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Niederschläge hierzulande und weltweit

Am morgigen Donnerstag wird in den USA der „Öffne-drinnen-einen-Regenschirm-Tag“ begangen. Dann soll man einen Regenschirm innerhalb eines geschlossenen Gebäudes öffnen. Einem Aberglaube zufolge bringt dies allerdings Unglück. Thomas Edward Knibb rief den Aktionstag mit der Intention ins Leben, diesen Aberglauben zu widerlegen. Seine Hypothese war, dass das Öffnen eines Regenschirms innerhalb eines geschlossenen Gebäudes ohne Konsequenzen bleiben würde. Knibb wollte mit dem Aktionstag einen Anreiz schaffen, seine Hypothese zu überprüfen.

Hierzulande benötigte man erst zum Beginn der neuen Woche gebietsweise wieder einen Regenschirm. Davor war meist ruhiges und sonniges Hochdruckwetter vorherrschend. Dabei blieb es durchweg niederschlagsfrei. Wie sieht es also bezüglich der bisherigen Niederschlagsstatistik in diesem Monat aus?

Wetterstationen können hierbei Aufschluss geben, wie viel Niederschlag an einem bestimmten Ort in einer gewissen Zeit gefallen ist. Allerdings kann man durch Wetterstationen nur ein unzureichendes Bild davon bekommen, wie viel Niederschlag in der Fläche gefallen ist. Auch können teilweise kräftige Niederschläge nicht erfasst werden, wenn sie nicht gerade über eine Wetterstation hinwegziehen. Die Lösung für dieses Problem sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die aus Radardaten interpretierten Niederschlagsmengen seit dem 01. März. Um genauer zu sein, müsste man eher sagen, dass es sich um die Niederschlagsmengen der vergangenen 48 Stunden handelt. Die Abbildung wird nämlich jeden Morgen um 06 UTC mit den täglich übermittelten 24-stündigen Niederschlagsmengen aktualisiert. 

Niederschlaege hierzulande und weltweit teil 1

Aus Radardaten abgeleitete Niederschlagsmengen in Liter pro Quadratmeter seit dem 01. März 

Es stellt keine Herkulesaufgabe dar zu erkennen, dass abgesehen von einzelnen Ausnahmen kaum nennenswerte Niederschlagsmengen zusammenkamen. Im Norden blieb es abgesehen von einzelnen Schauern bislang gänzlich niederschlagsfrei. In den mittleren Landesteilen gab es in den vergangenen 48 Stunden vermehrt Schauer und auch einzelne Gewitter. Im Süden traten sowohl stratiforme als auch konvektive Niederschläge auf. Allenfalls der Streifen von Südbaden bis in den Stuttgarter Raum „sticht“ mit Werten zwischen 10 und 25 Liter pro Quadratmeter hervor.

Im Durchschnitt fallen im Monat März 30 bis 80 Liter pro Quadratmeter. Da die bisherigen Niederschlagsmengen abgesehen von einzelnen Ausnahmen nur geringfügig waren, lohnt ein Vergleich relativ zum vieljährigen Mittel somit nicht wirklich.

Und wie sieht es in den kommenden Tagen hinsichtlich Niederschlag aus?

In der Zwischenzeit bestimmt Tiefdruckeinfluss unser Wettergeschehen. An der Westflanke von Tief TOBBE, das sich mit seinem Kern über Dänemark befindet, strömt von Norden her allmählich Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland. 

Niederschlaege hierzulande und weltweit teil 2

Prognosekarte Bodendruck und Lage der Fronten mit Namen der steuernden Hoch- und Tiefdruckgebiete für den heutigen Mittwoch, 12.03.2025 12 UTC 

Am heutigen Mittwoch trennt eine Luftmassengrenze die mildere Luftmasse der vergangenen Tage im Südosten Deutschlands von der einströmenden kühleren Luft in den übrigen Landesteilen. Diese Luftmassengrenze macht sich in einem breiten Streifen von der Südpfalz und Baden bis in die Lausitz durch zeitweilige Niederschläge bemerkbar. Nördlich und nordwestlich davon kann es bei wechselnder Bewölkung einzelne Schauer geben. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten hierfür gibt es im Nordseeumfeld.

In der Nacht zum Donnerstag regnet es in der Südosthälfte zeitweise. Im Bergland gehen die Niederschläge dann zunehmend in Schnee über und verleihen dem Landschaftsbild dort einen Hauch von Spätwinter, auch wenn hinsichtlich Niederschlagsmengen nicht allzu viel zusammenkommen wird. Für vorübergehende Glätte könnte es aber allemal reichen. Neben gelegentlichen Schauern im Nordseeumfeld bleibt es in den übrigen Landesteilen meist niederschlagsfrei.

Am morgigen Donnerstag werden von Süden her erneut Niederschläge in Gang gesetzt, die im Bergland und dort vor allem in den Alpen als Schnee fallen. Selbst dort kommen aber auch nur ein paar Zentimeter zusammen. Richtung Nordwesten muss erneut mit einzelnen Schauern gerechnet werden.

Auch für den Freitag zeigt sich ein ähnliches Bild beim Wetter. Zum Wochenende wird man wahrscheinlich nur im Süden nass. In den übrigen Landesteilen ist es hingegen heiter bis sonnig und niederschlagsfrei.

Doch die Niederschlagsmengen bei uns sind nichts im Vergleich zu anderen Niederschlagsereignissen weltweit. In den vergangenen Tagen gab es beispielsweise auf der Iberischen Halbinsel kräftige, teils gewittrige Niederschläge. In den Medien kursierten auch Meldungen eines Starkregenereignisses auf Gran Canaria, infolgedessen es dort zu Überschwemmungen kam.

Im Nordosten Argentiniens kam es gebietsweise ebenfalls zu kräftigen, gewittrig durchsetzten Regenfällen. Hierbei hört und liest man leider traurige Berichte vor allem aus der Hafenstadt Bahía Blanca. Dort sind Todesopfer, Vermisste und Verletzte zu beklagen. In der Region rund um Bahía Blanca fielen zwischen dem 07. und 10. März 100 bis 250 Liter pro Quadratmeter. Durch Betrachtung der in Abbildung 3 markierten Stationen wird deutlich, dass die Niederschlagsmengen von besagtem Zeitraum 150 bis 170 Prozent den für März üblichen Niederschlagsmengen entsprechen. Diese Niederschlagsmengen führten schließlich zu Überschwemmungen, infolgedessen die dortige Infrastruktur zum Erliegen kam. 

Niederschlaege hierzulande und weltweit teil 3

Grafik des europäischen Emergency Response Coordination Centre mit der von Überschwemmungen betroffenen Region rund um die argentinische Hafenstadt Bahía Blanca

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Zu den Überflutungen in Dubai und deren Hintergründen

Allerhand wurde in den letzten Tagen über die Überschwemmungen in Dubai berichtet. Nicht zu Unrecht, denn insgesamt fielen 164 Liter auf den Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Nicht gerade ein Wert, den man in einer Wüstenregion erwarten würde.

Grund dafür war ein ungewöhnlich weit südlich ziehendes Höhentief im Zuge einer Austrogung über Westasien. Durch diesen dynamischen Antrieb bildete sich auch bodennah ein markantes Tiefdruckgebiet. Durch die damit einhergehenden Hebungsprozesse konnte die dort üblicherweise vorhandene Feuchte in diesem Falle recht effizient in Niederschlag umgesetzt werden. Dazu sei gesagt, dass die Luftmassen am Persischen Golf generell immer recht feucht sind, diese Luftfeuchte aber durch nahezu permanent wirkenden Hochdruck keinen Effekt – z.B. in Form von Regen – hat.

DWD Zu den Ueberflutungen in Dubai und deren Hintergruenden

Einen dementsprechenden „Knalleffekt” hatte das besagte Tiefdruckgebiet, das am Dienstag über die Region hinweg zog. Dieses führte zusätzlich extrem feuchtheiße Luft aus Süden heran. Das spiegelte sich unter anderem in Werten der äquivalentpotentiellen Temperatur (ein kombiniertes Maß aus Feuchte und Temperatur) von deutlich über 70 °C wider – ein für mitteleuropäische Gefilde schon undenkbarer Wert (siehe Abbildung 1, „Synoptische Übersicht”). Dementsprechend hoch war das Potential für anhaltenden Starkregen, zumal das entsprechende Tief auch eine relativ niedrige Zuggeschwindigkeit aufwies. Das wurde auch von den Vorhersagemodellen so erkannt (Abbildung, „Niederschlag 6stündig”).

Aber nicht in den Niederschlagsmengen alleine ist der Grund für die großflächigen Überschwemmungen zu suchen. Eine Hauptursache dafür liegt auch darin, dass die Infrastruktur der Stadt überhaupt nicht auf derartige Niederschlagsmengen ausgelegt ist. Die gefallenen Regenmengen konnten nirgendwo hin abfließen. Einrichtungen wie Kanalisationen o.ä. kennt man in diesen Regionen nicht. Folgerichtig stand das Wasser überall in den Straßen.

Cloud-Seeding

Abschließend muss noch auf das Thema des „künstlich erzeugten Regens” eingegangen werden. Diese These hielt sich (und hält sich auch weiterhin) vor allem in den sozialen Medien. Dabei wurde vermutet, dass aktives sogenanntes „Cloud Seeding” – also das Einbringen von Partikeln in Wolken, damit diese abregnen – aktiv betrieben wurde. Aus meteorologischer Sicht ergibt das überhaupt keinen Sinn. Cloud Seeding wird höchstens betrieben, um Wolken, die sonst „trocken” über eine Region ziehen würden, zum Abregnen zu bringen. Die dabei eingebrachten Partikel (meistens verschiedene Arten von Salzen) dienen dabei als Kondensationskerne, die die Niederschlagsbildung begünstigen sollen. Dieser Effekt ist, sofern überhaupt nachvollziehbar, bis jetzt in qualitativ höchstens marginalen Mengen nachgewiesen. Bei einem derartigen Starkregenereignis dagegen hat es überhaupt keinen Effekt, weil bereits von vornherein genug Niederschlag in der Bewölkung umgesetzt wird, somit auch genug Kondensationskerne vorhanden sind. Zusätzlich eingebrachtes Material hätte quasi keinen Effekt. Des Weiteren stellt sich die Frage, warum man Wolken „impfen” sollte, von denen man ohnehin weiß, dass sie genug Niederschlag bringen werden. Die Vorhersagemodelle hatten das Ereignis schon Tage vorher auf dem Schirm und haben in etwa die Größenordnung an Niederschlagsmenge prognostiziert, die am Ende auch gefallen ist. Effekte wie ebenjenes Cloud Seeding spielen dabei in der Numerik ohnehin keine Rolle, weil sie in der Software gar nicht implementiert sind.

Es bleibt am Ende festzuhalten, dass das, was man diesbezüglich aktuell zu lesen bekommt, reine Spekulation und Gerüchte sind. Substantiierte Belege dafür sucht man dagegen vergeblich. Derartige Phänomene sind nun leider generell gerade im Bereich der Meteorologie nichts neues, aber dieser Frage muss nochmal ein ganz eigenes „Thema des Tages” gewidmet werden.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst