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Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst

Die T-Shirts und kurzen Hosen können eingemottet werden. Dafür müssen nur warme Klamotten und eventuell sogar Schal und Mütze aus dem Schrank gekramt werden. Schuld daran ist eine markante Wetterumstellung. Während seit Wochen fast ununterbrochen ungewöhnlich warme Luftmassen in weiten Teilen des Landes vorherrschend waren, erfolgt nun eine 180-Grad-Wende. Schuld daran ist eine markante Kaltfront, zugehörig zu einem Tief über der nördlichen Ostsee, die die sehr warme Luftmasse subtropischen Ursprungs verdrängen konnte. Auf der Rückseite der Kaltfront fließt Meeresluft polaren Ursprungs ein. Die einfließende Luftmasse ist dabei etwa 15 Grad kälter als die Luftmasse der vergangenen Tage.

DWD Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst

Dies zeigt sich auch deutlich bei den Höchstwerten. Während am Freitag im Süden des Landes der späteste heiße Tag (Höchstwert über der 30-Grad-Marke) der in Deutschland seit Messbeginn jemals registriert wurde, auftrat, reicht es dort am Sonntag maximal noch für Höchsttemperaturen um 15 Grad. Die Spitzenreiter des gestrigen Freitags waren nach derzeitigem Stand Rheinfelden und Müllheim (jeweils Baden-Württemberg) mit 30,1 Grad. In einigen Orten des Südens wurde sogar ein neuer Monatsrekord verzeichnet und das Mitte Oktober, was doch recht ungewöhnlich ist. Der Allzeitoktoberrekord mit 30,9 Grad in Müllheim vom 07.10.2009 wurde dabei nur knapp verfehlt.

Fast noch eindrucksvoller waren die Tiefstwerte der vergangenen Nächte. In der Nacht zum heutigen Samstag lagen die vorläufigen Minima lokal nicht unter der 20-Grad-Marke, was einer Tropennacht entspricht. Beispielsweise war dies in Cottbus (Brandenburg) mit 20,8 Grad, Schipkau-Klettwitz (Brandenburg) mit 20,7 Grad und Dresden-Klotzsche (Sachsen) mit 20,5 Grad der Fall. Dabei ist der Wert aus Cottbus nach derzeitigem Stand das höchste Minimum, das jemals in Deutschland im Oktober gemessen wurde.

Dass der Temperatursturz mit ordentlich Wind einherging, erklärt sich fast von selbst, denn irgendwie müssen die immensen Temperaturunterschiede ja ausgeglichen werden. An und vor der Kaltfront kam es verbreitet zu stürmischen Böen und Sturmböen. An der Küste traten teils auch schwere Sturmböen auf. Die Station Darßer Ort (Mecklenburg-Vorpommern) meldete in der Nacht zum Samstag sogar eine orkanartige Böe mit 112 km/hBft 11. Im Küstenumfeld bleibt der Wind auch in den kommenden Tagen noch stürmisch und weht aus West bis Nordwest. Auch sonst lebt er am Sonntag im Nordosten nochmals deutlich auf. In den anderen Landesteilen bleibt der Wind zwar spürbar, aber bei weitem nicht so kräftig wie in der vergangenen Nacht und heute tagsüber.

Am Sonntag zieht über die Nordosthälfte des Landes ein Höhentief hinweg und sorgt dort für sehr wechselhaftes Wetter samt Regen- und Graupelschauern, die im Umfeld der Küsten mitunter gewittrig sein können. In den anderen Landesteilen macht sich bereits eine schwache Hochdruckbrücke bemerkbar, die von den Britischen Inseln über Mitteleuropa bis in den Balkan reicht. Dabei gibt es einen freundlichen Mix aus Sonne und Wolken, Schauer sind eher selten. Nur am Alpenrand regnet es noch etwas häufiger. Mit 8 bis 15 Grad wird es herbstlich kühl. In der Nacht zum Montag droht dann gebietsweise Luftfrost, weshalb empfindliche Pflanzen nun definitiv ins Warme gebracht werden müssen!

Zum Beginn der neuen Woche beruhigt sich das Wettergeschehen dann verbreitet, denn das Höhentief verabschiedet sich nach Nordosteuropa und Deutschland liegt dann fast vollständig unter der Hochdruckbrücke. Nur im Küstenumfeld bleibt es leicht wechselhaft. Insgesamt bleibt die Luftmasse kühl, sodass die Höchstwerte meist unter 15 Grad liegen werden. Exemplarisch dafür ist im nachfolgenden Bild der Temperaturverlauf für die Städte Frankfurt am Main, Berlin und München dargestellt.

DWD Vom Oktobersommer mit Vollgas in den Vollherbst 1

Der herbstliche Wettercharakter wird außerdem dadurch unterstrichen, dass sich Nebel- und Hochnebelfelder mitunter nur sehr zögerlich auflösen. Inwiefern zur Wochenmitte wieder Tiefdruckeinfluss die Oberhand gewinnt, muss noch abgewartet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt deuten sich allerdings von Südwesten teils länger anhaltende Regenfälle an. Eins ist auf jeden Fall gewiss, der Sommer 2023 ist Geschichte.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

(Un)Wetterwarnungen des DWD – Teil 1: Weshalb sind sie notwendig?

Sicher haben Sie schon oft im Radio oder am Ende der TV-Nachrichten Sätze wie „Es bestehen aktuelle Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes vor schweren Gewittern in Teilen von Nordrhein-Westfalen“ oder „Der Deutsche Wetterdienst warnt vor ergiebigem Dauerregen an den Alpen“ gehört. Die Rede ist dabei von Unwetterwarnungen, für die der Deutsche Wetterdienst (DWD) als Bundesbehörde zuständig ist. Die Information und Warnung der Bevölkerung vor Wettergefahren jeglicher Art ist eine der wichtigsten hoheitlichen Aufgaben im Geschäftsbereich „Wettervorhersage“ des DWD. Es wird vor Wind/Sturm, Gewitter (inklusive Begleiterscheinungen), Stark- und Dauerregen, Nebel, Schneefall, Schneeverwehungen, Glätte/Glatteis und starkem Tauwetter gewarnt.

Wer braucht diese Warnungen?

Natürlich hängt dies stark vom Wetterereignis ab. Von großer Bedeutung sind Wetter- und Unwetterwarnungen für Organisatoren von Freiluftveranstaltungen. Nähert sich zum Beispiel dem Festivalgelände von „Rock am Ring“ ein Gewitter, sind Warnungen des DWD ein wichtiger Bestandteil bei der Entscheidung, ob evakuiert werden muss oder ob weiterhin gefahrenlos der Rockband zugehört werden kann. Bei anderen Veranstaltungen kann insbesondere Wind und Sturm zum Problem werden. Durch eine rechtzeitige Warnung und darauffolgende Schutzmaßnahmen kann verhindert werden, dass Videoleinwände umstürzen oder dass Stehzelte weggeweht und dadurch Besucher in Gefahr gebracht werden. Doch nicht nur Großveranstalter sind auf präzise Wetterwarnungen angewiesen. Diese helfen auch der Feuerwehr bei der Einsatzplanung. Die Hochwasserschutzzentralen der Länder nutzen Warnungen vor ergiebigem Dauerregen oder starkem Tauwetter zur Einschätzung und Prognose möglicher Hochwasserereignisse. Im Winterhalbjahr geben Schnee- und Glättewarnungen Hinweise, wo Straßenmeistereien mit ihren Räum- und Streufahrzeugen ausrücken müssen.

Wetter- und Unwetterwarnungen sind zudem für jeden Bundesbürger wichtig, im Beruf wie in der Freizeit. Weiß Förster Sigmund Goldlaub (Namen fiktiv) zum Beispiel, dass es am Nachmittag stürmisch wird, wird er sicherheitshalber Waldarbeiten verschieben. Gleichzeitig muss das Wild nicht vor Jäger Klaus Rehschreck auf der Hut sein, da dieser wohl seine Jagd vertagt, um nicht selbst durch einen umstürzenden Baum das Zeitliche zu segnen. Auch für Gertrud Sommer, die ihren runden Geburtstag mit einer rauschenden Gartenparty feiern möchte, sind Wetterwarnungen nicht uninteressant. Drohen Gewitter mit Sturmböen, verzichtet sie vielleicht auf das Aufbauen eines Gartenzeltes und erstellt einen „Plan B“, falls pünktlich zum Fertigwerden der ersten Grillwürstchen Platzregen einsetzen sollte. Wird gar ein Orkan erwartet, kann Wolfgang Sturm rechtzeitig lose Gegenstände auf seinem Grundstück in Sicherheit bringen. Wie Sie sehen, sind (Un)Wetterwarnungen für unterschiedlichste Zielgruppen relevant – von Behörden über Großveranstalter bis hin zur Privatperson.

Welche Warnstufen gibt es?

Die Warnmeteorologen der regionalen Außenstellen und der Vorhersage- und Beratungszentrale im DWD geben Wetterwarnungen in farblich unterschiedlichen Warnstufen aus. Gelbe Warnungen (Stufe 1) sind eher als Wetterhinweis anzusehen. Mit größeren Schäden ist noch nicht zu rechnen. Dennoch bewahren sie uns vor wetterbedingten Überraschungen. So können beispielsweise Obstbauern und Winzer im Frühjahr bei einer Frostwarnung ihre Kulturen vor Frostschäden schützen und der Hobbygärtner weiß, wann er empfindliche Pflanzen ins warme Haus stellen sollte. Auch wenn die Auswirkungen bei gelben Warnungen meist gering sind, ahnen Pendler, die in manche schneearme Metropole fahren möchten, dass ihnen bei einer Warnung vor leichtem Schneefall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Verkehrschaos blüht ;-).

Besteht für Ihre Region eine orange/ocker Warnung (Warnung vor markantem Wetter, Stufe 2), kann es bereits zu Schäden und mehr oder weniger großen Auswirkungen kommen. Durch Sturmböen können Äste abbrechen und Gegenstände umherfliegen oder durch Stark- oder Dauerregen können Bäche über die Ufer treten und Straßen überschwemmt werden.

Geht es wettermäßig so richtig zur Sache, zieht der Warnmeteorologe – anders als beim Fußball – bereits VOR dem Ereignis die „rote Karte“, sprich: es wird eine Unwetterwarnung (Stufe 3) ausgegeben. Nun ist mit größeren Schäden an der Infrastruktur und Beeinträchtigen im öffentlichen Leben zu rechnen. Bei Gewittern sind diese meist nur räumlich sehr eng begrenzt, bei Durchzug eines Orkantiefs sind hingegen großflächig erhebliche Schäden wahrscheinlich. Erscheint sogar die Farbe dunkelrot (Stufe 4) auf der Warnkarte, wird für diese Region ein extremes und sehr schadensträchtiges Unwetter erwartet. Dies ist aber glücklicherweise eher selten der Fall und betrifft meist nur kleine Regionen.

Im 2. Teil erfahren Sie mehr über den Weg vom ersten Hinweis auf ein gefährliches Wetterereignis bis hin zur konkreten Gemeinde-genauen Warnung.

DWD UnWetterwarnungen des DWD Teil 1 Weshalb sind sie notwendig

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.10.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetter fährt Achterbahn

Das bisher wetterbestimmende Hochdruckgebiet QUITERIA hat sich mittlerweile nach Osteuropa zurückgezogen und verliert damit zunehmend seinen Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland. Dafür hat heute Tief JAN mit Kern über Großbritannien das Zepter in die Hand genommen. An seiner Vorderseite strömt heute noch warme und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum ein, sodass im Osten nochmals Höchstwerte zwischen 26 und 30 Grad erreicht werden können. Auch sonst wird es mit 24 bis 28 Grad erneut spätsommerlich warm. Eine erste Kaltfront liegt dabei am Nachmittag über der Osthälfte des Landes und sorgt vor allem im Süden und Südosten für teils kräftige, schauerartig verstärkte und mitunter gewittrig durchsetzte Regenfälle. Lokal fallen dabei 20 bis 30, punktuell um 40 l/qm in einer oder wenigen Stunden. Sonst sind Schauer eher selten.

Erst am Abend droht von Westen neues Ungemach. Dann zieht eine zweite Kaltfront samt kräftigen Schauern und Gewittern auf. Bei diesen Gewittern ist Starkregen mit Mengen um 20 l/qm in kurzer Zeit und kleinkörniger Hagel möglich. Augenmerk muss vor allem auf die stürmischen Böen und eventuell Sturm- oder sogar schweren Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 70 und 90 km/h gelegt werden. Die Gewitter verlagern sich in der Nacht unter deutlicher Abschwächung ostwärts.

DWD Wetter faehrt Achterbahn 1

Am morgigen Dienstag verstärkt sich der Druckgradient zwischen tiefem Luftdruck über Nordeuropa und hohem Luftdruck über Südeuropa. Dies ist an der Drängung der Isobaren im nachfolgenden Bild gut zu erkennen.

DWD Wetter faehrt Achterbahn 2

Durch die Verschärfung des Druckgradienten lebt der Südwest- bis Westwind in weiten Teilen des Landes deutlich auf. Insbesondere im Westen, Nordwesten und Norden sind bis in tiefe Lagen steife Böen zu erwarten. An der Nordsee und generell im Bergland drohen stürmische Böen und Sturmböen, auf den Inseln auch einzelne schwere Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten um 100 km/h.

Die Niederschlagsneigung lässt in den meisten Landesteilen jedoch deutlich nach und nur an den Alpen regnet es anfangs noch etwas. Die Sonne kann sich dabei häufig zeigen, hauptsächlich in einem breiten Streifen vom Schwarzwald bis zur Uckermark. Im äußersten Norden und Nordwesten, später auch weiter im Binnenland regnet es aus dichter Bewölkung zeitweise. Mit Höchstwerten um 19 Grad im Nordwesten entsteht dort fast schon ein herbstlicher Wettereindruck. Sonst liegen die Höchstwerte mit 20 bis 24 Grad oftmals 4 bis 8 Grad unter denen des Vortags. Insgesamt ist der September deutschlandweit derzeit etwa 5 Grad wärmer als im vieljährigen Mittel.

Am Mittwoch geht es mit den Temperaturen dann schon wieder aufwärts. In der Südosthälfte steht in vielen Orten mit Höchstwerten über der 25-Grad-Marke der nächste Sommertag ins Haus. Meist reicht es für 26 oder 27 Grad. Im Nordwesten und Norden wird es mit 22 bis 24 Grad ebenfalls angenehm warm. Regen ist am Mittwoch selbst im Norden die Ausnahme und in weiten Teilen des Landes kann ein schöner Spätsommertag genossen werden: Vor allem im Süden scheint die Sonne teils über 10 Stunden lang. Nur an der Donau können sich Nebelfelder mitunter zäh halten.

DWD Wetter faehrt Achterbahn 3

DWD Wetter faehrt Achterbahn 4

Im weiteren Verlauf der Woche wird es von Westen her deutlich wechselhafter und zeitweise windig. Am Donnerstag steht im Osten und Süden nochmals verbreitet ein Sommertag ins Haus. Ab Freitag sind die Sommertage erst einmal gezählt und es werden maximal noch 17 bis 22 Grad erreicht.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.09.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst