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Der Sommer ist wieder da und bleibt, aber …

Nach einer kühlen und nassen Witterungsphase ist der Sommer zurückgekehrt. Die großräumige Wetterlage stellt sich um. Ein Tief Namens „Arend“ vor der Toren Europas (nordwestlich von Irland) steuert nun in den nächsten Tagen mit einer südwestlichen Höhenströmung warme Mittelmeerluft nach Deutschland. Die Luft ist auch sehr feucht, sodass allgemein die Wärmebelastung zunehmend steigt. Ebenfalls nimmt die Gewitterneigung deutlich zu.

DWD Der Sommer ist wieder da und bleibt aber …

Am heutigen Freitag sorgt das Hoch „Lotte“ mit Schwerpunkt über Süddeutschland noch für sonniges Wetter. Lediglich im Nordosten ziehen kompaktere Wolkenfelder durch, die aber zum Nachmittag abziehen. Gegen Abend nähert sich ein Frontensystem des Tiefs „Arend“ den Nordwesten des Landes und die Bewölkung nimmt zu. Bis zum späten Abend dürfte es aber noch trocken bleiben. Die Temperaturen steigen auf sommerliche Werte zwischen 25 und 30 Grad, im Südwesten bis 33 Grad an. An der See ist es mit 20 bis 24 Grad etwas kühler. Der Wind weht meist schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen, im Nordwesten zunehmend aus Süd bis Südwest.

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Das störungsfreie Wetter hält nicht lange an, denn bereits in der Nacht zum Samstag breiten sich über der Nordwesthälfte dichte Wolkenfelder mit schauerartigem Regen aus, was das Sternschnuppenschauen (Sternschnuppenstrom der Perseiden) deutlich beeinträchtigen wird. Im Osten und Süden könnte man da mehr Glück haben. Mit Tiefstwerten zwischen 19 und 15 Grad unten den dichten Wolken und 16 bis 10 Grad in den anderen Gebieten bleibt es meist recht mild.

 

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Am Samstag zeigt sich nur im Süden und Südosten länger die Sonne und erst gegen Abend erreichen bzw. entwickeln sich einzelne starke Gewitter. Sonst ist der Himmel wolkenverhangen und gebietsweise fällt schauerartiger, teils gewittriger Regen. Erst gegen Abend wird es von Nordwesten trockener. Lokal kommt es zu unwetterartigen Entwicklungen durch heftigen Starkregen und im Süden auch durch größeren Hagel. Die Höchstwerte liegen zwischen 24 und 31 Grad, im Nordwesten zwischen 20 und 24 Grad. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Süd bis Südwest. In Gewitternähe sind Sturmböen möglich.

In der Nacht zum Sonntag ziehen Schauer und Gewitter nach Osten ab und spätestens in der zweiten Nachthälfte verläuft das Wetter deutlich ruhiger und die Wolkendecke reißt gebietsweise auf. Die Luft kühlt auf Werte zwischen 17 und 11 Grad ab.

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Am Sonntag ist Deutschland zwei geteilt: In der Nordwesthälfte zeigt sich neben einigen Wolkenfeldern zeitweise die Sonne und das Gewitterrisiko ist gering bei Höchstwerten von 20 bis 27 Grad. In der Südosthälfte hingegen bilden sich im Tagesverlauf erneut teils unwetterartige Gewitter bei schwülem 27 und 31 Grad.

Auch zum Start in die neue Woche ändert sich an der großräumigen Wetterlage nichts Wesentliches. Auf der Vorderseite des Tiefdrucksystems „Arend“ über Nordwesteuropa hält der Zustrom von warmer und feuchter Luft aus Südwesteuropa weiterhin an. Gebietsweise stehen weitere schauerartige und teils gewittrige Regenfälle auf der Agenda. Eine genaue Regionalisierung ist derzeit noch nicht möglich. Eines ist aber sicher, es bleibt mit Höchstwerten zwischen 25 und 32 Grad sommerlich warm. Nur an den Küsten wird es mit 20 bis 24 Grad nicht ganz so warm.

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Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.08.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Perseiden Teil II: Der jährliche Sternschnuppen-Höhepunkt naht

Geht es um den Blick in den Sternenhimmel, so war es um diesen in den letzten Wochen ziemlich schlecht bestellt. Regen über Regen bei trübem, wolkenverhangenem Himmel – das hat die Laune nicht unbedingt bei jedem verbessert. Zu allem Überdruss war es dazu noch nicht einmal mehr sonderlich warm.

Am Wochenende erreicht die Aktivität des Perseiden-Stroms nun ihren Höhepunkt. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, nachts Sternschnuppen sehen zu können, ist dann am höchsten. Voraussetzung ist natürlich, dass das Wetter auch passt. Diesbezüglich gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht zu vermelden. Die gute Nachricht: Es wird grundsätzlich deutlich wärmer und auch freundlicher. Die schlechte: Nicht überall wird es für einen wolkenfreien Himmel reichen.

Betrachten wir also die Wetterlage mal etwas genauer und beginnen dabei mit dem Freitag und der Nacht zum Samstag. Die Vorhersagekarte (Abbildung 1) verrät: Allzu viel ist europaweit gar nicht los. Bemerkenswert ist das ausgeprägte große Tiefdruckgebiet („Arend”) auf dem Nordatlantik, dessen Ausläufer bis nach Westeuropa reichen. Wichtiger aber ist das Hoch mit seinem Zentrum über Deutschland. Dieses sorgt tagsüber für sommerliche Verhältnisse mit Temperaturen bis an die 30°C und vor allem in den östlichen Landesteilen für viel Sonnenschein. In der westlichen Hälfte machen sich dagegen schon erste Wolken als Vorläufer von „Arend” bemerkbar. In der Nacht zu Samstag verschärft sich dieser Kontrast noch. Die Nordwesthälfte des Landes steckt dann unter einer dichten, teilweise auch schon regnerischen Wolkendecke, während es in der Südosthälfte höchstens gering bewölkt ist. Die besten Chancen auf wolkenfreien Himmel hat man wohl im äußersten Südosten, soll heißen: in Nieder- und Oberbayern. Dazu wird es bei Temperaturen um 15°C nachts nicht übermäßig kühl, sodass es sich draußen noch etwas länger aushalten lässt.

 

DWD Perseiden Teil II Der jaehrliche Sternschnuppen Hoehepunkt naht

Im Laufe des Samstags rückt uns dann Tief „Arend” weiter auf die Pelle, kommt aber auch nicht mehr richtig gegen den Hochdruckgürtel an, der sich von Südwesteuropa bis zur Barentssee erstreckt. Das bedeutet, dass die okkludierte Kaltfront von Tief „Arend” über dem Nordwesten Deutschlands hängen bleibt (siehe Abbildung 2). Diese sorgt im Tagesverlauf für zahlreiche Schauer und Gewitter, während es im Süden und Osten deutlich freundlicher bleibt. Das setzt sich auch noch in die Nacht zum Sonntag hinein fort. Zwar lassen dann die Niederschläge überall nach und die Gewitter des Tages lösen sich mehr oder weniger in Luft auf, aber die Wolken bleiben. Im Endeffekt läuft es dabei auf dieselbe Situation wie nachts zuvor hinaus: Die größten Chancen auf wolkenfreien Himmel hat man im äußersten Südosten Deutschlands, wo der Hochdruckeinfluss am stärksten ist. Nach Nordwesten nimmt die Dichte der Wolkendecke dagegen immer weiter zu. Einen kleinen Haken gibt es allerdings auch im Südosten: Hier kann sich das ein oder andere örtliche Nebelfeld bilden, welches dem Blick auf die Sterne und die Schnuppen einen Strich durch die Rechnung macht.

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DWD Perseiden Teil II Der jaehrliche Sternschnuppen Hoehepunkt naht 3DWD Perseiden Teil II Der jaehrliche Sternschnuppen Hoehepunkt naht 4

 

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.08.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wenn der Schirm umklappt, oder: Ein Herbstproblem im Sommer

Eigentlich ein klassisches Thema für den Herbst, denn stürmisches und regnerisches Wetter verbindet man gemeinhin doch eher mit jener Jahreszeit. Da der Sommer in den vergangenen Tagen bzw. Wochen bei manch Einem aber sicherlich auch mal herbstliche Gefühle hervorbrachte, passt das Thema jetzt eigentlich auch ganz gut. Vielleicht ist Ihnen das in letzter Zeit ja auch mal passiert, als Sie draußen mit dem aufgespannten Regenschirm unterwegs waren? Auf einmal kommt ein Windstoß, der Schirm klappt nach oben um und dient nun mehr als Sammelbecken, denn als Regenschutz.

Was physikalisch dahinter steckt, hatte der schweizer Physiker Daniel Bernoulli bereits im 18. Jahrhundert herausgefunden. Grob gesagt, stellte er fest, dass Luft, die an einem bestimmten Ort schneller strömt als in der Umgebung, an diesem Ort einen Unterdruck erzeugt. Dieses bedeutende Phänomen wurde in der Folge nach seinem Entdecker benannt und ist in der Wissenschaft seither als Bernoulli-Effekt bekannt. Der entstehende Unterdruck bewirkt schließlich einen Sog, der Objekte aus der Umgebung ansaugt.

Übertragen wir das mal auf den Regenschirm: Bei Windstille herrscht über und unter dem Schirm derselbe Druck, sodass er in der Folge keine Anstalten macht, seine Form verändern zu wollen. Wird der Regenschirm nun aber vom Wind angeströmt, dann stellt er für den Wind ein Hindernis dar. Um dieses zu umgehen, wird die Luft, die auf den Schirm trifft, über ihn hinweg gelenkt. Ähnlich wie auf einer Autobahn, auf der die Fahrbahn von zweien auf eine verengt wird, verengt sich nun auch der Luftkanal über dem Regenschirm. Die abgelenkte Luft quetscht sich nämlich zu derjenigen, die eh schon über den Schirm weht. Wie in einer Düse wird die Luft nun über dem Schirm beschleunigt (auch bekannt als sogenannter Venturi-Effekt), im Vergleich zur Umgebungsluft strömt diese dort nun also schneller. Daher (Stichwort Bernoulli-Effekt) nimmt der Druck über dem Schirm ab, wohingegen er unter ihm nahezu gleichbleibt. Da ist er nun, der oben erwähnte Unterdruck! Ist dieser stark genug, klappt der Regenschirm letztendlich nach oben um.

Derselbe Effekt ist übrigens unter anderem auch dafür verantwortlich, dass bei schweren Stürmen Hausdächer abgedeckt werden oder Flugzeuge fliegen können (Unterdruck über den Tragflächen).

Den Bernoulli-Effekt können Sie auch problemlos selbst ausprobieren. Halten Sie beispielweise zwei Blätter Papier so, dass sich die beiden Blattflächen „anschauen“ und voneinander ein paar Zentimeter entfernt sind. Pusten Sie nun von oben zwischen die beiden Blätter, nähern sich die unteren Papierenden einander an und werden nicht, wie man vielleicht denken würde, auseinander gedrückt. Oder falls Sie stolzer Besitzer eines Tischtennisballs und eines Föns sind, föhnen Sie einfach mal senkrecht nach oben und legen den Tischtennisball in den Fönstrahl. Der Ball bleibt nun in diesem Strahl gefangen, selbst wenn Sie den Fön leicht kippen.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Experimentieren!

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.08.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wann wird es mal wieder richtig Sommer?

Derzeit haben wir die Hundstage, die normalerweise die wärmsten Tage des Jahres sind. Doch in diesem Jahr hat sich eine Westwetterlage eingestellt. Dabei ziehen Tiefdruckgebiete in rascher Abfolge über das südliche Nordeuropa hinweg und ihre Frontensysteme sorgen bei uns für unbeständiges und windiges Wetter. Die für die Jahreszeit deutlich zu niedrigen Temperaturen geben schon einen Vorgeschmack auf den Herbst. In den letzten beiden Wochen war von Sommerwetter keine Spur. Viele werden sich nun fragen, ob der Sommer bereits vorbei ist. Dafür werfen wir einen Blick in die mittelfristige Vorhersage.

Eines vorweg: Auch wenn es mit den derzeitigen Wetterkapriolen den Anschein macht, der Sommer ist noch nicht vorbei. Bereits gegen Ende der Woche kommt ein neues Hochdruckgebiet und bringt von Südwesten deutliche Erwärmung mit sich. Spätestens am Freitag können wir uns bei viel Sonnenschein fast überall wieder auf sommerliche Werte zwischen 25 und 32 Grad freuen. Anfangs bleibt es wahrscheinlich nur im Nordosten etwas kühler. Die Rückkehr des Sommers scheint in den Modellen als recht sicher.

Allerdings ist dieses Hochdruckgebiet nicht sonderlich stabil und wird rasch von einem näher rückenden Atlantiktief bedrängt. Dadurch bringt eine Kaltfront zumindest in der Nordwesthälfte wieder Schauer und Gewitter mit Abkühlung. Ab dem Wochenende nehmen die Unsicherheiten dann deutlich zu. Um zu klären, ob es nach 2 Tagen mit Hochdruckeinfluss schon wieder vorbei ist mit dem Sommer, muss man auf sogenannte Ensemblevorhersagen zurückgreifen. Das bedeutet, dass ein Wettermodell mehrere Male mit jeweils leicht variierten Anfangsbedingungen gerechnet wird.

In der Abbildung ist die Ensemblerechnung des europäischen ECMWF-Modells für Frankfurt dargestellt. Jede Linie entspricht einem Modelllauf. Der obere Teil zeigt die Temperatur auf etwa 1500 m Höhe, in der Mitte ist der 6-stündige Niederschlag dargestellt, und ganz unten das Geopotenzial auf etwa 500 hPa, was in etwa einem Druckäquivalent in 5500 m Höhe entspricht. Die fette Linie symbolisiert den höher aufgelösten operationellen Lauf, bei dem die Anfangsbedingungen nicht variiert wurden.

Man erkennt, dass die Prognose bis Freitag recht stark gebündelt und deshalb relativ sicher ist. Auch der Knick zum Wochenende ist erkennbar, wobei hier die Streuung bereits deutlich zunimmt. Es bleibt also unsicher, wie stark es abkühlt. Die Signale bei den Niederschlagsmengen entstehen durch eventuelle Gewitter. Zu Beginn der nächsten Woche ist die Streuung dann erheblich. Dennoch lässt sich ein grober Trend zu einem Temperaturanstieg erkennen, mit recht hohem Geopotenzial. Das deutet tendenziell eher auf Hochdruck hin. Das Wetter ist jedoch nicht vollkommen stabil, da doch noch vereinzelt Niederschläge gerechnet werden.

Schaut man sich die Einzelläufe an, erkennt man eine grobe Tendenz zu einer sogenannten Südwestwetterlage, bei der es zwar wahrscheinlich noch sommerlich warm bleibt, aber es auch immer mal wieder Schauer und Gewitter geben kann. Dabei ist es tendenziell im Südosten wärmer als im Nordwesten. Der Sommer ist also noch nicht vorüber.

DWD Wann wird es mal wieder richtig Sommer

Dipl.-Met. Christian Herold
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.08.2023
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Der Einfluss von Wetter und Klima auf die Menschheitsgeschichte – Teil 1

Am 06. August 1945 zerstörte eine amerikanische Atombombe mit dem harmlos klingenden Namen „Little Boy“ die Stadt Hiroshima und tötete 70.000 bis 90.000 seiner Bewohner sofort. Die Wahl des Ziels fiel mehr oder weniger zufällig auf Hiroshima. Weitere Optionen waren Kokura und Nagasaki. Wenige Tage zuvor musste der Start des Flugzeugs aufgrund schlechter Wetterbedingungen noch verschoben werden, da die Bombe nur bei Sichtflugbedingungen eingesetzt werden durfte. Für den 06. August wurden dann gute Wetterbedingungen für Japan vorhergesagt. Kurz nach 7 Uhr meldete ein amerikanisches Wetterbeobachtungsflugzeug, der Wolkenbedeckungsgrad über Hiroshima betrage drei Zehntel bei guter Sicht und somit war das Ziel für den Einsatz dieser Atombombe gefunden.

Da das japanische Kaiserreich aber trotz der verheerenden Zerstörungsgewalt dieser neuartigen Bombe nicht kapitulieren wollte, entschieden die amerikanischen Befehlshaber, eine zweite Atombombe mit dem Namen „Fat Man“ einzusetzen. Das primäre Ziel war Kokura als ein Zentrum der japanischen Rüstungsindustrie. Nagasaki war ursprünglich nicht einmal auf der Liste der engeren Auswahl gewesen, wurde dann aber als Ersatz für Kyoto hinzugefügt. Zunächst war der 11. August als Abwurfdatum vorgesehen, da aber schlechtes Wetter vorhergesagt war, wurde der Einsatz um zwei Tage vorgezogen. Als der Bomber an besagtem 09. August über Kokura ankam, lag die Stadt allerdings unter dichten Wolken sowie Rauchschwaden eines Brandbombenangriffs vom Vortag. Weitere zwei Anflüge folgten, aber nachdem die Sicht nicht besser wurde und zudem das Flugbenzin zur Neige ging, entschied man sich, das Ausweichziel Nagasaki anzusteuern. Es sollte ein Direktangriff auf die Schiffswerften erfolgen, allerdings herrschten auch über Nagasaki schlechte Sichtverhältnisse. Eigentlich hätte der Angriff unter solchen Umständen abgebrochen werden müssen, aber der Pilot entschied sich zu einem Radaranflug, um die Bombe letztlich doch noch abwerfen zu können. Der eigentliche Zielpunkt wurde zwar verfehlt, dafür explodierte die Bombe über dicht bewohntem Gebiet und ließ wie bereits in Hiroshima nur wenige Überlebende zurück.

Ein weiteres Ereignis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges war der sogenannte „D-Day“ (Decision Day), der erste Tag der Invasion der Alliierten (USA, Kanada, Großbritannien und weitere Verbündete) an der französischen Atlantikküste in der Normandie. Kalendarisch handelte es sich hierbei um den 06. Juni 1944. Diese groß angelegte Militäraktion startete unter dem Decknamen „Overlord“ und beinhaltete die Einnahme deutscher Stellungen in der Normandie und die Errichtung mehrerer Brückenköpfe, um den Nachzug weiterer Truppen zu ermöglichen. Von dort aus sollte dann die Befreiung des westlichen Europas von der Naziherrschaft erfolgen. Da diese Militäraktion die Überquerung des unberechenbaren Ärmelkanals mit teils nur bedingt hochseetauglichen Transportbooten erforderte, war eine erfolgreiche Landung somit maßgeblich vom Wetter abhängig. Die Prognose eines geeigneten Zeitfensters mehrere Tage im Voraus war zur damaligen Zeit fast nicht möglich, denn bereits die Vorhersage des nächsten Tages gestaltete sich schwierig. Zumal es sich bei dieser Region um eine handelt, in der das Wetter sehr variabel ist. Aufgrund dieser Variabilität ist eine Vorhersage über mehrere Tage auch heute noch nur begrenzt möglich. Es kann also mit Fug und Recht behauptet werden, dass diese Wettervorhersage im Jahr 1944 eine der wichtigsten in der Geschichte werden sollte. Zumal das Militär mehrere Grundvoraussetzungen festlegte:
– Ebbe, um mögliche Unterwasserhindernisse des Feindes erkennen zu können;
– Trockener und für schwere Fahrzeuge tragfähiger Boden, somit sollte es in den Tagen zuvor wenig bis gar nicht geregnet haben;
– Kein Morgennebel für gute Sichtbedingungen der Fallschirmjäger und
– Auflandiger Wind von maximal 20 km/h, aber keine Windstille.

Im Mai 1944 wurde der D-Day auf den Morgen des 05. Juni terminiert. Anfang Juni war das Wetter sehr wechselhaft, da über dem Atlantik ein Tiefdruckgebiet dem nächsten folgte. Nun sollte der D-Day verschoben werden, aber um den Moment eines Überraschungsangriffs nicht zu versäumen, wurde der D-Day nur um einen Tag verschoben.

Die Vorhersagen wichen damals stark voneinander ab, sowohl bei den Alliierten untereinander als auch im Vergleich zur deutschen Vorhersage. Für den 05. Juni sollte der Chefmeteorologe Eisenhowers recht behalten, denn eine Kaltfront sorgte für viel Wind und Regen und hätte die Militäraktion unmöglich gemacht. Hinter der Kaltfront zeichnete sich für den 06. Juni vorübergehende Wetterberuhigung im Zusammenhang von Zwischenhochdruckeinfluss ab und somit eröffnete sich ein kurzes Zeitfenster für eine mögliche Invasion. Auf deutscher Seite rechnete man weiterhin mit wechselhaftem und stürmischem Wetter. Somit wurde das Überraschungsmoment vonseiten der Alliierten genutzt, auch wenn sich das Wetter erst im Tagesverlauf besserte und dadurch viele Soldaten bereits zu Beginn der Landung ihr Leben lassen mussten.

DWD Der Einfluss von Wetter und Klima auf die Menschheitsgeschichte – Teil 1 1

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.08.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Herbstliches Wetter im Hochsommer. Eine markante Sturmlage steht an!

Das unbeständige, windige und kühle Wetter der vergangenen Woche setzte sich auch am Wochenende fort. Dabei werden wir am heutigen Samstag gleich von zwei Tiefdruckgebieten in die Zange genommen. Eine Zyklone verlagert sich von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa und sorgt am morgigen Sonntag bei uns für zahlreiche Schauer und lokale Gewitter. Dabei nimmt an der Südseite des Tiefs bei zunehmendem Druckgradienten der Wind deutlich zu. So legt sich am Sonntag ein stärkeres Windfeld über den Süden Deutschlands. Dann sind dort bis in die Niederungen einzelne stürmische Böen möglich. In den südlichen Mittelgebirgen und am Alpenrand treten teils schwere Sturmböen auf. Zudem fließt auf der Rückseite des Tiefs erneut maritime Polarluft ein.

Doch das Hauptaugenmerk liegt auf die Zyklone ZACHARIAS (int PETAR). Diese befindet sich am heutigen Samstag über Ungarn. Dabei wird an dessen Ostseite feuchtwarme Mittelmeerluft nach Norden geführt. Dadurch entstehen intensive Niederschläge, die bereits am Freitag unwetterartige Niederschlagsmengen in Südosteuropa gebracht haben. So fielen in den Jülischen Alpen im Nordwesten Sloweniens innerhalb von 72 Stunden bis zu 272 Liter pro Quadratmeter. Aber auch in den anderen Gebieten in den südöstlichen Alpen kamen lokal über 200 Liter pro Quadratmeter in diesem Zeitraum zusammen.

Zacharias verlagert sich auf seiner VB ähnlichen Zugbahn (näheres siehe ) bis Montag über Polen in Richtung Skandinavien. Dabei erfährt das Tief über Nordpolen eine deutliche Intensivierung. Laut den aktuellen Prognosen erreicht es in der Nacht zum Dienstag voraussichtlich einen minimalen Kerndruck von unter 980 Hektopascal. Gleichzeitig nimmt der Druckgradient an der Südwestflanke von Zacharias deutlich zu, sodass sich der Wind vor allem über der Ostsee markant verstärkt. So erwarten wir am Montag im Norden und Nordosten eine Zunahme des Windes. Dann sind nordöstlich einer Linie vom Emsland bis nach Brandenburg verbreitet stürmische Böen zu erwarten. An den Küsten treten Sturmböen auf. An der Ostseeküste auch schon erste schwere Sturmböen.

DWD Herbstliches Wetter im Hochsommer. Eine markante Sturmlage steht an

 

Zum Abend hin und in der Nacht auf Dienstag wird nach jetzigem Stand an der Ostseeküste der Höhepunkt erreicht. Dann treten entlang der Ostseeküste häufiger schwere Sturmböen auf, zeitweise sogar orkanartige Böen. Über der Ostsee sind auch einzelne Orkanböen möglich. Im norddeutschen Binnenland nimmt der Wind dann aber schon wieder etwas ab. An den Küsten hält die Sturmlage aber bis Dienstagabend an. Bis dahin gilt für alle Urlauber sich einen geschützten Platz zu suchen und zu warten, bis der in diesem Jahr bereits zweite Sommersturm vorbei ist.

DWD Herbstliches Wetter im Hochsommer. Eine markante Sturmlage steht an 1

Und für alle Sommerfans gibt es zum Schluss auch noch gute Nachrichten! Denn ab der Wochenmitte setzt sich von Südwesten zunehmend Hochdruckeinfluss mit viel Sonnenschein und deutlich ansteigenden Temperaturen durch.

M.Sc.Nico Bauer ( Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.08.2023
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„Rollende“ Wolken im Mittelmeer

Am gestrigen Donnerstag (03.08.2023) zeigte sich im Mittelmeer eine recht selten zu beobachtende „roll cloud“ (auf Deutsch weniger üblich „Rollwolke“). Dabei handelt es sich um eine längliche, typischerweise nicht allzu hohe und röhrenförmige Wolke, die sich scheinbar um eine horizontale Achse zu rollen scheint.

DWD Rollende Wolken im Mittelmeer

Die Entstehung dieser außerordentlichen Wolke ist bislang allerdings noch nicht vollständig verstanden. Im Mittelmeer konnte man gestern eine Druckwelle beobachten, die sich in Südfrankreich in Zusammenhang mit einem Kaltluftvorstoß formierte und sich in südliche Richtungen fortbewegte. Darüber hinaus konnte man auch eine sogenannte Konvergenz in Erdbodennähe beobachten (siehe ). Dabei trafen Winde aus verschiedenen Richtungen aufeinander (vorderseitig herrschte südlicher Wind, rückseitig nördlicher Wind), wodurch die Luft in die Höhe ausweichen musste. Diese Konvergenz bewegte sich in der Folge als große, turbulente Welle fort.

Die Wolkenwelle kann man sich wie eine Wasserwelle mit einer geraden Kammlinie vorstellen, nur eben aus Luft. Das Besondere an dieser speziellen Welle ist nun, dass sie sich recht stabil über große Distanzen ohne Änderung ihrer Form fortsetzen kann. Die gestrige Mittelmeerwelle legt rund 400 Kilometer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von rund 15 km/h zurück und erstreckte sich zeitweise auf eine Länge von etwa 600 km. Dabei ist die Welle an sich nur wenige Hunderte Meter bis wenige Kilometer hoch und breit.

Deutlich berühmter ist übrigens eine australische „roll cloud„, die sogenannte „Morning Glory Cloud„. Jedes Jahr im australischen Frühling, wenn in unseren Breiten der Herbst allmählich Einzug hält, zieht es „Wolkensurfer“ in den Golf von Carpentaria im Norden Australiens. Denn von September bis November tritt dieses beeindruckende Phänomen dort aufgrund der besonderen Land-See-Verteilung sogar einigermaßen regelmäßig auf. Den Namen hat die „Morning Glory Cloud“ ursprünglich durch ihre morgendliche Ankunftszeit an der Küste in Queensland (Australien) erhalten. Bei günstigen Bedingungen können auch mehrere dieser Wolkenschlangen in einer regelmäßigen Anordnung hintereinander gesichtet werden.

Viele Menschen sind fasziniert von diesem Phänomen. So ist es wenig verwunderlich, dass Ende September das „Morning Glory Festival“ zu Ehren des Phänomens in der Kleinstadt Burketown (Australien) stattfindet. Außerdem handelt es sich meteorologisch gesehen um eine äußerst interessante und eigentlich sehr selten anzutreffende Wolkenform. Entsprechend widmen sich auch Wissenschaftler der Erforschung dieser Wolke. Seit dem Jahr 2017 wurde die Wolkenart sogar im offiziellen Wolkenatlas der UN-Unterorganisation für Meteorologie (kurz: WMO) aufgenommen und als „Strato- bzw. Altocumulus volutus“ benannt.

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Aber auch unter Drachen- und Segelfliegern wird es zunehmend ein Sport, diese faszinierende Wolke zu „surfen“. An der Frontseite der Welle kommt es zu Aufwinden, mit welchen die Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen werden und so den Gleitschirmfliegern ideale Bedingungen zum Wolkensurfen bieten. Im hinteren Bereich sinkt die Luft hingegen wieder ab. Deshalb sollten sich nur erfahrene Flieger auf das Abenteuer einlassen.

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Aber nicht nur im Mittelmeer oder im australischen Golf von Carpentaria kann sich die „roll cloud“ bilden. Es gibt weitere Beobachtungen auf der ganzen Welt, wie beispielsweise von Daniela Mirner Eberl im Januar 2009 in Maldonado, Uruguay festgehalten. Allerdings ist der Australische Golf bisher der einzig bekannte Ort, an dem diese faszinierende Wolke einigermaßen regelmäßig auftritt und auch vorhersagbar ist, was es für Wissenschaftler einfacher macht, dieses Phänomen zu beobachten und zu untersuchen.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.08.2023
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Hundstage fallen in diesem Jahr ins Wasser

Vor allem in den mittleren Landesteilen und teils im Süden startet der heutige 3 August 2023 mit viel Wind und einzelnen stürmischen Böen bis in die Niederungen. Auf dem Brocken im Harz wehte der Wind sogar zeitweise mit voller Orkanstärke. Dabei lagen die Temperaturen auch zur Mittagszeit häufig bei unter 20 Grad.

Verantwortlich hierfür ist das kräftige Tiefdruckgebiet XAN mit Zentrum über Südschweden, welches auf seiner Rückseite mit einer strammen Strömung subpolare Luft nach Deutschland führt. In dieser recht labil geschichteten Luftmassen entwickeln sich weitere, teils kräftige Schauer und Gewitter.

Diese zyklonale (tiefdruckgeprägte) Westwetterlage, die uns schon seit einiger Zeit beschäftigt hält auch in den kommenden Tagen vorerst noch an. Dabei ziehen vom Atlantik ausgehend immer wieder kräftige Tiefdrucksysteme in Richtung nördliches Mitteleuropa und sorgen bei uns neben reichlich Regen auch für einen gebietsweise kräftigen Wind.

Somit verlagert sich bereits am Wochenende das nächste Tiefdruckgebiet von den Britischen Inseln in Richtung Mitteleuropa. Dabei frischt an dessen Südseite der Wind zeitweise wieder stürmisch auf, sodass vor allem in den etwas höheren Lagen im Süden mit Sturmböen gerechnet werden muss. Gleichzeitig kommen neue kräftige Regengüsse auf. Damit kommen im Westen und im Süden nochmals verbreitet 10 bis 30 mm zusammen. In den westlichen Mittelgebirgen und vor allem am Alpenrand gebietsweise auch deutlich mehr. Die Niederschläge im äußersten Südosten fallen in Verbindung mit einem vom zentralen Mittelmeer nordwärts ziehen Tief. Dort sind unwetterartige Dauerregenmengen möglich. Die Verteilung der Niederschläge bis in die Nacht zum Dienstag, sowie die erwarteten Windböen für Sonntagmittag finden Sie in der beigefügten Grafik.

DWD Hundstage fallen in diesem Jahr ins Wasser 1

Auf der Rückseite der Zyklone fließt zum Sonntag erneut ein Schwall polarer Kaltluft ein, sodass die Temperaturen im Vergleich zu den Vortagen noch etwas zurückgehen. Dann wird im Süden selbst in den Niederungen die 20 Grad Marke nicht mehr erreicht. Stattdessen weht dort ein lebhafter Wind. Dadurch liegen die gefühlten Temperaturen lokal nur bei 12 bis 15 Grad.

Aber es gibt Hoffnung für alle Sommerfans! Zur Wochenmitte nimmt der Hochdruckeinfluss von Südwesten allmählich zu, sodass die Niederschlagsaktivität abnimmt und wir uns wieder bei steigenden Temperaturen auf mehr Sonnenschein freuen können. Dies lässt sich auch im 10 Tagestrend für Stuttgart-Echterdingen erkennen. Ob es auch wieder für Badewetter bei hochsommerlichen Temperaturen reicht ist noch unsicher. Nichtdestotrotz stehen die Chancen auf ein paar sonnige und warme Sommertage ab der Wochenmitte relativ gut.

DWD Hundstage fallen in diesem Jahr ins Wasser 2

M.Sc Nico Bauer (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.08.2023
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Deutschlandwetter im Juli 2023

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Juli 2023*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 21,6 °C +2,1 Grad
2 Freiburg Baden-Württemberg 21,4 °C +2,6 Grad
3 Mannheim Baden-Württemberg 21,4 °C +1,9 Grad

Besonders kalte Orte im Juli 2023*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 14,2 °C +1,5 Grad
2 Wasserkuppe Hessen 15,4 °C +2,3 Grad
3 Schierke Sachsen-Anhalt 15,5 °C +1,9 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Oberstdorf Bayern 267,6 l/m² 125 %
2 Joldelund Schleswig-Holstein 262,9 l/m² 306 %
3 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 233,1 l/m² 140 %

Besonders trockene Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Bad Lauchstädt Sachsen-Anhalt 19,1 l/m² 40 %
2 Mücheln/Geiseltal-Stöbnitz Sachsen-Anhalt 21,8 l/m² 42 %
3 Bernburg an der Saale Sachsen-Anhalt 23,1 l/m² 47 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Dresden-Klotzsche Sachsen 275 Stunden 131 %
2 Berlin-Dahlem Berlin 273 Stunden 125 %
3 Nossen Sachsen 273 Stunden 148 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Juli 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Oberstdorf Bayern 174 Stunden 87 %
2 Reichshof-Eckenhagen Nordrhein-Westfalen 182 Stunden 97 %
3 Bremervörde Niedersachsen 182 Stunden 92 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
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Verregneter Start in den August

Nach einer vergleichsweise heißen ersten Julihälfte, in der gebietsweise auch längere Trockenheit vorherrschte, wurde insbesondere in den letzten Tagen die Monatsbilanz des Julis noch einmal deutlich aufpoliert. Deutschlandweit fielen innerhalb des vergangenen Monats rund 100 Liter pro Quadratmeter. Dabei wurde die international gültige Referenzperiode von 1961 bis 1990 um 30 % übertroffen, im Vergleich zur Referenzperiode von 1991 bis 2020 waren es immerhin noch 15 %.

DWD Verregneter Start in den August

In der vergangenen Nacht (von Montagabend um 20 Uhr bis Dienstagmittag um 12 Uhr) wurde insbesondere im Bereich der Mittelgebirge noch einmal kräftig an der Juli-Bilanz geschraubt. Von der Eifel und dem Saarland bis zum Thüringer Wald und dem Harz fielen die Niederschläge kräftiger aus. Gebietsweise kamen dort 20 bis 35 l/m² in 16 Stunden zusammen. Punktuell lagen die Mengen auch über 40 l/m². Spitzenreiter finden sich beispielsweise im rheinland-pfälzischen Hermeskeil mit 56 l/m², am kleinen Feldberg im Taunus mit 52 l/m² oder am Hoherodskopf am Vogelsberg mit 51 l/m². Abbildung 1 zeigt die aus den Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen der vergangenen 12 Stunden seit Mitternacht.

Am heutigen 01. August lassen die Niederschläge im Bereich der Mittelgebirge im Tagesverlauf nach, im Süden und Südosten kann es jedoch noch längere Zeit regnen. Von Nordwesten ziehen aber bereits weitere Schauer und einzelne Gewitter auf, sodass das wechselhafte Wettergeschehen auch weiterhin anhält.

Werfen wir aber auch mal einen Blick auf die bisherige Jahresbilanz. Um sich einen Überblick über die im bisherigen Jahr gefallenen Niederschläge zu machen, bedient man sich gerne der aus Radardaten abgeleiteten und an die Stationsmessungen angeeichten Niederschlagsmengen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar, die gerade bei kleinräumig auftretenden Schauern und Gewittern teilweise recht groß sein können.

DWD Verregneter Start in den August 1

In Abbildung 2 ist die Gesamtniederschlagsmenge in Deutschland seit Jahresbeginn (01. Januar) in Liter pro Quadratmeter dargestellt (auch „absolute Niederschlagsmenge“ genannt). Auf den ersten Blick fallen die roten und punktuell auch violetten Flecken auf. So fielen im Sauerland lokal über 900 l/m² seit Jahresbeginn. Dies unterstreicht beispielsweise die Station Meinerzhagen-Redlendorf, die heute insgesamt 1039 l/m² verzeichnet. Auch im Schwarzwald wird bereits die
1000 l/m²-Marke geknackt. Die Station Baisersbronn-Ruhestein weist Mengen von 1108 l/m² auf. Am Alpenrand finden sich jedoch die Stationen mit den höchsten Niederschlagssummen. Balderschwang und die Zugspitze weisen um 1400 l/m² auf. Die trockensten Regionen finden sich in Teilen Thüringens und Sachsen-Anhalts. Dort liegt der bisherige Jahresniederschlag an der Station Bad Lauchstädt nur bei 203 l/m². Aber auch in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns sowie in Hessen und Rheinland-Pfalz finden sich Regionen mit Niederschlagsmengen unter 250 l/m².

Um die sogenannten absoluten Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?“), kann man sie beispielsweise in einen klimatologischen Kontext setzen. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit (hellgrüne bis rote Flächen) beschreiben, Werte über 100 % (blaue bis violette Flächen) stellen eine zu nasse Witterung dar (siehe Abbildung 3). Die dunkelgrünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen der Regen ungefähr der im Mittel zu erwartenden Niederschlagsmenge entspricht.

Vielerorts kann man in Abbildung 3 dunkelgrüne Flächen (um 100 %) feststellen. Wir befinden uns damit näherungsweise im Bereich des klimatologischen Mittels. Vor allem im Westen und Nordwesten finden sich sogar Bereiche, die deutlich zu nass sind. Deutlich zu trocken fallen die relativen Niederschläge vom Vogtland in Sachsen bis ins Eichsfeld in Thüringen sowie im Burgenland in Sachsen-Anhalt aus. Dort liegen die Werte lediglich um 50 %. Allerdings bleibt es erst einmal bei wechselhaftem Wetter, sodass auch dort die Chance auf eine Angleichung an klimatologisch mittlere Werte in diesem Sommer weiterhin besteht.

DWD Verregneter Start in den August 2

MSc.Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.08.2023
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