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Sonne satt am Muttertag

Das ausgedehnte Hochdruckgebiet UWE mit Schwerpunkt über der südlichen Ostsee bestimmt heute das meist ruhige Wettergeschehen in Deutschland. Seit der Auflösung von Nebel- und Hochnebelfeldern in manchen nördlichen Regionen scheint fast überall die Sonne. Dabei steigt die Temperatur in der Südwesthälfte auf Höchstwerte zwischen 23 und 28 Grad, sonst auf 20 bis 23 Grad. Allerdings macht sich an der Ostsee bei auflandigem Ostwind noch das kalte Meerwasser bemerkbar – daher wird dort die Marke von 20 Grad nicht erreicht. Alles in allem sehr gute Randbedingungen um den heutigen Muttertag im Freien zu verbringen.

DWD Sonne satt am Muttertag

Der Tag zu Ehren der Mütter ist global gesehen nicht einheitlich festgelegt und wird von den verschiedenen Ländern an ganz unterschiedlichen Tagen des Jahres begangen. So feiern einige Nationen den Muttertag bereits im Februar oder März, andere hingegen erst in der zweiten Jahreshälfte. In den deutschsprachigen Ländern und den meisten Nachbarstaaten hat sich allerdings der 2. Sonntag im Mai eingebürgert. Dieser Termin im Mai bringt mit sich, dass die Spanne an möglichem Wetter eine sehr große ist. So kann es Mitte Mai durchaus auch nochmal ziemlich kühl sein, länger anhaltender Regen wäre im Mai auch keine besondere Ausnahmeerscheinung. Außerdem könnten schon die ersten kräftigen Gewitterlagen auftreten, die dem Freizeitspaß unter freiem Himmel schnell ein Ende setzen würden. Dieses Jahr braucht man sich in den meisten Regionen aber keine Sorgenfalten bezüglich der Wetterentwicklung machen.

Eine kleine Ausnahme gibt es aber am heutigen Sonntag: In unseren Wetter- und Warnlageberichten ist nämlich von einem geringen Schauer- und Gewitterrisiko im Bereich des Schwarzwaldes und der östlichen Mittelgebirge (Erzgebirge, Oberpfälzer- und Bayerischer Wald) zu lesen. Doch warum ist das Risiko gerade dort leicht erhöht? Dies steht in direkter Verbindung mit der Topographie der genannten Regionen. In den verschiedenen Tälern des Berglandes kann die Sonne die maßgebliche Luftmasse etwas schneller erwärmen als in der flachen Ebene (die raschere Bildung von Quellwolken zeugt davon). Dazu trägt zum einen das reduzierte Luftvolumen eines Tales bei, zum anderen gibt es durch die Hänge deutlich mehr „Heizflächen“ (die Luft erwärmt sich nämlich über die Abstrahlung des Bodens) als im Flachland. Besonders groß ist der zweite Effekt, wenn die Sonne den Hang im rechten Winkel bescheint. Dieser Umstand der bevorzugten Gewitterentstehung wird auch als „orographischer Effekt“ beschrieben.

Zur Entstehung von Schauern oder Gewittern ist aber auch noch eine dafür geeignete Luftmasse von Nöten. Dabei sollte der Blick über die Landesgrenze hinaus nach Frankreich gerichtet werden. Dort etabliert sich heute eine Zone flachen Tiefdrucks, die den äußersten Südwesten Deutschlands knapp tangiert. Mit dieser wird etwas feuchtere und für Gewitter ein wenig anfälligere Luft herangeführt. Zusammen mit den vorher genannten orographischen Effekten kann es daher im Schwarzwald für einzelne Schauer und Gewitter ausreichen.

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Mit den Gewittern geht es auch zu Wochenbeginn (Montag) weiter. Nach meist sonnigem Tagestart werden die Wolken im äußersten Westen, Südwesten und in Alpennähe sowie im Bayerwald rasch größer und im Tagesverlauf sind dort Schauer und teils starke Gewitter möglich. Diese können örtlich eng begrenzt mit Starkregen um 20 l/qm in einer Stunde einhergehen. Vereinzelt ist auch Unwetter durch heftigen Starkregen mit Mengen um 30 l/qm in kurzer Zeit möglich. Außerdem sind da und dort kleinkörniger Hagel und stürmische Böen dabei. In der Nordosthälfte bleibt es dagegen hochdruckbedingt ruhig mit viel Sonnenschein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Langeweile? Nicht beim Wetter!

Die derzeitigen Protagonisten auf der Wetterkarte lauten FRANK und NADINE. Diese zwei Druckgebilde sind für das Wettergeschehen in Deutschland verantwortlich. Während Hoch FRANK über Südwesteuropa liegt, hat es sich Tief NADINE über Nordeuropa bequem gemacht. Daraus resultiert eine stramme westliche Strömung, mit der feuchte, aber auch ungewöhnlich milde Atlantikluft herangeführt wird.

DWD Langeweile Nicht beim Wetter

Die erste Geige im Wetterorchester spielt dabei der Wind, denn zeit- und gebietsweise drohen bis ins Flachland stürmische Böen aus westlicher Richtung. Dabei kristallisieren sich mehrere Höhepunkte bei der Windentwicklung heraus. Am heutigen Samstag werden vor allem im Norden und Osten steife Böen um 60 km/h (Bft 7) erwartet. Vor allem in Küstennähe sind stürmische Böen bis 70 km/h (Bft 8) möglich. In der Nacht zum Sonntag nimmt der Wind dann wieder ab.

Am Sonntag treten im Tagesverlauf nahezu im ganzen Land bis in tiefe Lagen steife, lokal stürmische Böen auf. Im höheren Bergland und an der Küste sind schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10) mit von der Partie. Etwas schwächer präsentiert sich der Wind lediglich in den Niederungen im Südwesten. Ein erster Höhepunkt in der Windentwicklung ist in der Nacht zum Montag zu erwarten. Dann stehen in einem breiten Streifen von der Nordsee bis zum Erzgebirge bis ins Tiefland stürmische Böen, teils auch Sturmböen um 75 km/h (Bft 9) auf der Agenda. Geschuldet ist dies einer Gradientverschärfung zwischen dem Hoch über Südwesteuropa und tiefem Luftdruck über Nordeuropa. Nordöstlich und südöstlich des Streifens ist der Wind schwächer unterwegs.

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Zum Start in die neue Woche bleibt uns das windige, teils stürmische Wetter erhalten. Auch am Montag werden die stärksten Böen (Bft 7-8) in einem Streifen diagonal vom Nordwesten bis nach Sachsen erwartet. Am Dienstag ist voraussichtlich in der gesamten Nordhälfte mit steifen Böen oder stürmischen Böen zu rechnen. Prinzipiell gilt für alle Tage, dass im höheren Bergland und zeitweise an der Küste schwere Sturmböen auftreten.

 

DWD Langeweile Nicht beim Wetter 2

Für Anfang Februar ist dieses windige Wetter jedoch nicht ungewöhnlich. Eher ungewöhnlich sind die sehr milden Temperaturen. Oftmals werden, mit Ausnahme des Nordostens, Höchstwerte jenseits der 10-Grad-Marke erwartet. Nachts bleibt es, bis auf ganz wenige Ausnahmen im Süden, meist frostfrei. Vor allem am Montag sind im Alpenvorland Höchstwerte um 17 Grad nicht ausgeschlossen.

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Neben viel Wind und milden Temperaturen wird es in einigen Regionen ziemlich nass. Bis Wochenmitte fallen in der Nordhälfte verbreitet 10 bis 30, gebietsweise um 50 l/qm. Vor allem in den Weststaulagen der Bergländer sind noch höhere Niederschlagssummen möglich. Deutlich weniger Regen fällt im Süden und Südwesten. Dort liegt die akkumulierte Niederschlagsmenge außerhalb des Berglandes größtenteils bei 5 bis 15 l/qm.

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Ob der Winter ab dem kommenden Wochenende nochmals ein Comeback wagt, muss abgewartet werden. Gewisse Anzeichen dafür gibt es in den Modellberechnungen jedoch bereits. Bis dahin heißt es aber, Gummistiefel und wasser- sowie winddichte Klamotten an und raus an die frische Luft, denn es gibt bekanntlich ja kein schlechtes Wetter.

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst

Die T-Shirts und kurzen Hosen können eingemottet werden. Dafür müssen nur warme Klamotten und eventuell sogar Schal und Mütze aus dem Schrank gekramt werden. Schuld daran ist eine markante Wetterumstellung. Während seit Wochen fast ununterbrochen ungewöhnlich warme Luftmassen in weiten Teilen des Landes vorherrschend waren, erfolgt nun eine 180-Grad-Wende. Schuld daran ist eine markante Kaltfront, zugehörig zu einem Tief über der nördlichen Ostsee, die die sehr warme Luftmasse subtropischen Ursprungs verdrängen konnte. Auf der Rückseite der Kaltfront fließt Meeresluft polaren Ursprungs ein. Die einfließende Luftmasse ist dabei etwa 15 Grad kälter als die Luftmasse der vergangenen Tage.

DWD Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst

Dies zeigt sich auch deutlich bei den Höchstwerten. Während am Freitag im Süden des Landes der späteste heiße Tag (Höchstwert über der 30-Grad-Marke) der in Deutschland seit Messbeginn jemals registriert wurde, auftrat, reicht es dort am Sonntag maximal noch für Höchsttemperaturen um 15 Grad. Die Spitzenreiter des gestrigen Freitags waren nach derzeitigem Stand Rheinfelden und Müllheim (jeweils Baden-Württemberg) mit 30,1 Grad. In einigen Orten des Südens wurde sogar ein neuer Monatsrekord verzeichnet und das Mitte Oktober, was doch recht ungewöhnlich ist. Der Allzeitoktoberrekord mit 30,9 Grad in Müllheim vom 07.10.2009 wurde dabei nur knapp verfehlt.

Fast noch eindrucksvoller waren die Tiefstwerte der vergangenen Nächte. In der Nacht zum heutigen Samstag lagen die vorläufigen Minima lokal nicht unter der 20-Grad-Marke, was einer Tropennacht entspricht. Beispielsweise war dies in Cottbus (Brandenburg) mit 20,8 Grad, Schipkau-Klettwitz (Brandenburg) mit 20,7 Grad und Dresden-Klotzsche (Sachsen) mit 20,5 Grad der Fall. Dabei ist der Wert aus Cottbus nach derzeitigem Stand das höchste Minimum, das jemals in Deutschland im Oktober gemessen wurde.

Dass der Temperatursturz mit ordentlich Wind einherging, erklärt sich fast von selbst, denn irgendwie müssen die immensen Temperaturunterschiede ja ausgeglichen werden. An und vor der Kaltfront kam es verbreitet zu stürmischen Böen und Sturmböen. An der Küste traten teils auch schwere Sturmböen auf. Die Station Darßer Ort (Mecklenburg-Vorpommern) meldete in der Nacht zum Samstag sogar eine orkanartige Böe mit 112 km/hBft 11. Im Küstenumfeld bleibt der Wind auch in den kommenden Tagen noch stürmisch und weht aus West bis Nordwest. Auch sonst lebt er am Sonntag im Nordosten nochmals deutlich auf. In den anderen Landesteilen bleibt der Wind zwar spürbar, aber bei weitem nicht so kräftig wie in der vergangenen Nacht und heute tagsüber.

Am Sonntag zieht über die Nordosthälfte des Landes ein Höhentief hinweg und sorgt dort für sehr wechselhaftes Wetter samt Regen- und Graupelschauern, die im Umfeld der Küsten mitunter gewittrig sein können. In den anderen Landesteilen macht sich bereits eine schwache Hochdruckbrücke bemerkbar, die von den Britischen Inseln über Mitteleuropa bis in den Balkan reicht. Dabei gibt es einen freundlichen Mix aus Sonne und Wolken, Schauer sind eher selten. Nur am Alpenrand regnet es noch etwas häufiger. Mit 8 bis 15 Grad wird es herbstlich kühl. In der Nacht zum Montag droht dann gebietsweise Luftfrost, weshalb empfindliche Pflanzen nun definitiv ins Warme gebracht werden müssen!

Zum Beginn der neuen Woche beruhigt sich das Wettergeschehen dann verbreitet, denn das Höhentief verabschiedet sich nach Nordosteuropa und Deutschland liegt dann fast vollständig unter der Hochdruckbrücke. Nur im Küstenumfeld bleibt es leicht wechselhaft. Insgesamt bleibt die Luftmasse kühl, sodass die Höchstwerte meist unter 15 Grad liegen werden. Exemplarisch dafür ist im nachfolgenden Bild der Temperaturverlauf für die Städte Frankfurt am Main, Berlin und München dargestellt.

DWD Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst 1

Der herbstliche Wettercharakter wird außerdem dadurch unterstrichen, dass sich Nebel- und Hochnebelfelder mitunter nur sehr zögerlich auflösen. Inwiefern zur Wochenmitte wieder Tiefdruckeinfluss die Oberhand gewinnt, muss noch abgewartet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt deuten sich allerdings von Südwesten teils länger anhaltende Regenfälle an. Eins ist auf jeden Fall gewiss, der Sommer 2023 ist Geschichte.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst