann. Bei anderen Veranstaltungen kann insbesondere Wind und Sturm zum Problem werden. Durch eine rechtzeitige Warnung und darauffolgende Schutzmaßnahmen kann verhindert werden, dass Videoleinwände umstürzen oder dass Stehzelte weggeweht und dadurch Besucher in Gefahr gebracht werden. Doch nicht nur Großveranstalter sind auf präzise Wetterwarnungen angewiesen. Diese helfen auch der Feuerwehr bei der Einsatzplanung. Die Hochwasserschutzzentralen der Länder nutzen Warnungen vor ergiebigem Dauerregen oder starkem Tauwetter zur Einschätzung und Prognose möglicher Hochwasserereignisse. Im Winterhalbjahr geben Schnee- und Glättewarnungen Hinweise, wo Straßenmeistereien mit ihren Räum- und Streufahrzeugen ausrücken müssen.

Wetter- und Unwetterwarnungen sind zudem für jeden Bundesbürger wichtig, im Beruf wie in der Freizeit. Weiß Förster Sigmund Goldlaub (Namen fiktiv) zum Beispiel, dass es am Nachmittag stürmisch wird, wird er sicherheitshalber Waldarbeiten verschieben. Gleichzeitig muss das Wild nicht vor Jäger Klaus Rehschreck auf der Hut sein, da dieser wohl seine Jagd vertagt, um nicht selbst durch einen umstürzenden Baum das Zeitliche zu segnen. Auch für Gertrud Sommer, die ihren runden Geburtstag mit einer rauschenden Gartenparty feiern möchte, sind Wetterwarnungen nicht uninteressant. Drohen Gewitter mit Sturmböen, verzichtet sie vielleicht auf das Aufbauen eines Gartenzeltes und erstellt einen „Plan B“, falls pünktlich zum Fertigwerden der ersten Grillwürstchen Platzregen einsetzen sollte. Wird gar ein Orkan erwartet, kann Wolfgang Sturm rechtzeitig lose Gegenstände auf seinem Grundstück in Sicherheit bringen. Wie Sie sehen, sind (Un)Wetterwarnungen für unterschiedlichste Zielgruppen relevant – von Behörden über Großveranstalter bis hin zur Privatperson.

Welche Warnstufen gibt es?

Die Warnmeteorologen der regionalen Außenstellen und der Vorhersage- und Beratungszentrale im DWD geben Wetterwarnungen in farblich unterschiedlichen Warnstufen aus. Gelbe Warnungen (Stufe 1) sind eher als Wetterhinweis anzusehen. Mit größeren Schäden ist noch nicht zu rechnen. Dennoch bewahren sie uns vor wetterbedingten Überraschungen. So können beispielsweise Obstbauern und Winzer im Frühjahr bei einer Frostwarnung ihre Kulturen vor Frostschäden schützen und der Hobbygärtner weiß, wann er empfindliche Pflanzen ins warme Haus stellen sollte. Auch wenn die Auswirkungen bei gelben Warnungen meist gering sind, ahnen Pendler, die in manche schneearme Metropole fahren möchten, dass ihnen bei einer Warnung vor leichtem Schneefall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Verkehrschaos blüht ;-).

Besteht für Ihre Region eine orange/ocker Warnung (Warnung vor markantem Wetter, Stufe 2), kann es bereits zu Schäden und mehr oder weniger großen Auswirkungen kommen. Durch Sturmböen können Äste abbrechen und Gegenstände umherfliegen oder durch Stark- oder Dauerregen können Bäche über die Ufer treten und Straßen überschwemmt werden.

Geht es wettermäßig so richtig zur Sache, zieht der Warnmeteorologe – anders als beim Fußball – bereits VOR dem Ereignis die „rote Karte“, sprich: es wird eine Unwetterwarnung (Stufe 3) ausgegeben. Nun ist mit größeren Schäden an der Infrastruktur und Beeinträchtigen im öffentlichen Leben zu rechnen. Bei Gewittern sind diese meist nur räumlich sehr eng begrenzt, bei Durchzug eines Orkantiefs sind hingegen großflächig erhebliche Schäden wahrscheinlich. Erscheint sogar die Farbe dunkelrot (Stufe 4) auf der Warnkarte, wird für diese Region ein extremes und sehr schadensträchtiges Unwetter erwartet. Dies ist aber glücklicherweise eher selten der Fall und betrifft meist nur kleine Regionen.

Im 2. Teil erfahren Sie mehr über den Weg vom ersten Hinweis auf ein gefährliches Wetterereignis bis hin zur konkreten Gemeinde-genauen Warnung.

DWD UnWetterwarnungen des DWD Teil 1 Weshalb sind sie notwendig

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.10.2023
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Schneefall beendete Rekordhitze in Denver/Colorado

Rekordwärme wurde Anfang September in Denver/Colorado am Fuße der Rocky Mountains in den USA vermeldet. Wenige Stunden später konnten hier und da Schneemänner gebaut werden. Was war passiert?