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Viel Regen für die Südwesthälfte

Sommerliche Temperaturen und viel Sonnenschein laden derzeit zum Baden ein. Zumindest gilt dies, wenn man in Richtung Norden und Nordosten Deutschlands schaut. In der Südwesthälfte werden den Bewohnern bei dieser Aussage eher Fragezeichen auf der Stirn erscheinen. Dort gestaltet sich das Wetter “nur” mäßig-warm und wechselhaft mit dichten Wolken und teils kräftigen Gewittern. Zudem setzt ab Donnerstagabend länger anhaltender, teils schauerartig verstärkter Regen ein, bei dem auch unwetterartige Niederschlagsmengen zusammenkommen können. Es sieht dort aktuell also nicht gerade nach sommerlichen Verhältnissen aus – auch wenn die Holunderblüte aus phänologischer Sicht bereits den Frühsommer eingeläutet hat.

DWD Viel Regen fuer die Suedwesthaelfte

Die Schuldigen sind in der Bodendruckkarte auch schnell ausgemacht. Von Tief “Juli” im Bereich der Biskaya ausgehend liegt eine Luftmassengrenze knapp westlich von Deutschland. Auf deren Vorderseite findet man in der Südwesthälfte in der feuchten Subtropikluft eine Zone mit tiefem Luftdruck (auch Tiefdruckrinne genannt). Ein erstes Tiefzentrum mit dem Namen “Ildiko I” zog bereits am gestrigen Mittwoch und in der vergangenen Nacht zum Donnerstag mit teils kräftigen Schauern und Gewittern sowie schauerartig verstärktem Regen über den Südwesten hinweg. Im südlichen Breisgau kam es in der Gemeinde Offnadingen aufgrund von Starkregen und Hagel zu Überschwemmungen.

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Am heutigen Donnerstag setzt sich die wolkenreiche, regnerische Witterung in der Südwesthälfte weiter fort. So bilden sich dort im heutigen Tagesverlauf erneut zahlreiche Schauer und einige teils kräftige Gewitter aus. Diese sollten meist im markanten Bereich liegen und mit Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergehen. Aufgrund der feuchten Luft kann aber auch ein lokales unwetterartiges Starkregenereignis mit Mengen bis 40 l/qm in kurzer Zeit, im Alpenvorland auch mit Hagel um 2 cm nicht ausgeschlossen werden.

DWD Viel Regen fuer die Suedwesthaelfte

Ab den Abendstunden bildet sich dann im Bereich der Alpen ein weiteres Tief “Ildiko II” in bodennahen Schichten, das in der Folge langsam nordwestwärts zieht. Dabei stellt sich eine sogenannte Gegenstromlage ein. Während die Winde in der Höhe aus südlichen Richtungen wehen, dreht der Wind am Boden auf nördliche Richtungen und die feuchte Luft wird angehoben. Diese regnet in der Folge über längere Zeit teils schauerartig verstärkt ab.

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Der Regenkomplex zieht ab Donnerstagabend vom Süden Baden-Württembergs und dem südwestlichen Bayern in Richtung Saarland, Rheinland-Pfalz und Südost-Hessen und erreicht voraussichtlich am Freitag den Südwesten von Nordrhein-Westfalen. Dabei sind gebietsweise durchaus 40 bis 70 Liter pro Quadratmeter in 12 bis 24 Stunden möglich, lokal kann auch extrem ergiebiger Regen mit Mengen über 80 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen werden. Punktuell deuten sich in einigen Wettermodellen für die Staulagen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb sogar Mengen um 100 Liter pro Quadratmeter an. Dort, wo die unwetterartigen Niederschläge auftreten werden, muss mit Überschwemmungen auf Straßen und in Unterführungen gerechnet werden. Flüsse und Bäche könnten zudem über die Ufer treten.

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Ab Samstag fließt dann die mäßig-warme Luft deutschlandweit ein und die Höchstwerte schaffen es nur noch vereinzelt an die sommerliche Marke von 25 Grad. Somit ist der Sommer auch im Norden und Nordosten erst einmal passé. Das Wetter gestaltet sich gebietsweise weiterhin wechselhaft mit Schauern und Gewittern. Unwettergefahr besteht dann nur noch vereinzelt und lokal eng begrenzt bei kräftigen Gewittern aufgrund heftigen Starkregens.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Gewittertief “Flurina”

Am gestrigen Donnerstag, den 02. Mai 2024, bildete sich auf der Vorderseite eines Höhentroges eine Tiefdruckrinne aus, die von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz und Hessen bis zum Westausgang des Ärmelkanals reichte. Eingebettet in diese Tiefdruckrinne lag das Tief “Flurina”. Dies wirkte zunächst noch recht harmlos, schien doch anfangs bei teils sommerlichen Temperaturen häufig die Sonne. Dabei konnte sich allerdings im Bereich der Tiefdruckrinne ordentlich Energie aufbauen. Zusammen mit einer ausreichend verfügbaren Feuchte bildeten sich so im Tagesverlauf zahlreiche kräftige Gewitter aus. Wegen der eher schwachen Höhenströmung ergab sich eine geringe Zuggeschwindigkeit der Gewitterzellen, was die Gefahr für Starkregen deutlich erhöhte. So blieb es nicht nur bei markanten Gewittern mit Starkregen, lokal eng begrenzt musste sogar vor extrem heftigem Starkregen gewarnt werden. Auch Hagel konnte zeitweise beobachtet werden, wie man beispielsweise den Nutzermeldungen aus der WarnWetter-App entnehmen konnte.

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Im Laufe des Abends wuchsen die Gewitter immer weiter zusammen, sodass sich auch größere Bereiche mit Starkregen formierten, im Laufe der Nacht ließ die Intensität dann aber allmählich nach. Bis zum heutigen Freitagvormittag hielten die Regenfälle im Westen an, um bis zu den Mittagsstunden dann in Richtung Niederlande abzuziehen.

Besonders betroffen von den Gewittern waren Gebiete in Baden-Württemberg, Nordwest-Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen sowie im westlichen Nordrhein-Westfalen. Der Spitzenreiter aus dem DWD-Messnetz am gestrigen Tag war die Station in Bad-Neuenahr mit 59 Litern pro Quadratmeter (kurz: l/qm) innerhalb einer Stunde, gemessen gegen 19 Uhr. Dies entspricht ungefähr dem Niederschlag eines Monats, der dort innerhalb von einer Stunde niederging.

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Gleichzeitig ist dies auch die Station mit dem größten Tagesniederschlag. Dort kamen innerhalb von nur 24 Stunden 89 l/qm zusammen. Auch in Bad Camberg im Hintertaunus (Hessen) fielen 86 l/qm, in Dahlem-Schmidtheim in der Eifel (NRW) kamen rund 80 l/qm zusammen. Die radarbasierte Niederschlagssummenabschätzung deutet an, dass die Mengen punktuell sogar noch etwas höher ausgefallen sein können.

Am heutigen Freitagmorgen wird auch das Ausmaß der Schäden allmählich klar. Nicht nur im bereits 2021 von einer Flutkatastrophe heimgesuchten Bad Neuenahr liefen Keller voll und wurden Straßen überflutet, in zahlreichen weiteren Orten kam es zu ebenfalls zu Überschwemmungen. Tückisch waren beispielsweise vollgelaufene Unterführungen, die mit dem Auto nicht mehr zu durchfahren waren. So mussten vereinzelt Menschen aus ihren schwimmenden Autos gerettet werden. Besonders dramatisch traf es zahlreiche Bewohner in Bad Homburg. Diese wurden in ihren Häusern eingeschlossen, weil der Wasserpegel des Eschbach rasant angestiegen war. Innerhalb von einer Stunde stieg der Pegel von 40 cm auf 254 cm an. Im baden-württembergischen Bisingen verwandelten sich hingegen die Straßen in reißende Flüsse. Dort sorgten die Unwetter ebenfalls für große Schäden.

DWD Gewittertief Flurina 2

Am heutigen Freitag zieht das Unwettertief “Flurina” über die Nordsee in Richtung Großbritannien ab. Der Regen im Westen Deutschlands klingt dabei ab und es setzen sich einige Auflockerungen durch. Anders sieht es im Osten und Nordosten Deutschlands aus. Dort hält sich noch die wärmere und feuchtere Luft. In dieser bilden sich am Nachmittag erneut örtliche Gewitter. Lokal eng begrenzt ist auch unwetterartiger Starkregen dabei nicht ganz ausgeschlossen.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst